Jahrbuch der Baumpflege 2021. Группа авторов

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Jahrbuch der Baumpflege 2021 - Группа авторов

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der Stadtwerke Osnabrück AG, des Tiefbauamtes und des Grünflächenamtes arbeiteten die aktuellen Fragestellungen systematisch auf.

      Das Ziel war, eine Vereinbarung zu treffen, in der die in der Praxis auftretenden Fragestellungen grundsätzlich geregelt werden sollten.

      Ein erster, aber wichtiger Schritt war, dass man wieder begann, die Sorgen der jeweils anderen Seite ernst zu nehmen und der entsprechenden Sichtweise mit Respekt zu begegnen. Das bedeutete nicht, dass Sachargumente und Tatsachen tabuisiert worden wären, weil sich sonst jemand hätte provoziert fühlen können.

      Wir „Baumleute“ haben uns bemüht, den technischen Kollegen zu vermitteln, dass die Bäume nur das umsetzen, was sie im Laufe der Evolution „gelernt“ haben, dass sie ihre Grenzen haben und, dass es trotz aller Regelwerke nicht die Schuld der Bäume ist, wenn sich Probleme zwischen Bäumen, Ver- und Entsorgungseinrichtungen und sonstiger technischer Infrastruktur ergeben.

      Aber auch wir haben einiges gelernt, über Materialeigenschaften unterschiedlicher Ver- und Entsorgungseinrichtungen, Unterhaltungsprobleme, Beschädigungen und Sorgen bezüglich persönlicher Haftung bei Unfällen, insbesondere nach dem tragischen „Gasunfall von Viersen“. Unglücklicherweise explodierte etwa zur gleichen Zeit auch in Osnabrück eine Gasleitung, bei der ein Mensch schwer verletzt wurde und hoher Sachschaden entstand. In diesem Falle stand aber kein Baum in der Nähe!

      Aus verschiedenen Gründen, die durchaus nachvollziehbar vorgetragen wurden, konnten die Kollegen der Stadtwerke an der angestrebten schriftlichen Fixierung unserer Vereinbarungen nur auf der Basis des oben erwähnten Merkblattes mitwirken. Wir haben uns zwischenzeitlich damit arrangiert und festgestellt, dass die Zusammenarbeit auf beiden Seiten aufgrund der Absprachen problemloser vonstatten geht als je zuvor. Auch die Frage der Kostenübernahme für die Installation von Schutzeinrichtungen für Leitungen ist akzeptabel nach dem „Verursacherprinzip“ geregelt.

      3.2 Internationale Zusammenarbeit

      So wie die Bäume in fast allen Städten der Welt mehr oder weniger eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeiten besitzen, sind auch die Probleme, die sich aus der Nachbarschaft von Bäumen und Ver- und Entsorgungseinrichtungen ergeben können, zumindest innerhalb Europas ähnlich.

      Auf EU-Ebene wurde diese Situation erkannt und war Anlass für die Einrichtung einer Arbeitsgruppe bei der damaligen COST Action C3 (COST = Europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der wissenschaftlichen und technischen Forschung). Aufgrund der von dieser Arbeitsgruppe dargestellten Perspektiven wurde im Jahre 2001 eine neue COST Action vereinbart, sie trägt die Bezeichnung C15.

      Ihr Titel ist Programm: „Technical infrastructure and vegetation – improving relations and preventing conflicts by an interdisciplinary approach”, zu deutsch: „Technische Infrastruktur und Vegetation – Verbesserung der Beziehungen und Verhinderung von Konflikten durch eine interdisziplinäre Betrachtungsweise“.

      COST Action C15 gliedert sich in die Arbeitsgruppen: A – „Utilities and urban vegetation“ (Versorgungseinrichtungen und Stadtvegetation) B – „Transport infrastructure and vegetation“ (Verkehrsinfrastruktur und Vegetation) C – „Buildings and urban vegetation“ (Gebäude und Stadtvegetation)

      Allen Arbeitsgruppen gehören neben Experten aus Wissenschaft und Praxis der betroffenen technisch-stadtplanerischen Fachgebiete Fachleute aus der „Grünen Branche“ aus etlichen europäischen Ländern an.

