Monas braune Augen. Lutz Hatop

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Monas braune Augen - Lutz Hatop

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„Phantasiemona“ denken. Ihr lief noch jetzt ein wohliger Schauer über den Rücken. Wow! War das eine Bemerkung – So was Schönes – und damit hat er mich gemeint! Dann noch dieses Auto, ist genau mein Geschmack. Und er lässt mich auch noch fahren.

      Außerdem wollte sie unbedingt diese Ballade kennenlernen. Ein lautes Knurren im Magen signalisierte ihr, dass sie seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte und es zwischenzeitlich halb vier nachmittags war.

      „Na, Hunger? Wenn du möchtest, koche ich uns was Leckeres. Was magst du denn besonders gerne?“

      „Spaghetti“, war die kurze Antwort. „Sag mal, du kannst kochen?“

      „Ich denke schon und auch recht gut, bilde ich mir jedenfalls ein.“

      Mona schaute Mike von der Seite an und dachte für sich: Der Typ macht mich immer neugieriger, mal sehen ob das nur Sprüche sind und er kippt nachher die fertige Tomatensauce aus der Dose über die Nudeln.

      Plötzlich fiel ihr ein, dass sie sich mit ihrem Freund Tom um sieben verabredet hatte. Sie musste sich entscheiden. Zu Mike oder mit Tom? „Ich muss mal schnell telefonieren.“ Sie fuhr an die Seite und rief ihren Freund an. „Hallo Tom, hier ist Mona. Du, ich muss heute Abend unser Date absagen. Habe heute eine ehemalige gute Schulkameradin getroffen, die ich schon ewig nicht mehr gesehen habe. … Nein, du kannst nicht dazu kommen. … Das ist ein Mädchenabend, da können wir keine Jungs brauchen … Tom, bitte beherrsch dich. Es reicht, … Ende der Durchsage!“ Sie drückte Tom weg. „So ein Blödmann“, murmelte sie. Was für ein Unterschied zwischen den beiden, dachte sie. Tom sieht zwar viel besser aus, kann aber wie es scheint mit Mike nicht mithalten. Diesen Mike, nahm sie sich vor, möchte ich besser kennenlernen.

      Während dieses Telefonates bekam Mike erst recht ein schlechtes Gewissen gegenüber Angelika. Was würde er ihr wohl am Telefon sagen? Sie wohnte zwar 600 km entfernt von Berlin, was aber völlig zweitrangig war. Denn die Entfernung spielte in diesem Fall keine Rolle. Aber Mona schien es genauso zu gehen.

      „Ein Date? Abgesagt? Wegen mir?“ Etwas unwirsch reagierte sie. „Kluger Junge, und? … Bild dir bloß nichts ein!“ In diesem Moment klingelte Mikes Telefon.

      „Geh ruhig ran.“ Auf dem Display leuchtete der Name Angelika. „Deine Freundin?“, grinste sie.

      „So ähnlich.“ Mike nahm das Gespräch an.

      „Jaaa, Hallo Geli!“

      „Hallo Schatz, hascht du die Karten für die Berlinale? Hat’s klappt?“

      „Ja!“

      „Was machscht du heut Abend, am liebschta wär ich jetzt bei dir. Weischt du, was ich jetzt gerne mit dir machen tät, … hallooo, bischt du noch da?“

      „Ja“

      „Hey, du bischt so einsilbig, ischt jemand bei dir?“

      „Ja, Harald sitzt neben mir.“ In diesem Moment fing Mona an, leise zu kichern. „Ruhig!“, zischte Mike. „Du Geli, lass uns morgen weiter telefonieren, wir treffen uns gleich mit ein paar Leuten, ich ruf dich an, ja!“

      „Wart a mal, des Lachen da hat sich aber grad nach einer Frauenstimme angehört?“

      „Ja, in meinem Auto sitzen noch mehr Leute und fangen schon an mit lachen, bitte lass uns morgen weiterschwätzen. Ich ruf an, versprochen!“

      „Wenn’s sein muss, bis Morgen, ade!“

      Mona schaute Mike direkt an und sagte ganz langsam. „Na, gelogen? Wegen mir?“ Er drehte sich zu Mona. „Wir haben beide gerade unsere Partner angelogen, ist doch richtig oder? Tolle Voraussetzung!“

      „Für was?“, ihre Augen funkelten. „Für den weiteren Abend.“ Seine Stimme wurde weich, „den ich trotzdem gerne mit dir fortsetzen würde.“

      Oh, Sch…, was rede ich denn da, das wäre die Chance zum Abbruch gewesen. Wie wird sie wohl antworten? „Du möchtest den Abend also gerne fortsetzen, hmm?“ Sie machte eine kurze Pause um seine Reaktion abzuwarten. Mike blickte sie erwartungsvoll an, sie lächelte ihn an.

