Meditation ist nicht, was Sie denken. Jon Kabat-Zinn

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Meditation ist nicht, was Sie denken - Jon Kabat-Zinn

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finden ist.

      WILLIAM CARLOS WILLIAMS

       Draußen die frostige Wüstennacht.

       Diese andere Nacht wird warm, lodernd.

       Mag die Landschaft bedeckt sein von einer dornigen Kruste.

       Hier drinnen haben wir einen sanften Garten.

       Wenn die Kontinente explodieren,

       werden die Metropolen und Städte, alles,

       zu einem versengten schwarzen Ball.

       Die Neuigkeiten, die wir hören, sind voller Jammer für

       diese Zukunft,

       doch die wahren Neuigkeiten hier drinnen sagen,

       dass es durchaus nichts Neues gibt.

      RŪMĪ

       (nach der englischen Übertragung von Coleman Barks und John Moyne)

      * Vgl. Robert Wright, Why Buddhism Is True; dt. Warum Buddhismus wirkt (siehe Literaturverzeichnis).

       Ein Zeugnis hippokratischer Integrität

      

An einem späten Septembertag im Jahr 1979 liege ich im schwindenden Nachmittagslicht zusammen mit fünfzehn Patienten auf dem Teppichboden im geräumigen und blitzsauberen neuen Konferenzraum der Belegschaft des Medical Center der University of Massachusetts. Heute findet die erste Sitzung im ersten Zyklus des Programms für Stressbewältigung und Entspannung der kurz zuvor von mir gegründeten und später als Stress Reduction Clinic oder auch MBSR Clinic bekannt gewordenen Institution statt. Ich bin gerade dabei, uns durch den Body Scan zu führen, eine längere Meditation im Liegen. Alle liegen auf brandneuen, mit Stoffen in verschiedenen leuchtenden Farben bezogenen Schaumstoffmatten auf dem Rücken, zusammengedrängt an einem Ende des Raums, damit jeder meine Anleitungen gut hören kann.

      Mitten in einer langen Schweigephase geht plötzlich die Tür des Konferenzraums auf, und herein kommt eine Gruppe von etwa dreißig Menschen in weißen Kitteln. Sie wird angeführt von einem großen, stattlichen Mann. Er kommt auf uns zu und mustert zuerst mich, wie ich da in schwarzem T-Shirt und schwarzen Karatehosen barfüßig auf dem Boden liege, und anschließend mit erstaunter und leicht amüsierter Miene die anderen.

      Dann schaut er nochmals mich an und fragt nach einer langen Pause schließlich: „Was ist denn hier los?“ Ich bleibe liegen, genau wie die anderen der Gruppe, die wie tot auf ihren farbigen Matten ruht und ihre Aufmerksamkeit auf irgendeine Körperregion zwischen den Füßen gerichtet hat, wo wir mit der Übung begonnen haben, und dem Kopf, wo sie im Verlauf der Übung hinwandern sollte. Während dessen schweben hinter der imposanten Gestalt im Halbdunkel schweigend die anderen Weißkittel. „Das ist das neue Stressbewältigungsprogramm des Krankenhauses“, antworte ich, immer noch im Liegen, und nun frage ich mich, was zum Teufel hier los ist. Er entgegnet: „Nun, wir veranstalten hier ein Treffen unserer Chirurgen mit den Kollegen aus den angeschlossenen Krankenhäusern, und für den Zweck haben wir diesen Konferenzraum schon vor langer Zeit reserviert.“

      Jetzt stehe ich auf und stelle mich dem Mann vor, der mich um mehr als eine Kopflänge überragt. „Ich weiß nicht, wie es zu dieser Doppelbelegung kommen konnte. Ich habe mehrmals bei der Verwaltung angefragt, um sicherzugehen, dass dieser Raum in den nächsten zweieinhalb Monaten jeden Mittwochnachmittag zwischen vier und sechs Uhr für uns reserviert ist.“

      Noch einmal mustert mich der hochgewachsene Mann von Kopf bis Fuß. Auf der Vorderseite seines weißen Kittels ist mit blauem Garn sein Name eingestickt: Dr. H. Brownell Wheeler, Chefarzt der Chirurgie. Wir sind uns nie zuvor begegnet, und gewiss hat er noch nicht von diesem neuen Programm gehört. Die Patienten und ich müssen ein seltsames Bild abgeben, wie wir da ohne Schuhe und Strümpfe in Sweatshirts und Trainingshosen im Konferenzraum auf dem Boden liegen.

