Sergia - Sklaven des 22. Jahrhunderts. Katja Brinkert

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Sergia - Sklaven des 22. Jahrhunderts - Katja Brinkert

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durfte Luke tatsächlich darauf hoffen, in die Obhut eines gnädigen Herrn übergeben zu werden?

      Als sie nach einer zweieinhalbstündigen Fahrt durch einen schäbigen Torbogen fuhren, steigerte sich Lukes Nervosität ins Unermessliche.

      Sie ließen den hohen Elektrozaun, der das gesamte Farmgelände umgab, hinter sich, und folgten einer holprigen Schotterstraße. Nach ein paar Minuten konnte Luke am Horizont einige Gebäude erkennen. Das musste wohl die Farm sein.

      Als die Gebäude näher kamen, rümpfte Luke angewidert die Nase. Alles wirkte sehr heruntergekommen, fast baufällig.

      Der Putz bröckelte an einigen Stellen bereits von den Wänden, das Holz hatte einen neuen Anstrich bitter nötig und überall lag Unrat, der vor sich hin rostete.

      Der Wagen hielt neben dem kleineren der beiden Gebäude.

      Der Fahrer stieg aus, ging um das Fahrzeug herum und öffnete Lukes Tür. Dann befreite er ihn von seinen Fesseln und bedeutete ihm, auszusteigen. Luke gehorchte.

      In diesem Moment kam auch schon ein Mann aus dem Gebäude. Er wirkte gedrungen, hatte einen ausgeprägten Bierbauch und schütteres, dunkelbraunes Haar. Luke nahm an, dass er etwa so alt war, wie sein Vater.

      »Guten Tag, Mr. Barnes«, begrüßte der Fahrer den näherkommenden Mann.

      »Mr. Pockets, schön Sie mal wieder auf Double Oaks zu sehen«, begrüßte Barnes den Fahrer herzlich.

      Doch die Freude über das Wiedersehen schien recht einseitig zu sein. Der Fahrer nickte nur kurz.

      »Wie ich sehe, hat man endlich mein Gesuch um neue Arbeitskräfte erhört«, fuhr Barnes fort. »Aber haben Sie nur den Einen für mich?«

      Sein Blick wanderte suchend zu dem nun leeren VW Bus.

      »Mehr können wir zur Zeit in Medikon-City nicht entbehren«, brummte Pockets.

      Barnes verzog das Gesicht.

      »Wie soll ich mit so wenigen Leuten meine Quote erfüllen?

      Wie stellt Dumare sich das vor?«, fragte er sein Gegenüber.

      »Das dürfen Sie mich nicht fragen, Mr. Barnes, ich befolge lediglich meine Anweisungen«, antwortete Pockets.

      »Jaja, schon gut«, seufzte Barnes. »Und was haben Sie mir hier mitgebracht?«

      Er musterte Luke neugierig.

      »Einen Chuvai. Wir haben ihn erst gestern rein bekommen«, antwortete Pockets.

      Barnes seufzte enttäuscht.

      »Gestern? Und ich dachte, Medikon-City schickt mir endlich mal wieder vernünftige Arbeitskräfte. Wir sind mitten in der Weizenernte und mir fehlen die Leute an allen Ecken und Enden.«

      »Dann sollten Ihre Aufseher die Sergia dazu anspornen, härter zu arbeiten«, konterte Pockets.

      Barnes verzog erneut das Gesicht.

      »Meine Sergia arbeiten hart genug, das können Sie mir glauben.«

      Dann zuckte er die Achseln.

      »Nun gut, es ist, wie es ist. Haben Sie den Chip mit den Überführungsdaten dabei?«

      »Selbstverständlich«, antwortete Pockets.

      Ihm war anzumerken, dass Barnes ihm durch und durch unsympathisch war.

      »Dann lassen Sie uns in mein Büro gehen, um die Formalitäten zu erledigen«, sagte Barnes, der die Abneigung des Fahrers nicht zu bemerken schien oder sie schlichtweg ignorierte.

      »Wollen Sie den Sergia nicht zuerst sichern?«, fragte Pockets und warf einen kurzen Blick auf Luke.

      »Ach ja, natürlich, der Sergia«, antwortete Barnes.

      Er blickte sich suchend um, bis er gefunden hatte, nach was er Ausschau hielt.

      »Ben!«, rief er laut.

      Nur einen Augenblick später kam ein älterer Mann angerannt.

      Er hatte schulterlanges, weißes Haar, das ihm wirr vom Kopf abstand, und einen dichten, ebenso weißen Bart. Seine Haut war von der Sonne gegerbt und Luke schien es unmöglich zu sagen, wie alt er tatsächlich war.

      »Sie haben gerufen, Sir«, sagte er, als er die drei Männer erreicht hatte.

      »Ja, Ben. Das hier ist«, er blickte Luke fragend an.

      »Luke 74«, antwortete Pockets, bevor Luke auch nur den Mund öffnen konnte, um etwas zu sagen.

      »Das hier ist Luke«, fuhr Barnes fort. »Er wird uns ab sofort unterstützen. Bitte zeig ihm die Unterkünfte, geh mit ihm in die Kleiderkammer und dann erkläre ihm die Arbeit.«

      »Natürlich, Sir«, antwortete Ben und nickte eifrig.

      Pockets starrte Barnes an.

      »Halten Sie das für eine gute Idee?«, fragte er.

      »Was meinen Sie?«, fragte Barnes und blickte sein Gegenüber irritiert an.

      »Ich sagte Ihnen doch, dass der Junge ein Frischling ist. Ich an Ihrer Stelle würde ihn für die nächsten Wochen in Ketten legen um sicher zu gehen, dass er nicht auf dumme Gedanken kommt.«

      Luke starrte Pockets mit aufgerissenen Augen an.

      Doch Barnes zuckte nur mit den Schultern. Er musterte Luke noch einmal eingehend, dann sagte er: »Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird. Der Junge sieht mir sehr verständig aus.«

      Dann wandte er sich zum ersten Mal an Luke.

      »Glaubst du es ist notwendig, dass wir dir Ketten anlegen?«, fragte er ihn.

      Luke starrte den Supervisor überrascht an.

      »Nein, Sir«, stammelte er.

      Barnes lachte.

      »Sehen Sie«, sagte er an Pockets gewandt, »nicht nötig.«

      Pockets verzog das Gesicht.

      »Können wir uns nun um die Formalitäten kümmern? Ich will heute noch zurück nach Medikon-City.«

      Barnes nickte.

      »Natürlich. Folgen Sie mir.«

      Gemeinsam gingen sie zu dem zweistöckigen Verwaltungsgebäude, aus dem Barnes zuvor gekommen war, und ließen die Sergia alleine.

      Luke blickte den beiden Männern nach, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatten.

      »Komm«, sagte Ben.

      Luke fuhr vor Schreck zusammen. Er hatte Ben völlig vergessen. Ben lächelte.

      »Du bist also ein Chuvai?«, fragte Ben neugierig.

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