Business-Analyse. Axel-Bruno Naumann

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Business-Analyse - Axel-Bruno Naumann

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Organisationseinheiten immer weiter auseinanderleben. Das beginnt bei einer unterschiedlichen Sprache – oft verstehen sich Anwender und Entwickler gar nicht mehr, weil jeder für den jeweils anderen „Fachchinesisch“ spricht. Aber auch die Denkweisen entwickeln sich oft in ganz andere Richtungen. Schließlich sind die Interessenlagen fast immer sehr unterschiedlich, was ebenfalls das gegenseitige Verständnis erschwert. Und nicht zuletzt machen die steigende Komplexität und die rasante Entwicklung der Technik die wechselseitige Verständigung immer schwieriger. Sich in eine Disziplin hineinzudenken bzw. einzuarbeiten erfordert immer mehr Zeit. Die fachlichen Aspekte zu durchdringen wird genauso herausfordernd wie den Überblick im IT- und Technologieumfeld zu behalten. Aus all diesen Gründen liegen fachliche Anforderungen „nicht auf der Hand“, und wenn sie bekannt sind, sind sie damit noch lange nicht für „Außenstehende“ verständlich; dies gilt auch für die Umsetzer und Entwickler von Lösungen zu diesen Anforderungen. Wegen dieser Verständigungsschwierigkeiten wird die Rolle des Business-Analysten immer wichtiger. Er dient als Brückenbauer zwischen Fachabteilung und IT.

      Abb. G.01: Business-Analysten als Dolmetscher und Brückenbauer

      Neben den Unterschieden zwischen Fachabteilung und IT gibt es oft auch Verständnishürden zwischen den Fachabteilungen selbst. Dies kann bei gemeinsamen Vorhaben, bei denen Anforderungen aus mehreren Fachabteilungen eingebracht werden, die Zusammenarbeit erschweren, wenn die Fachabteilungen die jeweils andere „Seite“ weder sachlich-fachlich verstehen noch deren Interessenlage nachvollziehen können oder wollen.

      In beiden Fällen, also bei der Abstimmung der Fachabteilung mit der IT und bei der Kommunikation der Fachabteilungen untereinander, können Business-Analysten als „Dolmetscher“ und „Brückenbauer“ eine wesentliche Rolle spielen. Eine ihrer zentralen Aufgaben ist es, Anforderungen zu verstehen, zu hinterfragen, zu klären, zu dokumentieren, an Dritte zu kommunizieren und dafür zu sorgen, dass die Anforderungen den Zielen des Unternehmens dienen und dann auch zielgerichtet umgesetzt werden.

      Neutrale, möglichst objektive Beurteilung von Veränderungen

      Anforderungen und ihre Auswirkungen auf IT-Systeme, Geschäftsprozesse oder organisatorische Aspekte machen nicht an Abteilungsgrenzen Halt. Werden die Auswirkungen analysiert, die eine geplante Veränderung mit sich bringt, ergeben sich meistens sowohl positive als auch negative Effekte. Was für einen Fachbereich gut sein mag, kann durchaus für einen anderen Bereich mit Nachteilen verbunden sein. Business-Analysten nehmen grundsätzlich eine neutrale, ganzheitliche und fachbereichsübergreifende Perspektive ein. Eine Verbesserung an einer Stelle darf nur dann zu Verschlechterungen oder zu unerwünschten Änderungen an anderen Stellen im Unternehmen führen, wenn aus gesamtbetrieblicher Sicht die Vorteile deutlich überwiegen. Der Business-Analyst muss versuchen, mit allen Beteiligten gemeinsam Lösungen zu finden, die für das Unternehmen zielführend sind und die von allen mitgetragen werden können.

      Aus der neutralen Position des Business-Analysten können auch die Wechselwirkungen mit anderen Projekten, mit anderen Vorhaben oder mit Geschäftsprozessen überprüft werden. Dies kann die Priorisierung der Anforderungen, deren Abstimmung im Gesamtkontext des Unternehmens und die effiziente Nutzung von Ressourcen erleichtern und verbessern.

      Effiziente Nutzung von Ressourcen, insbesondere in der IT-Entwicklung

      In den meisten Unternehmen gibt es mehr Anforderungen als durch bestehende Ressourcen, sei es interne oder externe IT-Entwicklung, zeitnah umgesetzt werden können. Eine Priorisierung der Anforderungen ist deswegen ein wesentlicher Bestandteil der Business-Analyse. Dabei sind die unterschiedlichen Interessen der Fachabteilungen zu berücksichtigen, die verständlicherweise meistens ihre eigenen Anforderungen höher priorisieren als die der anderen Fachabteilungen. Hinzu kommen technische Rahmenbedingungen, die eine rein fachliche Priorisierung der Anforderungen nicht zulassen. Auch hier erleichtert die neutrale Rolle des Business-Analysten eine sachgerechte und zielführende Lösung, die von allen getragen werden kann.

