Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett
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Читать онлайн книгу Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett страница 56
Torrence schnippte mit Daumen und Mittelfinger. „Wir hatten Glück, Miss Mary. Die Herde ist zum Stehen gekommen.“
Die Rancherstochter sog scharf den Atem ein. Jetzt schien sie nur noch an ihre Aufgabe zu denken, die dreitausend Longhorns sicher nach Dodge City zu bringen. Sie fragte: „Wie habt ihr das nur geschafft, Lee?“
Der Vormann lächelte dünn.
„Allein hätten wir das kaum fertiggebracht, Miss Mary. Wir sind zu wenig Leute dafür.“
„Jemand hat euch geholfen?“
„Yeah! Eine Schar Büffeljäger ist aufgetaucht – ein glücklicher Zufall! Wer weiß, wie es jetzt ohne diese Männer aussehen würde.“
„Kennen Sie die Leute, Lee?“
„Nein! Aber sie scheinen recht zuverlässig. Ihr Anführer ist ein gewisser Brod Slakeson.“
Als Torrence den Vornamen „Brod“ nannte, schrillte in Gregs Gehirn ein Alarmsignal. Alles in ihm verkrampfte sich jäh.
Torrence warf ihm einen scharfen Blick zu. Es sah wie Zufall aus, dass seine rechte Hand auf den Kolben seines Revolvers gestützt war. Aber Greg war überzeugt, dass Torrence ihn sofort niederschießen würde, wenn er jetzt nur ein einziges verkehrtes Wort äußerte.
Torrence redete schnell weiter: „Wir müssen jetzt nur noch eines tun: die versprengten Rinder zusammenholen.“
„Also gut, machen wir uns an die Arbeit!“, nickte Mary entschlossen. Dann fiel ihr noch etwas ein: „Und die Comanchen?“
„Die sind verschwunden. Das Auftauchen der Büffeljäger wird sie abgehalten haben, sich den Großteil der Herde zu schnappen. Es wäre allerdings gut, wenn wir ein wenig Ausschau nach ihnen hielten.“ Er drehte sich Greg zu.
„Nimm dir einstweilen ein Wagenpferd, Williams. Einen Sattel findest du auf dem Fahrzeug. Du kommst mit mir. Dillon, Sie bringen Miss Mary zu den anderen und kümmern sich dann zusammen mit Old Mike um die Herde. Noel soll den Wagen holen.“
Greg wartete darauf, was Dillon tun würde. Der Gedanke, dass dieser Mann in Wirklichkeit ein Marshal war, erfüllte ihn mit wachsender Unruhe.
Wusste Dillon über ihn vielleicht längst Bescheid und wartete nur, bis sie in Dodge City ankamen, um ihn dann zu verhaften? Damals am Brazos hatte Dillon ihm zweifellos das Leben gerettet, als die Kinross Crew im Camp gelauert hatte. Aber jetzt brachte es Greg nicht mehr fertig, darüber Dankbarkeit zu empfinden.
Dillon kam wortlos Torrences Befehl nach. Er führte sein Pferd heran und half Mary schweigend in den Sattel. Torrences verkniffener Blick folgte ihm. Greg fragte sich unbehaglich, was jetzt wohl im Gehirn des Vormannes vorging.
Dann trieb Torrence langsam seinen Gaul auf Greg zu.
„Hast du nicht gehört, Mann, was ich vorhin sagte? Wir werden zusammen Ausschau nach den Indsmen halten. Beeil dich also!“
Seine Stimme war ungeduldig, seine Rechte noch immer auf den Revolver gestützt.
Greg begriff, dass jetzt nur noch ein winziger Schritt bis zur großen Entscheidung war. Wortlos ging er zu den Wagenpferden, das Hufestampfen von Lee Torrences Pferd dicht hinter sich.
