Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett

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Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett

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Mord!“

      *

      Greg zuckte unwillkürlich zusammen. Er musste sich zwingen, nicht einfach loszurennen, um auf den Rücken eines Pferdes zu kommen.

      Sheriff Shaw sagte mit seiner harten Stimme: „Ein Mann Ihrer Crew ist doch gestern in die Stadt geritten, nicht wahr?“

      „Sie meinen Rick? Rick Carney?“

      „Ja, das war sein Name. Er wurde in der vergangenen Nacht vor meinem Office erschossen.“

      Eine Weile war es totenstill. Greg blieb stehen, die Lippen zusammengepresst, Überraschung und Erschrecken in den Augen. Trotz der Entfernung hörte er Mary flüstern: „Mein Gott! Das ist doch nicht wahr!“

      „Tut mir leid!“, sagte der Sheriff dumpf.

      „Rick wollte zu Ihnen?“, fragte Torrence schnell.

      Der Sheriff bestätigte es. Greg lauschte mit angehaltenem Atem.

      Torrence fragte: „War er gleich tot? Oder konnte er Ihnen noch sagen, warum?“

      Greg hörte die verhaltene Anspannung aus Torrences Tonfall heraus. Er spürte ein seltsames Kribbeln im Nacken.

      „Er war nicht gleich tot!“, antwortete Shaw. „Er war in die Stadt gekommen, um mir etwas mitzuteilen.“

      „Und zwar?“, drängte Torrence heiser.

      „Er erwähnte etwas von einem steckbrieflich gesuchten Mörder!“

      Greg schluckte schwer. Er schaute auf seine Hände hinab und stellte fest, dass sie plötzlich zitterten. Hastig wandte er sich wieder dem Seilkorral zu. Zwischen ihm und der Remuda stand auf einmal ein Mann: Clay Dillon. Sein eckiges Gesicht war unbewegt. Er schaute Greg ausdruckslos an und fragte leise: „Wohin wollen Sie, Williams?“

      Greg stand wie versteinert. Die Gedanken rasten in seinem Gehirn. Er hatte nicht bemerkt, dass sich Dillon von der übrigen Gruppe im Camp gelöst hatte. Einen Moment dachte er daran, einfach auf den stämmigen Weidereiter loszuspringen. Dann sah er Dillons Rechte hinter dem Revolverkolben liegen. Es sah wie ein Zufall aus. Aber Greg begriff, dass er bei einem Angriff keine Chance mehr besaß.

      „Die Pferde!“, brachte er heiser hervor. „Einer muss schließlich die Pferde satteln.“

      Dillon verzog skeptisch die Mundwinkel. Auf der anderen Seite des Küchenwagens fragte Lee Torrence den Sheriff: „Den Namen, Shaw! Nannte Rick Ihnen den Namen?“

      Greg glaubte zu fühlen, dass alle Farbe aus seinem Gesicht wich. Er dachte nicht darüber nach, wie Rick Carney hinter sein Geheimnis gekommen war und wer Rick erschossen hatte. Für ihn existierten in diesen Sekunden nur Sheriff Dave Shaw aus Fort Worth und Clay Dillon, der starr, die Hand hinter den Revolverkolben geschoben, vor ihm stand.

      Er hörte Shaws Antwort wie durch eine dicke Wand: „Nein, er kam nicht mehr dazu. Er war tot, ehe er alles sagen konnte.“

      Dillon fragte gedehnt: „Ist Ihnen nicht gut, Williams? Sie sehen ganz grün aus.“

      Greg erwiderte nichts. Er spürte das Pochen seines Herzens bis in die Kehle.

      Drüben sagte Torrence: „Wahrscheinlich hat Rick etwas über die Halunken herausbekommen, die uns am Trail nach Dodge City hindern wollen, Sheriff. Einer von den Burschen hat ihn bestimmt ermordet.“

      Gregs Gedanken wirbelten. Er verstand nicht, warum Lee Torrence ihn mit dieser Aussage deckte. Aber eines stand für ihn fest: In dieser schmutzigen Sache hatte der Lockwood Ranch Vormann ebenfalls seine Hände im Spiel!

