Meditation ist nicht, was Sie denken. Jon Kabat-Zinn

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Meditation ist nicht, was Sie denken - Jon Kabat-Zinn

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habe ich hier und da Geschichten aus meiner eigenen Erfahrung eingewoben. Damit möchte ich Ihnen einen Eindruck von dem Paradoxon vermitteln, dass Meditation einerseits etwas ganz Persönliches und Individuelles ist, andererseits aber sehr unpersönlich und universell jenseits all der selbstbezogenen Skripte über „mein“ Leben und „meine“ Erfahrung, die von der ichbildenden Gewohnheit des Geistes unablässig ausgeheckt werden. Ich möchte ein Gefühl dafür vermitteln, wie wichtig es ist, die eigene Erfahrung zwar ernst, nicht aber persönlich zu nehmen und ihr mit einem gesunden Maß an Unbekümmertheit und Humor zu begegnen, gerade angesichts des ungeheuren Leids, in das wir unentrinnbar verwickelt sind, und im Lichte der Vergänglichkeit all jener Zerrbilder, die wir „unsere Meinungen und Ansichten“ nennen und an denen wir verzweifelt festhalten, um der Welt und unserem Dasein irgendeinen Sinn abzugewinnen.

      Im ersten Teil dieses Bandes geht es darum, was Meditation ist, was sie nicht ist und wie die Kultivierung von Achtsamkeit aussehen kann. Im zweiten Teil werden die ursprünglichen Quellen unseres Leidens und unseres „Un-Wohlseins“ untersucht. Und es wird gezeigt, dass Aufmerksamkeit an sich eine befreiende Wirkung hat, wenn wir sie bewusst und ohne zu urteilen einsetzen, wie Meditation in die Medizin integriert wird und wie sie neue Dimensionen unseres Geistes und unseres Herzens offenbart, die zutiefst heilend und transformierend sein können.

      Der erste Teil des zweiten Buchs Wach werden und das Leben wirklich leben ist der Erkundung der „Sinneslandschaften“ gewidmet und geht der Frage nach, wie bewusstere Sinneswahrnehmung unser Wohlergehen fördern und unser Leben bereichern kann. Im zweiten Teil erhält der Leser detaillierte Anleitungen zur Entwicklung von Achtsamkeit durch die verschiedenen Sinne. Dabei wird ein Spektrum unterschiedlicher Meditationsmethoden vorgestellt und ein Geschmack für ihren außerordentlichen Reichtum vermittelt, der uns in jedem Moment zugänglich ist.

      Im dritten Buch Das heilende Potenzial der Achtsamkeit geht es im ersten Teil darum, wie die Entwicklung von Achtsamkeit zu Heilung und größerem Glück führen kann, und zwar durch eine „orthogonale* Rotation im Bewusstsein“ in der Weise, wie wir die Welt begreifen und uns in ihr verhalten. Der zweite Teil befasst sich vertiefend mit der Kultivierung von Achtsamkeit und gibt Beispiele dafür, wie sie in verschiedene Aspekte unseres täglichen Lebens hineinwirken kann. Das reicht vom echten Erleben des gegenwärtigen Augenblicks über ganz und gar weltliche Aspekte bis dahin, zu „sterben, bevor wir sterben“.

      Das vierte Buch Achtsamkeit für alle befasst sich im ersten Teil aus der Perspektive der Geist-Körper-Medizin mit der Welt der Politik und den Belastungen, denen die Welt ausgesetzt ist, und bietet einige Vorschläge dazu, wie Achtsamkeit helfen könnte, die Gesundheit des politischen Körpers und der gesamten Erde zu verbessern und zu transformieren. Der zweite Teil stellt unser Leben und die Herausforderung, mit der wir heute konfrontiert sind, in den größeren Kontext der Evolution der menschlichen Spezies und enthüllt verborgene Dimensionen dessen, was möglich ist, damit wir unser Leben von Augenblick zu Augenblick und von Tag zu Tag in dem Bewusstsein leben können, dass es wirklich darauf ankommt.

      Wie bereits angemerkt gibt es eine Abfolge durch die vier Bände, von dem „Was“ und dem „Warum“ der Achtsamkeit darüber, „wie“ wir sie in unserem Leben kultivieren können, über die Gründe, die uns dazu motivieren mögen – in anderen Worten das „Versprechen“ der Achtsamkeit –, bis zu deren Verwirklichung darin, wie wir von Moment zu Moment unser Leben leben. Ich hoffe, dass Sie darin viel Wertvolles für sich entdecken werden!

