Mosers Ende. Urs W. Käser

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Mosers Ende - Urs W. Käser

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hat sich etwas verändert, wurde vielleicht etwas gestohlen?« Linda blickte um sich.

      »Ach je, darauf habe ich doch in der Nacht gar nicht geachtet. Wissen Sie, nachdem ich gegen Mitternacht meinen Mann hier tot gefunden hatte, packte ich nur schnell Nachthemd und Zahnbürste zusammen und ging dann zum Schlafen in das Zimmer meiner Tochter Elena.«

      »Das verstehe ich gut«, meinte die Kommissarin mitfühlend. Linda öffnete die oberste Schublade der grossen Kommode und stiess sogleich einen spitzen Schrei aus.

      »Nein, das darf nicht wahr sein! Mein ganzer Schmuck ist weg, und das Bargeld auch! Warum nur habe ich ausgerechnet gestern das teure Armband und den Diamantring nicht getragen, wie schade!«

      »Also doch ein Diebstahl«, murmelte Anna Burger, öffnete ihre Tasche und reichte Linda Moser ein Formular.

      »Hier können Sie dann eintragen, was fehlt. Aber schauen Sie vorher noch alles ganz genau durch.« Linda, mittlerweile verunsichert und zittrig, öffnete hastig die weiteren Schubladen, den grossen Schrank und ihre Gepäckstücke, fand jedoch keine weiteren Hinweise auf einen Diebstahl.

      »Und, was passiert jetzt?«, fragte sie schliesslich, »müssen meine Tochter und ich noch länger hier im Hotel bleiben?« Anna Burger dachte kurz nach.

      »Nun, Sie dürfen sicher heute noch heimreisen, wenn Sie dies wünschen. Die Anmeldung des Todesfalles beim Zivilstandsamt können Sie allerdings erst am Montag vornehmen. Ich möchte Sie aber bitten, heute noch bis Mittag hier zu bleiben, falls wir noch weitere Fragen hätten. Und vielen Dank für Ihre Hilfe.« Linda Moser nickte zerstreut und verliess ohne ein weiteres Wort das Zimmer.

      »Nun, wie ist es gelaufen?«, fragte Peter Kehrli, als Anna Burger wieder zurück ins Büro kam. Er fühlte sich jetzt schon viel weniger gestresst in Annas Gegenwart, der Schreck über sein ungeschicktes Benehmen bei der ersten Begegnung war abgeflaut, er konnte ihr jetzt, ohne innerlich zu zittern, in die Augen sehen. Von oben herab zwar, weil er so gross war, aber das ging ihm ja mit fast allen Menschen so. Erneut zog ihn ihre Erscheinung völlig in den Bann. Wie wunderschöne dunkle Augen sie doch hatte! Und dazu das wohlproportionierte Gesicht, die von einigen Sommersprossen verzierten Wangen, die leichte Stupsnase und die vollen, sanft geschwungenen Lippen! Und diese Statur, dieser leichte Gang! Wie alt mochte sie sein? Um die dreissig, schätzte er, also genau richtig…

      Peter zuckte zusammen, als Anna auf seine Frage antwortete.

      »Ganz gut, denke ich. Diese Linda Moser ist wirklich eine aussergewöhnliche Frau. Äusserst feminin, gleichzeitig sehr sportlich, aber auch offen und sympathisch. Ich nehme an, die Männer laufen ihr scharenweise nach. Und wenn ich das im Vertrauen sagen darf, ohne dir zu nahe zu treten: Ich hatte den Eindruck, dass sie über den Verlust ihres Schmuckes fast ebenso traurig war wie über den Verlust ihres Mannes.«

      »Oh«, rief Peter erstaunt aus, »es wurde also gestohlen! Das ist aber eine wichtige Neuigkeit. Und… na ja, die beiden Eheleute waren schon lange nicht mehr ein Herz und eine Seele…« Anna zuckte nur mit den Schultern.

      »Allerdings haben weder Linda Moser noch ihre Tochter neue Erkenntnisse zum Fall beitragen können. Der Verstorbene sei eine knappe Stunde vor seiner Frau ins Hotelzimmer gegangen, und sie habe ihn dann dort tot gefunden. Und noch etwas, Peter. Mein Chef, Rolf Ramseier, hat mir die Hauptverantwortung für diese Ermittlungen übertragen. Eine Ehre und eine grosse Herausforderung für mich. Aber ich möchte auf keinen Fall, dass du dich dadurch zurückgesetzt fühlst. Der Fall ist einfach für die Dorfpolizei eine Nummer zu gross. Ich hoffe, dass ich weiterhin auf deine gute Mitarbeit zählen darf?«

      Peter Kehrli staunte. Zum einen über sich selbst, wie locker er sich jetzt in Gegenwart dieser schönen und gleichzeitig so intelligenten und zielstrebigen Frau fühlte. Zum anderen darüber, wie selbstverständlich sie mit ihm umging, so als würden sie schon jahrelang zusammenarbeiten. Wie sie ganz ungezwungen ein heikles Problem ansprechen konnte, das imponierte ihm sehr.

