Monas braune Augen. Lutz Hatop

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Monas braune Augen - Lutz Hatop

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der Weg des Ruhmes. Das passte auch zum heutigen Tag, denn der Kartenverkauf für die Berlinale begann genau um neun Uhr. Endlich erreichte er die Potsdamer Platz Arkaden, ein typisches Einkaufszentrum nach amerikanischem Vorbild. Er drückte die große Glastür auf und betrat das Erdgeschoss.

      Die Temperaturen waren jetzt mehr als erträglich, er nahm seine Mütze ab, stopfte sie in die linke Manteltasche und ging zielstrebig zum Ende einer der langen Schlangen, die sich schon jetzt, eine Stunde vor Öffnung der Kartenhäuschen in den Arkaden gebildet hatten. Er musste nur noch jemanden finden, mit dem er sich austauschen konnte. Das war nicht einfach, musste aber sein, benötigte er doch vier Eintrittskarten, denn nur zwei konnte er pro Film erwerben.

      Mike fragte herum, wer noch zwei Karten mehr erstehen könnte, im Gegenzug bot er das gleiche an. Keiner, weder vor, hinter oder neben ihm ging auf sein Angebot ein. In diesem Augenblick wandte sich eine Frau, die gerade mal zwei Meter von ihm entfernt stand, um. Sie trug einen blauen Wintermantel, passend dazu eine adrette blaue Strickmütze mit rosa Band.

      Seine Blicke trafen die ihren für wenige Sekundenbruchteile. Er musste schlucken. Was für eine Schönheit. Sie besaß eine fast schwarze Hautfarbe. Woher stammte sie, aus Ghana, Kenia oder gar Brasilien? Diese Gedanken kamen Mike in den Kopf. Schon hatte sie ihm wieder den Rücken zugewandt. Mike blieb stehen, versuchte sich wieder auf den Kartenkauf zu konzentrieren. Jedoch blickte er wieder und wieder verstohlen zu der Frau, die immer noch keine zwei Meter von ihm entfernt stand.

      Auch sie versuchte mit den umstehenden Personen ins Gespräch zu kommen. Doch jeder schüttelte nur den Kopf oder verneinte. So wandte sie sich dem älteren Herrn direkt vor Mike zu, wollte wissen, ob er nicht ebenfalls zwei Karten für sie kaufen könnte. Als Mike das hörte, packte ihn eine leichte Nervosität.

      Hoffentlich sagt er nein, dann kann ich mich anbieten. In seinem Eifer, seine Bereitwilligkeit zu zeigen, schubste er von hinten versehentlich den älteren Herrn. Der ließ vor Schreck seine gesammelten Prospekte und Broschüren fallen. Mike entschuldigte sich sofort und beeilte sich, diese wieder aufzusammeln. Die junge Frau half ihm dabei. Sie reichte Mike ihre aufgehobenen Prospekte. Bei der Übergabe berührte er ihre Hand.

      In dieser Sekunde trafen sich ihre Blicke zum zweiten Mal. Für eine gefühlte Ewigkeit schauten sich beide tief in die Augen. Mike konnte seine Augen überhaupt nicht mehr von den ihren lösen. Wow, was für Augen! So was hab ich noch nie …

      Jäh wurde er aus seinen Gedanken gerissen: „Entschuldigung, können Sie jeweils zwei zusätzliche Karten kaufen?“ Das war die Frage, die er sich vor wenigen Minuten noch gewünscht hatte. „Ja“, erwiderte er lachend. „Super, ich dachte schon, ich finde niemanden mehr. Klar kann ich!“

      Auch sie lachte ihn an: „Na, dann kann ja nichts mehr schiefgehen.“

      Mike stellte sich mit zu ihr in die Warteschlange, beide ließen dem Herrn den Vortritt.

      „Da habe ich mich gerade wohl etwas ungeschickt angestellt. Es war aber keine Absicht.“ Die Antwort kam herausfordernd. „Wer weiß? Vielleicht war es ja doch Absicht und Sie wollten mich kennenlernen, oder warum haben Sie mich gerade so angestarrt, hm?“

      Absichtlich blickte sie ihn direkt an. Und wieder, diese Augen faszinierten ihn unendlich, so hielt er ihren Blicken auch stand. Leise murmelte er vor sich hin: „Ich hatte auch gute Gründe.“

      Ihr Blick wurde unsicher, schnell wechselte sie das Thema. „Sollen wir zuerst mal die Filme abgleichen?“

      „Ja, natürlich. Ich habe ‚Barbara‘, ‚Coming home‘ und ‚Was bleibt‘. Welche haben Sie?“

      „Die gleichen und noch ein paar andere!“

      „Wie, die gleichen! Das gibt es doch nicht!“ Sie musste lachen.

