Vinus und das Auge der Zyklopen: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 4). Jork Steffen Negelen

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Vinus und das Auge der Zyklopen: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 4) - Jork Steffen Negelen

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der Stadt

      Der Kobold war von dem Wirtshaus in den Tempel umgezogen und bewohnte jetzt ein geräumiges Zimmer neben den Gemächern der Königin. Das gefiel ihm schon besser. Die weitläufige Tempelanlage war das Erste, was er sich an diesem sonnigen Tag in aller Ruhe ansah. Dabei begleitete ihn Prinzessin Helena.

      Im Garten stand zwischen einigen Bäumen und Sträuchern ein kleines Häuschen. Davor standen ein steinerner Tisch und eine steinerne Bank. Dort setzten sie sich hin und ließen sich von den Dienerinnen der Königin bewirten. Diese Dienerinnen waren ebenfalls Feen. Mit ihren langen weißen Gewändern schienen sie zu schweben und mit ihrem lieblichen Lächeln hatten sie wohl schon so manchen Gast des Tempels in ihren Bann gezogen.

      Vinus beachtete sie kaum, denn er betrachtete immer wieder den Tisch und die Bank. Dann schüttelte der Kobold verwundert den Kopf. Er rückte sich seinen dreieckigen Hut zurecht und fragte schließlich die Prinzessin nach der Herkunft dieser sonderbaren Möbel.

      Helena lachte, denn sie fand den Kobold einfach lustig. Dann beantwortete sie seine Frage. „Diese beiden Dinge stehen hier schon immer. Sie sind älter als die Stadt, denn sie stammen aus der Zeit der Erz-Elfen.“

      Vinus war erstaunt. „Ach wirklich, von diesen Erz-Elfen habe ich schon in den Büchern meines Bruders Artur gelesen. Waren die nicht unsterblich?“

      Helena nickte und zeigte mit einer Gabel auf die Bank. „Hier haben sie einst gesessen und genau wie wir gegessen und getrunken. Viele sagen, es wäre eine schöne Zeit gewesen. Doch ich habe im Archiv unseres Tempels die Schriften über diese Erz-Elfen gelesen und ich sage dir, sie haben sich gestritten und bekämpft. Es ging, wie immer, um Macht und Liebe. An dieser Zeit war nichts schöner oder gar besser als an unserer Zeit. Einige von ihnen waren mächtige Magier. Sie zeugten viele Nachkommen und zogen in zahlreiche Kriege. Am Ende haben sie sich dann gegenseitig vernichtet. Übrig geblieben sind nach den Kriegen nur noch einige ihrer Nachkommen. Das waren die Hoch-Elfen. Sie waren nicht mehr so mächtig und die meisten kannten auch nicht mehr das Geheimnis der Unsterblichkeit. Sieben weiße Männer dieser Hoch-Elfen überlebten alle Kriege. Sie wurden zu Zauberern und sollen sich in einem magischen Zirkel vereint haben. Keiner weiß noch, ob das wahr ist. Doch von den Hoch-Elfen stammen die weißen Elfen ab und auch wir, die weißen Feen. Viele nehmen an, dass wir unsterblich sind. Doch das stimmt nicht. Wir werden nur verdammt alt.“

      Vinus zerteilte mit seinem Messer einen Apfel und gab eine Hälfte der Prinzessin. „Ich würde gern noch ein wenig mit dir durch die Stadt gehen und mich in ihrer Umgebung etwas umsehen. Möchtest du mitkommen, Helena.“

      Die Prinzessin schüttelte den Kopf und ihr weißes, lockiges Haar flog durch die Luft. „Nein, das geht nicht. Ich muss nach meiner Mutter sehen. Bestimmt hat sie wieder eine Aufgabe für mich.“

      Das verstand Vinus gut. „Ich weiß, du hast viele Pflichten zu erfüllen. Ich werde mich also allein auf den Weg machen. Bis zum Abend bin ich im Tempel zurück. Dann können wir ja noch einen guten Tropfen trinken.“

      Helena lachte, doch ihre Augen verrieten dem Kobold ihre heimlichen Sorgen. Sie ließ den Kobold allein im Garten zurück. Kaum war sie gegangen, da rückte Vinus sich seinen Hut auf seinem Kopf zurecht und flüsterte vor sich hin. „Diese Feen denken wohl, sie können einen Kobold zum Narren halten. Selbst dieser Barbaron würde sie sofort durchschauen und erkennen, dass hier so einiges nicht stimmt. Jetzt sehe ich mir die Stadt an. Bestimmt finde ich einen Hinweis. Ich muss nur gründlich genug suchen.“

      Der Kobold ging vom Tempel direkt zum Marktplatz. Dort boten die Händler an ihren Ständen die schönsten Waren an. Sie kamen von überall her und versuchten, sich beim Feilschen zu überbieten.

