Jahrbuch der Baumpflege 2021. Группа авторов

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Baum wächst an, hat aber eine reduzierte Lebensdauer.

       Der Baum wächst an und expandiert zum Nachteil der umliegenden unterirdischen Infrastruktur (Wurzeleinwuchs in Abwasserleitungen, etc.).

      Im Inneren der Rohrleitungen findet der Baum ein reiches Vorkommen an sonst begrenzten Ressourcen, wie Sauerstoff, Wasser und Nährstoffe; daher werden die Wurzeln, die in die Rohre hinein gewachsen sind, zunächst ein vermehrtes Wachstum zeigen. Durch die Tendenz von Baumwurzeln, sich verstärkt dort zu entwickeln, wo günstige Bedingungen herrschen, haben sie die besondere Fähigkeit, den Weg in die Leitungsgräben zu finden, die oftmals lockeres und gut belüftetes Füllmaterial enthalten. Dort angelangt folgt die Wurzel der Kondensationsfeuchte auf der Rohroberfläche, bis sie auf eine Schwachstelle im Rohrsystem trifft – dies können Risse, Rohrverbindungen oder Spalten an Anschlüssen sein – an denen sie in die Leitung hinein wächst. Sind sie in die Leitung eingedrungen, wachsen die Wurzeln sehr schnell und verursachen Verstopfungen oder Rohrbrüche im Abwassersystem, die durch Rückstau zu Überflutungen von Kellern und Straßen führen können. Dann wird der Konflikt zwischen Rohrleitungen und Baumwurzeln zur Realität (ORVESTEN et al. 2003).

      Langfristig kann es durch den Fließwiderstand innerhalb der Rohrleitung zu anaeroben Bedingungen kommen (Abbildung 1), insbesondere in den sich ansammelnden Sedimenten. Dadurch entstehen weniger günstige Bedingungen für das Wurzelwachstum, die dann meist langsam absterben.

       Abbildung 1: Durch Sedimente am Boden der Rohrleitung können sich anaerobe Bedingungen entwickeln

      Die Kommunikation zwischen den Betreibern der Kanalisationssysteme (z. B. Abwasserverbände) und den Eigentümern der Bäume (z. B. Grünflächen- oder Umweltämter) ist in vielen Bereichen noch immer sehr dürftig (STÅL 1996; STÅL 1998). Es werden nur sehr wenige Mittel bereitgestellt, um Lösungen für diese Konfliktsituationen zwischen Baumwurzeln und Abwasserleitungen zu finden. Bei Abwasserverbänden und Grünflächenämtern ist das gegenseitige Verständnis häufig nur begrenzt und es ist nicht selten, dass sie im Gegenteil viel Mühe darauf verwenden, der jeweils anderen Seite die Schuld zuzuschieben. Diese Situation ist auf die Dauer sehr unbefriedigend und teuer, und es sind die Bürger der entsprechenden Kommune oder Stadt, die die Rechnung für dieses Kommunikationsproblem zahlen müssen.

      2.2 Ursachen des Wurzeleinwuchses

      Die Erfahrung hat gezeigt, dass die artspezifischen Anforderungen und Charakteristika verschiedener Baumarten in Bezug auf ihren Wuchsstandort von hoher Bedeutung für das Problem der Wurzelschäden an Rohrleitungen sind. In diesem Zusammenhang ist der tatsächliche Standort eines Baumes entscheidend für den Zeitpunkt, zu dem seine Wurzeln mit der umgebenden Infrastruktur in Konflikt geraten, d. h., ob und wann die Baumwurzeln in das Leitungssystem eindringen.

      Wenn der Wuchsstandort nicht den artspezifischen Anforderungen des Baumes entspricht, wird diese Zeitspanne verkürzt. Seine Wurzeln werden sich allmählich ihren Weg in die Leitungsgräben bahnen, in denen die Rohrleitungen verlaufen. Das lockere Füllmaterial ist leicht zu durchwurzeln und schließlich wird das Wurzelsystem jede Eintrittsmöglichkeit in die Rohrleitung „gefunden“ haben. Häufig beschleunigt die schlechte Bodenbeschaffenheit am Pflanzstandort den Wurzeleinwuchs. So haben Erfahrungen aus Schweden gezeigt, dass der Pflanzstandort von hoher Bedeutung dafür ist, wie schnell sich Baumwurzeln entwickeln und in eine Leitung vorgedringen. Bei schlechten Standortbedingungen finden die Wurzeln ihren Weg in die Rohrleitungen relativ schnell, bei guten Wachstumsbedingungen am Pflanzstandort geht dieser Prozess hingegen beträchtlich langsamer vonstatten.

