Highcliffe Moon - Seelenflüsterer. Susanne Stelzner

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Highcliffe Moon - Seelenflüsterer - Susanne Stelzner

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Haaren: ihre Tochter. Ich glaube, sie redete sogar mit diesem Bild, denn manchmal, so auch heute, hatte ich ein Gemurmel gehört, bevor sie mich begrüßt hatte. Es war mir irgendwie unangenehm, das Gefühl zu haben, möglicherweise in eine Art Andacht geplatzt zu sein, und ich beschloss, demnächst daran zu denken, mein Eintreten mit einem Räuspern oder lauten Rufen anzukündigen.

      »Bleibst du auf einen Tee, Liebes?«, fragte sie freundlich lächelnd.

      »Heute nicht, Mrs Adams, nächstes Mal gern wieder. Aber ich fahre gleich nach London.«

      »Oh, wie schön!« Mrs Adams klatschte die Hände zusammen. »Dann wünsche ich dir viel Freude, mein Kind, und bitte sag deiner Mutter ein ganz herzliches Dankeschön.«

      »Ja, mach ich. Bis bald, Mrs Adams.«

      Sie brachte mich noch zur Vordertür und öffnete sie. Die Sonne blendete. Es würde ein schöner Tag werden.

      »Ach, das ist wohl ein neuer Freund, der schon auf dich wartet. Viel Spaß euch jungen Leuten«, freute sich Mrs Adams.

      Ich blickte mich um und sah den Mini von Charlie vor unserem Haus stehen. Den Wagen kannte sie doch eigentlich. Wurde sie langsam vergesslich?

      »Ach, das ist doch Charlie, Mrs Adams.«

      Die alte Dame stutzte und tastete nach ihrer Brille, die sie oft wie einen Haarreifen auf dem Kopf trug, wurde aber nicht fündig. Sie kniff die Augen enger zusammen und formte ihren Mund zu einem kleinen Schnabel, während sie angestrengt ihre Wahrnehmung zu verdeutlichen suchte.

      »Also, bis dann«, sagte ich im Weggehen.

      »Aber …«, setzte sie leise an, als wollte sie noch etwas anmerken, doch ich hatte es eilig, nach Hause zu kommen, und flitzte davon.

      Ich fand Charlie in der Küche, über den letzten Pancake herfallend. Natürlich nicht ohne die schuldbewusste Miene, die sie bei Kalorienbomben üblicherweise an den Tag legte. Sie saß am Küchentisch und fachsimpelte mit meiner Mutter, die gerade fein geviertelte Äpfel in den großen, uralten Topf von Oma kippte, über die Zubereitung von Marmelade. Charlie trug eines der gewagten neuen Tops mit grellem Schwarz-weiß-Kontrast. Meine Augen fingen auf der Stelle an zu flimmern.

      »Ah, da bist du ja. Bist du so weit? Können wir los?« Sie schob den letzten Krümel in den Mund und erhob sich. Ich deutete auf das enge, kurzärmelige Shirt, doch bevor ich etwas sagen konnte, sprudelte sie gut gelaunt hervor: »Sieht scharf aus oder? Deine Mom dachte, das sei ein Irrgarten.« Sie zupfte das Shirt an beiden Seiten über den Rippen in die Breite, um das spiralartige Motiv, das den ganzen Brustbereich einnahm, zu präsentieren. »Wenn ich es nicht in London anziehen kann, wo dann?«

      Mom warf mir einen amüsierten Blick voller Zweifel zu und meinte dann diplomatisch, zu Charlie gewandt: »Ja, da passt es ganz sicher.«

      Ich verzichtete auf einen weiteren Kommentar, dachte aber daran, sie später zu bitten, ihre um die Hüfte geschlungene Jeansjacke drüberzuziehen, da ich fürchtete, bei längerem Hinsehen in Hypnose zu fallen. »Von mir aus kann’s losgehen«, sagte ich stattdessen.

      Charlie verabschiedete sich von meiner Mutter. »Ich bringe Ihnen Val morgen Abend heil wieder, Mrs Summers.« Sie klang wie eine Erwachsene, die ein Kind abholt. Ich musste grinsen und schüttelte unmerklich den Kopf. Solange es mir gewisse Freiheiten einbrachte …

      Ich griff meinen vollgestopften Rucksack, drückte Mom und nahm die Provianttüte mit dem Kuchen entgegen, bevor ich aus der Haustür schlüpfte und auf schnellstem Wege den Beifahrersitz bestieg.

