Ich kann mir die Arbeit nicht leisten. Rainer Voigt

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ich kann mir die Arbeit nicht leisten - Rainer Voigt страница 14

Ich kann mir die Arbeit nicht leisten - Rainer Voigt

Скачать книгу

und auch Sven Bachmann. Er vergaß seinen Stundezettel auf der Baustelle, ebenso Werner, als er nach einer Kur wieder die Führung übernahm. Werner rechnete 220 Stunden im Monat ab, war jedoch nach Frank-Peters Übersicht weniger als 150 Stunden auf der Baustelle.

       Werners Adlers Stundenzettel

      Die bei der Entkernung der Villa demontierten Kupferkabel machten ebenfalls diese Beiden zu barer Münze und spendierten dem Rest der Truppe einmal ein Päckchen Kaffee. Auch hier verplapperte sich Sven Bachmann und die tatsächlichen Einnahmen von mehreren hundert Euro wurden bekannt. Das Husarenstück der beiden war jedoch, dass sie auf Friedrich Rübners Kosten Dachabdeckung besorgten und einer Oma, die ein Haus gegenüber der Baustelle hatte, die Nebengebäude neu bedachten. Immer in der Mittagspause, wenn die anderen drei der Truppe rund 5 km in das von Friedrich Rübner verpachtete Pflegeheim fuhren, wo sie kostenfrei beköstigt wurden, waren die beiden fleißig. Werner Adler richtete sich in einer der Wohnungen, die aus dem Zimmerverbund der Villa gebaut wurden, eine Bastelstube und eine Pflanzaufzucht ein. Er hatte die Räumlichkeit mit Bedacht ausgesucht. Eine kleine Treppe führte in ein Obergeschoß. Mit Fenstern nach allen Seiten hatte Werner „seine“ Leute stets im Blick und sah auch rechtzeitig, wenn Friedrich Rübner aufkreuzte. Dort bastelte er Gestecke für Weihnachten oder renovierte alte Möbel. Für seine Pflanzaufzucht baute Werner extra einen Tisch und regelte die Elektroheizung auf Maximum.

       Werner Adlers „Bastelecke“

       … und seine Pflanzenzucht

       Dafür muss kräftig geheizt werden

      Alle Dinge, die auf der Baustelle falsch liefen, waren zum Glück nicht Frank-Peter zuzuordnen, er war ernsthafter und bemühte sich, Qualitätsarbeit zu leisten. Sven Bachmann hat sich vom Fachhändler sauteure „reflektierende“ Folie aufschwatzen lassen, die unter den Estrich kommt um die Wärme der Fußbodenheizung nicht nach unten in den Keller verschwinden zu lassen. Wie soll das im Dunklen mitten im Beton funktionieren? Das Ergebnis sah so aus, dass nach Zuschalten der elektrischen Fußbodenheizung vierzehn Tage lang nichts passierte. Zumindest nicht in der Wohnung. Dafür war die Kellerdecke richtig handwarm. Frank-Peter kontrollierte jeden Tag die Zählerstände, trug die Daten in den Computer ein wenn er an den Wochenenden zu Hause war und errechnete, dass die größte der so entstandenen Wohnungen pro Monat bei voller Heizung über fünfhundert Euro Stromkosten verbraucht. Da ist noch keine Lampe an, kein Liter Wasser zum Duschen erwärmt und kein elektrisches Gerät angeschaltet. Erst sehr viel später, als Frank-Peter nicht mehr auf dieser Baustelle war, soll die Kellerdecke isoliert worden sein. Eines Tages wurden Kupferbleche geliefert. Werner Adler und Sven Bachmann machten eine alte Blechbiegemaschine wieder flott und bauten aus den Kupferblechen eine Wanne, die mittig zwischen zwei Dächer als Dachrinne eingebaut wurde. Sven Bachmanns Fachkenntnisse beim Löten reichten nur, um das Blei-Zinn-Gemisch flüssig zu machen und es auf die Kupferbleche laufen zu lassen. Mit Löten hatte das nichts zu tun. So verwunderte es nicht, dass das erste Regenwasser einen Weg durch die verunstalteten Kupferbleche direkt in die darunter liegenden Wohnungen fand. Im Ergebnis dieses niederschmetternden Resultats wurde Dachpappe auf die Kupferbleche geklebt! Man hätte so auch verzinktes Blech nehmen und dieses mit Euroscheinen bekleben können. Das hätte die gleichen Kosten verursacht, wäre aber schneller gegangen.

