Bratwurst mit Senf und Seelenheil. Adrian Plass
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Billy Graham: 1. Anagramm für »Big Rally Ham«; 2. wunderbarer Mann Gottes, der mehr Hintern in die richtige Richtung drehte als der beliebteste und meistbeschäftigte Proktologe der Welt.
Blumenturnus: Hitliste, zusammengestellt von einer anglikanischen Mafiagruppe, die über den Bereich der Blumenarrangements innerhalb der Kirche von England mit eiserner Hand regiert. Manche, die so mutig oder so dumm waren, sich ihnen entgegenzustellen, wachten am nächsten Morgen auf und fanden den stiellosen Kopf ihrer Lieblingskamelie am Fußende unter ihrer Bettdecke.
Bratwurst mit Senf: sträflich vernachlässigtes evangelistisches Werkzeug. Stellen Sie sich vor, bei evangelistischen Kundgebungen würden am Eingang Würste gebraten, während der Redner spricht. Der Duft wäre natürlich himmlisch. Den Versammelten würde gesagt, jeder, der nach vorn komme, um sein Leben dem Herrn zu übergeben, werde kostenlos eine Bratwurst mit Senf erhalten. Es würde die Leute nicht auf den Stühlen halten! Bratwurst mit Senf und Seelenheil. Was für eine unschlagbare, ausgesprochen Jesus-gemäße Kombination! (Siehe auch Seelenheil.)
Braut Christi: die Gemeinde, ein Leib, der Christus rein und unbefleckt übergeben werden wird. Nun, ich sage zwar rein und unbefleckt, aber nicht immer bringen wir es zu solcher Vollkommenheit. Manchmal merken wir nicht einmal, dass wir sie verfehlen.
Ich erinnere mich, wie ich einmal in einer Gemeinde saß, die nicht meine eigene war, und einem hitzigen Wortwechsel zwischen Leuten zuhörte, die nach ihrem Tonfall zu urteilen einander offenbar zutiefst verabscheuten.
Es war die jährliche Hauptversammlung einer evangelikalen Gemeinde einige Meilen von meinem Wohnort entfernt, und ich war aus einem ganz bestimmten Grund eingeladen worden, daran teilzunehmen. Die Ältesten der Gemeinde wollten unbedingt eine evangelistische Veranstaltung durchführen, um Leute aus dem Ort anzulocken, die sonst niemals über die Schwelle dieses Etablissements treten würden. Offenbar verspürte die ganze Gemeinde den starken Wunsch, ihren Nachbarn das Evangelium mitzuteilen. Angesichts dessen hatten sie überlegt, ob Bridget und ich nicht eine christliche Revue schreiben und inszenieren könnten, die wirklich unterhaltsam sein, zugleich aber auch die Chance bieten sollte, ein klares, ehrliches und unaufdringliches Statement über Jesus abzugeben. Es war ein interessanter und faszinierender Vorschlag, und ich war gern darauf eingegangen, darüber nachzudenken. So war ich zu der Gemeindeversammlung eingeladen worden, damit ich irgendwann in der zweiten Hälfte der Tagesordnung meine Ideen in Umrissen vorstellen könnte.
Die Versammlung war inzwischen seit etwa fünfundzwanzig Minuten im Gange, und es kostete mich einige Willenskraft, zu verhindern, dass mir vor Staunen der Unterkiefer herunterklappte. Der Leiter der Versammlung war ein guter Freund von mir und machte seine Sache wacker, aber allmählich fing er an, sich so zu benehmen, dass Basil Fawlty neben ihm gewirkt hätte wie eine Nonne unter Valium, und ich konnte es ihm nicht verübeln. Ich hatte selten miterlebt, dass Christen – oder überhaupt irgendwelche Leute – sich so unangenehm, hinderlich, streitsüchtig, laut und unkooperativ verhalten hatten wie hier. Nicht, dass die ganze Gruppe von etwa fünfzig Gemeindegliedern sich so benommen hätte, aber doch eine Minderheit, die groß genug war, dass einem diese fromme Veranstaltung ausgesprochen erbittert und unerfreulich vorkam, besonders wenn man als Gast dort war.
Doppelt ärgerlich wurde die Situation durch die Tatsache, dass einer der beiden Männer, die sich vorrangig als Unruhestifter hervortaten, ein hochgewachsener Mann war, der mit durchdringend hoher Falsettstimme sprach, während der andere klein und rundlich war und eine mechanisch surrende Stimme hatte, nicht unähnlich dem vibrierenden Dröhnen eines Hochgeschwindigkeitsbohrers, wie Zahnärzte ihn verwenden. Diese beiden Personen besaßen ein großes Repertoire an Einwänden. Sie hatten Einwände gegen das, was gesagt wurde. Sie hatten Einwände gegen die Reihenfolge, in der diese einwandswürdigen Dinge gesagt wurden, und sie hatten Einwände gegen das, was als Ersatz für die Dinge gesagt wurde, die vorher gesagt worden und bei ihnen auf Einwände gestoßen waren.
