Sergia - Sklaven des 22. Jahrhunderts. Katja Brinkert
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Читать онлайн книгу Sergia - Sklaven des 22. Jahrhunderts - Katja Brinkert страница 13
»Na also. Ich bin nicht gekommen, um dir die nächste Lektion zu erteilen. Leg dich wieder hin und zeig mir deinen Rücken.«
Seine Stimme klang plötzlich nicht mehr so kalt wie zuvor.
Luke zögerte einen Moment, gehorchte dann aber. Was blieb ihm auch anderes übrig?
Jones schloss die Tür hinter sich und trat an Lukes Pritsche.
Er seufzte leise, als er den geschundenen Rücken des Jungen näher betrachtete. Dann zog er eine kleine Flasche mit Desinfektionsmittel aus der Tasche und betupfte die Wunden vorsichtig. Luke zischte leise, als Jones die offenen Stellen berührte.
»Ja, das brennt ein bisschen. Aber das geht gleich vorbei.
Dafür wird sich nichts entzünden.«
Jones Stimme klang nun fast freundlich und erinnerte kaum noch an den Mann, der Luke vor nicht einmal einer Stunde so gefoltert hatte. Schweigend verarztete er eine Wunde nach der anderen, während Luke immer wieder zusammenzuckte.
»So, das war’s«, sagte Jones als er fertig war. »Versuch’ heute Nacht auf dem Bauch zu schlafen, damit die Wunden heilen können.«
»Ja, Sir«, antwortete Luke gehorsam.
Jones nickte zufrieden und ging in Richtig Zellentür. Kurz bevor er sie erreicht hatte, hielt er jedoch inne. Einen Moment stand er reglos da. Er schien zu überlegen, führte einen inneren Kampf mit sich selbst.
Schließlich drehte er sich wieder um und ging zurück zu Lukes Pritsche. Vor Luke blieb er stehen und verschränkte die Hände auf dem Rücken. Er blickte in Richtig Decke und atmete tief durch. Dann sah er Luke direkt an.
»Ich gebe dir einen guten Rat, Junge. Tu was man dir sagt und vergiss, dass er dein Onkel ist. Du bist doch nicht dumm, Kleiner, und du bist auch keiner von diesen aufsässigen Rebellen, die meinen, sie könnten etwas mit ihrer Halsstarrigkeit erreichen. Dieses Center haben schon Sergia verlassen, denen die Haut in Fetzen herunter hing. Und es hat ihnen nichts gebracht – auch sie haben schließlich aufgegeben.«
Luke blickte den Supervisor stumm an. Er fühlte sich elend.
Er hatte an einem einzigen Tag nicht nur seinen Vater, sondern auch noch seinen geliebten Onkel verloren.
»Füge dich in dein Schicksal, erweise ihm und den Supervisoren den gebührenden Respekt, und dein Leben wird gar nicht mal so schrecklich sein«, unterbrach Jones Lukes trübe Gedanken.
»Aber warum tut er das … Sir?«, fragte Luke vorsichtig.
»Warum?«, wiederholte Jones fast belustigt. »Das liegt doch auf der Hand. Er ist ein Master. Du bist ein Sergia.«
»Aber …«
»Kein Aber, Junge. So funktioniert dieses System nun mal.
Mr. Dumare ist der Inhaber eines riesigen Geschäftsimperiums. Barmherzigkeit ist da nicht vorgesehen.«
Er machte eine kurze Pause.
»Er hat dich geliebt, Luke. Bringe ihn nicht dazu, dass er dich hasst.«
»Aber er hasst mich«, entgegnete Luke verzweifelt.
»Nein, das glaube ich nicht. Ich denke er weiß noch nicht, was er empfinden soll.«
Jones betrachtete Luke noch einen kurzen Moment, dann drehte er sich um und ging erneut zur Tür.
»Danke, Sir«, sagte Luke leise.
Jones antwortete nicht. Er öffnete die Tür, und verließ den Raum. Bevor er sie hinter sich schloss, drehte er sich noch einmal kurz um.
