Vinus und das Auge der Zyklopen: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 4). Jork Steffen Negelen
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Vinus und das Auge der Zyklopen: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 4) - Jork Steffen Negelen страница 7
Völlig durchnässt kamen der Obinarer und der Gnom in dieser Grotte an. Mit der Hilfe seiner magischen Rute konnte der Gnom die finstere Grotte beleuchten. Außer zwei großen Löchern, durch die das Wasser hinein und wieder hinaus floss, gab es noch drei Türen. Die ersten beiden Türen waren klein und unscheinbar. Die andere Tür war dagegen groß und breit. Hinter dieser Tür vermuten die beiden Diebe einen besonderen Schatz. Gerade wollte der Gnom mit seiner Rute die große Tür öffnen, da sprang eine der beiden kleinen Türen auf und die Königin stürmte mit ihrem Gefolge in die Grotte. Sofort warf sie mit ihren Zauberkräften die Eindringlinge zu Boden und die Wachen stürzen sich auf sie. Gefesselt an Händen und Füßen wurden sie davon getragen.
Erstaunt schaute der Kobold den Wachen nach. Er hatte eigentlich mit etwas mehr Gegenwehr gerechnet. Dass sich diese Kerle so einfach fangen ließen, das hätte er nicht gedacht.
Einige Minuten später standen die beiden Übeltäter im großen Saal des Tempels vor der Königin. Grimmig sah sie sich die dreisten Gestalten an. Sie setzte sich auf ihren Thron und sprach zu ihnen. „Was jetzt auf euch für eine Strafe zukommt, das könnt ihr Diebe euch doch denken. Wir werden euch morgen vor der Stadt hängen lassen. Das ist mein Urteil für euch Verbrecher.“
Fürst Silberhand mischte sich sogleich ein. „Entschuldigt, meine Königin, doch dieses Urteil könnt Ihr nicht verhängen. Das wäre zu hart, trotz der nächtlichen Aufregung. Sie haben keinen Schaden verursacht und Ihr habt sie noch nicht einmal angehört.“
Die Königin sah den Fürsten überrascht an. „Wollt Ihr, Fürst Silberhand, mir damit sagen, dass ich kein gerechtes Urteil gefällt habe? Oder wollt Ihr mich über unsere Gesetze aufklären?“
Vinus erkannte die Feindseligkeit im Blick des Fürsten und er spürte die Kälte in seiner Stimme, als er der Königin antwortete. „Lasst es für heute Nacht genug sein, Königin Theodora. Eure Schätze sind sicher verwahrt und es gibt keinen Grund für Eure unnötige Härte. Ich werde diese beiden Diebe in Gewahrsam nehmen und sie in sieben Tagen aus der Stadt werfen lassen. So ist das Gesetz und so soll es geschehen.“
Die Königin erhob sich von ihrem Thron und auch ihr Blick gab ihre Wut wieder. Trotzdem sprach sie unerwartet ruhig. „Fürst Silberhand, ich habe mich wohl etwas von meinem Zorn hinreißen lassen. Natürlich werden sie bestraft, wie Ihr es sagtet. Ich ziehe mich jetzt in meine Gemächer zurück.“ Sie gab ihrer Tochter einen Wink und ging.
Die Prinzessin kam auf Vinus zu und lächelte ihn an. „Meine Mutter würde sich gern mit dir unterhalten. Jetzt zu Bett zu gehen hat keinen Sinn mehr. Die Nacht ist gleich vorbei und nach dieser Aufregung kann die Königin nicht mehr schlafen.“
Vinus nickte nur und stieg von seiner Flugschale ab. Er steckte sie ein und folgte der Prinzessin. Vom Saal führte ein Flur zu den königlichen Gemächern. Eines dieser Gemächer war ein Arbeitszimmer. Die Königin saß an einem Tisch und lass in einem Brief, als Helena und Vinus hereinkamen. Ohne viele Umstände bat sie den Kobold, sich in einem bequemen Sessel zu setzen. Dann bot sie Vinus einen guten Wein in einem Kelch an und trank selbst einen Schluck.
Helena hatte das Zimmer verlassen und der Kobold leerte den Kelch in einem Zug. Dann stellte er ihn auf den Tisch.
