Echnaton im Feuersturm. Mario Monteiro

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Echnaton im Feuersturm - Mario Monteiro

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»Stimmt genau, rechts hat er viel stärker zugepackt.«

      »Aber trotzdem«, meinte der Assistent. »Backhaus hin oder her. Was ist nun mit Polle? Hatte er nicht auch sein Tatmotiv?«

      »Ganz zweifellos«, gab Hellwig zu. »Doch manchmal spielt das Schicksal mit. Vor einer Stunde hat die Staatsanwaltschaft Bernhard Polle aufgestöbert. Zwei Tage nach seiner Entlassung aus der Strafanstalt erlitt Polle einen schweren Schlaganfall. Er sitzt gelähmt in einem Rollstuhl und muss gefüttert werden. In seinen Händen kann er keinen Suppenlöffel halten.«

      RHAPSODIA SUDAMERICANA

      Südamerikanische Lebenslust! Ein Gewitter aus brasilianischem Samba, Rumba aus der Karibik, Mambo und Merengue. Wer kam da noch mit?

      Die vorletzte Vorstellung am Freitag Abend. In weniger als sieben Minuten werden farbenprächtig bekleidete Künstler aus Kolumbien und Bolivien, aus Ecuador und Brasilien über die Bühne rauschen.

      Vorhang auf! Rasender Beifall. Nur Henry McSimpson in der ersten Reihe applaudierte nicht und selbst, als das noch immer beschwingte Publikum den Saal verließ, blieb er noch immer schweigend sitzen, denn der vermögende Amerikaner auf Platz 14 war zu dieser Zeit schon tot.

      Tod durch Ersticken, stellte ein eiligst herbeigerufener Arzt als Todesursache fest und das war in einem Festsaal erster Klasse so sonderbar, dass die Polizei gerufen wurde.

      Kriminalkommissar Hellwig besah sich den Toten sehr aufmerksam. Der Kopf der Leiche war nach vorne auf die Brust gesunken und es schien kein Anzeichen eines vergangenen Todeskampfes gegeben zu haben.

      Während die Fotografen den plötzlich verstorbenen Besucher von allen Seiten knipsten, fragte der Kommissar den eiligst herbeigerufenen Dr. Bellinghaus:« Wann trat der Tod nach Ihrer Meinung ein?«

      »Ungefähr vor zwei, vielleicht auch zwei und einer viertel Stunde«, meinte Dr. Bellinghaus und sah sich den Toten nochmals an.

      »Und wann begann die Vorstellung?« Diese Frage war an den Direktor des Theaters gerichtet.

      »Genau um 21 Uhr«, schoss der Show Bussiness Manager heraus.

      Hellwig sah einen Moment auf seine Uhr und berechnete die Zeit. Der verstorbene Revue-Besucher könnte infolgedessen den Beginn der Vorstellung noch erlebt haben.

      Im grellen Licht der Scheinwerfer zogen sie dem Amerikaner die Jacke aus, lösten seine Krawatte und öffneten das Hemd bis hinunter zum Gürtel. Vorsichtig fuhr der Kommissar mit seinem behandschuhten Zeigefinger auf der kalten Brust des Toten hin und her, bis er oberhalb der behaarten Brust an eine Stelle kam, die ihm besonders auffallen musste.

      »Und das hier?« Fragend blickte er Dr. Bellinghaus an.

      »Dies könnte vor Eintritt der Leichenblässe gerötet gewesen sein, vielleicht entzündet durch einen Insektenstich«, meinte Dr. Bellinghaus.

      »Dann müssten wir ja fast den Stachel finden«, und dabei schaute Hellwig seine umherstehenden Mitarbeiter belustigt an. Genau so, als ob er im Saal nach einer Wespe suchte.

      »Besorgen Sie mir doch bitte für morgen Abend eine Eintrittskarte für die Show«, bat er beim Abschied den Theaterleiter. »Vorzugsweise Reihe 1a und wenn möglich auf diesem Platz, den Mr. McSimpson heute Abend eingenommen hatte.« Ohne ein weiteres Wort verließ der Kommissar das Theater.

      Am nächsten Morgen begann die Obduktion des Leichnams, während man sich in Hellwigs Büro mit anderen Fragen beschäftigte. Fernschreiben und Mails gingen hin und her. Computerdaten über das Personal des Theaters wurden sorgsam geprüft und noch am frühen Nachmittag erhielt man eine komplette Liste aller Künstler der südamerikanischen Truppe.