      „Das möchte ich auch und ich würde gerne endlich das Lied hören. Außerdem hab ich Hunger. Lass uns einfach sehen, was aus dem Abend wird, wenn du dich nicht wohl fühlst, kannst du es jederzeit sagen. … Würdest du mich nach dem Essen dann nach Hause fahren?“

      Mike wusste nicht wie ihm geschah, er war vollkommen durcheinander. Was mach ich hier bloß. Ich bin auf dem besten Weg, Angelika zu … Verdammter Mist, ich kann aber nicht nein sagen. Diese Frau fasziniert mich dermaßen. Geli, verzeih mir.

      Schnell antwortete er: „Natürlich, selbstverständlich. Warum sollte ich mich nicht wohlfühlen, es geht mir bestens, … kann ja nicht anders sein, … neben dir!“ Mona lächelte ihn nur an. Nach weiteren fünfzehn Minuten kamen sie endlich vor dem Haus an. Es gab sogar einen freien Parkplatz.

      Mikes Wohnung lag im zweiten Obergeschoss des Vorderhauses eines typischen Berliner Altbaus mit zwei Höfen aus der Jahrhundertwende. Von außen war nicht zu erkennen, wie groß diese Wohnung war. Vier Zimmer mit fast 140 Quadratmetern und zwei Balkonen. Der Zugang erfolgte über ein großes Treppenhaus, dessen Treppe um einen Aufzug herumlief. Dadurch fuhr der Aufzug in die jeweilige Etage und ermöglichte einen ebenen Zugang. Dieses Treppenhaus war besonders prächtig ausgestattet mit seinen Stuckdecken und dem mit zahlreichen Jugendstilsymbolen verziertem Geländer. Am aufwändigsten waren aber die Wohnungseingangstüren gestaltet mit sechs Feldern, darinnen Pflanzen- und Blumenmotive. Der Fahrstuhl selbst stammte noch aus der Erbauungszeit, sogar die alte hölzerne Fahrgastzelle war noch erhalten.

      Die Wohnung selbst lag in der sogenannten Beletage, zur Erbauungszeit das bevorzugte Hauptgeschoss eines Gebäudes mit einer Raumhöhe von 3,50 Meter. Alle Innenräume besaßen noch die ursprünglichen Stuckdecken und Dielenböden. Eine große zweiflügelige Tür führte in den Hauptraum der Wohnung, dem ‚Berliner Zimmer‘. Dieser war besonders hervorgehoben durch einen schönen Kamin, einem riesigen über drei Meter hohen Fenster, welches zugleich Tür zu einem Balkon war und einer besonders reichhaltigen Stuckdecke.

      Sie betraten die Wohnung. Mike half Mona aus dem Mantel. Sie nahm die Strickmütze ab und legte sie auf die Hutablage. Nun erst entdeckte er ihre ganze Schönheit: Ihre schwarzbraunen Haare waren zu zahllosen kleinen langen Rastazöpfen geflochten. Direkt am Kopf lagen sie jedoch dicht an, wie sauber aufgereihte Schnüre. Dadurch kam ihre Gesichtspartie voll zur Geltung. Er bewunderte die alles in ihren Bann ziehenden braunen Augen, ihre feine ebenmäßige Nase und ihren wunderbar geformten Mund mit den ausdrucksvollen Lippen. Ihre Haut schimmerte wie dunkler Samt.

      „Was darf ich Dir anbieten?“, fragte Mike und führte sie in das Berliner Zimmer. Sie setzte sich in die Ecke des zweisitzigen Sofas, welches den direkten Blick auf den Kamin gestattete. „Machst du ihn an? So ein Feuer find ich urgemütlich.“ Während Mike sich noch mit dem Kamin beschäftigte, schaute ihn Mona genau an.

      Er war kein Riese, 1,75 Meter groß, von schlanker Gestalt, dabei wirkte er sportlich trainiert. Dunkelblonde kurze Haare mit einer markanten natürlichen Locke über der Stirn setzten einen besonderen Akzent. Interessant machte ihn sein kurzer hellblonder Bart, der das eckige Gesicht einrahmte. Die Linien wurden dadurch weicher. Besonders gut gefielen ihr aber die hellen blauen Augen, die offen und neugierig in die Welt blickten. Sie fragte sich, was er wohl als nächstes tun würde.

      Knisternd

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