      Mir gegenüber stand damals einer der einflussreichsten Männer des Medical Center, der ein sehr wichtiges Treffen zu leiten hatte,* und die Zeit strich dahin, während er sich einer völlig unerwarteten und, von außen betrachtet, äußerst bizarren Zusammenkunft gegenübersah, die noch dazu von jemandem geleitet wurde, der im Medical Center so gut wie nichts zu sagen hatte.

      Er sah sich nochmals um und betrachtete die am Boden liegenden Gestalten, von denen sich einige inzwischen auf die Ellenbogen aufgestützt hatten, um zu sehen, was da los war. Dann stellte er eine Frage: „Sind das unsere Patienten?“, während er den Blick weiter schweifen ließ.

      „Ja“, antwortete ich, „das sind unsere Patienten.“

      „Dann werden wir einen anderen Raum finden und unser Treffen dort abhalten“, sagte er, drehte sich um und führte seine Gruppe wieder hinaus.

      Ich bedankte mich bei ihm, schloss die Tür hinter der Ärztegruppe und legte mich wieder auf den Boden, um mit der Übung fortzufahren.

      Das war meine erste Begegnung mit Brownie Wheeler. In jenem Moment wusste ich, dass mir die Arbeit in diesem Medical Center gefallen würde.

      Jahre später, nachdem Brownie und ich Freunde geworden waren, erinnerte ich ihn an diese Episode und erzählte ihm, wie beeindruckt ich damals von seinem unbedingten Respekt für die Patienten des Krankenhauses gewesen war. Es war typisch für ihn, dass er das für selbstverständlich hielt. Es war für ihn ein unverbrüchliches Prinzip, dass die Patienten immer an erster Stelle kamen, ganz gleich, worum es ging.

      Inzwischen wusste ich, dass er selbst Meditation praktizierte und sich der Verbindung von Körper und Geist und des sich daraus ergebenden Potenzials für eine neue Art von Medizin wohl bewusst war. Mehr als zwei Jahrzehnte lang war er ein großer Befürworter der Stress Reduction Clinic. Nachdem er sich dann aus der Position des Chefarztes der Chirurgie zurückgezogen hatte, leitete er eine Bewegung, die sich dafür einsetzt, dass Menschen in Frieden und Würde sterben können. Wenige Jahre später erlag er seiner Parkinson-Erkrankung. Auf Bitte seiner Tochter sprachen wir uns, einige Tage bevor er starb, noch einmal am Telefon, wobei ich das Sprechen für uns beide übernahm.

      Dass er an jenem Nachmittag in der Glanzzeit seiner beruflichen Laufbahn und seines Einflusses am Medical Center seine Macht und Autorität nicht dazu benutzt hatte, um die Situation zu seinen Gunsten zu beeinflussen, gab mir das Gefühl, gerade etwas erlebt zu haben, was man in unserer Gesellschaft leider nur allzu selten antrifft: Weisheit und Mitgefühl in Aktion. Der Respekt, den er den Patienten in diesem Moment erwies, gehörte zu den Dingen, die wir an jenem Nachmittag gerade in uns selbst zu finden versuchten: Es ging um ein tiefes und nichturteilendes Annehmen unserer selbst und um die Entwicklung unseres eigenen Potenzials für Heilung und Transformation. Dr. Wheelers großzügige Geste war ein gutes Omen dafür, dass an diesem Ort die alten hippokratischen Prinzipien der Medizin,* die in dieser Welt in vieler Hinsicht so bitter nötig sind, nicht bloß ein Lippenbekenntnis waren. Es wurden keine großen Worte gemacht. Und doch blieb nichts ungesagt.

      * Erst sehr viel später erfuhr ich, dass dieses Treffen einberufen worden war, um zumindest einige der Spannungen zu beleuchten und hoffentlich zu lösen, die sich zwischen dem relativ neuen Medical Center und den kleineren, örtlichen Krankenhäusern darüber aufgebaut hatten, dass die chirurgische Behandlung an diesen Krankenhäusern

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