Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett страница 55
Die Flammen hatten bereits auf die linke Bordwand übergegriffen. In fieberhafter Hast holte Greg eine dicke Wolldecke aus dem Wagenkasten und schlug schwitzend und keuchend das Feuer aus. Dann ließ er erschöpft die Decke zu Boden fallen, stand mit hängenden Schultern schweratmend da und starrte auf den Wagen, dessen Inhalt mit verkohlten Planenresten überstreut war.
Das Skelett des Wagendaches hob sich angeschwärzt vor dem Hintergrund des blauen Himmels ab. Die Gäule standen mit hängenden Köpfen und rührten sich nicht. Schaum tropfte von ihren Nüstern.
„Eine knappe Sache!“, murmelte Greg und wandte sich dem Mädchen zu.
Sie kauerte noch immer im Gras. Der Nachglanz des Entsetzens lag in ihren grauen Augen. Nichts mehr von ihrer alten kühlen Selbstsicherheit war zu bemerken. Das blonde Haar hing ihr zerzaust ins Gesicht.
Mit steifen Schritten ging er zu ihr und half ihr auf die Füße. Plötzlich begann sie am ganzen Körper zu zittern. Ihre Lippen bewegten sich tonlos.
Er zog sie sachte an sich. Ihr Kopf ruhte an seiner Brust. Er streichelte ihr zart über das seidige Haar. „Nur ruhig, ganz ruhig! Wir haben es ja überstanden!“
Jenseits des Hügels donnerte noch immer die Stampede, der sie mit knapper Mühe entkommen waren. Das Geräusch wurde leiser. Staubgeruch trieb über den Hang.
Mary wurde ruhiger. Sie hob den Kopf und schaute Greg ins Gesicht. Ihr Körper war weich und nachgiebig an ihn geschmiegt. Heiße Erregung durchflutete ihn jäh. Er presste sie fester an sich. Ihr Gesicht mit den klaren Augen und den vollen fruchtroten Lippen war ihm ganz nahe.
Er beugte sich nieder und küsste sie.
Ihre Lippen erwiderten warm den Druck seines Mundes. Dann versteifte sich plötzlich ihre Haltung. Sie bog heftig den Kopf zurück und riss sich von ihm los. Zorn blitzte in ihren Augen auf.
„Was fällt Ihnen ein, Williams!“
Die Überraschung lähmte ihn einen Augenblick. Sie holte blitzschnell aus und schlug ihm die flache Hand ins Gesicht. Ihr schmales Gesicht war glutrot. Ihre Brust wogte unter der dünnen Bluse.
Sie schien ihm noch schöner als vorher. Er machte einen Schritt auf sie zu.
„Mary!“ Seine Stimme war rau.
„Rühren Sie mich nicht an, Williams!“, rief sie schrill.
In seinen Schläfen hämmerte es. Er streckte die Hände aus, um sachte ihre Arme zu fassen.
Da wurde er von hinten an der Schulter gepackt und herumgerissen. Ehe er noch irgendwie reagieren konnte, erwischte ihn eine Faust unterm Kinn …
*
Er hatte den Eindruck, eine Pulverladung explodiere vor seinem Gesicht. Er sah einen Kreis wirbelnder Funken. Dann merkte er, dass er im Büffelgras lag. Sein Kinn schmerzte. Die Zähne zusammengebissen, stützte er sich auf die Ellenbogen und starrte hoch.
Vor dem Hintergrund des schwarzen Planendachgerüstes und des gelben Hangs sah er Clay Dillons eckiges grimmiges Gesicht. Der stämmige Cowboy stand breitbeinig vor ihm, die Fäuste leicht angewinkelt, und schaute mit zusammengekniffenen Augen auf ihn nieder.
„Los, steh auf, Williams!“
Greg erhob sich. In seinem Kopf brummte es.
„Dillon, bist du verrückt geworden?“, keuchte er heiser.