      „Doch, scheint so zu sein.“ Mike wurde immer unruhiger.

      „Wenn wir jetzt noch die gleichen Uhrzeiten haben, war das wohl Schicksal!“

      Auch bei ihr wuchs die Neugier. „Jetzt bin ich aber gespannt.“ Beide schauten gegenseitig auf ihre Listen und stellten aber nur eine Übereinstimmung bei zwei Filmen fest. Das war jedoch für die Kartenbeschaffung von großem Vorteil.

      Die fünfzig Minuten Wartezeit, bis sie den Schalter erreichten, vergingen wie im Fluge. Beide tauschten sich über ihre Vorlieben bei den ausgesuchten Filmen und über ihre Interessen aus. Dabei stellten sie viele Gemeinsamkeiten fest. Sie kauften sämtliche Karten für alle Filme. Triumphierend nahm Mike die Karten in die Hand, ließ sie auseinanderfallen, sodass sich ein langes Band ergab und hing sich dieses wie einen Schal um den Hals.

      „Na denn, danke für die Unterstützung“, hörte er die junge Frau sagen. In diesem Moment schoss ihm nur ein Gedanke durch den Kopf: Sag irgendetwas, damit sie nicht einfach wegläuft. „Ähm, ich würde mit Ihnen gerne einen Film anschauen. Schließlich haben wir so viele gemeinsame Neigungen festgestellt. Und hinterher tauschen wir uns aus.“ Er machte eine kurze Pause. „Bei einem Glas Wein?“

      Sie zögerte. „Hm, ich weiß nicht. Ich glaube nicht, dass die Idee so gut ist.“ In Mikes Gesicht schlich sich Enttäuschung. „Schade! Na dann, … ich sag mal …“

      In diesem Augenblick trafen sich ihre Augen zum dritten Mal. Die junge Frau war irritiert. Was für ein helles Blau. Tu was, lass ihn nicht gehen. Bist doch sonst nicht so schüchtern. Sie ergriff die Initiative. „Warten Sie! Wie wäre es jetzt mit einer Tasse Kaffee. Ich hätte nach der Ansteherei ziemlich Appetit darauf.“

      Mike wusste nicht, wie ihm geschah. „Sehr gerne. Hier in den Arkaden ist da oben eine amerikanische Bar, die haben hervorragende Erfrischungsgetränke und guten Kaffee!“

      „Auch Latte?“

      „Auch Latte, aber ich lade Sie ein. … Wenn Sie schon nicht mit mir ins Kino wollen.“

      Sie lächelte ihn an. „Einverstanden, ich gehe nämlich noch zur Schule.“

      „Schule? Oder Uni?“

      „Weder noch, Schauspielschule. Ich werde dieses Jahr fertig.“

      „Da muss ich aber aufpassen, dass sie mir nichts vorspielen!“

      „Vielleicht!“ Sie lachten.

      Beide fuhren mit der Rolltreppe in die obere Etage und setzten sich an einen Zweiertisch. Mittlerweile war es halb zwölf. Mike und die junge Frau unterhielten sich angeregt. Berlinale, Filme, Vorlieben, Interessen, Hobbys, Schauspiel, Theater und vieles andere mehr. Sie fanden beinahe kein Ende. Und es war kein Monolog von einem der beiden, sondern ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Mittlerweile war die Zeit weit fortgeschritten. Verstohlen blickte die junge Frau auf ihre Uhr.

      „Wow, wir sitzen schon seit drei Stunden hier. Danke, so gut habe ich mich schon lange nicht mehr unterhalten.“

      „Das Kompliment kann ich zurückgeben.“

      Mike merkte, dass die Zeit knapp wurde. So startete er einen neuen Anlauf, wusste er doch immer noch nicht wie sie hieß. „Jetzt sitzen wir hier schon so lange und ich weiß noch nicht einmal Ihren Namen, außerdem sind wir immer noch beim Sie, sollen wir nicht Du zueinander sagen?“ Die junge Frau spürte, dass die Unverbindlichkeit der Unterhaltung verloren gehen könnte, schob ihre Bedenken dann jedoch schnell beiseite.

      „Okay, warum

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