Schroeders Turm. Rex Schulz

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Schroeders Turm - Rex Schulz

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nicht …

       Vorspiel

      Allysia Lehmann kroch durch den Rohrschacht und schaute dabei konzentriert auf ihren Scanner.

      Bis jetzt alles okay, dachte sie. Na ja, eigentlich wie immer.

      Seit sie nach ihrer Ausbildung den Job beim Wartungsdienst angetreten hatte, war noch nie ein Fehler in den Rohrleitungen aufgetreten.

       Also, weiter.

      Sie wischte sich mit dem Handrücken etwas Schweiß von der Stirn, als sie das Schaben hinter sich hörte. Als würde ein Käfer über Glas krabbeln und mit seinen Beinen Kratzer in die Oberfläche ritzen. Doch sie konnte nichts hinter sich entdecken, der Schacht war bis auf sie leer.

       Na, hab ich mir wohl eingebildet.

      Meter für Meter arbeitete sie sich an den Rohrleitungen entlang und kontrollierte deren Zustand auf ihrem Scanner. Vielleicht würde sie nach ihrer Schicht mal wieder ausgehen und sich mit Freunden treffen. Und vielleicht wäre dann auch mal ein netter Typ dabei.

       Da, schon wieder!

      Da war wieder dieses Schaben und Kratzen, aber der Schacht war leer. Litt sie an Halluzinationen oder war ihr nur zu heiß und die abgestandene Luft im Schacht machte ihr was vor?

      Werd doch nicht bekloppt, Allysia, dachte sie und widmete sich wieder ihrer Arbeit.

      Schon wieder musste sie sich den Schweiß von der Stirn wischen, der ihr plötzlich in Strömen übers Gesicht rann. Sie bekam nun ernstliche Probleme, etwas auf ihrem Scanner zu erkennen, da ihr der Schweiß in die Augen floss. Sie wischte wieder und wieder über ihre Stirn und übers Gesicht, aber der Schweiß hörte nicht auf zu fließen. Zudem wurde ihr nun auch noch schwindelig und die Luft wurde knapp.

      Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Schachtwand und versuchte tief durchzuatmen. Es wurde ihr aber nicht besser, sie rang nach Luft, sie schwitze wie ein Schwein und langsam begannen sich ihre Gedanken zu verwirren.

      Oh, Mist, ich falle in Ohnmacht, waren ihre letzten Gedanken, bevor sie sanft und leicht wie eine Feder in die Dunkelheit schwebte.

      Martha Blumenzweig liebte den Geruch von frisch gewaschener Wäsche.

      Deshalb hatte sie den Job in der Turmwäscherei angenommen, obwohl sie sich mit ihrem Abschluss etwas Besseres hätte aussuchen können.

      Heute arbeitete sie an der Heißmangel, etwas abseits der anderen Waschautomaten. Es war heiß und die Luft war schwer vom Wasserdampf, ihre Kolleginnen sah sie nur leicht verschwommen durch diesen Dunst. Sie legte Wäschestück für Wäschestück auf das Förderband der Mangel und hing ihren Gedanken nach. Eigentlich könnte sie mal wieder ins Schwimmbad gehen oder durch den Tierpark von Turm 17 schlendern.

      Plötzlich vernahm sie ein Kratzen und Klappern neben sich hinter der Lüftungsklappe an der Wand.

      Ist wohl locker, dachte sie und legte einen Stapel Wäsche auf das Förderband.

      Da kratzte erneut etwas von innen an der Lüftungsklappe.

       Vielleicht hat sich da ein Tier rein verirrt?

      Sie unterbrach ihre Arbeit und schaute sich die Klappe genauer an. Sie war unten nicht verriegelt und Martha konnte sie ganz leicht nach oben klappen. Sie spähte hinein, aber es war kein Tier zu sehen.

       Vielleicht hat es sich erschreckt und ist tiefer in den Schacht gekrochen.