»Morgen werden wir sehen, ob du die Lektion verstanden hast, Sergia«, sagte er barsch.
Dann fiel die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss und Luke war mit seinem Kummer wieder alleine.
Luke schlief in dieser Nacht sehr schlecht. Zu viele Dinge gingen ihm durch den Kopf, zu viel war in den letzten Stunden geschehen. Er dachte an seinen Vater, der nun alleine in ihrem kleinen Häuschen saß und sich sicherlich große Sorgen um ihn machte. Er dachte daran, dass er ihn vielleicht niemals wiedersehen würde und bei diesem Gedanken wurde ihm noch schwerer ums Herz.
Und nicht zuletzt dachte er daran, wie wohl sein weiteres Schicksal aussehen würde. Ihm graute bereits vor dem nächsten Tag, an dem die nächsten Demütigungen und Schläge auf ihn warteten. War das nun sein Leben? Erniedrigung und Gewalt?
Trotz der vielen Sorgen, der Zukunftsangst und des Kummers musste Luke wohl doch eingeschlafen sein, denn als er erwachte, war es in seiner Zelle bereits taghell. Luke erhob sich und stellte erleichtert fest, dass ein Großteil seiner Schmerzen abgeklungen waren. Nur die Wunden auf seinem Rücken spannten unangenehm.
Gerne hätte er sich die Zähne geputzt, denn er hatte ein unangenehmes, pelziges Gefühl im Mund. Aber es gab in seiner Zelle nicht einmal ein Waschbecken, geschweige denn irgendwelche Hygiene-Artikel.
Er setzte sich auf den Rand seiner Pritsche und wartete.
Wartete, dass irgendetwas passierte. Mehr konnte er nicht tun.
Dabei versuchte er an nichts zu denken, doch die Angst, die ihn schon die ganze Nacht begleitet hatte, ließ sich nicht so einfach abschütteln.
Luke hatte noch nicht lange so dagesessen, als seine Zellentür sich öffnete und ein Wachmann ihm ein Tablett entgegen hielt. Luke erhob sich und nahm das Tablett in Empfang.
»Na?«, sagte der Wachmann fordernd.
»Danke, Sir«, sagte Luke mit trockener Stimme.
Erst jetzt, als er sprach, merkte er, wie ausgetrocknet sein Hals war. Seit gestern Mittag hatte er nichts mehr getrunken und seine Kehle brannte vor Durst. Luke betrachtete den Inhalt des Tabletts und rümpfte angewidert die Nase. Neben dem Becher mit Wasser stand eine Schale mit einer undefinierbaren, schleimigen Masse.
»Wenn du schlau bist, isst du das auf«, brummte der Wachmann, dem Lukes Reaktion nicht entgangen war. »Du wärst nicht der Erste, dem wir das Zeug in den Rachen stopfen.«
Bei diesen Worten grinste er, als könne er dies gar nicht erwarten. Erneut stieg Panik in Luke auf, denn er zweifelte nicht daran, dass der Mann es ernst meinte.
»Ja, Sir«, antwortete er schnell, um dem Wachmann keinen Grund zu geben, sein Versprechen wahr zu machen.
Dann ging er zurück zu seiner Pritsche und stellte das Tablett ab. Der Wachmann schlug die Tür hinter sich zu und Luke war wieder alleine.
Gierig leerte er den Becher, dann musterte er die Schale mit ihrem undefinierbaren Inhalt. Sein Magen knurrte, trotzdem kostete es ihn einiges an Überwindung, den Zeigefinger in die Schüssel zu stecken, um etwas von der Masse zu probieren.
Der Brei fühlte sich tatsächlich noch schleimiger an, als er aussah. Luke unterdrückte ein Würgen. Langsam führte er seinen Finger zum Mund und probierte etwas davon. Angeekelt verzog er das Gesicht und spuckte den Brei sofort wieder aus. Wie konnte man so etwas nur Essen nennen.
Kurzerhand