Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett
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Читать онлайн книгу Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett страница 51
Die Officetür war geschlossen. Unter dem Vordach hing eine Sturmlaterne, die einen trüben Schein verbreitete und den Regen wie dichte Silberfäden wirken ließ. Carney schlug den Regenumhang zurück und rüttelte an der Klinke. Sie gab nicht nach. Keuchend schlug er die Fäuste gegen die Tür.
„Sheriff!“, rief er. „Sheriff, machen Sie auf!“
Drinnen im Haus blieb es still. Ungeduldig hämmerte Carney weiter gegen das Holz.
„Yeah, zum Kuckuck, was ist denn? Ich komm ja schon!“, kam von drinnen eine schläfrige Stimme. Eine Tür klappte, Schritte pochten auf den Dielen.
Aufatmend ließ Carney die Arme sinken. Hinter ihm wehte plötzlich ein gedämpfter Ruf über die regenverschleierte Main Street.
„Carney! Hallo, Carney, einen Augenblick mal!“
Überrascht drehte sich der junge Cowboy um. Drüben auf dem hölzernen Gehsteig, außerhalb des Lichtschimmers, den die Laterne verbreitete, erkannte er die Umrisse einer kräftigen Männergestalt. Der Mann stand breitbeinig da und schaute zu ihm herüber.
Während im Haus die Schritte des Sheriffs zur Tür kamen, fragte sich Carney verblüfft, wer ihn hier in Fort Worth wohl kennen mochte.
„Carney! Hast du nicht gehört?“, rief der Mann auf der anderen Straßenseite.
Rick Carney machte zwei Schritte bis an den Rand der Office Veranda und stemmte die Hände auf das glatte regennasse Geländer. Hinter ihm knirschte ein Riegel an der Officetür.
Carney beugte sich über das Geländer, voll im gelben Laternenschein, und versuchte den Mann auf dem gegenüberliegenden Gehsteig zu erkennen.
„Was ist?“, fragte er erstaunt. „Wer bist du? Ich …“
Er kam nicht weiter. Drüben blitzte es plötzlich auf. Das Krachen rollte dröhnend zwischen den stillen regenverhangenen Häuserfronten.
Entsetzt riss Carney die blauen Augen auf, als er den Einschlag der Kugel mitten in der Brust fühlte.
„Nein! Nein, ich …“
Er hatte plötzlich keine Kraft in den Beinen mehr. Verzweifelt krampfte er die Hände ums Verandageländer. Jenseits der Fahrbahn flammte es erneut auf.
Das Peitschen des Schusses in den Ohren, sank Rick Carney nach vorne, stürzte über die Verandabrüstung und schlug schwer in den Schlamm der Straße. Auf dem Rücken blieb er liegen, die Augen weit aufgerissen. Der Regen trommelte auf sein junges schmales Gesicht …
*
Mary Lockwood kam vom Küchenwagen zum Lagerfeuer herüber, wo die Cowboys saßen und ihren brühheißen Kaffee schlürften. Es hatte zu regnen aufgehört. Überall glänzte noch die Nässe. Der Morgen war grau und kühl, der Himmel von dunklen Wolken verhangen.
Marys Gesicht war blass. Im Hintergrund ihrer grauen kühlen Augen brannte die Sorge. Black Noel reichte ihr stumm einen randvollen Kaffeebecher. Sie nahm ihn mit einem Kopfnicken und blieb stehen.
„Ist Rick noch immer nicht zurück?“
„Nein!“, murmelte Tipstone finster. „Ist wohl besser, ich reite in die Stadt hinüber und sehe nach ihm.“ Er erhob sich und warf seinen leeren Becher dem Koch zu, der ihn geschickt auffing.
