Bratwurst mit Senf und Seelenheil. Adrian Plass
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Calvinisten: Christen, deren Theologie vermuten lässt, dass sie sich bei der Planung ihres Urlaubs vielleicht nicht die Mühe machen, ihre Hotelzimmer im Voraus zu buchen, weil sie absolut überzeugt davon sind, dass das schon jemand anderes für sie erledigt hat und dass es, falls nicht, auch nichts nützen würde, wenn sie es versuchten.
Charismatiker: 1. jemand, der eine gesunde Offenheit für das Wirken, die Werke und die Gaben des Heiligen Geistes an den Tag legt; 2. Verrückter; 3. jemand, der Gemeinden bevorzugt, in denen die Freiheit im Ausdruck der Frömmigkeit streng vorgeschrieben ist.
Christliche Buchhandlungen: Geschäfte, die eine breite Auswahl enger Literatur anbieten.
Christliche Redner: 1. jemand, dessen Probleme alle in seiner Vergangenheit liegen; 2. jemand, der stets alles tut, um dafür zu sorgen, dass er aus Mangel an persönlicher Erfahrung spricht.
Christliche Zeitschriften: mit einer oder zwei beachtenswerten Ausnahmen heutzutage eine aussterbende Art. Früher gekennzeichnet durch Artikel mit Titeln wie »Rasenmähen auf christliche Art«. Derartige Texte enthielten meist einen Kasten in der Mitte einer der Seiten mit sechs praktischen Tipps für »christliche Mäher«. Das hörte sich dann etwa so an:
1. Vergessen Sie nicht, dass Rasenmäher eine Menge Lärm machen können. Hat Ihr Nachbar ein kleines Kind, das möglicherweise gerade schläft? Wie wär’s, Sie rufen über den Zaun oder gehen rasch hinüber, klingeln an der Haustür und erkundigen sich? Klopfen Sie nötigenfalls an die Fenster. Geben Sie nicht auf. Seien Sie beharrlich. Auch Rücksicht auf andere gehört zu unserem Zeugnis.
2. Rasenmähen bietet hervorragende Gelegenheiten zum Zeugnisgeben. Falls Ihr Nachbar auch gerade mäht oder sich nach einem harten Arbeitstag im Garten entspannt, warum beugen Sie sich nicht über den Zaun und fangen auf ganz natürliche Weise ein Gespräch über den Herrn an?
3. Falls ein solches Gespräch in Gang kommt, vielleicht, weil Ihr Nachbar die Sammlung von Fischaufklebern entdeckt, die Sie strategisch auf der Front und den Seiten Ihres Rasenmähers angebracht haben, weisen Sie ihn beiläufig darauf hin, dass ebenso wie Ihr Gras, das geschnitten und anschließend auf dem Komposthaufen hinten im Garten abgelegt wird, auch seine Sünden auf genau die gleiche Weise entfernt und entsorgt werden können.
4. Denken Sie daran, dass wir aufgerufen sind, in allen Bereichen unseres Lebens gute Haushalter zu sein. Wenn Sie einen Zylindermäher haben, warum schalten Sie ihn nicht ab, wenn Sie ihn zu sich ziehen, und wieder an, wenn Sie ihn vorwärtsschieben? Dadurch ehren Sie Gott, und es wird sicherlich tiefen Eindruck auf Ihren Nachbarn machen, dem es zunehmend auffallen wird, dass Sie anders sind als andere Menschen.
5. Warum gründen Sie nicht mit anderen Männern aus Ihrer Gemeinde eine christliche Rasenmähergruppe? Fragen Sie Ihren unerlösten Nachbarn, ob er nicht einmal zu einem Treffen mitkommen möchte. Sagen Sie ihm, es sei nur eine Gruppe von netten Leuten, die in Hemdsärmeln zusammensitzen, um ihre Rasenmäher zu bewundern und zu vergleichen, ein (oder zwei!) Gläschen Schweppes zusammen zu trinken und Tipps auszutauschen, zum Beispiel darüber, welchen Kraftstoff man am besten für sein Gerät verwenden sollte. Von dort aus lässt sich ganz leicht die Frage anschließen, mit welchem Kraftstoff sein Leben läuft, und Sie können ihn freundlich wissen lassen, welchen Sie in Ihrem Leben haben. Nach dem ersten Treffen schauen Sie ihm gerade in die Augen und sagen Sie ihm, er sei nur einen Schritt davon entfernt, so zu werden wie Sie und Ihre Freunde.