       Vom „Spezialisten“ gelötet

      Das riesige Grundstück diente zwischendurch als Müllhalde für allerlei Sachen. Darunter auch für ausrangierte Bleiakkus, die aus einer demontierten Notbeleuchtungsanlage aus Bad Elbis-Solbach stammten. Sie wurden vom LKW einfach abgekippt und erhielten dadurch Risse in den Gehäusen. Ein halbes Jahr später war die Akkusäure weg. Wo diese Akkus letztlich abgeblieben sind, konnte Frank-Peter auch nicht in Erfahrung bringen.

       Im freien gelagerte defekte Bleiakkus

      Eine Überraschung erlebte Frank-Peter trotzdem mit „seiner“ Elektrik. Ab und zu hatten ihm Kollegen, auch Sven Bachmann schon einmal zur Hand gehen müssen. Sven Bachmann wurde mit seinen „Gynäkologenhänden“ gebraucht, wenn Kabel in den Wänden des Trockenbaus gesucht werden musste. Er konnte seine Arme bis zu den Ellenbogen in die ausgesägten Löcher stecken, wo Frank-Peter nicht einmal mit der Hand hinein kam. Frank-Peter und der Fliesenleger sollten ganz schnell mal für drei Tage nach Leipzig, wo eine ehemalige Apotheke in einem von Friedrich Rübners Häusern zu einer Tierarztpraxis umgebaut werden sollte. Aus diesen drei Tagen wurden geschlagene drei Monate. Sven Bachmann sollte in dieser Zeit die Elektrokabel für die Beleuchtung des mit 80 m2 größten Wohnzimmers in die Decke einbringen, damit die Trockenbauarbeiten abgeschlossen werden können. Frank-Peter gab dazu die erforderlichen Eckdaten und schärfte Sven Bachmann ein, die Lampenauslässe sinnvoll anzuordnen, wie er es von einer eigenen Wohnung auch erwarten würde. Als Frank-Peter nach drei Monaten wieder auf dieser Baustelle aufkreuzte, sah er die Bescherung. Sven Bachmann hatte das absolute Maximum der abgesprochenen Eckdaten installiert: zweiundzwanzig Lampenauslässe mit einundzwanzig verschiedenen Schaltmöglichkeiten! Und das in einem Wohnzimmer. Die Aufregung war natürlich groß. Die Beschaffenheit der Decke ließ keine Entfernung von Kabeln zu. Stundenlang saß Frank-Peter am Computer, den er inzwischen mit in sein Quartier genommen hatte, um eine sinnvolle Zusammenstellung der mit jeweils einem Schalter zu steuernden Lampen zu finden und auch in der Perspektive Änderungen zuzulassen. Im Ergebnis dieser Überlegungen musste Frank-Peter eine weitere Unterverteilung einbauen, die ausschließlich für die Verwaltung der Wohnzimmerbeleuchtung zuständig war. Welch Aufwand durch die Fehleinschätzung des „gesunden Menschenverstandes“ von Sven Bachmann durch Frank-Peter. Übrigens gab es für die Arbeit an der Tierarztpraxis in Leipzig bei den in den alten Bundesländern angestellten Bauarbeitern keine Auslöse. Die kostenlose Verpflegung und Unterkunft, die als Bestandteil des relativ niedrigen Lohnes vereinbart war, fiel ebenso weg. Nur Frank-Peter profitierte von kürzeren Fahrwegen, der Fliesenleger, der einige Kilometer hinter Halle wohnte, hatte durch die täglichen Fahrten sogar mehr Fahrkilometer pro Woche als mit den Fahrten auf die Baustelle in den alten Bundesländern.

       Qualitätsarbeit auch bei ungewollten Zusatzkomponenten

       Verstärker und Verteiler für Kabelfernsehen

      Frank-Peter hatte auf dieser Baustelle die Planung und Installation der gesamten elektrischen Anlage, für die Telefonvorbereitung und das Kabelfernsehen übernommen, eigenverantwortlich über den mit Friedrich Rübner befreundeten Elektromeister Rolf Teubner das Material bestellt und die Anlagen fertig gestellt. Als ein Fachmann des örtlichen Betreibers der Kabelfernsehanlage wegen der geplanten Zuschaltung des Fernsehsignals die Anlage inspizierte, war er begeistert. „Mit wem muss ich reden, wenn wir diese Anlage käuflich übernehmen wollen?“, wurde Frank-Peter von dem Angestellten gefragt.

      Nachdem Frank-Peter nach Erfüllung seiner Aufgaben entlassen worden war, rief ihm Woitek abends an. „Du, der Rolf Teubner war bei Friedrich Rübner, er hat deine

Скачать книгу