Highcliffe Moon - Seelenflüsterer. Susanne Stelzner

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Highcliffe Moon - Seelenflüsterer - Susanne Stelzner

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aber auch total blöd, solche Dinge am Telefon zu besprechen«, warnte ich. »Man sollte sich dabei in die Augen sehen. Dann erkennt man viel mehr und wird eher das Richtige tun. Glaub ich wenigstens. Aber ich bin keine Fachfrau in diesen Dingen.«

      »Doch, Val, du durchblickst das alles unheimlich klar. Ich muss mich echt wundern. Du bist jünger als ich und trotzdem … ja … weiser.«

      »Nun hör aber auf«, protestierte ich.

      »Doch, ist so.« Charlie nickte und schob nervös die Lippen hin und her.

      Ich wehrte ab. »Nein, ich denke, es ist einfach so, dass ich alles von einer gewissen Distanz aus betrachten kann, weil ich da nicht emotional drinstecke. Das macht es sicher leichter, Dinge klarer und objektiver zu sehen.«

      »Sicher, das ist natürlich auch richtig.«

      Sie hatte inzwischen wieder eine gute Reisegeschwindigkeit erreicht und starrte eine Weile schweigend durch die Windschutzscheibe. Auf einmal kam Spannung in ihren Körper. »Val, ich hab mich eben entschieden. Ich werde nächste Woche, wenn er zwei wichtige Klausuren hinter sich hat, zu ihm rüberfliegen. Dann soll er mir das alles noch mal ins Gesicht sagen, wenn wir uns gegenüberstehen. Und dann werde ich entscheiden«, ließ sie feierlich verlauten. »Danke.« Sie wirkte erleichtert, diese Entscheidung getroffen zu haben. Und hoffnungsvoll.

      »Das ist sicher das Beste«, bestätigte ich.

      Sie nickte langsam und packte das Lenkrad noch fester an. Dann wandte sie wie ausgewechselt den Kopf zu mir um. »Nun genug von mir. Wie war deine erste offizielle Fahrstunde?«

      »Sehr gut!«, antwortete ich begeistert. »Mr Leighton ist echt sehr nett.«

      »Und wie kamst du mit dem Verkehr klar?«

      »Eigentlich kein Problem. Habe nur ein paar Verkehrszeichen übersehen.«

      »Ach ja?« Sie hob die Augenlider weit nach oben. »Hoffentlich keine wichtigen?«

      »Nur ein Stoppzeichen«, sagte ich, es übertrieben als nichtig abtuend.

      »Ach so, dann ist es ja nicht so schlimm«, meinte sie sarkastisch grinsend. »Nein, im Ernst, Val, wenn du dich reinhängst, kannst du doch relativ schnell die Prüfung machen.«

      »Hab ich auch vor.«

      »Beeil dich mal, dann kannst du mich bald kutschieren.«

      »Auf jeden Fall«, erwiderte ich selbstbewusst.

      Der Stau löste sich auf und wir kamen wieder richtig gut voran. Im Radio sprachen sie von der Notlandung einer kleinen Privatmaschine auf der Autobahn, aber wir hörten nicht mehr richtig hin und wechselten wieder zum CD-Player.

      Das Treppenhaus roch angenehm nach Reinigungsmitteln, als wir in den ersten Stock hinaufgingen. Charlie schloss die überdimensionale, schwarz lackierte Wohnungstür auf und legte ihre Handtasche und die Autoschlüssel auf das hohe Tischchen unter dem großen Flurspiegel. Ich folgte ihr ins Wohnzimmer. Wir ließen unser Gepäck auf die hellen Holzdielen fallen und warfen uns in die beiden vor dem Fenster stehenden Sessel. »Tadaaa«, machte Charlie und breitete die Arme wie zu einem Willkommensgruß aus. Wir lachten uns an, doch ich wurde von dem desaströsen Motiv auf ihrem Shirt wieder hypnotisch angezogen und mein Blick rutschte unweigerlich herab. Ich verzog gequält das Gesicht.

      »Was?«, funkelte sie mich unwirsch an.