„Ich verstehe das nicht!“, schüttelte Torrence in gespielter Ratlosigkeit den Kopf. „Er sagte, als ich ihn ablöste, dass er sich nur ein paar Flaschen Brandy für den langen Trail besorgen wollte. Er war doch bisher kein Trinker – aber jetzt muss ich annehmen, dass er irgendwo in Fort Worth seinen Rausch ausschläft. Mike, du solltest wirklich nach ihm sehen.“
Hufschlag kam durch das Grau der Morgendämmerung. Ein Reiter näherte sich aus der Richtung, wo die Stadt in der grasbewachsenen Ebene lag.
Mary Lockwood atmete tief aus.
„Das wird er sein!“
Die Männer standen auf. Noel schüttete einen Eimer Wasser über die Feuerstelle und machte sich dann daran, die rauchenden Überreste mit Erde zu bedecken. Die anderen starrten in das Dämmergrau, wo die schmatzenden Hufgeräusche deutlicher wurden. Die Umrisse einer hohen hageren Reitergestalt tauchten auf.
„Oha!“, stieß Tipstone hervor und langte sich bestürzt an seinen struppigen grauen Bart. „Wenn das Rick Carney ist, will ich von jetzt an Adam heißen!“
Greg Williams schaute schnell zu Torrence hin. In der Miene des Vormannes war nichts zu lesen. Der fremde Reiter kam langsam näher. Ein unbehagliches Gefühl beschlich Greg. Niemand beachtete ihn. Er zog sich unauffällig zum Küchenwagen zurück.
Torrence rief dem Fremden entgegen: „Hallo, Mister! Haben Sie sich in der Richtung geirrt? Hier ist das Herdencamp der Lockwood Crew.“
„Dann bin ich genau richtig!“ Die Stimme war von metallener Härte.
„Wer sind Sie, Mann?“, fragte Torrence schnell.
„Dave Shaw, der Sheriff von Fort Worth!“
Der Reiter kam ins Camp getrabt, ein großer grauhaariger Mann mit scharfgeschnittenem Gesicht und einem matt blinkenden Stern an der Jacke.
Etwas Heißes strömte in Gregs Kehle. Er war überzeugt, dass sein Steckbrief längst auch im Sheriff’s Office in Fort Worth vorlag. Welchen Grund konnte Sheriff Shaw besitzen, hierher zu kommen? Trotz der Morgenkühle begann Greg, zu schwitzen.
Er sah, dass Shaw den Blick seiner wachsamen Augen prüfend über die kleine Schar schweifen ließ – als suche er eine bestimmte Person. Ihn hatte er noch nicht entdeckt. Hastig schob sich Greg hinter den Küchenwagen. Der alte gehetzte Ausdruck wurde wieder in seinen dunklen Augen lebendig.
Sollte denn dieses Leben in ständiger Furcht niemals ein Ende nehmen? Einen Augenblick dachte er daran, hinter dem Planwagen hervorzutreten und sich freiwillig zu stellen. Irgendwie musste doch seine Unschuld aufzuklären sein! Gleich darauf sagte er sich jedoch, dass dies eine gefährliche Illusion war. Es war wirklich ein Schicksalsschlag, dass gerade der Bruder des einflussreichsten Mannes im Big Bend ihm einen Revolverkampf aufgezwungen hatte – einen Kampf, in dem ihm nichts anderes übriggeblieben war, als in Notwehr zu töten.
Und seit jener Stunde wollte ihn der reiche Rancher Glenn Brigg tot sehen! Er hatte sich nicht damit begnügt, die raue Kinross Mannschaft anzuwerben und auf seine Fährte zu hetzen. Er hatte die Zeugen des Revolverduells zu falschen Aussagen bestochen und ihn – Greg Williams – offiziell zum Mörder gestempelt!
Und wie es aussah, konnte er dieses Brandmal niemals mehr abstreifen!
Es war sinnlos, sich gegen einen Mann zu stellen, der das Gesetz vertrat und in gutem Glauben handelte! Es blieb nur eines: Flucht!
Sein Blick fiel auf den Seilkorral, in dem die Pferde standen. Bemüht, den Planwagen zwischen sich und der Gruppe an der erloschenen Feuerstelle zu halten, bewegte Greg sich geschmeidig auf die Gäule zu.
Jenseits