      Vinus sah sich das bunte Treiben bis zum Mittag an. Er wollte schon in ein Wirtshaus gehen, um einen guten Braten und einen leckeren Wein zu bekommen. Doch kurz vor dem Wirtshaus sah er plötzlich zwei Gestalten unter der löchrigen Leinenplane eines Bauernkarrens verschwinden. Er traute beinah seinen Augen nicht, doch er erkannte den Obinarer und den blauen Gnom. Hatte der Fürst Silberhand diese beiden Diebe nicht eingesperrt? Zwei Steppenland-Elfen halfen ihnen sogar und setzen sich auf den Karren. Sie trieben die Pferde zur Eile an und verschwanden schnell zum Tor hinaus. Niemand hielt das Gespann auf.

      Vinus sah sich um. Er stand genau vor dem Haus der Kriegergilde. Von diesem Haus aus führte der Fürst die Stadtwachen. Wer ihn suchte, der konnte ihn meist hier finden. Doch warum verhalfen seine Krieger den beiden Dieben zur Flucht?

      Der Kobold ging zum Tempel zurück und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Die Wachen ließen ihn ungehindert hinein. Er kam bis zum großen Saal. Dort sah er Helena. Er wollte sie schon ansprechen, doch sie ging in den Flur zu den Schreibstuben. Vinus folgte ihr und holte sie an der Tür zum großen Archiv des Tempels ein.

      Die Prinzessin war sichtlich erschrocken, als sie den Kobold sah. „Was machst du denn hier? Ich dachte, wir wollten uns erst heute Abend treffen? Ist dein Durst so groß, dass du jetzt schon mit mir einen Becher Wein trinken willst?“

      Vinus sah sie verärgert an und hielt sie am Ärmel ihres Kleides fest. „Lass den Quatsch, ich bin jetzt nicht für deine Scherze zu haben. Wir beide werden uns gleich unterhalten und du wirst mir erklären, was in eurer Stadt los ist.“

      Mit einem Wink ließ Vinus die Tür zum Archiv aufgehen und er schob die Prinzessin hinein. Er schloss die Tür hinter sich und sah sich um. Helena ging zu einem Tisch und setzte sich. Der Kobold nahm ihr gegenüber Platz und fragte sie mit einem strengen Ton in seiner Stimme. „Also, meine liebe Prinzessin, was hast du mir zu sagen?“

      Helena sah den Kobold mit einem verlegenen Blick an und seufzte. „Na gut, du wirst es ja früher oder später doch erfahren. Meine Mutter kann die Aura der Stadt nicht mehr lange aufrechterhalten. Die Steppenland-Elfen können das spüren. Sie werden sich bald gegen uns auflehnen und dann wird es zum Kampf kommen. Wir haben Boten zum Fürsten der dreiäugigen Riesen geschickt und ihn um Hilfe gebeten. Er heißt Taurus und er war uns bis jetzt immer ein guter Verbündeter. Einige Wachen an den Toren der Stadt und vor dem Tempel sind Riesen. Sie werden von Prinz Artem geführt, dem Sohn von Taurus. Artem lässt sich von Fürst Silberhand nicht viel sagen. Deshalb gab es schon einigen Streit und meine Mutter musste ihn immer wieder schlichten. Außerdem ist Artem gerade nicht in der Stadt, denn viele Riesen gehen im Herbst auf die Bärenjagd. Mehr kann ich dir jetzt nicht sagen.“

      Vinus Augenbrauen zogen sich eng zusammen und auf seiner Stirn waren deutlich einige Zornesfalten zu erkennen. Er stützte sich auf den Tisch auf und rief. „Oh doch, du kannst mir bestimmt noch mehr sagen! Ich würde gern wissen, warum die Krieger von Fürst Silberhand die beiden Diebe heute mit einem alten Bauernkarren aus der Stadt geschmuggelt haben! Die Kerle haben sich unter einem Fetzen aus Leinenplane versteckt und zwei Elfen haben sie aus der Stadt kutschiert!“

      Erschrocken hielt Helena Vinus ihre Hände vor dessen Mund. „Pst, jetzt schrei doch nicht so laut. Man kann dich ja im ganzen Tempel hören. Sprich leise mit mir, ich bitte dich.“

      Vinus drückte ihre Hände weg. „Na gut dann spreche ich eben etwas leiser. Aber meine Fragen wirst du mir trotzdem beantworten. Oder ich hole mir den Becher des Schöpfers von deiner Mutter zurück. Das ist für mich eine Kleinigkeit. Wenn du das nicht willst, dann beantworte mir meine Fragen.“

      Helena nickte und sah vor sich hin auf den Fußboden. „Meine Mutter hatte mit dem Fürsten Silberhand vor einiger Zeit einen Streit. Es ging um einen Schlüssel. Er muss etwas ganz Besonderes sein. Mit ihm kann man den Wächter des Auges der Zyklopen kontrollieren. Ohne diesen Schlüssel lässt er niemanden an diese heilige Tafel heran. Der Fürst denkt wohl aus irgendeinem Grund, dass ihm der Schlüssel zusteht. Deshalb hat er bestimmt die beiden Diebe selbst beauftragt, im Tempel einzubrechen

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