Mala Sombra - Böser Schatten. José R. Brunó

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Mala Sombra - Böser Schatten - José R. Brunó

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den oberen Bereich, in dem die Schlafräume untergebracht waren.

      Als Laura den Salon betrat, bemerkte sie den Kommunalpolitiker, der auf dem großen Ledersofa saß und nur kurz aufgeschaut hatte, als er die Spurensicherung sah. Sein Gesicht in den Händen vergraben, stammelte er fortwährend unverständliche Worte.

      Laura kannte seine Visage, die sie einige Male auf Wahlplakaten gesehen hatte. Casillas schien am Boden zerstört. »Ich habe ihr immer gesagt, sie solle die blöden Schuhe wegschmeißen«, stammelte er.

      Juan Medina saß Casillas gegenüber und versuchte einige Fragen zu stellen, die den Unfallhergang betrafen, währen Laura auf den Mann zuging, der sich über die Leiche beugte.

      »Sind Sie der Arzt, der den Tod feststellen soll?«, fragte Laura.

      »Und Sie sind die Spurensicherung? Ich glaube, hier gibt es nichts zu sichern, das war ein Unfall.«

      »Herr Doktor, ob das ein Unfall war oder nicht, das werden unsere Untersuchungen ergeben. Unterstehen sie sich, auf dem Totenschein als Ursache einen Unfall zu bescheinigen. Oder woher, glauben Sie, kommt die große Menge Blut dort an der Wand?«

      Laura wandte sich ab. Sie hatte längst gesehen, dass hier etwas nicht stimmen konnte. Der Mediziner, der hier vor Ort war, schien der Hausarzt der Familie Casillas zu sein. Schnell den Tod als Unfall darzustellen, einen Tag später die Leiche einäschern zu lassen und alles war vergessen. Das war mit Laura Velasquez nicht zu machen. Sie war Blutspurenspezialistin und das, was sie hier sah, war alles andere als ein Unfall.

      Das Opfer lag am unteren Treppenabsatz und war vor eine Natursteinwand gefallen und hatte sich, wie man auf den ersten Blick vermuten konnte, an dieser Wand die Kopfverletzungen zugezogen – wenn da nicht die Wand in einer Höhe von ein-Meter-sechzig mit Blutspuren übersät gewesen wäre. Die Spritzspuren, die im oberen Bereich der Wand zu sehen waren, konnten nur entstanden sein, wenn mit großer Gewalt auf die Blutungsquelle mit einem Gegenstand eingeschlagen wurde. Laura und ihre Kollegin hatten kleine Schilder mit Zahlen aufgestellt und mit Akribie unzählige Fotos gemacht.

      Laura war die hölzerne Treppe hinaufgegangen und stand nachdenklich auf dem oberen Absatz.

      »Hier hat das angefangen«, sagte sie leise zu sich selbst. Zu ihren Füßen hatte Laura einen feuchten Fleck auf dem Terrakottaboden entdeckt. Hier war gründlich gereinigt worden. Ihr Blick fiel auf den oberen Bereich der Wand, an dem sich ebenfalls einige Spritzspuren befanden. Rasch nahm sich Laura ein Messer und kratzte einige dieser Spuren von der Wand, die der Täter offensichtlich beim Saubermachen übersehen hatte.

      Auf den Treppenstufen lagen einige Wäschestücke verteilt. Laura hatte eines dieser Stücke angehoben, unter dem sie eine große Blutlache entdeckte. Wie kam das Blut unter die Wäschestücke? Dieser Tatort war so dilettantisch inszeniert worden, dass sie kopfschüttelnd minutenlang auf dem Treppenabsatz stand.

      Als sie von oben in den Salon schaute, bemerkte sie, dass der Politiker Casillas und der Ermittler Juan Medina verschwunden waren. ›Komisch, dachte Laura, wohin sind die beiden gegangen? Haben die beiden etwas zu besprechen, was niemand hören soll?‹ Diesen Gedanken, wagte sie nicht zu Ende zu denken.

      Die beiden Frauen hatten inzwischen ihre Utensilien zusammengepackt und wollten den Ort des Geschehens verlassen. Laura hatte Casillas und Medina durch eine große Glastür auf dem Balkon entdeckt, wo sie sich angeregt unterhielten. Als Laura die Balkontür öffnete, um zu avisieren, dass sie fertig sei, erschraken die beiden und verstummten augenblicklich.

      ›Aha, also doch‹, dachte Laura.

