Erziehen nach Montessori für Dummies. Noemie d'Esclaibes
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Die Persönlichkeit des Kindes respektieren
Der Erwachsene muss das Kind mit dessen Persönlichkeit respektieren. Dazu muss er sich so weit wie möglich zurücknehmen, weil sich das Kind in seinem Willen, zu lernen, leicht von den Haltungen des Erwachsenen beeinflussen lässt. Wenn der Erwachsene nicht aufpasst, entwickelt das Kind leicht ein Schuldgefühl ihm gegenüber, oder den Willen, es immer besser und besser zu machen, wenn der Erwachsene ein unerreichbares Ideal darstellt. Es kann sich durch die zu starke Persönlichkeit des Erwachsenen klein fühlen, weil diese das Kind daran hindert, seinen eigenen Charakter zu finden.
Der Erwachsene muss also sehr aufmerksam sein und sich zurückziehen, als Hilfe für das Kind, weil er häufig unbewusst seine eigene Meinung vorschlägt. Selbst wenn der Erwachsene versucht, sein Bestes zu tun, mit der größtmöglichen Liebe für das Kind, kann die Unkenntnis der wahren psychischen Bedürfnisse des Kindes dazu führen, dessen tiefste Natur zu beschädigen.
Kenne dich selbst …
Jeder Erwachsene, der mit Kindern arbeitet, sollte sich intern vorbereiten, sich schulen, sich ausbilden, bevor er beginnt, die Jüngsten zu begleiten. Er soll dabei nicht zu einem perfekten Menschen werden, ohne jeden Fehler, sondern sich Anleitung holen, die ihm gestattet, die Entwicklung des Kindes zu begleiten, um in der Lage zu sein, es anzuleiten, ohne es zu verletzen oder ihm den eigenen Willen aufzubürden.
Das Kind kann sich gegen den Erwachsenen nicht verteidigen, es glaubt alles, was dieser ihm sagt, und übernimmt die Schuld für alles, was ihm der Erwachsene vorwirft. Der Erwachsene ist stärker als das Kind, das nicht über die Mittel verfügt, um alle Handlungen des Erwachsenen zu begreifen. Dieser muss deshalb verstehen, inwieweit sein Wesen einen Einfluss auf das Kind nimmt, und sich darüber bewusst sein, dass die Arbeit oder das Leben mit einem Kind eine enorme Verantwortung bedeutet, weil er dieses Wesen auf seinem Weg zum Erwachsensein beeinflusst. Der Erwachsene muss sich deshalb selbst kennen, um seine Reaktionen zu beherrschen und sie das Kind nicht erdulden zu lassen.
Die erste Montessori-Lehrerin
Die erste Lehrerin im Kinderhaus von San Lorenzo war eine Arbeiterin. Sie hatte noch nie unterrichtet, deshalb begann sie ihre Aufgabe ohne Vorurteile, mit einer inneren Ruhe und ohne vordefinierte Erwartungen. Die analphabetischen Eltern griffen wenig bis überhaupt nicht ein und überließen es den Kindern, ihre Erfahrungen in dieser sehr speziellen Klasse zu machen. Das Material, das Maria Montessori geschaffen hatte, ermöglichte eine sensorische Ausbildung.
Es ist schwierig für den Erwachsenen, alles zu vergessen, was er schon immer über Unterrichtsmaterial wusste, deshalb spricht Maria Montessori von einer weitreichenden Arbeit an sich selbst, einer echten Infragestellung der Prinzipien, die einem beigebracht wurden, bevor die Arbeit mit dem Kind aufgenommen wird. Dies gilt offenbar auch für Eltern oder werdende Eltern, weil sie die ersten und die wichtigsten Lehrer der Kinder sind, ihre absoluten Vorbilder, die sie über alles lieben. Die Erwachsenen müssen sich deshalb wirklich zurücknehmen, mit dem Ziel, ihren eigenen Kindern zu helfen.
Hilf mir, es selbst zu tun!