Die Königin sah ihn aufmerksam an. „Mein lieber Vinus, dein Durst scheint nicht schwächer zu werden. Seid unserer letzten Begegnung ist sehr viel Zeit vergangen, doch du bist nicht um einen Tag gealtert. Ist das bei euch Kobolden so üblich?“
In Vinus Kopf arbeiteten die Gedanken, doch er lächelte und antwortete der Königin. „Wir Kobolde sind von einer besonderen Art. Uns gibt es nur sieben Mal in dieser schönen Welt. Warum sollten wir es also eilig mit dem Alter haben. Das kommt bestimmt noch früh genug.“
Die Königin sah auf den Tisch und zeigte mit einer Gänsefeder auf die vielen Briefe und Berichte, die vor ihr lagen. „Das alles sind Schriftstücke, die ich von Königen und Fürsten bekomme. Manche sind auch von Kaufleuten und Handwerkern. Sie alle berichten mir, was sich in dieser Welt zugetragen hat. Krieg, Frieden, Glück und unsägliches Leid sind da oft eng beisammen. Was dem einen Kaufmann Wohlstand bringt, das lässt den anderen Kaufmann arm werden. Viele möchten einen guten Rat von mir, oder sogar dringende Hilfe.“ Theodora sah dem Kobold in die Augen und sprach weiter. „Doch jetzt brauche ich selbst einen guten Rat und dringende Hilfe. Verstehst du das, Vinus?“
Der Kobold holte tief Luft und zog ein Bündel aus seiner Manteltasche. Er wickelte es aus und der Becher des Schöpfers kam zum Vorschein. Vorsichtig stellte er ihn auf den Tisch. „Als ich vor langer Zeit von Euch ging, Königin Theodora, da wollte ich unbedingt der Wächter dieses edlen Gefäßes sein. Ich wollte ihn beschützen und dachte, wenn ich ihn hätte und nicht ihr, dann wäre Eure Macht nicht so groß und ihr könntet sie dann auch nicht falsch gebrauchen. Doch nun hat sich der Wein, der immer im Becher war, in Blut verwandelt. Ich bin also zu Euch geeilt, weil auch ich Rat und Hilfe suche.“
Die Königin sah in den Becher und erschrak. „Seit der Zeit der ersten Feen ist dieser Becher in unserer Welt. Er hat dem durstigen Wanderer immer Wein gespendet, so wie der Feenbecher Wasser aus den heiligen Quellen unserer Grotte gibt. Wir Feen konnten früher die Wege des Schicksals genau vorherbestimmen, doch die Zeit der Orakel ist vorbei. Jetzt sind wir auf die Hilfe von weißen Elfen und Riesen angewiesen und wir können unsere Stadt nicht mehr selbst schützen. Wenn du mir den Becher des Schöpfers überlässt und ich ihn mit der Altartafel vereinen kann, wird sich meine Kraft so stark vermehren, dass ich wieder die Wege des Schicksals erkennen kann. Dann werde ich nicht nur eine Feenkönigin sein, dann bin ich viel mehr.“
Sie sah den Kobold eindringlich an. „Verstehst du es? Ich werde wieder meine alten Kräfte haben und ein Orakel sein. Doch da ich es noch nicht bin, vermag ich dir auch nicht zu sagen, was den Wein des Bechers in Blut verwandelt hat. Es muss eine dunkle Macht dahinter stecken.“
Vinus nickte bedächtig. „Wenn Ihr das Ritual des Schöpfers vollzogen habt und sich der Becher von selbst auf die Tafel stellt und wenn er wieder Wein von sich gibt, dann wird die alte Kraft der Feen zu Euch zurückkehren. Doch vorher habe ich noch eine Frage. Was war das vorhin für ein seltsamer Urteilsspruch?“
Die Königin verzog das Gesicht, als hätte sie in etwas sehr saures gebissen. „Das war nichts weiter. Der Fürst und ich, na ja, wir haben da so eine kleine Meinungsverschiedenheit. Er ist der Anführer der Kriegergilde und der Wachen. Das bedeutet, dass er eigentlich auch als Richter die Urteile über die Verbrecher fällt. In letzter Zeit haben wir uns ein wenig gestritten. Aber ich halte ihn trotzdem für einen treuen Freund und vertraue ihm.“
Vinus stand auf und sah zum Fenster. Es wurde langsam hell und er hatte seine Aufgabe erfüllt. Das war sogar schneller geschehen, als er es wollte. Sein Blick wanderte zum Becher auf dem Tisch und er spürte, dass es ein endgültiger Abschied von ihm war. „Königin Theodora, Ihr könnt den Becher behalten. Ich überlasse ihn Euch. Hoffentlich gehen Eure Wünsche in Erfüllung.“
Mit einem gütigen Lächeln verabschiedete sich die Königin von dem Kobold. „Mein lieber Vinus, du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde gut auf den Becher achten. Das verspreche ich dir. Bleib in der Stadt, solange du willst. Ich lasse dir im Tempel ein Zimmer herrichten. In einigen Tagen ist Vollmond. Dann können wir das Ritual vollziehen und du wirst sehen, dass es nichts gibt, was dir Sorgen bereiten könnte.“
Vinus dankte der Königin für ihre Worte, doch