Echnaton im Feuersturm. Mario Monteiro

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Echnaton im Feuersturm - Mario Monteiro

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eiligst beschafften Haftbefehl aus der Tasche und der Beamte an der Tür holte ein paar Handfesseln aus der hinteren Gesäßtasche.

      »Ich muss Sie leider festnehmen, zunächst zur weiteren Untersuchung. Und nun sagen Sie mir … das könnte Straferleichterung für Sie bedeuten … weshalb nur haben Sie das getan?«

      Jacinto Silveira ließ sich anstandslos festnehmen. Dann wartete er fünf lange Minuten, bevor er sein Geständnis hinausschrie. Wildes Feuer blitzte in seinen Augen: »McSimpson hat mit vor Jahren meine Frau genommen. Und gestern Abend, endlich, da kam er mir vor die Trompete!«

      KOMETEN BRINGEN GLÜCK

      Joe MacMillan hatte es an diesem Morgen besonders eilig. Wieder war das Geld weg und das kam alle zehn Tage mindestens einmal vor. Also musste er zusehen, wie er über die nächste Runde kommen könnte. Zum Glück war es bis zur Bascon Street nicht allzu weit. Um genauer zu sein, Bascon Street, 112 in der 27. Etage. Denn dort hatte sich seit einiger Zeit die Bradston Immobilien-Agentur eingenistet. Und nur von dort konnte Joe baldige Rettung erwarten.

      »Hello Joe, really you are early this«, meinte der hagere Mr. Bulton der gerade in diesem Moment damit beschäftigt war, den vergitterten Eingang zu den Geschäftsräumen aufzuschließen.

      »So zeitig heute schon?« Joe nickte kurz und wartete höflich, bis ihn Bulton aufforderte, auf einem der Stühle des Besuchszimmers Platz zu nehmen.

      »Sie werden gleich kommen«, tröstete ihn Bulton und bezog sich auf Fredric March und den kleinen Olbranson, die, wie Joe inzwischen herausgebracht hatte, zum Stammpersonal der unscheinbaren Agentur gehören mussten.

      Eigentlich wurde Joe jedes Mal von einem anderen Kerl abgefertigt, wenn er, oft reichlich verspätet, das ärmliche, meist verstaubte Büro betrat, um bald danach wieder auf der Straße zu sein und den zweifelhaften Aufgaben nachging. Immerhin hatten alle gewusst, wer er war, wo er wohnte und vor allem kannten sie die genaue Summe, die er jedes Mal in Empfang nahm und wie viel er am Abend wieder zurückzubringen hatte. Und was wusste Joe von diesen Burschen im 27. Stock? Wenn er ehrlich sein wollte, musste er es sich eingestehen. Gar nichts wusste er von diesen Leuten.

      Allein in dieser Woche hatte er ein Riesenpaket weggeschleift. Tausende von Dollar waren es. Hastig klemmte er sich in aller Frühe in den Lift und fuhr ins Erdgeschoss. Schon auf der Fahrt nach unten grübelte er darüber nach, wo und vor allem wie er an diesem Morgen den ganzen Plunder loswerden könnte.

      Ja, letzten Donnerstag! Da lief das Geschäft wie eine Eins! All diese miserabel gedruckten Greenbacks hatte er an einem Nachmittag im Jockey-Club untergebracht. Tadellose Fünfziger, einen Packen Hunderter und drei Tausend Dollarnoten holte er bei den Wettbüros heraus.

      Seine saftige Provision hatte er gleich in Wetten angelegt. Und dabei auf Anhieb viertausend Dollar eingeheimst. All zu lange hielt das auch nicht. Denn er hatte dann doch noch das phantastische Teleskop erstanden. Seit Tagen waren sie alle hinter den Fernrohren her, die sie vor dem totalen Ausverkauf in den Optikerläden und in diesen Allerwelts-Warenhäusern noch vor dem Schlussverkauf ergattern konnten. Den ganzen Tag lang standen sie Schlange, um den Kometen, der durch Zeitungsberichte und Fernsehshows bekannt geworden, so bedrohlich nahe am Erdball vorbeirasen sollte. Und als der bedrohliche RA 202 in nächster Nähe am Himmel erschien und ganze Scharen ängstlicher Menschen in die Kirchen rannten und beteten, da hing nächtelang eine dichte Wolkendecke über dem halben Kontinent.

      Joe war es bald satt, sich auf dem harten Stuhl seiner engen Klause die Nächste um die Ohren zu schlagen, um am Ende doch nichts von dem gefährlichen Himmelskörper zu erwischen. Nun, wenn dies nur der einzige Kummer des arbeitslosen Bankangestellten gewesen wäre.