Der Lehrer ist also nicht der Allwissende, der alle Geräte perfekt beherrscht und alles weiß, sondern derjenige, der die wahre Natur des Kindes kennt. Einer der größten Fehler des Erwachsenen, häufig aus Liebe begangen, ist es, etwas anstelle des Kindes zu tun. Der Erwachsene soll dem Kind nur helfen, wenn dies absolut notwendig ist.
Das Kind, das anhand der Aktivitäten für das praktische Leben gelernt hat, kann selbst essen, seinen Tisch decken, ihn abräumen, kann sich selbst waschen, wenn man ihm zeigt, wie das geht, sich anziehen, schlafen gehen und sich seinen Aktivitäten widmen. All dies ist schon sehr früh möglich, ohne dass der Erwachsene eingreift.
Eines der größten »abweichenden Verhalten«, wie Maria Montessori es nennt, stammt aus der Tatsache, dass der Erwachsene etwas anstelle des Kindes macht. Das Kind muss selbst probieren, um es zu erfassen, und die Mechanismen in seiner Umgebung selbst verstehen, um seine eigene Persönlichkeit kennenzulernen.
Jeder nach seinem Interesse
Nicht der Erwachsene entscheidet, ob das Kind diese oder jene Disziplin lernen muss. Er bereitet die Umgebung des Kindes sorgfältig vor und lässt es »ganz alleine« lernen. Dieser Punkt ist übrigens der Ursprung der größten Diskussionen und der heftigsten Vorbehalte!
Das Kind, geleitet von verschiedenen sensiblen Phasen, entscheidet selbst, mit welcher Aktivität es sich zu einem bestimmten Zeitpunkt seines Lebens beschäftigt. Dazu ist es offensichtlich am besten, wenn es keinen vordefinierten Lehrplan für jedes Jahr gibt. Ein Kind beispielsweise, das sich sehr für die Astronomie interessiert, könnte Monate damit verbringen, dieses Thema zu vertiefen. Ein geschulter Lehrer, der die Lehrpläne respektiert, könnte hier beispielsweise das Kind anleiten, sich mit Grammatik und Mathematik zu beschäftigen … alles basierend auf dem Thema der Astronomie.
Die Arbeiten zur Vorbereitung der Umgebung und des Materials sind deshalb sehr wichtig, und der Erwachsene kann sie mit Freude erledigen, in dem Bewusstsein, dass es um das Wohlergehen des Kindes geht, das sich daraus ergibt, wenn die Aktivitäten für jeden Schüler speziell bereitgestellt werden.
Die sensiblen Phasen
Bei Kindern sind sensible Phasen gekennzeichnet durch den tiefen Wunsch, eine Fertigkeit zu erlangen. Wenn das Kind keine Möglichkeit hat, dieses Bedürfnis zu befriedigen, ist die Gelegenheit für immer verloren, und es ist höchst kompliziert, wieder darauf aufzusetzen.
Diese sensiblen Phasen zu erkennen und eine an die Lust des Kindes angepasste Aktivität anzubieten, bedeutet, ihm eine Erfolgsperspektive zu eröffnen, denn wenn man leicht Erfolg erzielen kann, hat man auch Lust, etwas zu machen. Zwingt man dagegen ein Kind zu etwas, das nicht für die sensible Phase geeignet ist, setzt man es gewissermaßen einer Form der Gewalt aus. Der Erwachsene ist dann versucht, das Kind als widerspenstig einzuordnen, während dieses eine innere Niederlage empfindet, die es nicht versteht.
Die Interessen des Kindes zu erkennen, zu verstehen, was es gerade entdeckt und lernt, bedeutet, man muss ihm helfen, Fortschritte zu machen und ein harmonisches Verhältnis zu ihm zu entwickeln. In seiner Umgebung muss das Kind alles finden, was es braucht, um die Bedürfnisse zu befriedigen, die seinen sensiblen Phasen entsprechen, und es muss sich nicht seiner Umgebung anpassen.
Sensible Phase?
Maria Montessori hat den Begriff sensible Phase von dem holländischen Wissenschaftler De Vries übernommen, der diese bei Tieren entdeckt hatte. Es handelt