      »Einen Augenblick«, sagte Medina, »ich gehe mit euch!« Er verabschiedete sich eiligst von Casillas. Die Forensikerin hatte längst gemerkt, dass Medina etwas loswerden wollte.

      »Und was steht morgen in deinem Bericht, Laura?«

      »Auf jeden Fall das, was es ist – Mord.«

      Medinas Gesicht verfärbte sich augenblicklich.

      »Ich würde mir das in deiner Stelle noch einmal gründlich überlegen. Casillas ist Politiker und hat großen Einfluss.«

      »Pass mal auf, mein Freund«, sagte Laura zornig, »wenn ich morgen früh die Leiche nicht in der Pathologie habe, bist du die längste Zeit Polizist gewesen. Und jetzt geh wieder hoch zu deinem Freund, ruf den Leichenwagen und mach gefälligst deine Arbeit, wie sich das für einen Polizisten gehört.« Juan Medina stand wie angewurzelt auf der Straße und schaute Laura an, als habe ihn der Blitz getroffen.

      Der nächste Morgen – Laura hatte nicht gut geschlafen und ihr erster Weg führte sie in die Pathologie. Die Leiche der Irma Casillas war tatsächlich in den späten Abendstunden noch in die Gerichtsmedizin gebracht worden. Laura zog sich schnell ihren weißen Kittel über, um bei der Leichenschau und der Obduktion dabei sein zu können.

      Doktor Domingez hatte inzwischen der Toten den Schädel rasiert, um sich ein Bild der Verletzungen zu machen, die zum Tode geführt hatten. Auf der Schädeldecke waren drei riesige Verletzungen zu erkennen. Eine tiefe Delle, die mit roher Gewalt durch einen schweren Gegenstand verursacht worden war, kam zum Vorschein. Die tiefe Kerbe auf dem Kopf hatte mit hoher Wahrscheinlichkeit ein schweres Hirntrauma ausgelöst und zum sofortigen Tod geführt. Die anderen zwei Kopfverletzungen waren nach Aussagen des Gerichtsmediziners nicht tödlich und möglicherweise beim Sturz entstanden. Die Unterarmfraktur, die Domingez bei dem Opfer feststellte, war vermutlich die Folge des Treppensturzes. Laura fing an, den Fall zu rekonstruieren.

      »Also, der Casillas schlägt auf dem oberen Treppenabsatz seiner Frau mit irgendeinem Gegenstand auf den Kopf. Sie verliert das Bewusstsein und fällt die Treppe hinunter. Am unteren Teil der Treppe, vor der Wand, bleibt das Opfer liegen. Der Ehemann geht hinunter und schlägt ihr noch zweimal auf den Schädel, um sicher zu sein, dass sie auch tot ist.«

      Domingez nickte nachdenklich mit dem Kopf.

      »So könnte es gewesen sein, Laura. Ich bin zwar nicht persönlich vor Ort gewesen, aber wenn du es sagst, wird das wohl so sein.«

      »Das würde auch die Spuren auf dem oberen Treppenabsatz erklären. Außerdem kann der Aufprall des Körpers an der Wand nicht so stark gewesen sein, dass meterhohe Spritzspuren entstehen können.«

      »Das ist wohl wahr, ein Selbstmörder kann sich auch nicht zwei Mal in den Kopf schießen«, sagte Laura grinsend und schaute zur Tür.

      Medina hatte die Pathologie betreten und steuerte sofort auf Laura zu.

      »Hast du deinen Bericht fertig?, fragte er.

      »Du solltest auf meinen Bericht nicht warten Juan, den werde ich persönlich deinem Chef übergeben. Ich versichere dir, wenn in deinem Bricht irgendwo das Wort Unfall zu lesen ist, kannst du deine Karriere bei der Polizei vergessen.«

      Medina hatte verstanden und verließ fluchtartig die Pathologie.

      Zu jener Zeit, als Spanien sich aufmachte, sich auch wirtschaftlich zu erholen, erreichte die Korruption ihren Höhepunkt. Jeder schmierte jeden und ohne »Vitamina«, wie man es seinerzeit nannte, ging nichts.

      Laura hatte sich gefragt, wie weit die Leute wohl gehen würden. Ihr Kollege Medina war gerade dabei, oder machte zumindest den Versuch, einen Mord zu vertuschen. Eine widerliche Vorstellung, die die Forensikerin nicht hinnehmen wollte.

      Am nächsten Morgen machte sich Laura auf, um ihren – und den Bericht des Pathologen persönlich

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