      2.3 Wie wird das Wurzeleinwuchsrisiko eingeschätzt

      Einige Eigenschaften von Bäumen, wie artspezifische Wachstumsrate, Wurzelenergie und Wasserbedarf sind von entscheidender Bedeutung für die Einschätzung des Wurzeleinwuchsrisikos in die umgebende Infrastruktur (ORVESTEN et al. 2003).

      Für den Städteplaner ist es daher wichtig, sowohl die Eigenschaften der verschiedenen Baumarten zu kennen als auch die Wachstumsbedingungen am geplanten Pflanzstandort. Bei Baumarten, die feuchte Standorte bevorzugen und eine hohe Wachstumsrate haben, kann man also davon ausgehen, dass diese eine verstärkte Tendenz zum Eindringen in Rohrleitungssysteme zeigen. Es muss allerdings betont werden, dass grundsätzlich alle Baumarten fähig sind, mit ihren Wurzeln in Leitungssysteme einzudringen; es geht hier allein um die Frage des Ausmaßes und des Zeitpunktes, wann dies geschieht. Im Allgemeinen zeigen erwachsene Bäume mit einem großen Kronendurchmesser und entsprechend hohem Wasserbedarf während der Wachstumsperiode das höchste Schadensrisiko durch Wurzeleinwuchs.

      2.4 Schwachstellen im Rohrsystem

      Ein Kanalisationssystem besteht aus vielen miteinander verbundenen Rohrleitungen. Diese Verbindungen oder Anschlussstellen sind für das Eindringen von Wurzeln besonders anfällig. Es gibt derzeit kein komplettes Rohrleitungssystem, dass garantiert wurzelfest ist. Baumwurzeln sind in der Lage, alle derzeit auf dem Markt erhältlichen Rohrtypen zu durchdringen (STÅL 1995). Durchgehende Grundleitungen halten zwar die Baumwurzeln für die jeweilige Rohrlänge ab, aber sie können trotzdem durch Einstiegsschächte o. ä. in die Leitung eindringen. Es hat sich erwiesen, dass gerade Hausanschlusskanäle oder Einstiegsschächte das Eindringen von Wurzeln in das Kanalsystem begünstigen. Die Übergänge zwischen Rohrleitungen aus verschiedenen Materialien, wie PVC und Beton, sind ebenfalls sehr anfällige Bereiche im Kanalsystem und häufig Eintrittsstellen für Baumwurzeln (ORVESTEN et al. 2003).

      Baumwurzeln haben eine bemerkenswerte Fähigkeit, in die kleinsten Zwischenräume vorzudringen und sie zeigen auch eine hohe Sensibilität für potenzielle Nährstoff- und Wasserquellen. Die Wurzeln „testen aus“, wo das Kanalsystem seine Schwachstellen hat und die Wurzelspitzen wachsen dann in undichte Muffenverbindungen, Risse im Rohrmaterial oder in Übergangsbereiche hinein. Mit Übergangsbereich sind sowohl Übergänge zwischen Abwasserleitung und Einstiegsschacht als auch zwischen Hausanschluss- leitung und Grundleitung gemeint.

      Baumwurzeln dringen auf unterschiedliche Weise ein, je nachdem, ob die Rohrleitung Schmutzwasser oder Regenwasser führt.

      Durch Schmutzwasserkanäle fließt permanent Wasser mit hohem Nährstoffgehalt; gleiches gilt auch für die mancherorts noch vorhandenen Mischwasserleitungen. Dies macht solche Kanäle für Pflanzen besonders anziehend und deshalb befindet sich in Abwasserleitungen häufig auch ein von oben herunter hängender Vorhang von Wurzeln. Wenn an einer Abwasserleitung darüber hinaus an einem Leck Schmutzwasser austritt, bildet sich unterhalb des Lecks ein anaerober Bereich (Abbildung 2), in dem keine Wurzeln wachsen, was aber zu einem vermehrten Eindringen von der Seite und von oben in das Rohr führt, ausgehend von Substrat, das wahrscheinlich entweder feucht oder gesättigt, aber aerob ist. Mit dem Schmutzwasser können ebenfalls Phosphate oder andere Nährstoffe exfiltrieren, die das Wurzelwachstum stimulieren.

       Abbildung 2: Im anaeroben Milieu unterhalb des Lecks ist kein Wurzelwachstum möglich

      Reine Regenwasserleitungen führen nicht ständig Wasser und können in Perioden mit geringem Niederschlag komplett austrocknen. Daher dringen die Wurzeln häufig von der Unterseite in die Regenwasserleitung ein, da hier

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