      »Charlie, das Shirt ist grauenvoll.«

      »Findest du?«

      »Absolut.«

      »Warum hast du das nicht in New York gesagt?«

      »Hab ich doch. Als du es anprobiert hast. Du hast es an mir vorbeigeschmuggelt. Ich hab’s erst in dem Café wiedergesehen.«

      Die Ertappte grinste scheinheilig. »Ach ja, stimmt.« Sie blickte an sich herunter. »Ist es wirklich so schlimm?«

      »Scheußlich wäre noch geschmeichelt. Meine Augen brennen schon«, bestätigte ich ihr in unwiderruflichem Ton.

      Sie presste ein unterdrücktes Lachen hervor. Zu meiner Erleichterung war sie nicht beleidigt. »Du hast recht, es ist scheußlich.« Mit einem Ruck federte sie lachend vom Sessel hoch, krallte ihre Tasche und flitzte ins Schlafzimmer. »Ich werde dich von dem Anblick erlösen«, rief sie aus dem angrenzenden Zimmer herüber und ich hörte, wie sie den derben Reißverschluss ihrer Louis Vuitton-Tasche aufriss.

      Ich bückte mich zu meinem Rucksack und zog eine Wasserflasche heraus. Während ich mehrere kleine Schlucke nahm, sah ich mich um. Charlies Dad hatte die Jugendstilwohnung kurz vor seinem Tod renovieren lassen und sich dabei von Charlies Geschmack, der in Einrichtungsdingen überraschend treffsicher war, unterstützen lassen. Alles war in sehr hellen Pastellfarben – sandfarben, beige, grau und weiß – abgestimmt und die klassischen Möbel, die hier vorher gestanden hatten, waren durch moderne ersetzt oder neu bezogen worden. Die schneeweiß gestrichenen Türen und Fenster stachen effektvoll von der hellgrau gestrichenen Wand ab.

      Charlies Kopf erschien im Türrahmen. »Ich hoffe, das findest du besser«, sagte sie aufgedreht.

      Ich schaute skeptisch, war auf alles gefasst. »Lass sehen.«

      Sie sprang nun vollends durch die offene Tür und presste ihre Fäuste wie ein Model in die Taille. »Und, was meinst du?« Gespannt sah sie mich an.

      Jetzt hatte sie ein kunstvoll verwaschenes, blass cremefarbenes Rippenshirt mit sehr langen Ärmeln an, darunter blitze ein hellblaues Spitzenshirt hervor und die schwarze Hose hatte sie durch eine hellblaue, auf alt getrimmte Designerjeans ersetzt. Der rehbraune Nietengürtel dazu, farblich abgestimmt mit den Ballerinas, war ein Traum. Man sah, dass es ausgewählte, teure Stücke waren und trotzdem wirkte alles lässig. »Du siehst super aus, Charlie«, kommentierte ich ihren pastellfarbenen Auftritt.

      »Danke«, antwortete sie geschmeichelt. Sie ließ sich wieder in dem Sessel mir gegenüber nieder, fuhr sich durch ihre dicke blonde Mähne und schaute aus dem Fenster. Ich wurde den Gedanken nicht los, dass die Wohnung sie inspiriert hatte. Sie passte nun perfekt zur Einrichtung.

      »Ich denke, vielleicht sollte ich doch rüber in die Staaten ziehen und mal sehen, wie es läuft«, griff Charlie unvermittelt ihr vorherrschendes Thema wieder auf. »Eine gemeinsame Wohnung mit Tobey wäre schon schön. Es macht so viel Spaß, etwas Neues aufzubauen, eine Wohnung einzurichten.«

      Mein Lächeln gefror. Sie würde fortgehen? »Meinst du das ernst?«, fragte ich mit einem flauen Gefühl in der Magengegend.

      »Ich weiß nicht, vielleicht«, sinnierte sie, den leeren Blick auf das vollgestopfte hohe Bücherregal am Ende des Raumes geheftet.

      Ich spürte, wie meine Gesichtszüge absackten. »Aber wolltest du nicht erst dein Studium hier beenden?«

      Meine Stimme musste jammervoll geklungen haben, denn als sich unsere Blicke trafen, richtete sie sich im Sessel auf. »Ist doch nur so eine Idee. Ich weiß noch nicht. Guck doch nicht so, Val. Selbst wenn ich irgendwann ganz rübergehe, würde ich dafür sorgen, dass wir uns so oft wie möglich sehen können. Dafür lass ich gern die Kreditkarte glühen«, lachte sie aufmunternd.

      Der Gedanke gefiel mir trotzdem nicht. Die USA waren nicht mal eben um die Ecke. »Das ist eine Scheißidee, Charlie.

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