      Zunehmende Veränderungsgeschwindigkeit und Komplexität im Umfeld der Unternehmen

      Gesetzliche und regulatorische Auflagen, seien sie national oder international, nehmen in vielen Branchen zu. Das Wettbewerbsumfeld wird für viele Unternehmen schwieriger, sei es durch kleine und spezialisierte Mitbewerber oder durch große internationale Konzerne. Die technologischen Möglichkeiten nehmen ständig zu. Schnelle Produktentwicklungen oder -weiterentwicklungen, z.B. mittels agiler Vorgehensmodelle wie Scrum, werden immer häufiger eingesetzt.

      Alle diese Entwicklungen führen dazu, dass die begrenzten Ressourcen bestmöglich genutzt werden – auch dabei kann der Business-Analyst einen wertvollen Beitrag leisten, weil er die Instrumente kennt, mit denen komplexe Problemstellungen effizient bearbeitet werden können.

      Ein Stillstand eines Unternehmens ist in vielen Fällen ein Rückschritt, wenn das Umfeld sich weiterentwickelt. Daraus leitet sich ein weiterer Aspekt für die Existenzberechtigung der Business-Analyse ab.

      Steigende und sich schnell wandelnde Erwartungen der Kunden

      Steigende Erwartungen der Kunden sind wahrscheinlich die größte Herausforderung für Unternehmen. Mehr denn je müssen Erwartungen und Anforderungen externer Kunden an Produkte und Dienstleistungen erfüllt werden, wenn ein Unternehmen im Markt bestehen will. Durch die Spezialisierung in verschiedenen Disziplinen (siehe oben) haben meistens nur noch vergleichsweise wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen direkten Kontakt zum Kunden und kennen so aus erster Hand die Erwartungen. Aber nicht nur die Anforderungen der externen „richtigen“ Kunden müssen umgesetzt werden. Auch Abteilungen, die nicht direkt mit externen Kunden zu tun haben, tragen zur Wertschöpfung bei und haben Anforderungen, die erfüllt werden müssen.

      Interne und externe Kunden haben steigende und sich wandelnde Erwartungen an Produkte und Dienstleistungen. Bei internen Kunden sind dies in der Regel (Zwischen-)Ergebnisse anderer Abteilungen, die als Input für die eigene Arbeit dienen. Letztlich dienen auch die „internen Kunden“ fast alle dem Markt, das heißt dem externen Kunden. Bei internen wie bei externen Kunden arbeiten Business-Analysten als Brückenbauer und Dolmetscher, um eine effektive und effiziente Zusammenarbeit zu gewährleisten. Sie helfen, dass aus Schnittstellen zwischen Abteilungen Nahtstellen werden.

      Im Zentrum des unternehmerischen Handelns sollte jedoch der externe Kunde stehen und die Anforderungen im Unternehmen sollten sich an seinen Erwartungen ausrichten.

      Die oben genannten Gründe für den Einsatz von Business-Analysten lassen sich nicht immer klar voneinander trennen. In Summe verdeutlichen sie aber, dass Business-Analysten in Unternehmen sehr wertvolle und nützliche Funktionen erfüllen können. Analog zu der Spezialisierung in verschiedenen Disziplinen erscheint es sinnvoll, dass sich Personen auf das Ermitteln, Dokumentieren und Analysieren von Anforderungen und auf die neutrale Unterstützung bei der Entwicklung von Lösungen spezialisieren sollten. Immer mehr Unternehmen erkennen diesen Nutzen, den Business-Analyse ihnen bringen kann.

      In der Vergangenheit wurden die Aufgaben rund um Anforderungen von anderen Rollen ausgeführt, z.B. von

        Organisatoren, die Änderungen an Aufbau- und Prozessorganisation in Unternehmen begleiten

        IT-Koordinatoren, die als Bindeglied zwischen Fachabteilung und IT-Abteilung fungieren

        Projektleitern, die sich neben anderen Aufgaben im Projekt um Anforderungen kümmern.

      Auch Personen mit anderen Rollenbezeichnungen als „Business-Analyst“ übernehmen solche Aufgaben. Gebräuchliche Bezeichnungen sind zum Beispiel Requirements Engineer, Anforderungsmanager, Business Consultant

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