Leben wir in einer Illusion?. Lutz Gaudig

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Leben wir in einer Illusion? - Lutz Gaudig

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war bewiesen, dass die Krone ein kleineres spezifisches Gewicht hatte als reines Gold.

      Das bedeutete im Umkehrschluss, sie hatte ein größeres Volumen.

      Also hatte Hieron recht mit seinem Verdacht.

      Die Krone war nicht aus purem Gold.

      Der Goldschmied hatte Silber untergemischt.

      Ob die Geschichte, die uns Vitruv überliefert hat, wahr ist, darf heute durchaus angezweifelt werden.

      Aber sie ist genauso unterhaltsam wie das Bewegen eines ganzen Kriegsschiffes durch einen einzelnen Mann, was uns Plutarch versichert.

      Archimedes lebte in Syrakus auf Sizilien.

      Er gilt als einer der bedeutendsten Physiker und Mathematiker der Antike.

      Neben dem nach ihm benannten „Archimedischen Prinzip“ entdeckte er auch das „Prinzip der kommunizierenden Gefäße“.

      Nebenbei erfand er die sogenannte „Archimedische Schraube“, die heute noch bei der Förderung großer Wassermengen Anwendung findet.

      In seiner Schrift „Über das Gleichgewicht ebener Flächen“ beschrieb er das Hebelgesetz.

      Damit schuf er die theoretische Grundlage für die spätere Entwicklung der Mechanik.

      Seine mathematischen Werke waren noch im 16. und 17. Jahrhundert bei der Entwicklung der Analysis von herausragender Bedeutung.

      Er bewies, dass die Zahl des Verhältnisses aus Umfang eines Kreises zu seinem Durchmesser die gleiche ist, wie die für das Verhältnis der Fläche des Kreises zum Quadrat seines Radius.

      Für diese Zahl, die wir heute Pi nennen, gab er eine Rechenanleitung an, wie man sie mit beliebig hoher Genauigkeit bestimmen kann.

      Mit seinen Arbeiten zu Flächen- und Volumenberechnungen, zum Beispiel mit der genauen Quadratur der Parabel, benutzte Archimedes die Ideen unserer heutigen Integralrechnung.

      Archimedes war nicht nur einer der bedeutendsten Gelehrten der Antike, sondern auch einer der letzten.

      Das Römische Reich setzte im Lauf der Zeit andere Prioritäten.

      Nur einmal noch, nach 300 Jahren, zeigte sich eine außergewöhnliche Persönlichkeit der antiken Wissenschaft:

      Ptolemäus.

      Ptolemäus ist umstritten wie kein zweiter.

      Plagiat, nicht von ihm, abgeschrieben.

      Alles wird hinterfragt, als wäre nichts von ihm.

      Möglich, dass er vieles aufgeschrieben hat, wovon er Kenntnis erlangte.

      Schließlich war er Bibliothekar der weltberühmtesten Bibliothek des Altertums, der „Bibliothek von Alexandria“.

      Alles, was das Wissen der damals bekannten Welt ausmachte, lag hier in unzähligen Schriften hinterlegt.

      Unsere heutigen Maßstäbe greifen nicht.

      Vervielfältigung war erwünscht (Kopierer von Canon oder Toshiba gab es nicht!).

      Quellenangaben wegzulassen war üblich.

      Wichtig war die Weiterentwicklung und Weitergabe des Wissens.

      Und so fasste er das bekannte und herrschende Wissen seiner Zeit zusammen.

      Vor allem seine Werke zur Astronomie, Astrologie und Geografie galten in Europa bis in die Neuzeit als wichtige Standardwerke und Datensammlungen.

      Die „Mathematike Syntaxis“ („mathematische Zusammenstellung“, heute „Almagest“), die Abhandlung zur Mathematik und Astronomie in 13 Büchern, war bis Ende des Mittelalters Standardwerk in Europa.

      Sie enthielt eine präzise Berechnung des von Hipparchos von Nicäa vorgeschlagenen geozentrischen Weltbildes, das später „Ptolemäisches Weltbild“ genannt wurde.

      Dieses herrschte 1300 Jahre in Europa vor.

      Nach Ptolemäus wurde es dunkel – dunkel für viele Jahrhunderte.

      Wiedererweckt

      „Wollt Ihr, Galileo Galilei, widerrufen und abschwören, dann tut es jetzt.“

      Die Stimme des Großinquisitors war schneidend.

      Der Widerhall in der nur spärlich beleuchteten Halle war kurz wie der Knall einer Peitsche.

      Er war als freier Mann gekommen – zu seinem Prozess.

      Heute war der 22. Juni 1633.

      Er hatte gehofft, dass die Verhandlung nebenan in „Santa Maria sopra Minerva“ stattfinden würde.

      Er war schon dort gewesen, nicht nur einmal.

      Sie war für ihn seit jeher die Kirche in der Heiligen Stadt, die einlud, Geist und Gefühlen freien Raum zu lassen.

      Nach dem Passieren der wenig einladenden, schmucklosen Fassade war man versetzt in eine andere Welt, in ein Gotteshaus aus Farbe und Licht. Der helle Marmor des Fußbodens und der Säulen reflektierte die Sonnenstrahlen zur hellblauen Decke mit ihren goldenen Fresken und Malereien.

      Wer hier eint rat, fühlte: Der Himmel selbst offenbarte sich.

      Der Weg führte vorbei an der Jesusstatue von Michelangelo.

      Jedes Mal war er stehen geblieben.

      Jesus hielt das Kreuz fest in beiden Händen, schaute zur Seite, zum Besucher, zu ihm.

      Seine Blicke schienen mitzuwandern.

      Galileo fühlte jedes Mal, Jesus spräche zu ihm:

      »Hier, übernimm es, nimm mein Kreuz.

      Mach weiter auf deinem Weg.“

      Aber er war nie hier gewesen wegen der farbigen Lichtspiele.

      Er war auch nicht hier gewesen wegen der zahlreichen Statuen von Michelangelo.

      Galileo war hier gewesen wegen eines einzigen Fensters.

      Er blickte hinauf zu dem lichtdurchfluteten Rund.

      Bei den bildgebenden Farben dominierten blaue und goldbraune Töne.

      Der Hintergr und war strahlendes Weiß.

      Er hatte das Fensterbild wieder und wieder betrachtet.

      Es schien eine geheime Botschaft zu beinhalten – aus den Anfängen der Kathedrale.

      Im Mittelpunkt der zwölf blättrigen Rosette strahlte die Sonne.

      Davon strebten zwölf Blätter symmetrisch ab, wie bei einer Blume

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