Im Nebel auf dem Wasser gehen. Adrian Plass

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Im Nebel auf dem Wasser gehen - Adrian Plass

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muss ich mir ein Taxi nehmen, weil nach dem langen Fußmarsch zu der abgeschiedenen Stelle mein Bein so wehtut.

      Phase drei: Mein Bein tut immer noch weh. Mir fällt ein, dass ein Prediger einmal sagte, man müsse die Verheißungen in der Bibel „in Anspruch nehmen”. Gute Idee. Ich beschließe, die Verheißung aus der Stelle, wo es heißt, dass ein Vater einem keinen Stein gibt, wenn man um einen Fisch bittet, in Anspruch zu nehmen. Ich bitte Gott, mein Bein zu heilen, und erinnere ihn kurz an seine Verheißung, für den Fall, dass er sie vergessen hat. Er gibt mir keinen Stein, unternimmt aber auch nichts wegen meinem Bein. Einen Fisch gibt er mir auch nicht. Nicht einmal eine Ölsardine.

      Phase vier: Mein Bein tut immer noch weh, aber jetzt ist mir klar, wie blöd ich war. In den Evangelien hat Jesus doch fast immer den Leuten erst ihre Sünden vergeben, bevor er sie körperlich geheilt hat. Natürlich! Auf dem Weg in die Stadt zum Einkaufen bekenne ich alle Sünden, die mir einfallen. Am Ende schleppe ich mich mühsam durch den Supermarkt, überwältigt vom Gewicht meiner offenbarten Sünden und meiner Einkäufe, was mir auch nicht erleichtert wird durch den Umstand, dass mir dauernd das Bein einknickt.

      Phase fünf: Mein Bein tut immer noch weh. Auf dem Rückweg vom Einkaufen wird mir klar, was für ein geistlicher Hasenfuß ich in dieser Angelegenheit bisher gewesen bin. Menschenskind! Was ist nur los mit mir? Ich bin ein Kind des Höchsten, ein Bürger des Reiches Gottes. Also beschließe ich, dem Schmerz in meinem Leib mit aller mir zur Verfügung stehenden Vollmacht zu gebieten. Hätte auch funktionieren können, nur dass just, als ich gerade meinem Bein ein paar Kommandos zubrülle, jemand um die Ecke kommt. Alles Gestotter macht die Sache nur noch peinlicher. Humple heim.

      Phase sechs: Mein Bein tut immer noch weh, aber jetzt fällt mir auf, dass Jesus den Leuten immer sagte, ihr Glaube hätte ihnen geholfen. In seiner Heimatstadt konnte er nur sehr wenige Wunder tun, weil die Bewohner keinen Glauben hatten. Ich bekenne meinen Unglauben und bete um mehr Glauben. Dann fällt mir ein, dass ich mein Bein hätte erwähnen sollen.

      Ich habe beschlossen, die ganze Sache mit der Heilung auf sich beruhen zu lassen. Von jetzt an, teile ich Gott mit, werde ich einfach darauf vertrauen, dass du mir gibst, was ich brauche, ohne mich zu beklagen, dass du mir nicht gegeben hast, was ich will. Insgeheim hoffe ich, er würde sich über meine Ergebenheit in seinen Willen so freuen, dass er zur Belohnung mein Bein heilen würde. Tut er aber nicht.

      Phase sieben: Mein Bein tut immer noch weh. Ich bitte Gott, alle bisherigen Eingaben meinerseits bezüglich meines Beines zu ignorieren. Lass es so sein, als hätte ich nie von meinem Bein und dem Umstand, dass es wehtut, gesprochen. Ein unbeschriebenes Blatt. Ein reiner Tisch. Zurück auf Los. Ein neuer Anfang. Ein geheiltes Bein? Offenbar nicht.

      Phase acht: Jetzt tut mein Bein erst richtig weh. Na schön, allmählich stinkt es mir. Was muss man denn tun, um hier mal eine kleine Heilung zu erleben? Egal, was ich sage oder nicht sage, es scheint alles nicht zu wirken. Ich muss wohl davon ausgehen, dass Gott entweder doch nicht existiert oder dass er nicht will, dass mein Bein geheilt wird. Wenn es sich nicht bald bessert, muss ich wohl doch nachgeben und zum Arzt gehen …

      Hört sich das lächerlich übertrieben und kindisch an? Ist es auch, aber ich fürchte, zumindest bei mir ist es nicht unendlich weit von der Wahrheit entfernt. Wie ist es bei Ihnen?

       Wahrheit, Gehorsam und Gott

      Nachdem ich all diese ziemlich negativen Dinge gesagt habe, wie stehe ich denn nun zum Thema Heilung? Zweifellos gibt es manche, die, nachdem sie das bisher Gesagte gelesen haben, am liebsten durch meinen Computerbildschirm zu mir durchbrechen würden, um mir von ihrer eigenen konkreten und dokumentierten Heilung zu erzählen. Andere werden mir von ihrem Dienst berichten wollen, in dem Hunderte von Menschen geheilt werden und sich die Kraft Gottes stündlich, täglich, wöchentlich oder monatlich manifestiert. Bitte machen Sie sich keine Mühe. Trotz allem, was ich gesagt habe, muss man mich nicht davon überzeugen, dass das der Fall ist. Ich bin dankbar und freue mich über jeden wahren Bericht über Heilungswunder, den ich höre. Obwohl mein Bein immer noch wehtut (hörst du zu, Herr?), glaube ich von ganzem Herzen, dass Gott heilen kann, dass er heilen will, dass er heilt und in den kommenden Jahren noch viel mehr durch seine Gemeinde heilen wird.