„Verrückt?“, knurrte Dillon wütend. „Dir werd’ ich es schon zeigen, wie sich ein Mann zu benehmen hat, wenn …“
„Aber …“
Da war Clay Dillon schon wieder bei ihm. Greg sah die schwere Faust heransausen und duckte sich blitzschnell. Der Hieb radierte über seine linke Schulter weg. Greg warf sich nach vorne, rammte seine Schulter gegen Dillons Brust, und als der Weidereiter zurücktorkelte, zog er einen kurzen schnellen Haken hoch.
Dillon stolperte und prallte hart gegen die Bordwand des Küchenwagens. Zornig setzte Greg nach. Doch Dillon hatte sich schon wieder gefasst, blockte Gregs Schwinger ab und kam mit einer Behendigkeit, die man seiner schweren Figur nicht zugetraut hätte, an Gregs rechte Seite.
Greg wirbelte herum – mitten in Dillons Gerade hinein.
Er hatte das Gefühl, der Boden würde ihm unter den Füßen weggezogen. Er landete auf dem Rücken, schmeckte Blut auf den Lippen und schnellte wieder hoch.
„Aufhören!“, schrie Mary Lockwood. „Schluss damit, hört endlich auf!“
Aber jetzt hatten beide alles andere vergessen. Die Erregung des Kampfes hatte sie wie ein schlimmes Fieber gepackt.
Greg täuschte einen Angriff vor, und als Dillon wie erwartet zur Seite wich, traf ihn Greg zweimal kurz hintereinander. Dillons Einsteckungsvermögen war groß. Der Mann war ein abgebrühter Kämpfer. Er schüttelte sich, zog den Kopf tiefer zwischen die breiten Schultern und rammte Greg die geballte Rechte gegen den Leib.
Greg schnappte nach Luft und warf sich zur Seite. Um Haaresbreite verfehlte ihn Dillons Haken. Greg taumelte gegen seinen Gegner und klammerte sich an seiner Schulter fest. Mit einer halben Drehung riss sich Dillon los. Gregs Griff zerrte ihm halb die ärmellose Jacke von der Schulter. Etwas Helles klirrte zu Boden.
Dillon schlug nach Greg und wich zwei Schritte zurück. Greg hatte sich wieder gefangen und wollte nachsetzen. Da fiel sein Blick auf den blinkenden Gegenstand, der aus der Innentasche von Clay Dillons Weste gefallen war.
Er blieb wie erstarrt stehen.
Da lag ein fünfzackiger Marshalstern im Sand zwischen den geknickten dürren Halmen!
*
Es kostete Greg Mühe, den Blick von dem Abzeichen loszureißen. Seine und Dillons Augen begegneten sich. Keiner sagte ein Wort. Beide starrten einander nur an. Dillons Gesicht war verschlossen, seine grauen Augen blickten steinhart.
Greg glaubte, eine stählerne Klammer legte sich plötzlich um seine Brust. Das Atmen wurde ihm schwer. Er vergaß die Schmerzen an den Stellen, wo Dillons harte Fäuste ihn getroffen hatten. Unwillkürlich dachte er an jenen trüben grauen Morgen bei Fort Worth zurück, als Sheriff Shaw mit der Nachricht von Rick Carneys Tod ins Camp gekommen war.
Dillon machte eine Bewegung, und Gregs Rechte zuckte, um zum Colt zu greifen. Doch Dillon hatte den Blick von ihm abgewandt, bückte sich stumm nach dem Marshalabzeichen und verstaute es wieder in der Westeninnentasche.
Das Schnauben eines Pferdes ließ sie beide herumfahren.
Lee Torrence war unbemerkt in die Senke gekommen. Er saß mit vorgezogenen Schultern im Sattel, und in seinen Augen glühte es wild.
Für Greg gab es keinen Zweifel, dass Torrence den Marshalstern ebenfalls gesehen hatte. Der Vormann verlor jedoch kein Wort darüber. Sein hageres Gesicht wurde ausdruckslos, als Greg und Dillon ihn anschauten.
Er sagte trocken: „Wenn ihr mit eurer Unterhaltung fertig seid, dann nehmt eure Pferde und kommt mit. Die Arbeit wartet.“
„Was