Die Nadel des Todes. Joachim Bräunig

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Die Nadel des Todes - Joachim Bräunig

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verführte die Kinder oftmals eigene Wege zu gehen und sich unangemessen von ihren Eltern zu entfernen, sodass es nicht selten vorkam, dass die Eltern nervös nach ihren Kindern suchten. An der Mole waren nur noch wenige Strandkörbe aufgestellt, die meisten befanden sich im Bereich des Hotels „Neptun“. Diese waren stets belegt, sodass sich viele Badegäste ihren Platz dazwischen suchten. Viele Urlauber genossen am alten Strom das vorzügliche Angebot an frischem Fisch und deren unterschiedliche Zubereitung. Besonders begehrt waren Fischbrötchen und geräucherte Waren, deren Preis in den letzten Jahren deutlich zugelegt hatte, aber die Urlauber sagten sich, wir haben nur einmal im Jahr Urlaub und bezahlten bereitwillig die überhöhten Preise.

      Die Kriminalisten hatten gemeinsam einen Ausflug in die Hansestadt Rostock unternommen und waren die Lange Straße entlang gebummelt. Die vielen Einkaufsmöglichkeiten hatten besonders die Frauen beeindruckt, die des Öfteren in einer Boutique oder einem Kaufhaus verschwanden, sodass sich dieser Bummel mehr als erwartet in die Länge zog. Die Männer warteten dann geduldig vor den Geschäften und schauten sich das Treiben auf der Einkaufsmeile an. Begünstigt durch das schöne Wetter hatten sie auf der Terrasse einer Gaststätte zu Mittag gegessen und sich anschließend einige Sehenswürdigkeiten der Stadt angeschaut.

      Bei ihren gemeinsamen Ausflügen hatte sich Philipp stets als Fahrer angeboten und die beiden Kommissare hatten diese Einladung gern angenommen. Jana saß bei ihrem Freund im Fond des Wagens, während sich die Familien Ullmann und Schlosser im sogenannten Wohnbereich des Mobiles aufhielten und die Männer konnten dabei eine Flasche Bier trinken. Philipp Schroeder war ein begeisterter Autofahrer und freute sich, seinen neuen Freunden einen Gefallen tun zu können. Für ihn war dieser Urlaub gemeinsam mit Jana die erste Gelegenheit, sich richtig kennenzulernen, denn bis jetzt war es auf Grund ihrer beruflichen Tätigkeit nur selten zu längeren gemeinsamen Unternehmungen gekommen. Philipp war in Berlin fest in seine Aufgabe eingebunden, welche auch oft mit Sonderaufgaben verbunden war, sodass es häufig geschah, dass geplante Verabredungen abgesagt werden mussten, das gleiche traf für Jana mit ihrer Arbeit bei der Brandenburger Mordkommission zu. Beiden war die Freude an diesem Urlaub deutlich anzumerken und das positive Verhältnis zu ihren Gefährten trug zum Gelingen des Unternehmens teil.

      Die Stimmung in den bisherigen Tagen des gemeinsamen Miteinanders war an allen Tagen gut und es wurden die täglichen Aufgaben zur Besorgung der Mahlzeiten oder anderer kleinerer Überraschungen gut untereinander aufgeteilt und keiner fühlte sich benachteiligt oder bevorzugt. Alle freuten sich im Verlaufe des Tages bereits auf die allabendlichen gemeinsamen Stunden mit reichlichem Gesprächsstoff über vergangene Tage und Erlebnisse, die für reichliches Schmunzeln und viele Lacher gesorgt hatten, wobei gegebene unterschiedliche Meinungen in ruhigem und sachlichem Ton besprochen wurden und immer einvernehmlich endeten. Mit ihren jeweiligen Nachbarn auf den Campingplätzen hegten sie ein gutes Verhältnis und es wurde, wie unter Campern üblich, stets bei Problemen geholfen.