      Da es ziemlich dunkel im Schacht war, beugte sie sich leicht vor und steckte ihren Oberkörper hinein.

      Urplötzlich überkam sie ein Gefühl von Schwindel und Übelkeit.

       Hups, was ist jetzt mit mir los?

      Sie stützte sich mit beiden Händen an der Wand ab und wollte gerade ihren Kopf aus dem Klimaschacht ziehen, als sie förmlich erstarrte. Ihr ganzer Körper schien eingefroren und sie konnte keinen Muskel mehr rühren.

      He, was soll das denn jetzt!!, dachte sie noch, aber da fielen ihr schon die Augen zu und sie stürzte in eine bodenlose Finsternis.

      Melany Mandel schloss die Verkleidung des Generators und wischte sich das Öl mit einem Lappen von den Händen. Seit mehreren Stunden hatte sie hart gearbeitet, um das Getriebe des Generators wieder in Gang zu setzen, denn jeder Generator war wichtig für den Turm, schließlich brauchten sie alle Energie. Und hier oben wurde die Energie für den Turm gewonnen – mittels Windflügeln, die außen in der Fassade saßen.

      Sie setzte sich auf den Boden und holte sich eine Flasche Wasser aus ihrem Werkzeugkoffer, schraubte diese auf und trank in langen Schlucken. Sie fühlte sich ganz schön geschlaucht von der Arbeit, aber auch zufrieden, dass sie diesen Auftrag erledigt hatte.

      Mal schauen, vielleicht gönne ich mir heute was Besonderes, dachte sie.

      Möglichkeiten zur Entspannung gab es im Turm genug, ob Kino, Theater oder Museum der Vorzeit. Sie würde sich heute auf jeden Fall belohnen. Sie hatte sogar noch einen Scheck für einen Restaurantbesuch. Dort gab es echtes Fleisch, richtigen Fisch, frisches Gemüse und Obst. Das wäre dann mal was anderes als immer nur diese Nahrungsriegel, von denen die Bevölkerung des Turmes sich normalerweise ernährte.

      Als sie die leere Wasserflasche zurück in ihre Kiste packen wollte, hörte sie das Geräusch zum ersten Mal. So als würde Metall aufeinander schleifen. Sie ging um den Generator herum, aber er lief rund und fast lautlos. Das Geräusch kam von weiter hinten in der Generatorhalle. So ging sie zum nächsten Anlagenblock und weiter zum übernächsten, aber die Generatoren liefen ohne Mängel.

      Da hörte sie das Geräusch erneut, aber weiter hinten, schon fast am Ende der Halle, am letzten Geräteblock. Seltsamerweise lief auch dieser Generator reibungslos. Das Kratzen schien aus dem Klimaschacht dahinter zu kommen.

      Sie näherte sich der Klappe, doch plötzlich wurde ihr schwarz vor den Augen und sie fiel auf Hände und Knie.

      Was ist das denn?, dachte sie und wollte sich gerade aufrichten, aber dazu hatte sie keine Kraft mehr. Schwer nach Atem ringend legte sie sich auf den Rücken und blieb erst einmal keuchend so liegen.

       Mist, hab ich mir was eingefangen oder was?

      Sie rollte sich herum und versuchte erneut, auf die Beine zu kommen. Langsam stemmte sie sich in die Höhe und stand nun doch endlich, zwar etwas wackelig, auf ihren Beinen. Ihr lief der Schweiß in Strömen über den Körper und ihr war noch immer etwas flau. Die Generatorhalle verschwamm langsam vor ihren Augen und sie hatte das Gefühl, als würde ihre gesamte Wahrnehmung nachlassen. Hören konnte sie nun auch nichts mehr und auch nichts riechen, obwohl es hier doch nach Öl und heißen Maschine duften sollte.

       Was ist denn los mit mir, verdammt?!

      Da senkte sich eine wohltuende Schwärze über ihr Bewusstsein.

      Sören Maibach biss die Zähne zusammen und machte noch einen Klimmzug.

       Nur noch zwei,

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