      »Du kannst voll auf mich zählen«, antwortete er und war ein wenig stolz auf sich selbst.

      »Darf ich vorschlagen, dass wir zunächst die Angestellten des Hotels befragen?«

      »Auf jeden Fall«, nickte Anna, und Peter verliess den Raum. An der Rezeption traf er auf Claudia Dietrich.

      »Claudia, wir möchten jetzt alle Angestellten des Hotels befragen. Könnten wir vielleicht gleich bei dir und Daniel beginnen?«

      »Ja, sicher. Das Frühstück ist beendet, und Daniel hat den Hotelgästen mitgeteilt, was geschehen ist und sie gebeten, vorläufig im Haus zu bleiben und sich für Auskünfte zur Verfügung zu stellen.«

      »Ausgezeichnet«, lobte Peter Kehrli.« Claudia ging ihren Mann holen. Dieser war noch mehr vom Schock gezeichnet als seine Frau, seine Hände zitterten leicht und er blickte unruhig im Raum hin und her. Peter machte sein Schreibzeug bereit, und Anna Burger eröffnete die Befragung.

      »Jetzt erzählen Sie einfach mal, was gestern Abend passiert ist.«

      Claudia räusperte sich.

      »Also, punkt halb zwölf machte, wie jeden Abend, unsere Bar im Nebengebäude zu, und die letzten Gäste, es waren ungefähr fünfzehn, kamen zurück durch den Hoteleingang. Ich war noch in der Rezeption, wünschte allen eine gute Nacht, und sie stiegen die Treppe empor zu ihren Zimmern. Eine Minute oder zwei später hörte ich eine Frau schreien. Wenige Sekunden danach stürzte Linda Moser die Treppe herunter, packte mich an den Armen und schrie in einem fort, ihr Mann sei tot. Plötzlich sah ich, dass Herr Valentin Wolf, einer unserer Gäste, auf der Treppe stand, und hiess ihn meinen Mann holen.«

      Claudia blickte auffordernd zu Daniel, und dieser fuhr fort: »Ich hatte Schreien gehört und war schon auf dem Weg. Herr Wolf und ich rannten dann sofort die Treppe hoch und fanden Matthias Moser. Er lag gleich hinter der halb offenen Zimmertür am Boden. Herr Wolf blieb dann bei ihm und ich rief sofort den Arzt an.«

      »Und wann haben Sie den Verstorbenen zum letzten Mal lebend gesehen?«

      »Was mich betrifft«, erwiderte Daniel, »kann ich das ziemlich exakt beantworten. Ich hielt mich zwischen neun Uhr und halb zwölf immer in der Bar auf. Die ganze Sippe Moser, also alle zehn Personen, kam nach dem Abendessen auf einen Drink herüber. Die zwei Brüder, Samuel und Matthias, verabschiedeten sich als erste. Das war, da bin ich ganz sicher, um viertel vor elf. Die drei Jugendlichen habe ich dann auch aus den Augen verloren. Die übrigen fünf bleiben noch bis halb zwölf in der Bar.«

      »Aber«, fragte die Kommissarin nach, »sind Sie denn sicher, dass niemand von ihnen zwischendurch die Bar verlassen hat?«

      »Das natürlich nicht. Es waren mindestens dreissig Leute in der Bar, und jeder könnte mal für eine Weile hinausgegangen sein.«

      »Und du, Claudia, wo warst du während des Abends?«, fragte Peter Kehrli.

      »Im Prinzip war ich immer in der Hotelrezeption, aber natürlich ging ich ab und zu für einige Minuten nach hinten ins Büro, um Reservationen zu bearbeiten und Bestellungen zu machen. Was ich bestätigen kann, ist, dass die Brüder Samuel und Matthias Moser so gegen elf Uhr vorbeikamen und gute Nacht wünschten. Und auch die jungen Leute, Elena, Luca und Remo, kamen wenig später bei mir vorbei.« Anna Burger nickte.

      »Gut, immerhin wissen wir jetzt, dass Matthias Moser etwa zwischen zehn vor elf und halb zwölf gestorben sein muss. Eine Frage hätte ich aber noch. Wissen Sie, ob es unter den übrigen Gästen, die zurzeit im Hotel logieren, jemanden gibt, der mit der Familie Moser, insbesondere

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