      Die erste Woche ihres gemeinsamen Urlaubes an der Ostsee war für alle viel zu schnell zu Ende gegangen, aber sie hatten sich auf die zweite Woche an der Nordsee gefreut, da noch keiner von ihnen an der Nordsee war. Bei der Aufstellung ihrer Fahrzeuge musste erneut, wie an der Ostsee, Jana Schubert mit ihrem Charme versuchen, den Platzwart von der Notwendigkeit der U-förmigen Aufstellung zu überzeugen. Jana Schubert war eine sehr hübsche Frau und verstand es gut, ihren Gesprächspartner für sich einzunehmen, wobei sie diesen stets ausreden ließ und auf dessen Argumente einging, sodass er sich niemals übergangen fühlte.

      „Sie können ihre Wagen nicht so aufstellen“, hatte der Platzwart beharrt.

      „Wenn wir unsere Wagen nach unseren Wünschen aufstellen, benötigen wir weniger Platz“, hatte Jana anfangs versucht den Platzwart zu überzeugen.

      „Wir können eine Probe machen“, sprach der Platzwart.

      Jana Schubert hatte sofort erkannt, dass sie auf diesem Weg bei ihm keinen Erfolg haben würde und änderte ihre Strategie.

      „Wir sind das erste Mal an der Nordsee und möchten es genießen.“

      „Das können sie auch bei einer anderen Aufstellung“, blieb der Platzwart hartnäckig.

      „Wir sind drei engverbundene Familien und möchten unsere Abende nach unseren Vorstellungen genießen, ohne unsere Nachbarn zu stören.“

      „Camper untereinander stören sich niemals“, behauptete der Platzwart.

      „Ich weiß, aber wir haben uns sehr auf unseren Urlaub an der schönen Nordsee gefreut. Sie müssen wissen, wir sind das erste Mal an der Nordsee“, sagte Jana und setzte ihr schönstes Lächeln auf.

      „Sie waren noch nie an der Nordsee?“

      „Nein und wir möchten es genießen.“

      „Wie war ihre Anfahrt?“, fragte nun der Platzwart etwas freundlicher und Jana Schubert spürte sofort, dass sie eine Chance hatte.

      „Total problemlos und unser erster Eindruck ist nicht schlecht.“

      „Ich bin mir sicher, es wird ihnen bei uns gefallen.“

      „Ich hoffe sehr und sie können dazu beitragen“, ging Jana in die Offensive.

      „Ich bin stets für meine Gäste da.“

      „Das glaube ich ihnen gern und wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns bei unseren Stellwünschen entgegenkommen könnten.“

      „Weshalb bestehen sie auf dieser Anordnung ihrer Mobile?“

      „Wir haben auf Grund unserer Tätigkeit selten die Gelegenheit uns zu sehen und unsere Gedanken auszutauschen. Wir sind gute Freunde.“ Jana lächelte.

      „Was haben sie für eine Tätigkeit?“

      „Wir sind Kommissare.“

      „Was für Kommissare?“, fragte erstaunt der Platzwart.

      „Kriminalkommissare.“

      „Richtig bei der Polizei?“, fragte der Mann, noch immer beeindruckt.

      „Ja, wir arbeiten in der Mordkommission Brandenburg.“

      „Sie haben es mit richtigen Verbrechern zu tun?“

      „Ja, und glauben sie mir, das ist nicht immer witzig.“

      „Das glaube ich ihnen gern. Ich bin ein Freund von Kriminalromanen.“

      „Im Film oder im Buch sieht manches einfacher aus als in Wirklichkeit.“

      „Ich kann mir nicht vorstellen, dass solch eine schöne Frau Verbrecher jagt und knallharte Verhöre durchführt, das ist sicher nicht einfach für sie“, sprach der offen werdende Platzwart.

      „Ja, ich werde oft unterschätzt, aber das ist gelegentlich ein Vorteil. Wir würden uns sehr freuen, wenn es ihnen möglich ist, uns unseren Wunsch zu erfüllen und uns einige schöne gemeinsame Stunden im Rahmen unserer Mobilaufstellung zu genehmigen. Wir verbringen immer abends einige Zeit miteinander und genießen diese Stunden, die uns von unserer Arbeit ablenken. Wir grillen oder sitzen bei einem Glas Rotwein beieinander. Wenn sie möchten, können sie uns besuchen“, lockte Jana Schubert den Platzwart mit einem Lächeln an.

      „Ich würde schon gern bei ihnen vorbeikommen. Ich habe noch nie mit echten Kommissaren zusammen essen und diskutieren können.“

      „Wir

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