      In der Arbeit der COST Action C15 spiegelt sich eine Erfahrungen wieder, die in der Osnabrücker Arbeitsgruppe „Bäume und Leitungen“ bereits gemacht wurden: Je intensiver man über die Problemstellung anderer Disziplinen informiert ist und sie versteht, um so eher können Lösungsansätze gefunden werden und sei es auch nur der, zu erkennen, dass weiterer Forschungsbedarf gegeben ist.

      Wie schnell sicher geglaubte Thesen durch neue Erkenntnisse in Frage gestellt werden müssen, zeigte sich erst jüngst: Bisher ging man davon aus, dass Baumwurzeln in Leitungen aus PVC, Steinzeug oder Beton, also solche mit Steckverbindungen, nur dann eindringen können, wenn deren Muffen defekt sind oder die Rohre selbst einen Schaden aufweisen. Sogar der Bundes gerichtshof hat sich in einem Urteil zum Einwachsen von Wurzeln in Leitungen diese Annahme zu Eigen gemacht (BRELOER 2001).

      Nun belehren uns Forschungsergebnisse der Universitäten Bochum (STÜTZEL & BOSSELER 2003) und Alnarp, Schweden, eines Besseren (STÅL & RIDGERS 2004). Anscheinend sind die Muffendichtungen solcher Leitungen wohl geeignet, die in den Rohren fließenden Abwässer nicht austreten zu lassen. Für die Wurzeln von Bäumen sind sie auf Dauer offenbar kein ernst zu nehmendes Hindernis.

      Ich gehe davon aus, dass uns diese neuen Erkenntnisse in Zukunft mehr beschäftigen werden, als heute noch absehbar. Für die Sondersitzung der Arbeitsgruppe A, die im Februar 2005 unter Hinzuziehung von Experten, die sonst nicht an der COST Action C15 beteiligt sind, stattfand, stand die Thematik bereits auf der Tagesordnung.

       Literatur

      BERNATZKY, A., 1973: Baum und Mensch. Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main.

      BRELOER, H., 2001: Fach- und Rechtsfragen zu Bäumen. Tagungsband Osnabrücker Baumpflegetage.

      BRELOER, H., 2004: Von der Haftung des Baumkontrolleurs und Baumeigentümers bis zu den Möglichkeiten und Grenzen einer Haftungsbeschränkung. Tagungsband Osnabrücker Baumpflegetage.

      DIN 18 920, 2002: Vegetationstechnik im Landschaftsbau. Schutz von Bäumen, Pflanzenbeständen und Vegetationsflächen bei Baumaßnahmen. Beuth Verlag GmbH, Berlin.

      FORSCHUNGSGESELLSCHAFT FÜR STRAßEN- UND VERKEHRSWESEN, 1989: Technische Mitteilungen Baumpflanzungen im Bereich unterirdischer Versorgungsanlagen, Köln.

      HEIDGER, C., 2002: Wurzeln sind lenkbar! Optimierungsmöglichkeiten im Wurzelraum von Straßenbäumen. Tagungsband Osnabrücker Baumpflegetage.

      RAS-LP 4, 1999: Richtlinie für die Anlage von Straßen, Teil: Landschaftspflege, 4: Schutz von Bäumen, Vegetationsbeständen und Tieren bei Baumaßnahmen. Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, Köln.

      STÅL, Ö.; RIDGERS, D., 2004: Management and planning solutions to modern PVC- and concrete sewer Pipes’ lack of resistance to root penetration. Tagungsband Osnabrücker Baumpflegetage.

      STÜTZEL, T.; BOSSELER, B., 2003: Kanal voll: Wenn Bäume in Rohren Wurzeln schlagen. www.boga.ruhr-uni-bochum.de/spezbot/publikationen.htm

       Autor

      Dipl.-Ing. Klaus Schröder war von 1972 bis 2007 bei der Stadt Osnabrück angestellt, zuerst als Bauleiter im Grünflächenamt, dann übernahm er die Verantwortung für die Planung, den Bau und die Unterhaltung von Grünanlagen, Kinderspielplätzen sowie für das Straßengrün und die Bäume. Zuletzt war er Werksleiter des städtischen Eigenbetriebs Grünflächen und Friedhöfe. Von 1993 bis 1999 war er Lehrbeauftragter an der Fachhochschule Osnabrück für das Studienfach „Baumpflege“.

      * Nachdruck aus /Reprint from Jahrbuch der Baumpflege 2005

       Bäume und Leitungen – Untersuchungen zur Einwurzelung in moderne PVC- und Betonabwasserleitungen *

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