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Dass die Römer in den beiden sizilischen Sklavenkriegen lange Jahre brauchten, um einen Feind zu besiegen, der weder mit den Puniern noch mit den Kelten oder den Makedonen vergleichbar war, hatte auch einen Grund in der politischen Gesamtlage. Während des ersten Sizilienkrieges kämpfte Rom in Spanien bis 133 v. Chr. im keltiberischen Aufstand. Im gleichen Jahr übernahm Rom das ihm testamentarisch übereignete Reich Pergamon und richtete dort die Provinz Asia ein. Die Sklavenrebellion im Osten Siziliens war ein Nebenkriegsschauplatz. Ähnlich war die Lage im zweiten sizilischen Sklavenkrieg. Als er 104 v. Chr. begann, hatte Rom gerade im Jahr zuvor katastrophale Niederlagen in Südfrankreich gegen das Germanenvolk der Kimbern hinnehmen müssen. In jener Zeit, als die wandernden Germanen als ein Wetterleuchten der späteren Völkerwanderungszeit an Roms Nordgrenzen auftauchten, waren die Sklaven Siziliens ein zweitrangiges Problem. Die Entscheidungsschlachten gegen die Germanen waren Roms Siege bei Aquae Sextiae in der Provence 102 v. Chr. über die Teutonen und bei Vercellae westlich von Mailand 101 v. Chr. über die Kimbern. Das Ende des Sklavenkrieges in Sizilien war dagegen weniger auffällig.
Abb. 11
Gladiatoren waren ein beliebtes Motiv der römischen Dekorationskunst. Nur wenige Darstellungen stammen aus der Zeit des Spartacuskrieges; die meisten sind kaiserzeitlich wie hier die Mosaiken aus der großen römischen Villa von Zliten in Libyen (Tripolitanien). 2. Jh. n. Chr.
Spartacus und Sacrovir
Anders als die regional auf Sizilien beschränkten ersten beiden Sklavenkriege entwickelte sich der Spartacusaufstand zu einem Krieg in ganz Italien. Moderne Schriften und Filme haben seit dem 19. Jh. Spartacus noch bekannter gemacht, als er im Altertum je gewesen ist. Der Gladiator Spartacus begann im Jahre 73 v. Chr. in Capua eine Revolte, als ihm mit etwa 70 Gefährten die Flucht aus einer Gladiatorenkaserne gelang (Abb. 11). Der Aufstand war im Frühjahr 71 v. Chr. beendet. Die Revolte brachte den Aufständischen zuerst einige Erfolge, an denen auch als Anführer die beiden Gallier Krixos und Oinomaos beteiligt waren. Am Ende war aber Spartacus der alleinige Führer des Aufstandes. Die römischen Legionen waren durch Kriege in Kleinasien und Spanien gebunden, und man nahm in Rom die Affäre zuerst auch nicht ernst. Als man sich nach einigen blamablen Niederlagen tatsächlich anstrengte, hatten die Aufständischen keine Chance mehr und wurden 71 v. Chr. besiegt.
Spartacus war ein Gladiator aus Thrakien im südöstlichen Balkan und es ist nicht einmal sicher, ob er immer Sklave gewesen war. Keinesfalls war er der charismatische Führer, als den man ihn später oft hinstellte. Seine durch Zulauf von Sklaven und Armen angeschwollenen Truppen ernährten sich durch Requirierung und Plünderung. Die Schätzungen für sein Heer im Jahr 72 v. Chr. belaufen sich auf 40.000 bis sogar 120.000 Menschen, was im Höchstfall eine Armee der Stärke von 20 kaiserzeitlichen Legionen bedeutet hätte. Doch sind nicht nur die Zahlen aus späten Quellen mit Vorsicht zu behandeln; die Menschen der Spartacusarmee waren außerdem nur zum Teil ausgebildete Kämpfer.
Aus den fragmentarischen Quellen ist die Strategie des Spartacus kaum genau zu erschließen. Dass er auf dem Höhepunkt seiner Macht 72 v. Chr. bis zur Poebene, also in das diesseitige Gallien kam, lässt vermuten, dass die Emigration in das Alpengebiet und den Donauraum das Ziel war. Stattdessen wandte die Armee sich wieder nach Süden, bis in Sichtweite Siziliens, wo ein Übersetzen aber anscheinend nicht realisiert werden konnte, da sie über keine eigenen Schiffe verfügte. Crassus schloss die Spartacusarmee in Bruttium, dem heutigen Kalabrien, ein, doch konnte Spartacus die Linien durchbrechen und mit seinen Truppen nach Norden entkommen. Er fiel in einer Schlacht in Süditalien, vermutlich im Quellgebiet des Flusses Sele (heute bei Calobritto, Prov. Avellino, Campanien). Damit war 71 v. Chr. der letzte große Sklavenkrieg des Altertums zu Ende.
