Equinox. Dana Schwarz-Haderek
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Prima, ich wurde schon wieder rot. Wie überaus peinlich! Um abzulenken, fragte ich noch einmal: »Was ist nun mit dem Kochen?«
»Ja, gute Idee! Aber lass Dir gesagt sein, ich bin keine gute Küchenhilfe. Meine Kochkünste beschränken sich auf Rührei, Spiegelei oder, ganz besonders erlesen, hart gekochtes Ei.«
»Das ist doch besser als nichts. Schnippeln kannst Du aber, oder?«, neckte ich ihn.
»Ich stehe ganz zu deinen Diensten, Maître«, antwortete Robert belustigt und machte einen formvollendeten Diener.
»Gut. Dann sollten wir zunächst die Menüreihenfolge festlegen«
Ich ging in Gedanken schnell meine Vorräte durch und schlug danach Folgendes vor: »Wie gefällt dir dies: Tomatensalat à la Caprese als Vorspeise, im Hauptgang Spaghetti mit Pesto Rosso und als Dessert lauwarmes Apfelkompott mit Vanillesoße?«
»Wow! Wohin darf ich meine Sachen räumen? Ich glaube, ich ziehe nachher noch ein, denn dieses Menü verstehe ich als Aufforderung zum Bleiben«, kommentierte Robert meinen Vorschlag äußerst beeindruckt.
»Sehr schön«, lachte nun ich. »Dann habe ich ja alles richtig gemacht!«
»Lass uns anfangen. Hier sind Äpfel, bitte schälen, entkernen und in Stückchen schneiden«, sagte ich und schob ihm ein Brettchen, ein Messer und einen kleinen Topf hin.
»Aye aye Sir!«, salutierte Robert gespielt und machte sich am Küchentisch sitzend an die Arbeit.
Ich schnappte mir glücklich lächelnd ein Glas mit getrockneten Tomaten, zupfte einige Blätter Basilikum vom Balkon, schnitt ein großzügiges Stückchen Parmesan ab und nahm eine Handvoll Mandeln in Ermangelung von Pinienkernen. Zusammen mit etwas Olivenöl kam alles in den Mixer und nach einem lauten Rattern war unser Pesto bereits fertig. Ich nahm ein Löffelchen und stippte es ins Pesto.
Auf Robert zugehend fragte ich: »Magst du probieren?«
Statt einer Antwort sperrte er den Mund auf, um gleich darauf erstaunt mit den Augen zu rollen. »Das ist ja lecker!«
Es schmeckte ihm. Juhu, das freute mich!
Nebenbei köchelte das Apfelkompott und ich rührte die Vanillesoße auf dem Herd. Robert nahm sich die Tomaten und fragte: »Scheiben oder Stückchen?«
»Wie du es am liebsten magst«, antwortete ich. Und im Ergebnis schnitt Robert einfach drauf los, so dass die Tomaten ein buntes Potpourri an Formen wurden. Ich musste schmunzeln und sagte:
»Am optischen Ausdruck müssen wir aber noch arbeiten. Das wäre jetzt noch kein Bild für den Feinschmecker.«
»Welchen Feinschmecker?«, fragte Robert irritiert.
Oh, er hatte den Scherz wohl nicht verstanden.
»Das ist eine ziemlich gehobene Zeitschrift über Essen.«
»Es gibt Zeitungen nur über Essen? Oder meinst du eine Kochzeitung mit Rezepten?«
»Nein«, lachte ich belustigt. »Es gibt tatsächlich Zeitschriften nur über Essen.«
»Bemerkenswert, was die Leute so kaufen«, stellte Robert ernsthaft überrascht fest.
»Vor allem wenn du sagst, es wäre eine gehobene Zeitschrift. Dann gibt es ja, wie es aussieht, eine ganze Bandbreite … erstaunlich! Wirklich erstaunlich!«
»Gib mir bitte mal den abgezupften Basilikum neben dir.«
»Ich vermute, du meinst die grünen Blätter hier?« Es war offenkundig, Robert war kein Foodie! Verschmitzt lächelnd nahm ich mir vor, dies sukzessive zu ändern. Angefangen mit heute Abend.