6. Studieren Sie das vierzigste Kapitel des Buches Jesaja, das uns lehrt, dass »die Menschen wie das Gras« sind. Bedenken Sie dabei, dass wir die Bibel wörtlich verstehen sollten. Seien Sie unerschrocken und gehorsam. Malen Sie sich von Kopf bis Fuß grün an, graben Sie Ihre Füße in den Rasen ein und rufen Sie Ihren Nachbarn herüber, damit er sieht, dass sich das Wort der Schrift in der Tat erfüllt. Inzwischen dürfte er kurz davor sein, ernsthaft an einen Umzug zu denken.
Ein paar Zeitschriften scheinen mit fieberhafter Regelmäßigkeit ihre Namen zu ändern, in der Hoffnung, dadurch neue Leser zu gewinnen. Vielleicht sind sie ja zu positiv. Wären negative Titel möglicherweise erfolgreicher? So könnte es zum Beispiel Ersticken heißen statt Aufatmen oder Die Sackgasse statt Der Weg. Und ich jedenfalls würde jederzeit eine christliche Zeitschrift kaufen, die sich Altes Leben nennen würde. Wie wäre es mit Christsein morgen? Oder mit Auf dem Sofa statt unterwegs?
Ja, ja, schon gut, ich höre ja schon auf …
Christlicher Tanz: 1. im besten Fall ein inspirierender und erbaulicher Gebrauch einer eindrucksvollen Kunstform; 2. etwas, das kläglich scheitert, wenn die Beteiligten sich zu starr an die Richtlinien aus Kapitel fünfzehn, Abschnitt neun des Offiziellen Handbuchs Christlicher Posen und Praktiken halten, die Folgendes besagen:
»Choreografen und Teilnehmer sollten sich stets vor Augen halten, dass im christlichen Tanz nur vier Posen oder Bewegungen erlaubt sind.
Die erste ist die so genannte Bitte-heile-mich-einermeiner-Arme-ist-viel-länger-als-der-andere-Pose. Dabei wird die eine offene Hand so weit wie möglich in einer flehenden Geste nach vorn und oben ausgestreckt, während die andere ebenso offen dicht über der Brust schwebt.
Sodann gibt es die Nicht-gegossene-Pflanze-Pose, bei der die Tänzer mit hängenden Köpfen und schlaff herabbaumelnden Armen zu Boden sacken.
Drittens ist zu nennen die Was-auch-immer-das-füreine-Creme-war-die-ich-mir-gerade-ins-Gesicht-geschmiert habe-sie-brennt-höllisch-Pose, bei der beide Hände flach dergestalt aufs Gesicht zu pressen sind, dass sämtliche Züge verdeckt werden.
Schließlich können die Tänzer auch die Eine-meiner-Hände-versucht-mir-davonzulaufen-und-ich-muss-wohl-oder übel-im-Kreis-hinter-ihr-herjagen-Bewegung anwenden.
Jede Kombination oder Abwandlung dieser Komponenten ist erlaubt, aber es darf zu keiner Zeit auch nur entfernt die Andeutung aufschimmern, die Tänzer seien etwas anderes als androgyne Wesen, die die Kunst des ›geschlechtslosen Schwebens‹ gemeistert haben, wie ein Experte es bezeichnete.«
Christophorus-Plakette: metallene Scheibe, meist geprägt mit einem Bild des Schutzheiligen der Reisenden. Wird oft wie durch ein Wunder unbeschädigt in ausgebrannten Autowracks gefunden.
D
Daniel: früher Veganer von so leidenschaftlicher, entschlossener Überzeugung, dass er offenbar sogar wilde Raubtiere zum Vegetarismus bekehren konnte.
Dankbarkeit: Eigenschaft, die sich unter den Israeliten nicht sehr stark bemerkbar machte, nachdem Gott sie durch ein Wunder in der Wüste mit Nahrung versorgt hatte. Unter den überlieferten Kommentaren findet sich dieser:
»Versteht mich jetzt bitte nicht falsch, ich habe Gott wirklich gern. Aber dieses Manna hat so etwas an sich …«
Darf ich dir in Liebe sagen: Mach dich auf etwas gefasst.
Darum muss auch den schlichtesten Gemütern unter uns vollkommen klar sein, dass …: Formulierung, die manche christliche Redner und Autoren gerne anwenden, unmittelbar bevor sie sich in wilde, unbegründete Spekulationen versteigen.
Darwin: