Erziehen nach Montessori für Dummies. Noemie d'Esclaibes

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Erziehen nach Montessori für Dummies - Noemie d'Esclaibes

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es wird gelernt!

      In den Montessori-Klassen gibt es keine lehrergeführten Stunden mehr. Damit gibt es auch keinen Lehrer und keine Lehrerin mehr, die ihre Stimmen erheben, um sicherzustellen, dass ihre Autorität anerkannt wird, und dass die Kinder nichts anderes tun, als ihnen zuzuhören. Im Gegenteil, wenn der Erzieher eingreifen muss, dann macht er dies flüsternd, und seine Präsentation der Materialien ist völlig individuell.

      Jedes Kind widmet sich seiner Aufgabe. Wenn die vom Kind gewählte Arbeit einem seiner tiefen Bedürfnisse entspricht, wird es sich ganz darauf konzentrieren, um sie so gut wie möglich auszuführen. Jedes ist deshalb völlig in seiner eigenen Aufgabe versunken, und es muss keinerlei Unruhe entstehen. Es handelt sich also keinesfalls um Zustände wie auf dem Basar, wie sich ablehnende Eltern die Methode gerne vorstellen!

      Maria Montessori erkannte auch, wie sehr das Kind die Stille schätzt, deshalb erfand sie viele Spiele rund um die Stille. Diese ruhige und stressfreie Atmosphäre ermöglicht es dem Kind auch, sich auf sich selbst zu konzentrieren und besser zu verstehen, wer es ist, wie es sich fühlt und was es braucht. Sich selbst gut zu kennen, ist von größter Bedeutung, um erfüllt aufzuwachsen. Stille ist ein grundlegendes Element der Montessori-Atmosphäre.

      

Eine ruhige Umgebung für die Konzentration

      Maria Montessori hat verstanden, dass ein Wesen, das sich zu konzentrieren weiß, sein Lernen in den Vordergrund stellt. Wer als Kind und später als Erwachsener trotz Schwierigkeiten an seiner Arbeit bleibt, kann eigene Lösungen finden. Die Fähigkeit der Konzentration ist die Basis allen Lernens. In einer ruhigen und aufgeräumten Umgebung können sich Kinder selbst im jüngsten Alter lange konzentrieren. Dies gelingt schon einem Baby für mehrere Minuten, wenn die Umgebung vom Erwachsenen geeignet vorbereitet wurde (siehe Kapitel 3).

      

Den Ausgangspunkt für die Spiele um die Stille stellt ein Ereignis dar, das im ersten Kinderhaus in San Lorenzo stattgefunden hat. Maria Montessori kam mit einem 4 Monate alten Baby in das Klassenzimmer und fragte die Kinder, ob sie genauso leise sein könnten wie dieses Baby, von dem man nur ein leichtes Atmen hörte. So begann alles: Die Kinder hatten Spaß an dieser Herausforderung.

      Anschließend hat Maria Montessori weitere Aktivitäten zum Thema Stille eingeführt. Eine davon besteht darin, alle Kinder nacheinander zu rufen, indem ihr Name geflüstert wird. Sie müssen sehr aufmerksam sein, um zu erkennen, wann sie zum Erzieher kommen sollen. Eine weitere Übung ist, die Kinder bei einer Versammlung im Kreis oder in einer Ellipse zu bitten, auf alle Umgebungsgeräusche zu achten. Sie sind dann sehr konzentriert und freuen sich, die verschiedenen Geräusche zu hören.

Lernen, auf der Linie zu gehen

      Wenn man in ein Montessori-Klassenzimmer kommt, entdeckt man häufig eine Linie in Form eines Kreises oder einer Ellipse auf dem Boden. Diese Linie hat eine ganz bestimmte Bedeutung. Sie gestattet den Kindern, allgemeine Übungen für die Motorik durchzuführen, wie beispielsweise »auf der Linie gehen«. Die gemeinsame Versammlung findet ebenfalls auf der Linie statt. Die Kinder sitzen der Größe nach geordnet auf dieser Linie, ruhig und konzentriert, und tauschen sich mit dem Erzieher über verschiedene Themen aus.

      Ein weiterer grundlegender Aspekt in einer Montessori-Umgebung ist, dass dort Kinder unterschiedlicher Altersstufen zu finden sind. In manchen Einrichtungen findet man Kinder zwischen 0 und 3 Jahren, in den Schulen Umgebungen für 3 bis 6 Jahre, 6 bis 9 Jahre, 9 bis 12 Jahre und so weiter.

      Diese Altersgruppen wurden abhängig vom Entwicklungsstadium des Kindes gewählt. Die jüngsten, die alles beobachten, was in ihrer Umgebung passiert, lernen viel und kommen voran, wenn sie sehen, was die älteren Kinder machen. Häufig werden sie dazu angeregt, sich ein Ziel zu setzen, weil sie stimuliert werden, und zwar ganz nach ihren eigenen Interessen, und nicht, weil ein Erwachsener sie anleitet. Durch die Beobachtung der größeren Kinder wissen sie häufig schon, wie mit bestimmtem Material umzugehen ist, ohne dass sie dazu die Hilfe des Erwachsenen benötigen. Wenn sie einen Kameraden bei einer Aktivität beobachten, wie beispielsweise Lesen zu lernen oder bestimmte Aufgaben zu erledigen, empfinden sie dieses Ziel als leicht erreichbar, und sie sehen klar, welche Etappen notwendig sind, um es zu erreichen.

      Die größeren wiederum lernen Sensibilität und respektieren den Unterschied aufgrund des Alters der Jüngeren. Sie sind sich bewusst, dass sie mit gutem Vorbild vorangehen müssen, weil die Jüngeren ihre Handlungen oft nachmachen. Das ist sehr wichtig für sie, weil sie wissen, dass sie eine Aufgabe haben, einen Einfluss auf andere menschliche Wesen. Sie freuen sich, den Jüngeren zu helfen, sie zu begleiten und ihnen zu zeigen, wie Dinge gemacht werden.

      Das Kind ist der Lehrer

      IN DIESEM KAPITEL

       Die Rolle des Erwachsenen und seine Vorbereitung

       Die sensorische Erziehung

       Freiheit und Disziplin

       Einzelarbeit: Selbstständigkeit und Selbstvertrauen

      Eine der großen Veränderungen durch die Montessori-Methode ist, dass dem Erwachsenen eine völlig neue Rolle zuteilwird. Dies ist eine echte Revolution, wobei alle Mechanismen infrage gestellt werden, auf denen bisher alle sozialen Beziehungen in den westlichen Gesellschaften basierten. Der Erwachsene soll nicht mehr der autoritäre Lehrer sein, der all die Wahrheit vorgibt, die das Kind nicht anzweifeln darf.

      

Der Erwachsene, egal ob Eltern oder Erzieher, muss sich zurückziehen. Er muss das Kind einfach beobachten, um die Umgebung an dessen Entwicklung und Bedürfnisse anzupassen, damit das Kind selbst agieren und nach seinen eigenen Vorlieben Fortschritte machen kann. Er muss es begleiten und darf nicht mehr davon ausgehen, dass der Fortschritt des Kindes nach seinen Vorstellungen stattfinden muss. Der Erwachsene muss dem Kind Anleitung geben, Hilfe bei der Entwicklung und diese Rolle mit der größten Freundlichkeit, dem größten Respekt und der größten Liebe erfüllen, weil er verstehen muss, dass die gesamte Zukunft des Menschen im Kind liegt.

      Das Kind versucht, das Verhalten der Erwachsenen zu erkennen und nachzumachen. Aus diesem Grund müssen sich diese darüber bewusst sein, welchen Einfluss sie auf die Kinder haben. Jede ihrer Gesten, ihrer Gesichtsausdrücke, ihrer Haltungen muss reflektiert, maßvoll und gewichtet erfolgen. Die Gesten müssen ausreichend langsam sein, damit das Kind sie beobachten und verinnerlichen kann, die Haltung muss ruhig und gesetzt sein, damit sich das Kind sicher fühlt und auf einer harmonischen und friedlichen Basis aufbauen kann.

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