In Dankbarkeit und Freude. Adalbert Ludwig Balling
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Sr. Barbara, ebenfalls von der Gemeinschaft der Notre Dame Schwestern, hat die Ermordung der drei Missionare auf Embakwe miterlebt; auch für sie war es eine sehr harte Zeit. Die gelernte Krankenschwester aus Schottland leitete das kleine Buschhospital mit Apotheke vor Ort. Wann immer einer von uns Patres zu einem Schwerkranken oder Sterbenden gerufen wurde, war sie dabei, um die medizinische Versorgung sicherzustellen.
Einmal im Monat kam Frau Dr. Maria Eder vom benachbarten Brunapeg zu uns, um die schwereren Fälle zu behandeln; für alles andere war Sr. Barbara zuständig, sie und ihre schwarzen Gehilfinnen. Dr. Eder war immer sehr hilfsbereit, und loyal gegenüber dem Leitungsteam unserer Station. Bei den Schwarzen der Umgebung stand sie in hohem Ansehen, vor allem auch wegen ihrer praktischen Kenntnisse, wenn, beispielweise bei Unfällen, rasch und sachgerecht gehandelt und entschieden werden musste. Unter den (bislang unfruchtbaren) afrikanischen Frauen galt sie als weiße Zauberin, die fachmännisch und gerne mithalf, ihren Wunsch nach Kindern zu erfüllen.
Dass es auf einer so großen Station wie Embakwe allerlei Praktisches zu tun gab, ist schon mehrmals angeklungen. Ohne die guten und zupackenden Hände derer, die zu unserem Team gehörten, wäre vieles nicht möglich gewesen. Es war ein weithin harmonisches Ineinandergreifen und Einander-Beistehen.
Bei vielen praktischen Arbeiten, die auf der Mission getätigt wurden, konnte ich auf das zurückgreifen, was ich zuhause auf dem fränkischen Bauernhof gesehen, und wie mir scheint, so nebenbei dazugelernt hatte: Wie man Obstbäume pflanzt, beschneidet und veredelt. Wie man mit dem Vieh umgeht, wie man es füttert und was man tun muss, wenn einzelne Tiere erkranken oder wenn gar eine schreckliche Seuche eine ganze Herde heimsucht. Auch, was man wissen sollte, wenn man Rinder kauft oder verkauft. (Wir kauften regelmäßig den schwarzen Bauern Schlachtvieh ab; für unsere Großküche!) – Aber auch, wie man ein Fundament gräbt und aufschüttet, wie man Mörtel zubereitet oder eine Betondecke einzieht etc. etc.
Vorerst genug davon; genug über meine Zeit in Afrika. Vielleicht später, in einem anderen Zusammenhang, noch ein paar Worte über einige Leute aus der Umgebung von Embakwe, an die ich mich selbst nach 50 und mehr Jahren immer noch gerne erinnere und denen ich zeitlebens segnend verbunden bleibe.
Dankeschön auch Misereor und anderen Hilfswerken
Wäre ich in einer Stadt aufgewachsen, eventuell in einer Arzt- oder Lehrerfamilie, ich hätte mich unendlich viel schwerer getan bei all diesen praktischen Arbeiten im Busch von Rhodesien! Gewiss, das hätte in anderer Hinsicht auch große Vorteile gehabt: Ich wäre von klein auf mit Büchern vertraut gewesen; ich hätte mich mit der deutschen Sprache leichter getan, mit der Grammatik, mit der Rechtschreibung, mit dem Allgemeinwissen und vielem mehr, was ich im späteren Leben gut hätte brauchen können. Aber in der Afrikamission – da waren meine frühen Erfahrungen zu Hause auf dem Land sehr viel wertvoller und wichtiger!
Als Missionar wirken wollen, heißt heute mehr denn je: Für vieles mitverantwortlich sein, was nicht unmittelbar mit der Glaubensverkündigung zu tun hat, aber sehr wohl mit einer richtig verstandenen Entwicklungshilfe, nämlich nicht zuletzt als Hilfe zur Selbsthilfe. Ich war damals der erste Missionar im ganzen Land, der mit dem eben erst (1958/1959) gegründeten Misereor-Hilfswerk in Aachen eng und intensiv zusammenarbeitete. Somit verdankten wir auf Embakwe der Großzügigkeit der deutschen Katholiken zum Beispiel die Finanzierung mehrerer wichtiger Projekte: Eine großangelegte künstliche Bewässerungsanlage, einen robusten Traktor für die schwarzen Farmer der Umgebung, eine riesige Werkhalle, mehrere Erd-Dämme zur Speicherung von Regenwasser sowie zirka 30 Kilometer Material zur Einzäunung einer ergiebigen Weide für die benachbarten schwarzen Viehzüchter.