*
Im Schatten eines hohen Dogwood Gestrüpps zügelte Torrence sein Pferd und wartete, bis Greg Williams auf gleicher Höhe mit ihm war. Das Sattelleder jankte, als er sich bequem auf dem Gaul zurechtsetzte. Er griff in die Brusttasche seines Hemdes, holte sein Rauchzeug hervor und drehte sich mit flinken Fingern eine Zigarette.
Mit zusammengepressten Lippen starrte ihn Greg an. Das selbstsichere Auftreten des Vormanns erfüllte ihn mit dumpfem Groll. Schieflächelnd blickte Torrence auf.
„Nun, Williams, du hast doch die Sache durchschaut, oder?“
„Dieser Slakeson und seine angeblichen Büffeljäger sind deine Kumpane, wie?“, fragte Greg heiser.
Torrence nickte grinsend und schob die Zigarette in den Mundwinkel.
„So ist es, Williams! Ich bin froh, dass du vernünftig bist und vorhin geschwiegen hast.“
„Ich fürchte, Torrence“, erklärte Greg rau, „damit ist es vorbei!“
„Rede keinen Unsinn, Mann! Ich hab’ dich mitgenommen, um dir ein Geschäft vorzuschlagen. Um die Comanchen brauchen wir uns nicht mehr zu kümmern. Die haben sich längst aus dem Staub gemacht.“
Er holte Streichhölzer hervor und zündete seine Zigarette an. Genießerisch sog er den Rauch ein.
„Also, hör zu, Williams! Bis jetzt stehst du zwischen den Fronten. Wir können aber einen zusätzlichen Mann zum Herdentreiben nach Dodge brauchen. Ich …“
„Ein solches Angebot kannst du dir sparen, Torrence!“, unterbrach ihn Greg kalt.
„Nicht so eilig, Amigo! Für dich würde ein schöner Gewinn dabei herausspringen. Zur Zeit werden gute Preise in Dodge City gezahlt. Zwanzig Dollar pro Rind. Bei dreitausend Tieren sind das sechzigtausend Bucks!“
„Eine fette Beute, das gebe ich zu.“
Torrence stieß eine blaue Rauchwolke zwischen den Zähnen hervor.
„Für mich geht es um noch viel mehr!“, sagte er großspurig. „Wenn dieser Coup vorbei ist, werde ich der Besitzer der Lockwood Ranch sein.“ Er grinste breit. „Verstehst du, Williams? Deshalb habe ich das alles eingefädelt. Deshalb habe ich mich mit dem alten Allan Lockwood angefreundet und zwei Jahre als Vormann für ihn gearbeitet. Jetzt werde ich den Lohn für zwei Jahre biederen Lebens kassieren!“
Er schnippte lässig die Asche von seiner Zigarette.
„Wenn Mary die Herde verliert, ist sie erledigt. Dann bleibt ihr nichts anderes übrig, als die Ranch zu verkaufen. Und zwar an mich – gegen einen Bruchteil der Sechzigtausend, die wir für die Rinder bekommen.“
„Eine Rechnung, die typisch für dich ist, Torrence!“, knurrte Greg grimmig. „Aber hast du auch daran gedacht, dass Mary dir einen Sheriff auf den Hals hetzen kann?“
„Dazu werde ich ihr keine Gelegenheit geben! Wenn sie mit dem Leben davonkommen will, wird sie alles schön schriftlich festlegen müssen – damit offiziell alles seine Ordnung hat. Auch die Übereignung der Herde!“ Er lachte leise.
„Und du meinst wirklich, dabei mache ich mit?“, stieß Greg wild hervor. „Du irrst dich, Torrence!“
„Wenn dich der Gewinn nicht lockt, muss ich dich an deinen Steckbrief erinnern, Williams!“
Greg biss sich auf die Unterlippe.
Da war es wieder! Jener Revolverkampf im Big Bend lastete wie ein Fluch auf ihm!
„Nun?“, grinste Torrence lauernd. „Damit sind dir die Hände gebunden, wie? Mein Junge, sei vernünftig, du hast in keiner Beziehung eine Chance gegen uns!“