Indianische Heilpflanzen. Felix R. Paturi

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Indianische Heilpflanzen - Felix R. Paturi

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Handbüchern und verglichen die notierten Indikationen mit der phytotherapeutischen Fachliteratur.

       Die Dame mit einschlägigen Vorkenntnissen erwies sich dabei durch eben diese Kenntnisse als präjudiziert. Sie hatte im Wesentlichen nicht mehr protokolliert, als sie schon wusste. Drei der übrigen Teilnehmer verblüfften durch eine Trefferquote von sage und schreibe 100 Prozent, wobei sie auch Gefahren durch pflanzliche Gifte korrekt erkannten. Die übrigen Testpersonen lagen zu etwa 50 bis 70 Prozent richtig. Zwei davon machten allerdings relativ unpräzise Angaben, die sich schwer bewerten ließen.

      Aufbau eines schamanischen Heilpflanzenwissens

      Ich bin überzeugt, dass bei wiederholten Übungen dieser Art das Gros der Teilnehmer früher oder später das Interesse daran verlieren würde. Die durch ihre überragenden Ergebnisse Beflügelten könnten sich aber durchaus zu Experten auf dem Gebiet der schamanisch-gnostischen Bewertung von Heilpflanzen entwickeln. Hätten sie dann noch die Gelegenheit - was unsere Gesundheitsgesetzgebung verbietet - mit Patienten einschlägige Heilversuche zu unternehmen, dann ließe sich auf diese Weise binnen weniger Jahrzehnte ein beachtliches Heilpflanzenwissen aufbauen, das völlig ohne gigantische pharmazeutische Forschungslaboratorien und jahrelange klinische Tests auskäme und zugleich weitaus zuverlässiger wäre.

      Da wir heute auf indianisches Wissen zurückgreifen können, brauchen wir kein eigenes Heilpflanzenwissen aufzubauen. Nur sollten wir jene akademische Arroganz ablegen, die uns davon abhält, das auch wirklich zu tun.

       Im Gegensatz zum Schamanen ist der Medizinmann - hier im Amazonaswald - traditionell ein hervorragender Kenner von Heilpflanzen.

      Die Lebenskraft Manitou

      Das ganze Dilemma der naturwissenschaftlich arbeitenden Forscher beschreibt eindringlich der Oneida-Irokese Bruce Elijah: »Sie messen, was sie sehen. Sie wissen gleichzeitig aus Erfahrung, wie wenig sie zu sehen vermögen. Aber dennoch sind sie absolut fest davon überzeugt, dass es nur geben kann, was sie sehen, und das, was sie nicht sehen, nicht existiert. Sie wissen ganz genau bis aufs letzte Molekül, woraus eine Pflanze, ein Tier oder ein Mensch besteht. Aber legt all diese Substanzen mal nebeneinander. Was macht aus diesen Häufchen Chemie eine lebende Pflanze, ein lebendes Tier, einen lebenden Menschen? Sie können diese Lebenskraft, die wir Manitou nennen, nicht sehen, nicht messen. Und deshalb ignorieren sie sie. Kann man wirklich stupider sein?« Bruce Elijah fährt fort: »Sie bewegen sich in einer Welt, die nur und allein durch diese Lebenskraft existiert. Sie selbst existieren durch sie bis ins letzte ihrer Haare hinein. Und sie ignorieren sie, weil sie zu blind sind, sie zu sehen, zu gefühllos, sie zu spüren, zu taub, sie zu hören. Und sie glauben, dass sie die klügsten und weisesten Exemplare des Homo sapiens sind! Die Stupidität dieser Wissenschaft ist grenzenloser als der gesamte kosmische Raum!«

      Den Weißen ist die Verbindung mit der alles durchströmenden Lebenskraft Manitou verloren gegangen. Sie nehmen die verborgenen Wesen und Kräfte nicht mehr wahr.

      Füreinander offen sein und voneinander lernen

      Sicher ist diese Kritik nicht unbegründet. Die Geisteshaltung, alles zu ignorieren, was nicht rein analytisch-wissenschaftlich zu beweisen ist, hat gewiss großen Schaden angerichtet. Andererseits hat die moderne Naturwissenschaft durch ihre analytische Vorgehensweise eine gewaltige Vielzahl von Erkenntnissen gesammelt, die der Menschheit zum Segen wurde. Auch das wissen die indianischen Medizinmänner unserer Zeit, und viele indianische Ärzte haben deshalb an amerikanischen Universitäten studiert.