      »Mr. Macmillan«, fing die bucklige, blutarme Frau am Anfang der nächsten Woche an. »Es tut mir ja so leid. Aber ich muss Ihr Zimmer haben.« Dabei stützte sich die Alte auf ihre Krücke, ohne die sie nicht einmal durch die schäbige, enge Wohnung hätte schleichen können. In ihrer Verlegenheit zog sie dauernd an ihrem blauschwarzen Kopftuch, das sie über die unordentlichen Haare gebunden hatte. »Mein Neffe will nämlich bei mir wohnen«, behauptete sie ohne Atempause. »Er kommt in unsere Stadt und will auf der Universität studieren. Verstehen Sie?«

      In seinem Zimmer, sollte das wohl heißen. Obwohl Joe auch in schwierigen Zeiten die Miete pünktlich bezahlte. Joe schluckte zweimal. Eigentlich wollte er ihr seine Meinung gründlich sagen. Doch was hätte er damit erreicht. Hatte es einen Sinn sich zu widersetzen? Die kleine Dachwohnung gehörte schließlich ihr und wenn sie ihn an die Luft setzen wollte, dann sollte sie eben ihren Willen haben. Also machte er sich auf, um eine neue Bleibe zu finden. Drei Tage klopfte er in der halben Stadt an, bis er schließlich eine Bude ausfindig machte, die ihm einigermaßen passte. Vor allem, weil sie auch mit seinem schmalen Einkommen zu bezahlen war. Teurer wie bei der buckligen Alten war sie ohnehin. Doch die Mieten waren wieder einmal gestiegen. Er würde mehr verdienen müssen, sah Joe bald ein. Viel mehr sogar. Wenig begeistert starrte er am ersten Abend zu dem engen Mansardenfensterchen hinaus, nachdem er Rucksack und Fluggepäck auf dem verblichenen, ausgefransten Teppich verdammt hatte.

      Hier, in diesem Getümmel von Wolkenkratzern und Büroblöcken, mitten in der diesigen sauerstoffarmen Abgasluft wird er den schnell entschwindenden Kometen auch nicht mehr erwischen können. Was sollte er jetzt mit dem überflüssigen Teleskop noch anfangen?

      *

      »Zum Donnerwetter!« Diese Lippe mit der Hasenscharte und dem kleinen Bärtchen drüber. Dazu diese unverwechselbaren Nasenlöcher. Jetzt bohrte auch noch der dicke Zeigefinger im rechten Nasenloch, drehte sich und bohrte und bohrte hemmungslos.

      Das musste er sein. Joe schob das inzwischen sicher unverkäufliche Teleskop weiter nach oben, so dass er den Nasenrücken betrachten konnte. Dann sah er die rechte Augenbraue, einige rotblonde Härchen, die kleine Narbe unter den Haarwurzeln an der Stirn. Erst dann, als er sie mitten im Blickfeld hatte, schien alles riesengroß zu sein. Mit allen Einzelheiten! Es konnte keinen Zweifel geben. Er hatte einen der Kerls erwischt, die ihm jeden Morgen die falschen Dollarbündel in die Tasche steckten. Doch die Wand, die er ganz unerwartet im Blickfeld hatte, sah ganz anders aus. Nicht so schmuddelig wie das alte Büro, in das sie ihn jeden Morgen hereinkommen ließen, bevor er zum täglichen »Dollarhandel« losziehen konnte. Sicher ging es dabei um eine Art Hinterzimmer, das er bis jetzt nie gesehen hatte.

      Also hatte er irgend einen anderen Raum erwischt. Immerhin. Joe holte seine Klamotten aus dem Rucksack und polsterte den harten Stuhl. Sein Ausblick gab ihm neue Kraft, da er hinter Geheimnisse kam, in die man ihn nie eingeweiht haben würde. Nun hatte er einen Weg gefunden, schnurgerade in jenes »Immobilienbüro« zu glotzen, das ihm bis jetzt seine brisante Zukunft garantierte. Zur Ablenkung kramte er in der Hosentasche. So sah es also aus. Zwölf Dollar und noch ein paar Cents. Gerade genug, um bei Fabricius ein halbwegs ordentliches Frühstück zu kriegen. Nachdem er ein besseres Gefühl im Magen hatte, zog es ihn wieder an seinen Ausguck zurück.

      Dieses Mal hockte eine dicke Schmeißfliege an der kahlen Wand. Joe fuhr instinktiv zurück Noch eine Idee nach unten, noch etwas weiter … und Stopp. Was war denn das? Olivgrün. Richtig, ein kleines Safe hatte er plötzlich erwischt. Er traute seinen Augen nicht. Ein richtiger Kassenschrank zwischen ein paar altmodischen Bücherregalen. Vorsichtig schob er seinen Spion nach rechts. Er musste die Eindrücke der riesigen Vergrößerung richtig zusammensetzen. Spinde erschienen im Bild. Einfache Kleiderspinde. In der Mitte des Raumes schien ein alter Tisch zu stehen mit einem Stuhl davor. Von seiner neuen Entdeckung überrascht, verspürte er wenig Lust, schon wieder ein Paket gefälschter Dollar abzuholen. Wer weiß? Richtig. Das waren wieder Fragmente eines Gesichtes, Finger dazwischen, ein Daumen …, ein Zeigefinger schien daneben zu sein, der Ring. Ein Siegelring an Bultons Hand. Der Daumen und der Zeigefinger berührten

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