Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett
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Читать онлайн книгу Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett страница 57
„Und was auch geschieht, du wirst dich nicht einmischen! Mehr verlange ich gar nicht von dir!“
„Du verlangst damit schon zu viel!“
Lee Torrences Miene wurde eiskalt.
„Ist es dir lieber, wenn ich dafür sorge, dass du als Mörder am Galgen landest? Williams, sei kein Dummkopf! Du kannst Mary Lockwood nicht mehr helfen. Du hast bereits zu lange geschwiegen!“
Die Worte gaben Greg einen Stich. Torrence hatte recht! Er hatte zu lange geschwiegen! Und damit traf ein Teil der Schuld auch ihn. Dumpfe Verzweiflung erfüllte ihn jäh. Er drängte den Gedanken an die zweitausend Dollar, die auf seinen Kopf ausgesetzt waren, zurück.
*
„Noch ist es Zeit, etwas dagegen zu tun!“, stieß er scharf hervor, riss sein Pferd herum und langte gleichzeitig zum 45er Colt.
Da fuhr Torrences Faust in die Höhe. Ein Revolver lag wie hingezaubert in seinen Fingern – Torrence musste ihn schon die ganze Zeit über versteckt vor sich auf dem Sattel gehalten haben.
Gregs Waffe war erst halb aus dem Holster, als ihm Torrences Mündungsfeuer entgegenstach.
Die rasche Bewegung des struppigen Rinderpferdes rettete Greg. Torrences Kugel fuhr dem Tier mitten in den Schädel. Der Gaul knickte in die Vorderbeine und stürzte zur Seite.
Greg bekam gerade noch die Stiefel aus den Steigbügeln. Er flog durch die Luft, überschlug sich am Boden, rollte noch ein Stück und blieb benommen liegen, Hufe stampften auf ihn zu.
Das Gesicht zerschrammt und staubverschmiert, warf er sich auf die Seite. Seine Hand zuckte zur Holster. Sie war leer! Der 45er war ihm während des harten Sturzes herausgerutscht und lag irgendwo im Gras – unerreichbar für ihn.
Nur vier Schritte von Greg entfernt hielt der Verbrecher sein Pferd an. Aus eiskalten Augen schaute er auf den Cowboy nieder. Sein Revolver zielte genau auf Gregs Stirn. Seine verkniffenen Mundwinkel verzogen sich zu einem bösen Lächeln.
„Well, Williams, du hattest zwei Möglichkeiten. Nur ein Narr wie du konnte die schlechtere wählen!“
Der Revolver ruckte in seiner Faust.
Greg gab sich verloren.
Das Krachen des Schusses hallte in seinen Ohren. Mit aufgerissenen Augen starrte er auf Torrences Rechte. Der Revolver war plötzlich aus ihr verschwunden und wirbelte durch die Luft. Torrence stieß einen heiseren Schrei aus. Während er noch die geprellte Hand schlenkerte, riss er mit der Linken an den Zügeln.
Sein Pferd drehte sich. Torrence wollte ihm die Sporen in die Weichen drücken, da sagte eine harte Stimme hinter den Dogwood Sträuchern hervor: „Glauben Sie nur nicht, Torrence, dass die Kugel nur zufällig Ihr Schießeisen erwischt hat! Wenn Sie es darauf an legen, sitzt Ihnen mein nächster Schuss mitten zwischen den Augen!“
Torrence fluchte und erstarrte. Hinter den Büschen kam ein Reiter hervor, einen langläufigen Navy Colt auf den Banditen gerichtet. Es war Clay Dillon.
*
Greg richtete sich auf. Er wollte nach seinem Colt suchen, doch Dillon befahl energisch: „Keine Bewegung, Williams! Bleiben Sie, wo Sie sind!“
„Aber ich …“
„Rühren Sie sich nicht! Sie haben gesehen, wie schnell und sicher ich mit dem Eisen bin!“
Greg schluckte trocken.
„Ich dachte, Dillon, Sie hätten gehört, was eben gesprochen wurde.“
„Natürlich! Aber das bedeutet noch lange nicht, dass Sie ein sauberes Gewissen haben, Williams. Ich erinnere mich nur zu gut an Ihr Verhalten, das Sie zeigten, als Sheriff Shaw aus Fort Worth damals in unser Camp kam.“
Greg biss die Zähne zusammen und schwieg. Er sah, dass Dillon seinen Stern jetzt offen an der Jacke trug, und die alte Bitterkeit wurde wieder in ihm lebendig.
Torrence hatte die Hände auf dem Sattelhorn verschränkt und schaute Dillon verkniffen an. Er murmelte gepresst: „Dich hatte ich vergessen, Mann! Der Teufel soll dich holen!“
„Ihr Pech, Torrence, dass ich es auf Williams abgesehen hatte!“, sagte Dillon.
„Nachdem ich mich von ihm als Gesetzesreiter erkannt sah, wollte ich seine Flucht verhindern. Ich ahnte nicht, dass ich Sie dabei als Verbrecher entlarven würde, Torrence! Nehmen Sie die Hände hoch!“
Torrence gehorchte widerwillig.
„Ich verstehe das nicht ganz!“, murrte er. „Warum hast du dich als Cowboy getarnt dieser Crew angeschlossen?“
„Allan Lockwood war ein alter Bekannter von mir“, erklärte Clay Dillon.
„Die Schwierigkeiten, die ihr ihm machtet, begannen schon unten auf seiner Ranch bei San Antonio, nicht wahr? Well, Lockwood ahnte, dass es auf dem Chisholm Trail noch schlimmer werden würde. Er rief mich deshalb um Hilfe. Und solange wir nicht wussten, wer seine Feinde eigentlich waren, beschlossen wir, meine Identität geheimzuhalten.“
„Weiß Mary davon?“
„Nein, aber sie wird es gleich erfahren!“
„Wenn es dann nur nicht zu spät ist“, dehnte Torrence lauernd.
„Überlassen Sie das ruhig mir!“
„Natürlich, Marshal!“, knurrte Torrence spöttisch. „Nur zu!“
Dillon lenkte sein Pferd näher. Er befahl: „Steigen Sie vom Pferd, Torrence!“
„Wieso? Ich …“
„Steigen Sie ab! Sie werden zu Fuß vor mir hergehen! Sie und Williams!“
„Zum Geier! Dillon, ich sage dir, es wird dir bald sehr leid tun, dich auf diese Sache eingelassen zu haben!“
„Keine Reden! Herunter vom Gaul!“ Torrence zog einen Fuß aus dem Steigbügel und hielt sich am Sattelknauf fest. Er tat, als wolle er sich vom Pferd gleiten lassen. Plötzlich stockte er.
„Vorsicht, Dillon!“, brüllte er. „Williams schießt!“
*
Der Ruf kam so überraschend, dass der Marshal unwillkürlich den Revolver auf Greg herumschwenkte.
„Nicht, Dillon!“, gellte dieser.
Blitzartig warf sich Torrence auf der anderen Seite vom Pferd. Das Tier wollte schrill wiehernd ausbrechen, doch Torrence bekam mit der Linken die Zügel zu fassen. Die andere Hand schloss sich um den Kolben des Winchester Gewehrs, der aus dem Scabbard ragte.
Greg konnte seinen Colt nirgend in der Nähe entdecken. Ohne zu zögern, rannte er los. Clay Dillon spornte inzwischen seinen Gaul an und versuchte, Torrence in die Flanke zu kommen. Er jagte einen Warnschuss aus seinem Colt. Torrences Gaul bäumte sich erschreckt auf.