      „Ich habe die halbe Nacht nach dem Schuft gesucht“, erklärte der Sheriff. „Vergeblich! Der Regen hat alle Spuren verwischt. Ich fürchte, ich kann euch nur wenig helfen. Wann werdet ihr weiterziehen?“

      „Heute!“, entgegnete Torrence rasch. „Wir können es uns nicht leisten, wegen dieser Angelegenheit Zeit zu verlieren. Sheriff, Sie werden doch veranlassen, dass der arme Rick gut unter die Erde kommt, nicht?“

      „Das ist das Mindeste, das ich für euch tun werde.“

      Es wurden noch einige formelle Worte gewechselt, dann wendete Dave Shaw sein Pferd und ritt nach Fort Worth zurück.

      Greg wurde sich bewusst, dass Dillon noch immer den Blick auf ihn gerichtet hatte. Er wollte etwas sagen, aber der schweigsame Cowboy mit dem verschlossenen Gesicht kam ihm zuvor. Mit einem seltsamen Unterton in den Worten fragte er: „Wollten Sie nicht die Pferde satteln, Williams?“

      Die Zähne zusammengebissen, ging Greg an ihm vorbei zum Seilkorral. An seinen Füßen schienen Bleigewichte zu hängen.

      *

      Das gischtende Wasser des Red River umsprühte Greg. Schreiend und lassoschwingend trieb er die Longhorns dem nördlichen Ufer des Flusses zu, der die Grenze zwischen Texas und dem Indianerland Oklahoma bildete. Die Herde zog sich wie ein brauner, hörnerbewehrter, brüllender Damm quer durch das Wasser, schräg zur Strömung, um ein weites Abtreiben zu verhindern.

      Wasser und Schweiß klebten Greg Williams’ Kleidung am Körper fest. Der Himmel war wolkenlos. Unbarmherzig brannte die Sonne herab. Die Flussoberfläche gleißte wie flüssiges Silber im grellen Licht.

      Greg sah die braune Flut der Rinder in den trockenen, mit gelbem Gras bestandenen Hügeln am nördlichen Ufer verschwinden. Der Gedanke, dass der Flussübergang bald geschafft war, erfüllte ihn mit Erleichterung. Wogende Rücken schoben sich an ihm vorbei. Wasser spritzte ihm ins Gesicht. Er wendete seinen Braunen und trieb ihn durch die Furt zum rückwärtigen Ufer.

      Oben auf dem Hügelkamm tauchten die letzten Herdennachzügler auf. Greg ließ sein Lasso über dem Kopf kreisen.

      „Hüüüüyaaaah!“, brüllte er mit einer Stimme, die heiser vor Staub und Anstrengung war. „Hüüüyaaaah! Hinab mit euch, ihr lahmen Tanten! Los, los, immer vorwärts!“

      Er jagte das Rudel den Hang hinab. Unten gischtete wieder das Wasser auf und hüllte ihn in einen feinen Sprühregen. Verschnaufend brachte er sein Pferd im seichten Wasser zum Stehen.

      Drüben in den öden Hügeln nördlich des Flusses dröhnten die zwölftausend Rinderhufe. Eine hohe gelbe Staubwolke wehte vor dem Blau des Firmaments. Dann glaubte Greg plötzlich das Krachen von Schüssen zu hören. Mit angespannter Miene beugte sich Greg im Sattel vor und lauschte.

      Es waren keine Revolverschüsse, mit denen die Weidereiter ausbrechende Stiere zurückschreckten – es war unverkennbar das Krachen von Gewehren.

      Fast gleichzeitig stellte Greg fest, dass sich das Donnern der Hufe steigerte. Die letzten Longhorns verschwanden in der breiten Lücke in den Hügeln. Eine Staubfahne trieb schräg über den gleißenden Fluss.

      „Vorwärts!“, knurrte Greg und spornte, seinen Gaul an.

      Das Wasser spritzte hoch auf. In der Flussmitte musste das Pferd schwimmen. Dann fand es wieder festen Grund unter den Hufen und näherte sich schnaubend dem Nordufer. Gregs Gedanken waren bei Lee Torrence und dessen Komplizen.

      War dies der Überfall, von dem der Vormann und Brod in jener

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