Vinus und das Auge der Zyklopen: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 4). Jork Steffen Negelen

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Vinus und das Auge der Zyklopen: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 4) - Jork Steffen Negelen

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guten Becher Wein trinken, Fürst Silberhand? Ich habe einige Neuigkeiten für dich und noch viel mehr Fragen.“

      Der Fürst schüttelte den Kopf. „Nein, ich muss die Wachen in der ganzen Stadt kontrollieren. Für dich habe ich jetzt keine Zeit. Doch ich werde dich aufsuchen, wenn es mein Dienst erlaubt. Für heute wünsche ich dir einen guten Abend.“

      Vinus ging allein in die Schankstube des Wirtshauses und sah sich um. Der Wirt kam sofort angelaufen und bat den Kobold, an einem Tisch Platz zu nehmen. Einen Krug mit süßem Wein, einen Becher und ein leckeres Abendmahl brachte eine junge Magd heran und Vinus langte schnell zu. Dabei betrachtete er die anderen Gäste.

      In so einem Wirtshaus konnte man alle möglichen Gestalten finden. An einem Tisch saßen drei Zwerge und redeten mit einem blauen Gnom über einen Handel. Am nächsten Tisch saßen sechs weiße Elfen. Die Wappen auf ihren langen Mänteln verrieten, dass sie Jäger aus dem Flussland waren. Zwei dunkle Sumpfland-Elfen unterhielten sich am Schanktisch mit einem Obinarer und der Wirt selbst war ein Mensch.

      Vinus lenkte seinen Blick zurück auf seinen Teller und seine Gedanken wanderten zu seinen Freunden. Dass er noch vor dem Winter hier nach Bochea reisen musste, das passte ihm gar nicht. Im nächsten Frühjahr wäre ihm die Reise lieber gewesen. Aber wenigstens hatte er diese aufdringlichen Minitrolle nicht mitnehmen müssen. Dieses quirlige Durcheinander und die vielen derben Späße waren nichts für ihn.

      Bestimmt würde Barbaron versuchen, ihn mit seinem Kompass zu überwachen. Doch die Aura der Stadt würde das verhindern. Die Königin Theodora hatte sie wie eine große unsichtbare Glocke über die Stadt gelegt, um zu verhindern, dass jemand mit einem Orakelkristall oder einem ähnlichen magischen Gegenstand das Auge der Zyklopen finden konnte.

      Vinus war so tief in seine Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkte, wie die Magd seinen leeren Becher nachfüllte. Erst als der Wirt an seinen Tisch kam, löste er sich von ihnen. Der Wirt sah ihn freundlich an und wischte den Tisch mit seiner Schürze ab. Vinus legte ein Goldstück auf den Tisch. „Reicht dir das als Lohn für deine Mühen?“

      Der Wirt nickte und steckte das Goldstück schnell weg. „Wenn Du ein Zimmer haben willst, dann sag es mir. Bald ist Sperrstunde und dann darf niemand mehr bis zum nächsten Morgen die Straße betreten. Der Herr der Wachen, Fürst Silberhand, hat das so angeordnet. Vor einigen Tagen wurden im Süden Zentauren gesichtet und jetzt haben die Elfen Angst. Auch die Feen im Tempel und die Riesen sind beunruhigt.“

      Vinus gab dem Wirt ein zweites Goldstück und ließ sich von der Magd ein Zimmer geben. Es war klein und hatte nur einen Tisch, einen Hocker und ein Bett. An dessen Fußende stand eine Truhe. Aus ihr holte die Magd eine Decke und ein Kissen für die Nacht.

      Vinus wollte das Fenster öffnen, doch die Magd war sofort dagegen. „Bitte nicht Herr Kobold, wenn das die Stadtwachen sehen, dann werden sie kommen und wir müssen eine Strafe zahlen. Es ist streng verboten, in der Nacht ein Fenster zu öffnen.“

      Vinus war jetzt sehr verwundert. „Ich war vor vielen Jahren schon ein Mal in dieser Stadt, aber damals gab es solche Verbote nicht. Hier hat sich seit dem vieles verändert.“ Die Magd nickte hastig und verließ das Zimmer.

      Vinus sah zum Fenster. Er konnte durch einen Spalt zwischen den Fensterklappen auf die Straße schauen. Es war niemand zu sehen. Er setzte sich auf das Bett und sah in die Dunkelheit der kleinen Kammer. Seine Gedanken wanderten zu dem Tempel, in dem Theodora, die Königin von Bochea herrschte. Ihr wollte Vinus den Becher geben. Er hoffte, dass sie mit ihrer Weisheit die Veränderung seines Bechers erklären konnte.

      Der Kobold zog seinen Mantel aus und legte sich hin. Seine Gedanken kreisten um den Tempel und der Königin. Der Schlaf überkam ihn und bald war nur noch ein gleichmäßiges Schnarchen zu hören.

