Sergia - Sklaven des 22. Jahrhunderts. Katja Brinkert

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Sergia - Sklaven des 22. Jahrhunderts - Katja Brinkert

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durch den kleinen, verwahrlosten Vorgarten zu dem Haus seines Schwagers. Noch bevor er die Klingel betätigen konnte, öffnete sich die Tür.

      »Du fährst wie ein Henker«, begrüßte Albert seinen Gast.

      »Und du könntest endlich mal deinen Garten in Ordnung bringen«, konterte Charles grinsend.

      Albert starrte seinen Besucher einen Moment an, dann verzog er sein Gesicht zu einem halbherzigen Lächeln, trat zur Seite und ließ seinen Gast eintreten.

      Charles ging durch den dunklen Flur ins Wohnzimmer. Die Möbel hier hatten ihre besten Tage bereits hinter sich. Der Cordbezug des Sofas war auf der Sitzfläche abgewetzt und hatte sogar schon einige Löcher, der Tisch war übersäht von Kratzern, und eine der Schranktüren hing schief in ihren Angeln. In seinem teuren Designer-Anzug wirkte Charles in diesem Raum genauso deplaziert, wie sein Auto draußen auf der Straße. Albert war seinem Schwager gefolgt und deutete nun auf den gedeckten Esstisch.

      »Ich befürchte, es ist schon wieder kalt«, sagte er mit einem leichten Vorwurf in der Stimme.

      »Es tut mir leid, aber ich musste noch etwas Geschäftliches regeln«, antwortete Charles entschuldigend.

      Albert verzog das Gesicht.

      »Geschäft«, knurrte er. »Ein schönes Geschäft ist das.«

      Charles Blick verfinsterte sich.

      »Du sagst es«, antwortete er. »Es ist das Geschäft, das mein Großvater während der Weltwirtschaftskrise aufgebaut hat, und ich werde sein Imperium so gut weiterführen, wie es mir möglich ist.«

      Albert schnaubte angewidert.

      »Vor 300 Jahren nannte man so etwas Sklaverei«, konterte er.

      »Die Dumare Sergia Corporation ist ein weltweit operierendes Unternehmen und ja, zu unserem Betriebskapital zählen auch Sergia. Wir produzieren mit ihrer Hilfe Lebensmittel, bauen Häuser und treiben die technische Entwicklung weiter voran.

      Wir machen ein zivilisiertes Leben, so wie du es kennst, überhaupt erst möglich.«

      Charles atmete tief durch und versuchte, seinen Ärger hinunter zu schlucken. Es hatte einfach keinen Sinn, mit seinem Schwager darüber zu diskutieren, wie er seinen Lebensunterhalt verdiente. Albert würde es niemals verstehen und er hatte keine Lust, schon wieder mit ihm zu streiten.

      »Wo ist Luke?«, fragte Charles, um das Thema zu wechseln.

      Albert seufzte.

      »Er ist mit diesen Hoverbike-Typen unterwegs.«

      »Schon wieder?«, fragte Charles, und runzelte die Stirn. »Du musst ihm den Umgang mit diesen Typen verbieten.«

      Albert seufzte erneut.

      »Ich komme nicht mehr an den Jungen ran«, sagte er und ließ den Kopf hängen. »Er lässt sich nichts mehr von mir sagen und ist total verschlossen. Charles, ich mache mir solche Sorgen, dass er auf die schiefe Bahn gerät.«

      »Soll ich mal versuchen mit ihm zu sprechen?«, bot Charles an.

      Albert nickte.

      »Vielleicht hört er ja auf dich, aber ich kann es mir nicht vorstellen«, antwortete er niedergeschlagen.

      Gemeinsam gingen sie zum Esstisch und Albert gab seinem Gast Kartoffeln und Gemüse auf.

      »Fleisch kann ich heute leider nicht bieten«, sagte er und lächelte entschuldigend.

      »Kein Problem, ich versuche sowieso im Moment, meinen Fleischkonsum ein wenig zu reduzieren«, antwortete Charles.

      In diesem Moment fiel die Haustür geräuschvoll ins Schloss.

      »Luke?«, rief Albert.

      »Wer sonst?«, kam eine barsche Antwort aus dem Flur.

      Charles runzelte die Stirn. Das war ganz und gar nicht Lukes Art, mit seinem Vater zu sprechen.

      »Komm, das Essen wird kalt«, sagte Albert so laut, dass Luke ihn im Flur hören konnte.

      Von draußen war ein genervtes Stöhnen zu hören, dann kam Luke um die Ecke geschlurft. Er war ein schlanker, junger Mann mit blonden, kurz geschnittenen Haaren. Seine Gesichtszüge waren sehr fein, fast mädchenhaft, jetzt waren sie jedoch verkniffen und er wirkte älter als seine 18 Jahre.

      »Hallo Luke«, begrüßte Charles seinen Neffen.

      »Hey, Onkel Charly«, sagte Luke, und hob übertrieben lässig eine Hand zum Gruß.

      »Was ist das für eine Jacke?«, fragte Albert seinen Sohn, und deutete auf die nagelneue, schwarze Lederjacke, die Luke trug.

      »Die?«, fragte Luke, und griff mit einer Hand zum Revers, als merke er erst jetzt, dass er überhaupt eine Jacke trug.

      »Ja, diese Jacke«, entgegnete Albert ungeduldig.

      »Die ist cool, oder?«, sagte Luke und grinste.

      »Mir ist egal ob sie cool ist, ich will wissen, wo du sie her hast«, sagte Albert.

      »Ist doch egal«, patzte Luke seinen Vater an.

      »Luke«, sagte Charles nun streng, »ich glaube nicht, dass dieser Ton deinem Vater gegenüber angemessen ist.«

      Luke stöhnte, und verdrehte demonstrativ die Augen.

      »Ich hab die Jacke von Kevin, jetzt zufrieden?«, antwortete er schließlich.

      »Und wo hat Kevin die Jacke her?«, fragte Albert weiter.

      »Ist doch egal«, antwortete Luke erneut, und wandte sich zum Gehen.

      »Luke, wir sind noch nicht fertig«, rief Albert ihm hinterher, aber Luke hatte das Wohnzimmer schon verlassen und die Tür hinter sich zu geknallt.

      Albert ließ den Kopf hängen.

      »Siehst du jetzt, was ich meine?«, fragte er sein Gegenüber unglücklich.

      Charles nickte.

      »Darf ich?«, fragte Charles, und deutete auf die geschlossene Tür.

      »Ich glaube nicht, dass es etwas bringen wird, aber tu dir keinen Zwang an«, antwortete Albert.

      Charles ließ seinen vollen Teller stehen, und ging durch den dunklen Flur zu Lukes geschlossener Zimmertür. Er klopfte kurz, dann öffnete er die Tür einen Spalt breit.

      »Darf ich rein kommen?«, fragte er.

      »Na klar«, antwortete Luke gelangweilt.

      Charles öffnete die Tür ganz und betrat das Zimmer. Luke lag ausgestreckt auf seinem Bett und starrte an die Decke, die Lederjacke lag achtlos zusammengeknüllt auf dem Boden.

      Der Schreibtisch am Fenster quoll über vor Computerteilen, von denen wahrscheinlich mindestens die Hälfte defekt war.

      Auf

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