Ein Haus voller Robinsons. Adrian Plass

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Ein Haus voller Robinsons - Adrian Plass

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Basil-Fawlty-ähnlicher Tonfall kann sich kaum sehr einladend angehört haben, aber manche Leute sind einfach immun gegen Tonfälle.

      „Ach, Kathy, bist du's? Hier ist Joscelyn - ich hatte gerade etwas Probleme durchzukommen. Du, entschuldige, ich weiß, es ist sehr früh, aber ich musste dich einfach anrufen, um dir die gute Neuigkeit zu erzählen. Das wird dich sicher brennend interessieren.“

      Die tiefe Frauenstimme war mir wohl vertraut. Joscelyn Wayne war ein Mitglied unserer Gemeinde und gehörte zu den Leuten, bei denen sich einem die Fußnägel aufrollen, weil es schier unmöglich ist, ihnen aufrichtig zu begegnen. Zumindest hatte ich dieses Problem mit ihr.

      Sie war eine füllige, gut aussehende Frau, die in bester Cartoon-Tradition mit einem schmächtigen, unterwürfigen Mann namens John verheiratet war. Als die beiden Mike und mir vorgestellt wurden, entfuhr mir unwillkürlich ein peinlich viel sagendes Schnauben, als ich hörte, dass vor mir ein John Wayne im Taschenformat stand.

      Ich erinnere mich, dass mir dasselbe passierte, als ich einmal einem älteren Herrn vorgestellt wurde, der in diesem Augenblick mit dem Rücken zu mir stand. Als er sich umdrehte, war das erste, was mir auffiel, seine Nase. Ich konnte nichts dagegen tun. Niemand hätte etwas dagegen tun können. Er trug eine große, glänzende, schreiend unübersehbare Plastiknase. Hilflos eingeklemmt zwischen den beiden einzigen denkbaren Möglichkeiten - dass er sich einen Scherz erlauben wollte oder dass er sich gerade einer Nasenbehandlung unterzog, die einen vorübergehenden Ersatz notwendig machte - brach ein ähnlich explosives Schnauben aus mir heraus; natürlich durch die Nase. Daraufhin verlief unsere Unterhaltung ein wenig angespannt, wie ich mich zu erinnern glaube.

      Der arme John Wayne war derlei kindische Reaktionen offenbar gewohnt, denn er lächelte nur mit den Augen, bot mir ein Taschentuch an, das er irgendwo hervorfischte, und sagte milde: „Keine Sorge, es ist komisch. Der Name ist ein paar Nummern zu groß für mich, stimmt's? Keine Frage!“

      Es war mir schrecklich peinlich, aber im Lauf der Zeit entdeckte ich, dass der kleine John eigentlich sehr nett war und über einen äußerst trockenen Humor verfügte, wenn seine Frau nicht gerade den Horizont ausfüllte. Was ihren Körperumfang betraf, boten die beiden wirklich einen außergewöhnlichen Kontrast. Er war ordentlich gekleidet und gepflegt, soweit man sehen konnte, während sie zu den Frauen gehörte, die ihr Haar ein bisschen zu spät im Leben lang und offen tragen und bei denen man nicht genau weiß, wo ihre fließenden Gewänder aufhören und ihre fließenden Körper beginnen.

      Man sollte wohl keine Vermutungen über das Liebesleben anderer Leute anstellen, aber - nein, also, ich sagte es ja bereits - das sollte man nicht, stimmt's?

      Joscelyn war stets auf der Suche nach spirituellen Abenteuern. Wie mein Sohn Jack es einmal anschaulich ausdrückte, rannte sie hektisch mit einer offenen Schubkarre herum und versuchte vorauszuahnen, wo genau der Segen herabfallen würde. Mit ihrer seltsamen Mischung aus Selbstbewusstsein und Bedürftigkeit schrieb Joscelyn mahnende Artikel in christlichen Zeitschriften und war in verschiedenen Teilen des Landes eine gefragte Referentin auf Frauenveranstaltungen.

      Einmal fuhr ich sie zu einer dieser Versammlungen und staunte mächtig über die Selbstsicherheit, mit der sie einer großen Gruppe piekfeiner Damen Handauflegungen verabreichte. Viele von ihnen fielen von billiger, teeschlürfender Gewöhnlichkeit in tränenreiche, bodenlose Zerknirschtheit und wieder zurück, und das auf verblüffend nahtlose Weise. Eines der Probleme, die ich von diesem Tag an mit unserer Beziehung hatte, war Joscelyns Annahme, ich sei über das, was ich bei dieser Versammlung erlebte, von tiefer Ehrfurcht und Ergriffenheit erfüllt. In Wirklichkeit hatte meine Reaktion jedoch vor allem in besorgter Ratlosigkeit bestanden.

      In ihren Schriften und in der einen öffentlichen Ansprache, deren Zeuge ich gewesen war, vermittelte Joscelyn eine leuchtende Gewissheit der Gegenwart, Macht und Nähe Gottes, die auf viele ihrer Leser und Zuhörer wohl inspirierend wirkte. Das Problem war nur, dass ich nicht recht daran glaubte, dass das, was aus ihr herauskam, jemals in ihr gewesen war, wenn Sie verstehen, was ich meine. Mir schien, dass die Person, die sie von der Wirklichkeit Gottes zu überzeugen versuchte, im Grunde sie selbst war. Vielleicht war das ganz in Ordnung so. Ich wusste es nicht. Was ich wusste, war, dass in ihrem Fall kein besonderer Tiefblick nötig war, um die fundamentale Panik zu entdecken, aus der dieser ständige Strom optimistischer geistlicher Zuversicht gespeist wurde.

      Alle paar Wochen verkündete Joscelyn voller Begeisterung, sie sei irgendwo gewesen oder habe irgendetwas getan, wodurch Gott etwas völlig Neues in ihr habe bewirken können, und infolgedessen sei ihr Leben nun ganz und gar zum Besseren verändert.

      Ich hätte schon zu Anfang ehrlicher darauf reagieren sollen, als sie zum ersten Mal mit solchen überschwänglichen Äußerungen zu mir kam und ich dabei nur eine nagende Skepsis empfand. Inzwischen hatte ich schon so oft gekniffen, dass mir nichts anderes mehr übrig blieb, als ein zustimmendes Grunzen hervorzuquetschen, um das Kind in Joscelyn zu verwöhnen, das solch riesige Klumpen Selbstbetrug brauchte, um zu überleben. Und das ist, wie mein lieber Gatte Ihnen bestätigen kann - und er würde es Ihnen zweifellos bestätigen, wenn Sie ihn fragen würden -, das Problem mit Leuten wie mir. Wir scheinen in solchen Situationen nur auf zweierlei Weise reagieren zu können: entweder mit Grobheit oder mit Komplizenschaft.

      Nichts ist freilich geeigneter als chronische Müdigkeit und Abscheu vor sich selbst, um Grobheit gegenüber anderen zu provozieren. Ich spürte, dass ich im Begriff war, in meinem Verhalten gegenüber Joscelyn einen anderen Gang einzulegen.

      „Was gibt es denn so Aufregendes, Joscelyn?“

      „Oh, Kathy, ich habe in dieser Woche absolut umwerfende Sachen erlebt. Gott hat wirklich - hör mal, es macht dir doch nichts aus, dass ich so früh anrufe, oder? John meinte, ich solle lieber noch eine Stunde warten, aber ich sagte ihm, dass du bestimmt gar nicht erwarten kannst, zu hören, wie es gelaufen ist.“

      „John hatte Recht, Joscelyn.“

      „Na prima“, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung. „Ich habe ihm ja gesagt, dass es dir nichts ausmachen würde.“

      Eigentlich war ich schon daran gewöhnt, dass Joscelyn offenbar nicht immer mitbekam, was ich sagte, aber an diesem fischigen Morgen brachte es mich über die Maßen in Rage. Was war mit dem Weib los, dass sie die Worte, die ich sprach, nicht einmal aufnehmen konnte? Ich hatte schon oft das Gefühl gehabt, bei unseren Gesprächen eigentlich überflüssig zu sein. Bei dem Interesse, das sie an meinen Reaktionen zeigte, hätte es eine ausgestopfte Puppe mit einem Endlos-Tonband und Lautsprechern genauso getan. Joscelyn wusste genau, welche Reaktion sie von mir erwartete, und interessierte sich nicht im Mindesten dafür, ob die erwartete Reaktion kam oder nicht. Na gut! Okay! Ab jetzt würde sich das ändern.

      „Ich glaube, du hast mich nicht richtig verstanden, Joscelyn. Ich sagte, dass -“

      „Die hatten einen großartigen Referenten da, einen Brian Wills, irgendwo aus der Nähe von Leicester, aber offenbar ist er im ganzen Land unterwegs. Schon mal gehört? Er hat zwei Bücher geschrieben. Ich habe sie gleich dort am Büchertisch gekauft. Ich muss dir das erste leihen, und eine Kassette von dem Vortrag am Samstagabend. Er schreibt genauso, wie er spricht; ziemlich ungewöhnlich, findest du nicht?“

      Ich beschloss, es noch einmal zu versuchen.

      „Joscelyn, jetzt ist nicht die -“

      Doch sie rollte blindlings weiter wie eine Panzerdivision mit schlammverkrusteten Sehschlitzen.

      „Kathy, dieser Mann hat eine wahrhaft gesegnete Botschaft für Leiter - wahrhaft gesegnet. Noch nie in meinem Leben habe ich die pure Kraft Gottes so deutlich gespürt

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