Mörderische Bilanz. Christopher Stahl
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Mörderische Bilanz - Christopher Stahl страница 7
„Ja, jetzt ist mir die Sache vom Ablauf her schon etwas klarer, aber mir fehlt der Hintergrund. Was, bitte schön, habe oder hatte ich mit Herrn Haurich zu tun?”
„Hauprich, Darius, mit p, Conrad Hauprich”, stellte Heribert richtig. „Was ich auf die Schnelle bisher herausbekommen konnte, ist Folgendes: Er führte als Steuerbevollmächtigter eine mittelgroße Kanzlei in Bingen-Büdesheim, die er vor etwa 25 Jahren verkaufte. Sagt er dir als Kollege etwas? Kann es sein, dass ihr euch schon einmal begegnet seid? Auf einer Fortbildungsveranstaltung, bei einem Vortrag oder einer Versammlung vielleicht?”
„Nicht dass ich mich erinnern könnte. Ich bin ja auch erst seit 14 Jahren mit der Kanzlei in Bernheim.”
„Hätte ja sein können.”
Heribert sah wieder in seine Aufzeichnungen. „Anscheinend hatte er alle Zelte abgebrochen, denn seine Spur verlor sich in Deutschland ab dem Verkauf der Kanzlei. Aber genau zu diesem Zeitpunkt tauchte er mit seiner Familie auf La Palma auf. Dort besaßen sie schon zu einer Zeit, als es noch nicht in war, eine alte Finca, die sie danach im Laufe der Jahre zu einem ansehnlichen Anwesen umgebaut haben. Mit Blick auf das Meer, Swimmingpool und allem drum und dran. Muss eine tolle Lage sein – laut meinem Namensvetter und wie du ja auch schon beschrieben hast.”
„Da hat er seine Kanzlei ja gut verkauft, wenn er seit 25 Jahren das geruhsame Leben eines Rentners genießen kann”, stellte ich mit etwas Sehnsucht fest.
„Nur kein Neid, Darius. Im Gegensatz zu ihm kannst du das Leben noch genießen. Er hat nichts mehr davon. Außerdem hat er wohl auch auf La Palma gearbeitet und gut verdient. Heribert recherchiert noch. Hauprichs Frau, Ilona, ist vor vier Jahren gestorben und es existiert noch eine Tochter”, er sah wieder in seine Notizen, „Isabelle. Aber da gibt es offenbar einige Merkwürdigkeiten, zu denen mir Heribert auch noch nichts sagen konnte.”
„Wenn du den Namen Heribert aussprichst, dann habe ich den Eindruck, als ob du von dir in der dritten Person sprichst. Sag einfach Eribert. Im Spanischen wird das H nämlich nicht gesprochen.”
„Danke für die weitere Lektion Spanisch sprechen in fünf Minuten”, nickte Heribert mit gespieltem Ernst, klappte die umgeblätterten Seiten seines Notizblockes wieder zu und sah mich erwartungsvoll an.
„Was willst du nun von mir wissen?”, beendete ich das sekundenlange Schweigen.
„Ob du mir die Wahrheit gesagt, dich nur geirrt odermich angelogen hast!” Sein Tonfall verriet, dass er sich inzwischen immer weniger wohl fühlte in seiner Haut.
„Wie meinst du das?”
„Darius, wir sind befreundet. Das kann ich nicht einfach negieren. Die Kollegen in Spanien haben uns um Amtshilfe ersucht, zugegeben noch inoffiziell. Aber du weißt ja, dass das im Rahmen der EU-Harmonisierung inzwischen nur noch reiner Formalismus ist.”
Ich setzte zu einer Frage an, was Heribert jedoch mit einer energischen Handbewegung abwehrte.
„Die derzeit einzige Spur auf der Suche nach dem Täter führt nach Deutschland, hierher, zu dir. Und es ist meine Aufgabe, der Sache auf den Grund zu gehen. Egal, was dabei herauskommt. Je mehr ich die inzwischen bekannten Tatbestände miteinander verbinde und die potenziellen Möglichkeiten dazu addiere …”, er schüttelte den Kopf. „An der Geschichte stimmt etwas nicht!”