Man hätte es dabei bewenden lassen können – aber dann gelangte der Spartacusname in die moderne Politik und in das Propagandarepertoire der Kommunisten und Sozialisten. Im Jahre 1916 formierte sich in Deutschland die extreme Linke in der Spartakusgruppe, die sich 1918 Spartakusbund nannte (maßgebliche Figuren waren Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg). Am 1. Januar 1919 kam dem Spartakusbund die führende Rolle zu, als man die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) gründete. Vier Tage später, am 5. Januar 1919, brach der Aufstand der Berliner Arbeiter aus, den man Spartakusaufstand nannte. Er dauerte nur bis zum 12. Januar und wurde von den Freikorps niedergeschlagen.
Spartacus erfuhr als Freiheitskämpfer bereits seit der Aufklärung des 18. Jhs. in Europa eine hohe Wertschätzung, die sich im 19. Jh. noch steigerte: Schuld am modernen Spartacuskult war sehr stark Karl Marx; er nannte 1861 in einem Brief an Friedrich Engels Spartacus „den famosesten Kerl, den die ganze antike Geschichte aufzuweisen hat“. Damit war es passiert, Spartacus war zum sozialistischen Helden geworden. Die althistorische Forschung des Sozialismus wurde in der Sowjetunion von A. V. Mischulin und E. M. Schtajerman bestimmt, deren von Stalin selbst gebilligten Thesen den Spartacuskrieg als direkten Motor zur Beendigung der antiken Sklavenhalterwirtschaft und des antiken Gesellschaftssystems ansahen, also als soziale Revolution. Die römische Racheorgie mit der von Crassus inszenierten Massenkreuzigung der 6.000 Gefangenen der Spartacusarmee im Jahre 71 v. Chr. entlang der Via Appia zwischen Capua und Rom (Abb. 12) trug auch dazu bei, dass man den Hintergrund der Revolte in großem Licht sah. Die Lehrmeinung im sowjetisch dominierten Sozialismus der Jahre vor 1990 war, dass im Altertum ein Sklave von vornherein ein besserer Mensch als sein Herr gewesen sein musste.
Die Gladiatoren und Mitläufer der Spartacustruppe wollten aber das Sozialsystem der Römer nicht ändern; sie kämpften nur für sich selbst, nicht aber für eine soziale Revolution. Das hat man auch für die Räuberbandenkämpfe der Kaiserzeit feststellen können, die man nicht als Klassenkampf verstehen kann; die Räuberhäuptlinge im weiten Römerreich wollten nie die bestehende Sozialordnung ändern. Am römischen Ständestaat mit der untersten Schicht der unfreien Sklaven hat sich im Übrigen bis zum Ende der Antike nichts geändert; die christlichen Kaiser nach Constantin rührten ebenfalls nicht daran. Wohl aber sorgte seit dem ersten Princeps Augustus die römische Verwaltung dafür, dass man die Sklaven nicht mehr so brutal wie in der späten Republik behandelte. Es kam deshalb auch zu keiner umfassenden Sklavenrevolte mehr.
Der Sacroviraufstand in Gallien im Jahr 21 n. Chr. unter Kaiser Tiberius, an dem auch Gladiatoren teilnahmen, gehörte in eine andere Kategorie: Er ging von lokalen gallischen Aristokraten, nicht von Sklaven aus. Die Revolte war sehr schnell beendet; Kaiser Tiberius musste nicht persönlich eingreifen. Der Historiker Velleius Paterculus nannte als Grund, dass der Aufstand schneller unterdrückt werden konnte als er überhaupt bekannt wurde. Tacitus, unsere Hauptquelle zu diesem Aufstand, beurteilte ihn wesentlich differenzierter.
Iulius Sacrovir war ein romanisierter Kelte aus dem Stamm der Haeduer, die um Augustodunum (Autun) lebten. Die Haeduer waren seit dem späten 2. Jh. v. Chr., als Rom in Südgallien Fuß fasste, immer romfreundlich gewesen. Sie blieben es selbst weitgehend in den Jahren von Caesars Krieg in Gallien 58 – 50 v. Chr. Die Sacrovirrevolte umfasste nur die Provinzen im Norden Galliens, die Gallia Lugdunensis und die Gallia Belgica.
Der Sacroviraufstand war ein Kampf um die eigene traditionelle Lebensweise in Stammesverbänden. Nicht überall wurde der römische Zivilisationsfortschritt als etwas Erstrebenswertes angesehen. In Gallien waren außerdem die Steuerlasten gestiegen, weil die Kriege des Germanicus in Germanien