      Mein Mangel an Vertrauen richtet sich nicht auf Gott, sondern auf Männer und Frauen, und diese Sicht der Dinge teilte auch Jesus selbst, wie wir aus dem zweiten Kapitel des Johannesevangeliums lernen können.

       Als er aber am Passafest in Jerusalem war, glaubten viele an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat. Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an; denn er kannte sie alle und bedurfte nicht, dass ihm jemand Zeugnis gabvom Menschen; denn er wusste, was im Menschen war.

      Ich bin einer dieser Menschen, von denen dieser Abschnitt spricht, und deshalb weiß ich, wie leicht es ist, mir selbst etwas vorzumachen. Alles, worum ich bitten möchte, ist, dass wir versuchen, die Wahrheit zu sagen.

      Hier sind ein paar Punkte, die zu bedenken sich vielleicht lohnen würde.

      Erstens: Im zwölften Kapitel des ersten Korintherbriefes stellt Paulus die rhetorische Frage: „Sind alle Wundertäter?”, womit er zu verstehen gibt, dass manche diese Gabe nicht haben. Im selben Kapitel zählt er Heilung als eine konkrete Geistesgabe zusammen mit Weisheit, Zungenrede, Prophetie und anderen auf. Vielleicht sollte jeder von uns Gott fragen, ob diese eine konkrete Gabe ist, die er uns geben möchte, und wenn ja, was wir deswegen unternehmen sollten.

      Zweitens: John Wimber, vor dem ich die größte Achtung hatte, wurde vom Heiligen Geist dazu veranlasst, als Gehorsamsschritt ein Jahr lang über die Wirksamkeit des Heilens zu predigen. Während dieser Zeit wurde keiner der Leute, die zu ihm kamen, um über sich beten zu lassen, geheilt; etliche von ihnen starben sogar. Erst, nachdem er zwölf Monate lang treu getan hatte, was ihm aufgetragen war, kam es zu einer dramatischen Veränderung und fünfundsiebzig Prozent der Leidenden, die zu ihm kamen, fanden Heilung. Wie wichtig ist es uns eigentlich, in unseren Gemeinden Heilung zu erleben? Es werden zwar nicht zwei Leute genau denselben Weg zurücklegen, aber es sieht doch so aus, als würde Gott uns wahrscheinlich abverlangen, dass wir diese Dinge ernst nehmen.

      Drittens: Was immer wir über eine konkrete Gabe oder über Wimbers einjährige Probezeit sagen, die dramatischste und plötzlichste Heilung, von der ich weiß, ereignete sich, als eine neu bekehrte Christin hörte, wie der Heilige Geist ihr etwas ins Ohr flüsterte, während sie in einer Versammlung saß. Sie war so mutig und gehorsam, die heilenden Hände Jesu zu der Person (einer Freundin von uns) zu bringen, die gerade vorne sprach, und wurde damit belohnt, dass sie Zeugin einer bemerkenswerten körperlichen Verwandlung wurde. Wenn ich ein Nachfolger Jesu bin, kann es passieren, dass ich aufgefordert werde, ihm plötzlich und unerwartet zu einem Ort zu folgen, wo ich noch nie zuvor gewesen bin und zu dem ich, je nachdem, was Gottes Wille ist, in Zukunft wieder gelangen werde oder nicht. Auf den Gehorsam kommt es an. Schauen Sie Ihre Hände an. Los, schauen Sie sie an. Gehören sie Ihnen oder gehören sie ihm?

      Viertens, vielleicht das Wichtigste: Wie mein dritter Punkt zeigt, ist Gott am Ruder. Er tut, was er will und wann er es will. Er heilt, wen er heilen will. Er heilt nicht, wen er nicht heilen will (einschließlich eines gewissen Beines). Sie können die Bibel studieren, bis Sie blau anlaufen, wie es schon manche farbenfrohe Zeitgenossen getan haben, und die am feinsten verästelte und gegliederte Theologie der Heilung ausarbeiten, die zusammenzustellen das menschliche Gehirn in der Lage ist. Doch was Sie nie schaffen werden, ist, eine Liste von Regeln und Techniken aufzustellen, die übernatürliche Heilung zu so etwas wie einer messbaren oder quantifizierbaren Wissenschaft machen. Unter Laborbedingungen findet sie einfach nicht statt. Und ich sage Gott Dank dafür. Ich wünsche mir einen weisen Vater und keinen effizienten Gesundheitsfunktionär.

      Wenn wir Jesus anschauen, sehen wir im Neuen Testament,

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