       Der berühmte Indianerheiler und Traditionsbewahrer der chirokesischen Kultur, Rolling Thunder, brachte das auf einem Kongress vor mehr als 3000 Wissenschaftlern auf den Punkt, als er forderte, beide Kulturkreise sollten zusammenarbeiten statt gegeneinander.

       In ihren sehr unterschiedlichen Wegen der Erkenntnis könnten beide Kulturkreise einander hervorragend ergänzen. Man solle in Zukunft füreinander offen sein und voneinander lernen.

      Nun greift die Diskrepanz zwischen beiden Kulturkreisen, dem der Europäer und europäisch ausgerichteten Amerikaner und dem der Indianer und anderer Stammesvölker allerdings weit tiefer, als es beim bloßen Vergleich naturwissenschaftlicher Erkenntnis und schamanischer Gnostik scheinen mag. Die gesamten Lebensphilosophien unterscheiden sich gründlich voneinander. Die Daseinsziele des europäischen Kulturkreises heißen Streben nach Macht, Einfluss, materiellem Besitz und Ansehen sowie die ständige Vermehrung dieser so genannten Werte. Die Indianer und anderen Stammesvölker streben nach Harmonie mit der gesamten Schöpfung.

       Beides ist grundsätzlich unvereinbar miteinander; denn wer Macht und materiellen Reichtum sucht, muss in einer Gesellschaft Gleichdenkender ständig darum kämpfen, während dem Harmoniestreben der Aggressionskampf fremd ist. Hier gibt es nur die - allerdings mitunter sehr entschiedene - Verteidigung tradierter Werte vor dem Versuch anderer, diese aus ihrem harmonischen Gleichgewicht zu bringen.

      Das Heil des Einzelnen und das Heil der Erde bedingen sich wechselseitig. Krankt der Einzelne, so ist zwangsläufig auch sein Verhältnis zur Natur gestört. Die Disharmonie mit der Natur kann aber auch Ursache der Krankheit sein.

      Parallelen zur Lehre Christi

      Eine der meistzitierten Bibelpassagen ist die Bergpredigt Christi. In ihr fordert jener Prophet, den das Abendland als Gottes Sohn verehrt: »Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen. - Sorgt nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr denn die Speise und der Leib mehr denn die Kleidung? Sehet die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nähret sie doch.« Und in derselben Predigt sagt Jesus: »Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; betet für die, die euch beleidigen und verfolgen.«

       Wie weit hat sich doch der christliche Kulturkreis von diesen Grundweisheiten allen Lebens entfernt. Es ist beschämend für das christliche Abendland, dass die Indianer ausgerechnet nach diesen christlichen Grundgesetzen leben, nachdem Missionare sich anmaßten, ihnen die Lehre von Gott bringen zu wollen, und zugleich eifrig bemüht waren, die indianische Kultur beider amerikanischer Subkontinente zu vernichten.

      Die Botschaft der universellen Nächstenliebe

      Dazu der große Medizinmann Mad Bear in einer Rede an die Weißen: »Wenn du in dir ein Gefühl von Gegnerschaft entdeckst, das heißt, wenn du anderen gegenüber negative Gefühle hast, bist du genau in der Situation, wo du empfänglich wirst für deren negative Gefühle. Das Grundprinzip ist, dafür nicht empfänglich zu sein. Ihr begegnet euren so genannten Kriminellen mit so viel Angst und Hass und Verachtung, dass eure Verbrechensrate immer mehr steigt. Eure Gesellschaft hat eine so hohe Verbrechensquote, weil sie mehr als empfänglich dafür ist. Ihr solltet mit diesen Leuten arbeiten und nicht gegen sie. Ihr solltet Verachtung für die Kriminalität als solche, aber nicht für die Menschen empfinden. Es ist ein großer Fehler, irgendeine Gruppe oder irgendwelche Menschen als Gegner zu betrachten. Wenn du dies nämlich tust, drängst du sie genau in diese Rolle. Es ist nützlicher, jeden anderen Menschen als ein anderes Ich, jedes einzelne Individuum als einen Vertreter dieses Universums zu betrachten.« - Liebet eure Feinde.

      Wo die Harmonie der Seele fehlt, kann es weder einen gesunden Geist noch einen gesunden Körper geben.

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