Sergia - Sklaven des 22. Jahrhunderts. Katja Brinkert

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Sergia - Sklaven des 22. Jahrhunderts - Katja Brinkert

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Rechner, den er von Charles zu seinem 18. Geburtstag bekommen hatte. Auf den Regalen an den Wänden stapelten sich Bücher über die verschiedensten Programmiersprachen und Anwendungsprogramme. Charles schob den Schreibtischstuhl hinüber zum Bett und setzte sich.

      »Was ist los mit dir, Luke?«, fragte er.

      »Was soll mit mir los sein?«, konterte Luke, ohne seinen Onkel dabei anzusehen.

      »Genau das frage ich dich.«

      »Du fängst schon genauso an wie er«, sagte Luke genervt, und deutete mit dem Kopf in Richtung seiner Zimmertür.

      »Vielleicht macht dein Vater sich einfach Sorgen um dich?«, fragte Charles.

      »Das ist doch Schwachsinn, ich habe alles im Griff«, antwortete Luke, wobei er weiter an die Decke starrte.

      »Sieh mich bitte an, Luke«, sagte Charles.

      Betont angestrengt setzte Luke sich auf und blickte seinen Onkel an.

      »Ich glaube ganz und gar nicht, dass du alles im Griff hast«, sagte Charles.

      Luke verdrehte die Augen.

      »Merkst du nicht, wie du dich verändert hast?«, fragte Charles seinen Neffen.

      »Ja, ich habe mich verändert und ich bin froh darüber. Ich sitze nicht mehr den ganzen Tag vor diesem doofen Computer. Ich habe jetzt Freunde, mit denen ich rumhängen kann«, antwortete Luke gereizt.

      Charles nickte langsam.

      »Wenn du das meinst. Dann hast du wahrscheinlich hierfür keine Verwendung mehr.«

      Mit diesen Worten warf er Luke ein kleines Päckchen zu, kaum größer als eine Streichholzschachtel. Luke fing es geschickt auf.

      »Was ist das?«, fragte er, und zeigte zum ersten Mal an diesem Abend so etwas wie Interesse.

      »Etwas, für das in deinem neuen Leben, mit deinen neuen Freunden, wohl kein Platz mehr ist«, antwortete Charles.

      Dann stand er auf, und ging zur Tür. Bevor er sie öffnete drehte er sich noch einmal um.

      »Falls du doch nicht alles im Griff haben solltest, kannst du mich jederzeit anrufen. Du weißt, dass ich immer für dich da bin.«

      »Ja ja«, brummte Luke und ließ sich wieder rittlings auf sein Bett fallen.

      Charles seufzte, und ging zurück zu seinem Schwager ins Wohnzimmer. Doch auch hier war die Stimmung nicht besser als in Lukes Zimmer, und so verabschiedete Charles sich schon bald mit dem Vorwand, noch arbeiten zu müssen.

      Im Laufe der nächsten Woche musste Charles oft an seinen Neffen denken, der sich so zu seinem Nachteil verändert hatte. Natürlich war es nicht normal für einen Jungen seines Alters gewesen nur zu Hause vor dem Computer zu sitzen und niemals Freunde zu treffen. Aber es war auch nicht normal, dass er nun alles, was er in den letzten Jahren verpasst hatte, auf einmal nachholen wollte.

      Charles hatte seine Kontakte ein bisschen spielen lassen, und dabei herausgefunden, dass drei der fünf Mitglieder von Lukes neuer Gang mehrfach wegen Diebstahls vorbestraft waren. Sie hatten bereits mehrere Wochen im Jugendarrest verbracht, und es sah nicht so aus, als hätte dieser Aufenthalt irgendetwas an ihrer Gesinnung geändert.

      Charles hatte seinem Schwager nichts von diesen Erkenntnissen erzählt, Albert machte sich bereits genug Sorgen um seinen Sohn. Aber Charles befürchtete, dass das dicke Ende bald kommen würde. Und er musste nicht lange warten.

      Zwei Wochen nach seinem letzten Besuch bei Albert und Luke klingelte mitten in der Nacht sein Telefon. Benommen griff er zum Hörer.

      »Dumare«, meldete er sich verschlafen.

      »Guten Morgen, Mr. Dumare. Hier spricht Officer Falk vom Cleveland Police Department.«

      Mit einem Mal war Charles hellwach.

      »Es tut mir leid, dass ich Sie zu dieser frühen Stunde stören muss, Sir, aber hier ist ein junger Mann, der behauptet, er sei ein Verwandter von Ihnen.«

      Charles schluckte. Er wusste bereits, wessen Stimme er hören würde, noch bevor das erste Wort gesprochen war. Nach einer kurzen Pause erklang Lukes Stimme. Der Junge wirkte kleinlaut und es hörte sich an, als könne er nur mit Mühe die Tränen zurückhalten.

      »Onkel Charly?«

      »Was ist passiert, Luke?«, fragte Charles.

      »Ich wollte das nicht, Onkel Charly, wirklich. Aber sie haben mich dazu überredet, ich wollte dabei nicht mitmachen«, jammerte Luke, ohne auf die Frage seines Onkels einzugehen.

      »Was ist passiert?«, fragte Charles nun fordernder.

      Dann ertönte wieder die Stimme des Officers.

      »Wir haben Ihren Neffen heute Nacht mit einigen anderen Jugendlichen aufgegriffen, als sie versucht haben, in ein Elektronik-Geschäft einzubrechen.«

      Charles saß wie versteinert auf der Kante seines Bettes.

      »Mr. Dumare?«, fragte der Officer als Charles nicht antwortete.

      »Ich komme so schnell ich kann«, antwortete Charles tonlos, dann legte er ohne ein weiteres Wort auf.

      So schnell wie heute Nacht war er noch nie in seine Kleider gesprungen. Innerhalb von nicht einmal zwei Minuten saß er bereits in seinem Wagen, und raste durch die menschenleeren Straßen ins benachbarte Cleveland. Eine viertel Stunde später hatte er das Polizeirevier erreicht. Er parkte seinen Wagen vor der Wache und eilte in das hell erleuchtete Gebäude. Am Empfangstresen des Reviers saß eine Polizistin mittleren Alters über ein Datapad gebeugt und diktierte dem Gerät einen Bericht.

      »Guten Morgen, mein Name ist Dumare«, sagte Charles.

      Die Polizistin blickte auf.

      »Oh, Mr. Dumare. Officer Falk erwartet Sie bereits. Gehen Sie bitte den Gang entlang, zweite Tür rechts.«

      Mit diesen Worten deutete sie auf einen kahlen Korridor zu ihrer Rechten. Charles nickte kurz und folgte der Beschreibung. Er machte sich nicht die Mühe anzuklopfen, sondern öffnete direkt die Bürotür. Am Schreibtisch ihm gegenüber saß ein hakennasiger Mann Mitte fünfzig, mit schütterem, grauem Haar. Als Charles den Raum betrat, blickte dieser überrascht auf.

      »Charles Dumare.«

      »Ah, Mr. Dumare«, antwortete Officer Falk.

      Er erhob sich von seinem Stuhl und streckte Charles seine Hand entgegen.

      »Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Es ist mir eine Ehre, Sie persönlich kennen zu lernen.«

      »Wo ist mein Neffe?«, fragte Charles, ohne die ausgestreckte Hand zu ergreifen.

      »Wir haben ihn mit den anderen Jugendlichen vorübergehend in einer unserer Arrestzellen untergebracht«, erklärte Officer Falk.

      »Und was genau ist vorgefallen? Sie sagten etwas von einem Einbruch?«, fragte Charles weiter.

      »Ja«,

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