Sergia - Sklaven des 22. Jahrhunderts. Katja Brinkert
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Читать онлайн книгу Sergia - Sklaven des 22. Jahrhunderts - Katja Brinkert страница 14
Dann setzte er sich wieder auf seine Pritsche und wartete.
Dabei versuchte er, seinen knurrenden Magen zu ignorieren.
Es musste wohl später Vormittag sein, Luke wusste es nicht genau, da er keine Uhr hatte, als die beiden Wachleute von gestern seine Zelle öffneten.
»Mitkommen«, blaffte einer der Beiden ihn an.
Gehorsam erhob Luke sich und ging mit den beiden Männern nach draußen auf den kahlen Hof. Dort wartete bereits Jones, der ihn mit versteinerter Miene fixierte. Neben ihm stand sein Onkel. Luke verspürte einen schmerzhaften Stich, als er das Gesicht seines Onkels sah. Seine Augen betrachteten Luke, als wäre er ein Fremder, und Lukes letzte Hoffnung starb, dass Onkel Charly seine Meinung vielleicht geändert hatte.
Auf dem Weg zu ihnen atmete Luke tief durch. Er würde gehorsam sein. Seinen Willen hatten sie deswegen noch lange nicht gebrochen, aber ihm war klar, dass seine neuen Herren mit ihren Peitschen, Knüppeln und Elektroschocks Argumente hatten, denen man sich fügen musste. Vielleicht würde er diesen Tag dann ohne weitere Schmerzen überstehen.
Ein paar Meter bevor sie die beiden Wartenden erreicht hatten, zog einer der Wachen seinen Schlagstock aus dem Gürtel und hielt ihn ausgestreckt vor Lukes Brust, als Zeichen, stehen zu bleiben. Luke gehorchte.
Einen Moment stand er reglos da. Er wusste, was jetzt von ihm erwartet wurde. Es kostete ihn unglaubliche Überwindung, doch dann senkte er den Kopf und sank vor den beiden Männern auf die Knie. Seine Hände waren schweißnass. Er spürte den bohrenden Blick der beiden Männer und musste sich zwingen, nicht nach oben zu blicken.
Charles hob überrascht eine Augenbraue. Diese schnelle Unterwerfung hatte er nicht erwartet.
»Mr. Jones.«
»Ja, Sir?«
»Haben Sie ihm gestern Abend ohne mein Wissen noch eine zweite Lektion erteilt?«, fragte er.
»Eine Lektion, Sir? Nein, ganz sicher nicht. Sie hatten schließlich ausdrücklich angeordnet, dass Sie dabei sein wollten.«
»So ist es.«
»Luke 74«, sagte Charles nun an seinen Neffen gewandt.
Luke zuckte bei dieser Anrede zusammen, blieb aber in seiner knienden Position, den Kopf weiterhin demütig gesenkt, so wie man es ihm beigebracht hatte.
»Wie ich sehe, hast du dich dazu entschlossen gehorsam zu sein.«
»Ja, Master«, antwortete Luke.
Seine Stimme zitterte.
»Gute Arbeit, Mr. Jones«, sagte Charles nun wieder an seinen Supervisor gewandt. Luke beachtete er nicht mehr. »Sie haben ein außerordentliches Geschick mit den Sergia umzugehen«, fuhr Charles fort.
»Danke, Sir.«
»Aus diesem Grund würde ich mich freuen, wenn ich Ihre Dienste zukünftig auf meinem Anwesen in Anspruch nehmen könnte. Diese grobschlächtige Arbeit im Integrations-Center kann wahrlich auch ein weniger qualifizierter Supervisor übernehmen.«
»Ich fühle mich geehrt, Sir«, antwortete Jones überrascht.
»Bitte sorgen Sie dafür, dass Luke 74 auf die Double Oaks Ranch überstellt wird. Dort soll seine Arbeitkraft zukünftig eingesetzt werden.«
»Ja, Sir, ich werde mich persönlich darum kümmern.«
Charles nickte, dann drehte er sich um und verließ den Hof.
Als das Tor sich wieder hinter ihm geschlossen hatte, wandte Jones sich an seine Wachen.
»Danke meine Herren, ich brauche Sie nicht mehr. Ich bringe diesen Sergia selbst zum Transporter.«
Die beiden Männer nickten und verschwanden im Gebäude.
»Steh auf«, sagte Jones, als sie endlich alleine auf dem Hof waren.
Luke erhob sich augenblicklich.
»Wie ich sehe, hast du dir meine Worte zu Herzen genommen.«
»Ja, Sir«, antwortete Luke.
Seine Stimme war ihm völlig fremd. Sie klang hohl, genauso hohl, wie er sich selbst fühlte.
Beide schwiegen einen Moment, dann nahm Luke sich ein Herz. Was hatte er schon zu verlieren.
»Sir?«, fragte er vorsichtig.
Jones blickte Luke erwartungsvoll an.
»Sir, weiß mein … er nicht, dass Sie gestern Abend noch mal bei mir waren?«
»Doch, er weiß es«, antwortete Jones.
»Aber wenn er es nicht wollte?«
»Wenn es nicht in seinem Sinne gewesen wäre, hätte er mich bereits strafversetzt oder entlassen«, sagte Jones etwas barscher, als er eigentlich wollte.
Luke zuckte bei der schroffen Antwort des Supervisors zusammen. War er vielleicht zu weit gegangen? Würde Jones ihn für seine vorlaute Frage jetzt zurechtweisen? Ihn gar schlagen?
Doch nichts dergleichen geschah. Wortlos bedeutete Jones ihm, sich in Bewegung zu setzen und Luke gehorchte, erleichtert, dass Jones ganz offensichtlich von einer Strafe absah.
Schweigend gingen sie nebeneinander her.
»Sir, darf ich noch eine Frage stellen?«, nahm Luke nach einigen Minuten erneut all seinen Mut zusammen.
»Hast du das nicht bereits getan?«, konterte Jones brüsk, aber der Anflug eines Lächelns umspielte seine Lippen.
»Was ist Double Oaks?”
»Double Oaks ist eine kleine Ranch, etwa 200 Kilometer von hier. Dort wird hauptsächlich Mais und Weizen angebaut. Der Supervisor Edward Barnes ist in Ordnung. Solange du dich an seine Regeln hältst, wird es dir nicht schlecht ergehen. Jetzt komm mit, der Transporter wartet.«
Luke saß im hinteren Teil eines alten VW-Busses, und beobachtete durch die Seitenscheibe die eintönige Landschaft, die an ihm vorbei flog. Es handelte sich hauptsächlich um weitläufige Felder, die nur selten von kleineren Ansiedlungen unterbrochen wurden.
Ohio wurde nicht umsonst die Kornkammer der Vereinigten Staaten genannt, und nun verstand Luke auch warum. Nach dem großen Börsenkrach vor etwa 80 Jahren, hatten sich hier die ersten, großen Landwirtschaftsbetriebe niedergelassen und so wurde das Landschaftsbild heute hauptsächlich von Mais- und Getreidefeldern geprägt.
Lukes Hände und Füße waren mit Handschellen gefesselt und wie zur Warnung, nicht auf dumme Gedanken zu kommen, kribbelte sein Halsband unangenehm.
Seit ihrer Abfahrt vom Integrations-Center verspürte er ein flaues Gefühl im Magen, das sich mit jedem Kilometer, den sie ihrem Ziel näher kamen, noch verstärkte.
Obwohl Supervisor Jones ihm versichert hatte, dass der Leiter der Double-Oaks Ranch ein fairer Mann war, fühlte Luke sich elend. Was konnte für einen