      »Die Unterlagen sind jetzt komplett, Herr Kommissar«, sagte die sowohl adrette als auch pflichtbewusste Kriminalassistentin zu ihrem Boss.

      »Gut so«, meinte Hellwig. »Dann kann ich mir ja dieses Spektakel heute Abend auch ansehen.« Dabei sprach er mehr zu sich selbst.

      »Es wird Ihnen sicher gefallen, Herr Hellwig«, sagte die Assistentin leise. »Mir hat es sehr gefallen. Ich war gestern Abend dort. Allerdings …«, und dabei lächelte sie ein wenig, »vorletzte Reihe, da ist’s billiger.«

      Hellwig sah sie kurz an. »Gestern Abend also waren sie dort? Und fiel Ihnen da nichts Besonderes auf?«, wollte er wissen.

      »Eigentlich nicht. Nun, ich weiß nicht recht.« Sie wusste in diesem Moment wirklich nicht, was sagen sollte. Marianne überlegte kurz. »Ja, vielleicht. Ganz am Anfang. Das war wirklich richtig komisch. Da kam so ein brasilianischer Trompeter auf die Bühne. Wissen Sie, Herr Hellwig. Gleich als er anfangen wollte zu blasen. Da kam gar kein Ton aus der Trompete, die blies gar nicht. Vielleicht so ein Gag zum Auftakt, wissen Sie?«

      »Ja?«

      »Also das mit dem Trompeter, das war ja ganz komisch. Da kam ja gar kein Ton heraus. Erst als er das Mundstück ausgewechselt hatte, da ging es richtig los und gleich raste das Publikum wie verrückt vor Begeisterung.«

      Hellwig sagte nichts zu der kurzen Bemerkung, doch dann dachte er angestrengt nach.

      Punkt 21 Uhr saß Kriminalkommissar Hellwig auf seinem Sessel in der Bel Ami-Revue. Der Vorhang hob sich und Jacinto Silveira sprang mit seiner Trompete in der Hand mitten auf die Bühne, stieß mit voller Lunge in das Instrument und erfüllte die Show mit einer mitreißenden Samba-Melodie.

      Zwei Stunden später fiel der Vorhang zum letzten Mal. Herbert Hellwig nahm sich den Assistenten Besserer und einen weiteren Beamten mit. »Also sehen wir uns den Samba-Künster mal etwas genauer an.«

      Jacinto Silveira hatte ihnen nach kurzem Klopfen selbst die Tür geöffnet. Dann standen sie mitten in Silveiras Umkleideraum und wiesen sich aus.

      »Sie haben wunderbar gespielt«, begann Kommissar Hellwig und versuchte zu lächeln, nachdem sich ein Mitarbeiter an die Tür gestellt hatte.

      »Kamen Sie hier herein, um mir das zu sagen?«, fragte Silveira noch beherrscht, war nach dem Blick auf die Dienstausweise jedoch kreidebleich geworden.

      »Nein. Nicht nur deshalb«, gab Hellwig zu. »Eigentlich wollten wir nur gerne wissen, ob Sie ab und zu auch Indianer spielen?«

      Da der Künstler diese Frage offenbar nicht verstand, wurde Hellwig deutlicher. »Nun, verehrter Senhor Silveira! Zeigen Sie mir schon Ihr Pusterohr! Ich meine damit, dieses feine Röhrchen, das gestern Abend auf Ihrer Trompete steckte.«

      Jacinto Silveira sprang von seinem Stuhl auf und wollte zur Tür. Doch Besserer und der Beamte an der Tür hielten ihn fest.

      Mit unheimlicher Ruhe holte der Kommissar eine Papierserviette aus der Westentasche und entnahm daraus ein winzig kleines Projektil, nicht größer als die Spitze einer dünnen Nadel.

      »Nicht anfassen!«, rief Hellwig zu den Umstehenden. »Es ist vergiftet, denn Henry McSimpson starb gestern Abend an Curare, dem Pfeilgift der Amazonas-Indianer!«

      Und dabei sah er Silveira direkt ins Gesicht. »Stimmt’s, Senhor Silveira? Sie sehen, wir haben das klitzekleine Wunder dennoch gefunden. Es steckte mitten in der Aorta von Ihrem Opfer und brachte ihm den sicheren Tod.« Nach einer kurzen Pause fuhr der Kriminalist fort: »Nun fehlt uns also noch das Pusterohr, mit dem sie gestern

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