Chris Owen - Die Wiedergeburt. Matthias Kluger

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Chris Owen - Die Wiedergeburt - Matthias Kluger

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Ballo, sind Sie da?«, rief Miss Santo erneut. »Oh Gott!« Die untersetzte Hotelangestellte schlug die Hand vor den Mund und drehte sich mit weit aufgerissenen Augen zu Milton.

      Jetzt sah auch er den Gast angekleidet auf dem Bett liegen. Sogleich drängte er sich an dem Zimmermädchen vorbei direkt zu Tafari. Der Mann, den er erst gestern hier abgesetzt hatte, lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken. Ein leises Röcheln erzeugte kleine rote Bläschen auf dessen Lippen. Sowohl im Bereich der Augenlider als auch an den Mundwinkeln erkannte man Rinnsale hellroten Blutes. Die Stirn schweißüberströmt, das Kopfkissen, auf dem er lag, von seinen Sekreten dunkel gefärbt.

      »Mr. Ballo, können Sie mich hören?« Milton schüttelte zaghaft die Schulter des Farbigen. »Schnell, rufen Sie einen Arzt! Ich bleibe hier.«

      Miss Santo rannte aus Zimmer 1237 in Richtung der Aufzüge.

       Kapitel 25: Erste Maßnahmen

       Genf, 2016, Weltgesundheitsorganisation, WHO, 05:30 Uhr Ortszeit

      Neben Dr. Kleinschmidt und Victor Schranz hatten sich weitere elf Personen im Besprechungszimmer »Schweiz« eingefunden. Der Raum hatte die Größe zweier Klassenzimmer, dominiert von einem ovalen Besprechungstisch, welcher zu beiden Seiten mit zehn ledernen Besprechungsstühlen bestückt war. Am Kopf des Tisches stand Dr. Kleinschmidt, neben ihm ein geöffnetes Notebook.

      »Guten Morgen, meine Herren. Wie ich sehe, sind wir fast vollzählig. Mrs. Regardo lässt ausrichten, dass sie in zirka dreißig Minuten ebenfalls kommen wird. Wir beginnen mit einem aktuellen Lagebericht.«

      Alle Anwesenden spürten die Anspannung des bedeutungsvoll dreinblickenden Dr. Kleinschmidt. Code »W69« wurde, wie jeder wusste, nur bei sehr ernst zu nehmenden Ereignissen angewandt. Welche Hintergründe für selbige drastische Maßnahme vorlagen, würden sie nun in Kürze erfahren.

      »Heute Nacht um null drei neunzehn erhielten wir eine Mail der Dringlichkeitsstufe AAA. Herr Schranz«, dabei nickte Dr. Kleinschmidt in Richtung Victor, »hat mich unverzüglich darüber in Kenntnis gesetzt. Ich habe die Zeit bis eben genutzt, mir einen Überblick aller vorliegenden Informationen zu verschaffen, und werde Ihnen diese jetzt vorstellen. Ferner versuchen wir, den Absender der Mail, einen gewissen Dr. Jamal Guambo aus Burkina Faso, telefonisch zu erreichen. Bisher ohne Erfolg; es kann sich jedoch nur noch um Minuten handeln, bis die Verbindung zustande kommt. Meine Sekretärin ist dabei, Dr. Guambo ans Telefon zu bekommen, und wird dann das Gespräch hierherleiten.«

      Kleinschmidt machte eine kurze Pause, drückte einen Knopf auf dem Notebook und der große Flat-Screen-Monitor hinter ihm zeigte die Originalmail Dr. Guambos an.

      »Wie Sie feststellen, meldet Dr. Guambo eine mit Ebola infizierte Person Anfang dreißig. Die Erkrankte, ich nenne sie folgend ‚Wirt 0‘, wurde um zirka sechzehn null null afrikanischer Ortszeit in der Klinik Léo mit hämorrhagischem Fieber eingeliefert. Gegen dreiundzwanzig null null stellte man bei ‚Wirt 0‘ äußere Blutungen an Mund und Augen fest, was Dr. Guambo veranlasste, sie sofort unter Quarantäne zu stellen. Das Klinikum verfügt über eine Quarantänestation mit insgesamt vier Betten, darüber hinaus über ein gut ausgestattetes Labor. Erste Untersuchungen des Blutes ergaben nachfolgenden Befund.«

      Die Abbildung des fadenförmigen Virus erschien.