Außerdem hatten sie Einwände gegen die Dinge, die nicht gesagt wurden. Wenn diese dann auf ihr Geheiß hin doch noch gesagt wurden, erhoben sie schwerste Einwände gegen die Art und Weise, wie sie gesagt wurden. Hätte man ihnen gesagt, dass jeder ihrer Einwände in vollem Umfang beherzigt werden würde, so hätten diese Leute auch dagegen Einwände gehabt, denn dann hätten sie ja gegen nichts mehr Einwände erheben können, was ihnen ihren ganzen Daseinsgrund geraubt hätte, und wer unter den Anwesenden, so fragte ich mich unwillkürlich, hätte dagegen etwas einzuwenden gehabt?
Vielleicht trügt mich mein Gedächtnis, und ich übertreibe. Schon möglich, aber nur ein wenig. Die Konflikte und die aggressive Atmosphäre, die in jenem Raum herrschten, nicht nur bei Quietsch und Brumm, sondern auch bei einigen anderen, musste man gesehen und gehört haben, um es glauben zu können. Es war eine wahre Erleichterung, als es endlich eine Kaffeepause gab.
Schließlich, als alle ihren Kaffee oder Tee getrunken hatten, war ich an der Reihe, mich vorne hinzustellen und der Gemeindeversammlung von der geplanten Revue zu erzählen. Einen Moment lang schaute ich in die Reihen der Gesichter vor mir. Mir dröhnten immer noch die Ohren vom Widerhall des verbalen Artilleriefeuers. Womit sollte ich anfangen?
»Nun«, sagte ich schließlich, »herzlichen Dank für die Einladung zu Ihrer Gemeindeversammlung, und ich muss gleich als Erstes sagen, dass Sie meiner Meinung nach überhaupt keine evangelistische Revue brauchen.«
Allenthalben zogen sich Augenbrauen zusammen. Gesichter legten sich in verdutzte Falten. Leute schauten einander kopfschüttelnd an. Aber deswegen war ich doch hier, oder etwa nicht?
»Nein«, fuhr ich fort, »diese Mühe können Sie sich wirklich sparen. Laden Sie einfach die Leute im Ort zu einer Ihrer Gemeindeversammlungen ein; das dürfte völlig reichen. Die Leute werden kommen und zuhören, wie Sie sich gegenseitig anschießen und Einwände erheben und Anstoß nehmen, und dann werden sie sagen: ›Ja! Ja! Genau das wollen wir auch. Wir wollen zu einer solchen Gruppe von Leuten gehören, die einander wahrhaft lieben. Wenn Nachfolge Jesu so aussieht, dann wollen wir das auch. Ja! Fantastisch! Wann geht es los? Wo sollen wir unterschreiben?‹«
Einen Moment lang blieb alles still. Ob ich wohl zu weit gegangen war? Vielleicht hätte ich mich lieber um meine eigenen Angelegenheiten kümmern sollen. Aber ich versuchte ein Nachfolger Jesu zu sein, und Jesus macht alles zu seiner Angelegenheit.
Dann lachte jemand. Und dann noch jemand. Und dann fingen jede Menge Leute an zu lachen. Ich konnte nicht genau nachzählen, aber ich schätzte, dass die Lacher über fünfzig Prozent der Anwesenden ausmachten, womit die Nichtlacher überstimmt waren und der nie eingebrachte, aber äußerst wichtige Antrag offensichtlich angenommen war:
»Diese Gemeindeversammlung findet, dass wir uns ausgesprochen blöd benommen haben und das nicht wieder tun sollten.«
All das bot einen hervorragenden Anknüpfungspunkt, um darüber zu reden, dass wir, wenn wir andere wirklich erreichen wollten, eine klare Vorstellung davon haben sollten, womit wir sie erreichen wollten. Was haben wir Christen, das es sich lohnt, anderen Leuten anzubieten? Es war abzusehen, dass die Antwort auf diese Frage ein zentraler Punkt in dem geplanten Projekt werden würde.
Brüste: von Salomo (der angeblich etwas von Frauen verstand) beschrieben als »junge Zwillinge von Gazellen, die unter den Lilien weiden«. Man kann nur vermuten, dass dem ein anfängliches Missverständnis zugrunde lag, das von den Untergebenen des kurzsichtigen Königs noch bestärkt wurde, indem sie dafür sorgten, dass alle seine Frauen sich ihm stets rückwärts näherten, auf dem Rücken einen Rucksack mit einem Strauß Blumen und einem