      Mitten in der Nacht wachte Vinus jedoch auf. Ein Geräusch ließ ihn in die Höhe fahren und er sah durch den Spalt zwischen den Fensterklappen auf die Straße. Im Schein des Mondlichtes konnte Vinus zwei Gestalten erkennen. Der eine war groß und schlank, der andere eher klein und von breiter Gestalt. Vinus rieb sich den Schlaf aus den Augen. Waren diese beiden Kerle nicht der Obinarer und der blaue Gnom. Er hatte sie im Schankraum gesehen.

      Die Neugierde plagte sofort den Kobold und er wollte wissen, was sie mitten in der Nacht trotz Sperrstunde auf der Straße zu suchen hatten. Er sah, wie die Beiden in die Richtung des Tempels davon schlichen. Vorsichtig öffnete Vinus das Fenster und er sprang auf die Straße. Mit einem magischen Wink schloss er das Fenster wieder. Dann schlich er dem Obinarer und dem Gnom nach. Drei Mal mussten sie sich vor den Wachen der Elfen verstecken. Für Vinus wäre es leicht gewesen, Alarm zu schlagen, doch er tat es nicht. Er wollte wissen, was die anderen vorhatten.

      Je näher sich der Obinarer und der Gnom an den Tempel schlichen, des so heller wurde die Umgebung durch die Fackeln der Wachen. Doch sie kamen unerkannt in den Hinterhof eines Hauses an, das dem Tempel direkt gegenüberstand. In der Mitte des Hofes stellten sie sich hin und der blaue Gnom zog eine magische Rute aus einer Tasche seines Mantels. Vinus war mit seiner Flugschale das letzte Stück des Weges geflogen und leise auf dem Dach des Hauses gelandet. Jetzt konnte er das erste Mal einem blauen Gnom bei seiner Arbeit zusehen. Der Kobold ahne, was jetzt geschehen würde.

      Mit der magischen Rute hatte der Gnom eine große Wasserader gefunden. Durch eine Beschwörung ließ dieser Gnom ein Loch im Boden des Hofes entstehen. Sie stiegen hinein und das Loch verschloss sich hinter ihnen. Es sah aus, als wären sie nie hier gewesen. Vinus wusste nun, was zu tun war. Jetzt musste er die Wachen alarmieren.

      Mit seiner Flugschale landete er direkt vor dem Lagerfeuer einiger Wachen am Tor des Tempels. Den verdutzten Kriegern rief er zu. „Gebt Alarm, es sind zwei gefährliche Diebe in den Tempel eingedrungen!“

      Sofort dröhnte ein Horn durch die Stille der Nacht und Fürst Silberhand kam mit weiteren Kriegern angelaufen. Vinus rief ihm zu, das er den Tempel unbedingt nach den beiden Dieben durchsuchen sollte. Der Fürst teilte seine Krieger in mehrere Gruppen ein und rief dem Kobold zu. „Folge mir, einen Kobold wie dich kann ich jetzt gut gebrauchen.“

      Vinus flog einfach dem davoneilenden Fürsten hinterher. Im Tempel wurde es immer lauter. Waffen klirrten und die Rufe der Wachen waren weithin zu hören. Ihre Stiefel stampfen auf den Boden auf und die Königin Theodora erschien im großen Saal. Ihre Dienerinnen hielten Fackeln in den Händen und ihr Ruf hallte durch den Tempel. „Fürst Silberhand, könnt Ihr mir erklären, was dieser nächtliche Lärm zu bedeuten hat?!“

      Der Fürst lief zur Königin und verbeugte sich kurz. „Ein alter Freund beehrt uns mit seiner Anwesenheit und zeigt uns, wie nützlich er uns sein kann. Seht, hier ist der Kobold Vinus. Er hat zwei Diebe entdeckt. Sie sollen sich bereits im Tempel befinden. Jetzt suchen wir sie.“

      Die Königin schaute verwundert zu Vinus. Der schwebte immer noch mit seiner Flugschale im Saal. Der Kobold grüßte mit einer Handbewegung. „Verzeiht die Störung zu dieser Stunde, verehrte Königin, aber Euer Tempel ist in Gefahr. Ein blauer Gnom und ein Obinarer sind durch eine Wasserader in Eure heiligen Hallen eingedrungen. Bestimmt sind sie schon in den Gewölben und suchen nach Beute. Der Gnom hat eine magische Rute bei sich. Das ist ein gefährliches Ding.“

      Die Königin war entsetzt. „Was, wir haben Diebe im Gewölbe? Oh nein, so einen Frevel lasse ich nicht zu! Wo ist meine Tochter Helena?! Wir müssen zum Wächter, die Tafel ist in Gefahr!“

      Die Prinzessin zog ihre Mutter am Ärmel ihres Mantels. „Ich stehe genau hinter dir, Mutter. Jetzt beruhige dich und lass mich mit dem Schlüssel vorausgehen.“

      Die Prinzessin nahm ihre Mutter an die Hand und zog sie zur Mitte des Saals. Dort führte eine steile Wendeltreppe in das Gewölbe

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