Wir hatten auch die ersten zwei Misereor-Helfer auf unserer Station, Franz und Dieter; beide Landwirtschafts-Experten. Ein Dritter, Windfried, kam später hinzu; er war Schreinermeister und bildete junge Afrikaner in diesem Metier aus.
Leider weiß man hierzulande auch heute immer noch nicht die große Bedeutung und Wichtigkeit der deutschen Hilfswerke (Misereor, Adveniat, Renovabis, Brot für die Welt u. a.) richtig zu schätzen. Das millionenfach Gute, das über Jahrzehnte für Menschen in den Drittweltländern Afrikas, Asiens, Süd- und Mittelamerikas sowie auf den Inseln der Südsee geleistet werden konnte, übersteigt bei weitem unsere Vorstellungen. Tausende von Projekten wurden seit Ende der 1950er Jahre von diesen Organisationen geplant, durchgeführt und finanziert. Ihr Geldwert kann zwar in Zahlen erfasst werden, nicht jedoch der ideelle. Und der ist meines Erachtens der hundertmal wichtigere. Sowohl die weltweit wirkende katholische Kirche (parallel dazu die evangelische) als auch die Deutschen als Nation haben über diese WERKE gewaltig an Ansehen in der Welt gewonnen.
Gerade wir Deutschen (und Österreicher), die wir mit Hitler und dem Dritten Reich so viel Unheil, Bosheit und Ärgernis in die Welt gebracht haben, gewannen über unsere großen christlichen Hilfswerke sehr stark an Respekt und Ansehen. Und damit etwas, was mittels Politik und zwischenstaatlicher Abkommen allein niemals so schnell und so nachhaltig hätte erreicht werden können.
II
Heimat ist hier und dort ist überall wo Menschen uns mögen Wo man Heimat hat da weiß man sich geborgen da ist man auch in der Einsamkeit nie ganz allein
Heimat bietet in erster Linie die Familie, in der man geboren wurde. Die Menschen, die wir mögen, die uns viel bedeuten oder einmal bedeutet haben, verlieren wir nie mehr. Sie bleiben in unserer Erinnerung; sie begleiten uns ein Leben lang.
Mit großer Dankbarkeit denke ich an meine Angehörigen; an meine Eltern und Geschwister, an die Onkel und Tanten der großen Verwandtschaft, aber auch an die vielen guten Leute im Dorf bzw. in der näheren Umgebung meiner Heimatgemeinde Gaurettersheim7.
Einer alten Sage zufolge soll einst ein Riese drei schwere Schmiedehämmer hoch durch die Lüfte geworfen haben, um seine Kräfte zu demonstrieren. Einer kam in Oberwittighausen (im badischen Franken) wieder herunter, ein anderer in Grünsfeld bei Tauberbischofsheim und der dritte in Gaurettersheim, wo heute noch eine riesige Rippe im Vorraum des Gotteshauses, direkt unter dem Kirchturm, an den früheren Zu-Namen cum costa erinnert. Dort wird seit alters her eine von einem Mammut stammende Rippe aufbewahrt. Im Volksmund hieß es noch in meiner Kindheit, das sei eine Rippe jenes Riesen, der mit Schmiedehämmern zu spielen pflegte.
Mein Patenonkel Ludwig, Schmiedemeister von Beruf, hat uns Kindern gerne alte Sagen erzählt, die er wieder von seinen Eltern und Großeltern gehört hatte; darunter eben auch die Sage vom Riesen von Rattersche.
Etwas unterhalb der heutigen neugotischen Pfarrkirche, die aus vor Ort gehauenen gelbgrünen Sandsteinen errichtet wurde, stand bis ins 19. Jahrhundert ein kleines kostbares oktogonales (achteckiges) Kirchlein aus der Zeit der Karolinger. Leider wurde es völlig abgebrochen. Heute erinnern nur noch ein paar wenige Steinbrocken an dieses Kleinod.
Als Mama und Papa noch lebten
Unsere Mama war immer Heimat für uns Kinder; ein Leben lang. Bei ihr wussten wir uns geborgen und verstanden, auch als wir schon längst erwachsen waren. Sie blieb uns zeitlebens verbunden, sorgte sich um uns, betete viel für uns. Ohne ihre Fürsorge, auch und gerade in der Zeit meines Aufenthaltes in Afrika, wäre mir manches sehr viel schwerer gefallen. Sie begleitete mich betender Weise auf meinen unzähligen Foto- und Informationsreisen rings um den Erdball