      »Sollte Dr. Guambo mit seiner Aussage recht behalten – das hier gezeigte Virus lässt diese Annahme zu –, haben wir es mit einer neuen, uns nicht bekannten Gattung des bisherigen Ebola-Erregers zu tun. Wie sie erkennen können, beträgt der Durchmesser des Virus die allseits bekannte Ausprägung von 80 Nanometern, somit eindeutig der Kategorie Marburg-Virus zuzuordnen. Was jedoch erheblich von den uns bisher vertrauten fünf Spezies des Erregers abweicht, ist die Länge. Sie beträgt exakt sechs Mikrometer. ‚Wirt 0‘ wies erste Krankheitssymptome, wie hohes Fieber und Schüttelfrost, um sieben null null Ortszeit auf. Also eine Zeitspanne von gerade mal sechzehn Stunden, bis äußere Blutungen erkennbar waren. Neben ‚Wirt 0‘ erkrankte ein zusätzlicher Patient, und zwar der Mann von ‚Wirt 0‘. Man fand ihn im Wartezimmer des Krankenhauses. Gleiche Symptome, ebenso rapider Verlauf. Spanne geschätzte acht bis zwölf Stunden. Zwei nachgewiesene Fälle mit extrem kurzer Inkubationszeit.«

      Leise öffnete sich die Tür, als Mrs. Regardo eintrat und mit einem flüchtigen Nicken zur Begrüßung wortlos auf einem der Ledersessel Platz nahm.

      »So wie es ‚W69‘ vorsieht, bilden wir drei Teams zu je vier Personen. Team 1: Einschaltung des Ebola-Koordinierungszentrums in Guinea. Sie sollen umgehend einen Einsatztrupp in die Klinik schicken, um Unterstützung zu leisten und auch weitere Fakten zu liefern.

      Team 2: Sie brechen unverzüglich in die Krisenregion auf. Unsere Transportmaschine mit mobiler Quarantänestation steht ab zehn fünfzehn zum Abflug bereit. Endziel: Das Dorf der Erkrankten, Tamiga, zwei Stunden Fahrzeit westlich von Burkina Faso. Transporter zur Weiterfahrt warten einsatzbereit vor Ort.

      Team 3: Koordinierung der …«

      Ein futuristisch anmutendes, sternförmiges Plastikgerät auf dem Tisch unterbrach surrend. Es war Telefon und Freisprechanlage in einem.

      »Dr. Kleinschmidt, ich höre.«

      »Ich stelle durch«, hörte man die rauchige Frauenstimme der Sekretärin.

      »Hallo, hallo.«

      »Dr. Kleinschmidt hier. Dr. Guambo, sind Sie es?«

      »Hier Dr. Jamal Guambo. Ich gehe davon aus, Sie erhielten die Informationen vorschriftsmäßig. Bitte entschuldigen Sie, dass Sie mich erst jetzt persönlich sprechen können. Alle Maßnahmen sind gescheitert. Keine Medikation hat angeschlagen. Die Patientin ist soeben verstorben.«

      Die ohne Umschweife formulierten Sätze des afrikanischen Kollegen hallten deutlich und hingen wie ein todbringender Schleier im Raum.

      »Sie wollen damit sagen, dass innerhalb weniger Stunden Ihre Patientin verstorben ist?«

      »Genauso ist es, Dr. Kleinschmidt. Bei der Spezies handelt es sich um eine äußerst aggressive Virengattung, die sämtliche bisherigen Forschungsergebnisse von Inkubationszeit bis Exodus in den Schatten stellt. Patient 2, ihr Mann, weist identische Symptome auf und reagiert auf keine uns bekannte Medikation. Innere Blutungen können nicht gestoppt werden. Er löst sich regelrecht auf. Geschätzter Exodus in … ein, maximal zwei Stunden.«

      »Mein Gott«, flüsterte Dr. Kleinschmidt.

      »Ich habe das Klinikum unter Quarantäne gestellt. Eile ist geboten. Wir müssen dringend ein Team nach Tamiga entsenden, dem Dorf der Patienten.«

      »Ist bereits veranlasst, Kollege«, antwortete Dr. Kleinschmidt noch immer fassungslos.

      »Es gibt ein schwerwiegendes Problem, Dr. Kleinschmidt. Der Fahrer, der die Verstorbene in unser Hospital brachte, ein gewisser Tafari Ballo, hat die Klinik vor Stunden verlassen und ist auf dem Flug nach … New York.«

       Kapitel 26: Krieg der nächsten Generation

       Berlin, Rom, Madrid, Marseille, Moskau, New York, 2016

      Um 21:30 Uhr der Mitteleuropäischen Zeit detonierten in den Zentren der Städte Berlin, Rom, Madrid sowie Marseille

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