      * Steven Chu, Stanford University, Physiknobelpreisträger, Mind and Life Institute, Dialogue X, Dharamsala, Indien, Oktober 2002.

      * Lassen Sie sich von dem Begriff „orthogonal“ nicht einschüchtern. Er bedeutet einfach „um neunzig Grad“ im Verhältnis zu dem verwendeten Koordinatensystem. Er soll eine neue Dimension jenseits der konventionellen beschreiben, mit denen wir vertraut sind, um uns eine neue Perspektive auf das Ganze zu geben, die auf dieser größeren Dimensionalität beruht.

      Erster Teil

      Meditation ist nicht, was Sie denken

       Die Bandbreite dessen,

       was wir denken und tun,

       wird von dem begrenzt,

       was wir wahrzunehmen versäumen.

      RONALD D. LAING

       Da gibt es dieses Etwas in mir …

       Ich weiß nicht, was es ist …

       aber ich weiß, es ist in mir.

      WALT WHITMAN

      Meditation ist nichts für Feiglinge

      

In einer Zeit, in der die Dinge sich so schnell verändern wie heute, ist es gar nicht so leicht, von der zeitlosen Schönheit und dem Reichtum des gegenwärtigen Augenblicks zu sprechen. Doch je schneller die Umstände sich verändern, desto wichtiger ist es, dass wir gelegentlich in das Zeitlose eintreten und uns sogar darin niederlassen. Sonst könnten wir den Kontakt zu Dimensionen unseres Menschseins verlieren, die den Unterschied zwischen Glück und Elend ausmachen, zwischen Weisheit und Torheit, zwischen Wohlsein und dem kraftraubenden Tumult im Geist, im Körper und in der Welt, den ich „Un-Wohlsein“(dis-ease) nenne. Denn unsere Unzufriedenheit ist tatsächlich eine Krankheit (disease), selbst wenn sie uns nicht als solche erscheint. Manchmal bezeichnen wir diese Gefühle und Zustände, dieses Un-Wohlsein, das wir so oft empfinden, umgangssprachlich als „Stress“. Gewöhnlich sind sie unangenehm, sie belasten uns. Und sie gehen immer mit einem subtilen Gefühl des Unbefriedigtseins einher.

      Im Jahr 1979 habe ich am Medical Center der University of Massachusetts in Worcester die Stress Reduction Clinic gegründet. Denke ich heute an jene Zeit zurück, dann frage ich mich allerdings: „Welcher Stress?“ So sehr hat sich die Welt inzwischen verändert, so sehr hat sich das Tempo unseres Lebens beschleunigt, und so nah sind die Wechselfälle und Gefahren des Lebens an unsere Haustür herangerückt. Wenn es damals bereits wichtig war, unsere persönliche Situation und unsere Umstände nüchtern zu betrachten und im Interesse von Gesundheit und Heilung neue und kreative Umgangswege zu finden, so ist es heute, da wir in einer Welt leben, die in zunehmendes Chaos und wachsende Geschwindigkeit hineinkatapultiert worden ist, während sie gleichzeitig wesentlich vernetzter und kleiner wurde, noch unendlich viel wichtiger und dringlicher.

      In einer Zeit mit solch exponentieller Beschleunigung und zunehmender Destruktivität ist es wichtiger und dringlicher denn je, dass wir lernen, im Zeitlosen zu Hause zu sein und daraus Trost zu schöpfen und Klarsicht zu gewinnen. Das war von Beginn an das zentrale Anliegen des Curriculums unserer Stress Reduction Clinic, das inzwischen als MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) bekannt ist. Ich spreche dabei nicht von einer fernen Zukunft, in der Sie nach jahrelangem Bemühen endlich irgendwo angelangen, den Geschmack von der zeitlosen Schönheit und der Wirkung meditativen Gewahrseins kosten, um dann fortan ein effektiveres, befriedigenderes und friedlicheres Leben führen zu können. Ich spreche davon, dass Sie in ebendiesem Augenblick zum Zeitlosen Zugang finden können – weil es sozusagen schon immer genau vor unserer Nase liegt – und dass Sie damit auch Zugang zu jenen Dimensionen des Möglichen erhalten, die uns gegenwärtig verborgen bleiben, weil wir uns weigern, präsent zu sein, weil wir so sehr verführt, konditioniert, hypnotisiert oder verschreckt sind, dass wir uns in die Zukunft oder die Vergangenheit flüchten. Wir lassen uns davontragen vom Strom der Ereignisse, von den Wetterumschwüngen unserer Reaktionen und unserer eigenen

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