      Begleitet von sanften Chill-out-Klängen erreichten wir zügig die Autobahn. Und standen im Stau. »Was ist denn hier los?«, schnaubte Charlie. »Das kann doch nicht wahr sein.« Es ging nur noch im Schritttempo voran. Ich stemmte meine Füße gegen das Armaturenbrett, legte meine Hände in den Nacken und atmete laut durch den Mund aus. Charlie trommelte nervös mit den Fingern auf das Lenkrad und kaute heftig auf ihrem Kaugummi herum. »Val, nimm bitte die CD raus, lass uns mal Radio hören. Vielleicht sagen die was. So ein Mist«, fluchte sie weiter. »Ich hatte wirklich nicht die Absicht, mein Wochenende auf der Straße zu verbringen.«

      Ich stellte auf Radio um und musterte sie prüfend. Sie wirkte angespannt. »Sag mal, was ist eigentlich los mit dir? Du bist irgendwie neben der Spur. Hat das mit Tobey zu tun?«

      »Tobey, immer wieder Tobey. Bist du es nicht langsam leid, dir das anzuhören?«, fragte sie müde lächelnd.

      »Charlie, du bist meine beste Freundin und, ja, natürlich würde ich es mir immer wieder anhören«, entgegnete ich inbrünstig. »Also, komm schon, erzähl, was ist los?«

      Sie atmete tief ein und aus. »Ach, es ist … Ich verstehe ihn im Moment einfach überhaupt nicht. Ich weiß nicht, was mit ihm los ist. Wir hatten letztens ein langes Gespräch über unsere räumliche Trennungssituation. Tobey will nun doch auf jeden Fall sein Studium dort fortsetzen und meinte nun, dass es hart wird mit einer Fernbeziehung, die so lange dauert. Er hat daher vorgeschlagen, dass wir eine Pause einlegen und uns mit anderen verabreden sollten. Sag mal, ist das nicht krass? Das ist doch Schlussmachen oder was würdest du davon halten?«

      Ich war geschockt. »Das hört sich allerdings ganz so an«, sagte ich stockend. »Ist das wieder eine seiner Provokationen oder meinte er es ernst?«, fragte ich kopfschüttelnd.

      »Sieht so aus«, sagte Charlie grimmig.

      »Dass er es ernst meint?«

      »Ja.«

      »Wie soll denn so was funktionieren? Ihr springt beide mit anderen in die Kiste und danach kommt ihr wieder zusammen, als wäre nichts gewesen? Sorry, aber das ist echt krank, wenn er sich das so vorgestellt hat. Dann ist Schlussmachen die bessere Alternative. Wie soll denn später wieder Vertrauen in eurer Beziehung entstehen?«, ereiferte ich mich entrüstet. »Ihr würdet euch doch beide ständig fragen, mit wem der andere was hatte und wie ernst es war. Also wirklich, Charlie, der spinnt doch.« Ich mochte Tobey wirklich, aber diesen Vorschlag fand ich abartig. »Außerdem, wenn einmal die Hürde Sex mit anderen in der Beziehung genommen wurde, ist sie immer wieder leicht zu überschreiten. Das ist jedenfalls meine Meinung«, stellte ich klar und verschränkte missbilligend die Arme.

      Charlie fuhr wieder ein paar Meter und stoppte erneut. Mit traurigen Augen sah sie mich an. »Ich sehe es ganz genauso. Das Problem ist nur, ich liebe Tobey und will nicht Schluss machen. Aber ich will auch diesen Scheiß mit der Unterbrechung nicht. Ich weiß nicht, was ich machen soll.«

      Sie tat mir so leid. Liebe konnte ganz schön wehtun. Ich war in diesem Moment froh, dass ich keinen Freund hatte, der mich in so ein Gefühlschaos stürzen konnte.

      »Aber überleg mal, Charlie, wenn er dich genauso lieben würde wie du ihn, würde er dann so einen Vorschlag machen? Das könnte er doch gar nicht, weil er vor Eifersucht platzen würde. Oder?«

      Sie beantwortete die Frage nicht, denn ich hatte das ausgesprochen, was sie eigentlich gar nicht hören wollte. Vielleicht hatte ich es zu hart formuliert. Aber ich würde ihr mit meiner ehrlichen Meinung sicher mehr helfen, als wenn ich die Dinge schönredete.

      Wieder fuhr Charlie den Wagen an. »Na endlich, das wurde ja auch Zeit«, grantelte sie gereizt.

      Es ging jetzt ein wenig schneller voran, daher setzte ich mich wieder gerade in den Sitz und zog den Gurt stramm.

      »Weißt du«, sagte Charlie langsam,

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