„Wovon sprichst du? Welche Tatbestände? Was soll nicht stimmen?”
„Darius, ich bin ja überzeugt davon, dass sich alles aufklären wird. Bevor sich ein anderer einschaltet, zum Beispiel, weil mir wegen unserer Freundschaft Befangenheit unterstellt wird, lass uns in Ruhe alles auf die Reihe bringen. Wir müssen alles dokumentieren, was auch nur irgendwie auf eine Verbindung zwischen dir und dem Mordopfer hinweisen könnte.”
„Dann fang an.” Ich nickte und war gespannt, wie sich die Sache entwickeln würde.
„Erstens: Conrad Hauprich kommt ursprünglich hier aus der Gegend. Zweitens …”, er zählte mit den Fingern mit, „Bingen liegt etwa 30 Kilometer von deinem Wohnort entfernt. Drittens: Ihr seid Berufskollegen und zudem im gleichen Kammerbezirk. Zu der Zeit, als Hauprich noch inBingen seine Kanzlei führte, warst auch du schon Steuerberater. Viertens: Dein Name ist im Wochenspiegel unterstrichen – dick unterstrichen. Fünftens: Deine Telefonnummer ist neben deinem Namen aufgeschrieben. Sechstens und am wichtigsten: Ihr habt tatsächlich miteinander telefoniert, das ist bereits bewiesen. Deshalb hat mich der Kollege Muñoz auf dich angesetzt. Ob als möglicher Tatzeuge oder als Verdächtiger, das ist zuerst einmal nebensächlich.”
„Was soll denn da noch bewiesen werden, wenn ich es dir doch bereits gesagt habe. Ich habe dir ja aus freien Stücken von dem Anruf am Freitag erzählt. Das müsste doch genügen, mehr weiß ich nicht.”
„Die Sache ist nur die: Conrad Hauprich besaß einen ISDN-Telefonanschluss und der bewusste Anruf ist mit deiner Nummer, dem Datum, der Uhrzeit und sogar der Dauer gespeichert.”
„Ja also, dann ist doch alles paletti.”
Ungerührt fuhr Heribert fort. „Um wie viel Uhr sagtest du war das Telefonat?”
„So gegen 22 Uhr 30.”
„Siehst du, da beißt sich die Katze in den Schwanz. Zu diesem Zeitpunkt war Conrad Hauprich nämlich bereits eine Stunde lang tot. Der Todeszeitpunkt, ich sagte es bereits, konnte recht exakt bestimmt werden, und zwar auf 21 Uhr 30. Und der Anruf mit dir war, laut Telefonspeicher, genau um 21 Uhr 27 und 16 Sekunden. Außerdem dauerte das Gespräch bedeutend länger, als es aufgrund deiner Schilderung hätte dauern dürfen.”
„Würdest du mir das bitte etwas ausführlicher erklären?” Langsam kam mir jetzt doch die Galle hoch.
„Herr Schäfer …” zitierte Heribert das Telefonat aus dem Gedächtnis, „was kann ich für Sie tun? … Sie kennenmich nicht … ich muss unbedingt mit Ihnen sprechen … es ist wichtig … wir sind Kollegen … Ihren Namen habe ich aus einem Artikel im Wochenspiegel … ich bin … lass das … was soll denn das … lass uns doch darüber reden … das ist doch verrückt … meine Tochter. Das dauerte”, er sah auf die Notiz, die er sich bei meiner Schilderung gemacht hatte, „… maximal 25 Sekunden. Ich habe auf die Uhr gesehen. Das Telefonat mit dir dauerte aber, laut der gespeicherten Zeit, tatsächlich vier Minuten und 33 Sekunden.”
Er hatte sich zu mir gebeugt und sah mir direkt in die Augen. „Denk genau nach: Wann hast du den Anruf bekommen? Vielleicht verwechselst du etwas.”
Ich schüttelte halsstarrig den Kopf.
„Bist du vielleicht zwei Mal angerufen