»Du siehst aus, als würdest du gerade Pläne schmieden. Ich hoffe, ich bin da eingeschlossen?«
»Du bist der Plan an sich«, erwiderte ich lachend und wunderte mich einmal mehr, wie scheinbar mühelos er mich zu verstehen schien.
»Und was steht mir bevor?«
»Na, ich dachte, ich werde dich so nach und nach mit den Geheimnissen diverser Köstlichkeiten bekannt machen. Heute Abend ist der offizielle Beginn der Planumsetzung.«
Das war schneller gesagt, als darüber nachgedacht. Ich merkte, wie mir das Blut abermals in die Wangen schoss, während mir klar wurde, auf welch vielfältige Weisen man meine Ankündigung verstehen konnte. Auf eine entsprechende Reaktion brauchte ich natürlich gar nicht erst warten …
»Da bin ich aber sehr gespannt. Ich lerne doch ausgesprochen gern die Geheimnisse verschiedener Köstlichkeiten von dir!«
Robert grinste anzüglich und verließ seinen Platz am Küchentisch augenblicklich, um mich von hinten zu umfassen und mir eng an mich geschmiegt beim Rühren in diversen Töpfen zuzusehen. Er strich meine Haare zurück und begann leicht und verspielt an meinem Ohrläppchen zu knabbern, was mir unablässig kleine Stromstöße durch den ganzen Körper schickte – mmmh – sehr schön,… aber leider nicht produktiv, denn ich hatte Mühe, dem köchelnden Essen in den Töpfen genügend Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.
»Nicht, dass mir das nicht gefallen würde«, murmelte ich ein bisschen verlegen, »aber wenn du nicht willst, dass mir alles anbrennt, weil ich mich nicht mehr konzentrieren kann …«
»Okay, schade.« Robert verzerrte das Gesicht gespielt gequält und ließ mein Ohr mit einem lauten Seufzer frei. Schade …
»Dort oben rechts findest du Teller. Wir können nämlich essen«, trug ich ihm wenig später auf, mir erneut zur Seite zu stehen. Ich deutete auf den Schrank mit den Tellern und stellte schnell die Vanillesoße auf den Balkon, damit sie noch ein wenig abkühlen konnte.
»Leider habe ich keinen Wein da«, entschuldigte ich mich.
»Das ist nicht schlimm. Es sieht auch so alles verlockend köstlich aus«, meinte Robert und half mir den Tisch zu decken und die Teller zu füllen.
»Lass es dir schmecken«, sagte ich und guckte ihm voller Liebe und Erstaunen beim Essen zu. Selbst bekam ich kaum einen Bissen herunter, geschweige denn, dass ich hätte sagen können, wie das, was ich mir ab und an auf die Gabel schob, eigentlich schmeckte. Was für ein schöner Mann! Dies war so ein Moment, in dem ich kaum glauben konnte, dass Robert tatsächlich hier mit mir saß und wegen mir hier war. So viel Glück war nicht wirklich fassbar für mich.
»Es ist sooo lecker! Wieso kannst du so gut kochen?«, frage er undeutlich zwischen zwei vollen Gabeln.
»Hmmm, ich habe einfach Freude daran. Ich habe schon als Kind gern in der Küche mitgeholfen. Wenn meine Mutter gebacken hat, habe ich immer etwas Teig abbekommen und durfte meinen eigenen Kuchen backen. Oder ich bekam ein paar Möhrenstückchen ab und habe in einem kleinen Topf eine eigene kleine Suppe gekocht. Das war purer Spaß für mich und ist es auch heute noch.«
Ich musste schmunzeln: »Ja, und während meiner zehn englischen Monate musste ich notgedrungen ab und an mal das Kochen in meiner Gastfamilie übernehmen, sonst wäre ich wahrscheinlich gestorben vor Hunger nach etwas anderem außer Frittiertem mit Schlabbergemüse. Die Smiths waren wirklich die liebsten Menschen, die man sich vorstellen konnte, aber gekocht haben sie leider allen bekannten Stereotypen entsprechend,