Jahrbuch der Baumpflege 2021. Группа авторов

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bequem zu bewältigen. Sicher, es gibt auch Fußgänger und Fahrradfahrer, doch ein Blick in die Stadtzentren zeigt, insbesondere in der Zeit der morgendlichen und abendlichen Rushhour, ein ziemlich „buntes Treiben“ mit motorisierten Verkehrsmitteln aller Art. In ihren Motoren verbrennen Benzin- und Dieselkraftstoff und erzeugen Kohlendioxyd sowie ein ganzes Arsenal anderer gesundheits- und umweltbelastender Gase. Brems- und Kupplungsbeläge werden verbraucht, Reifen und allerlei sonstiges Material wird verschlissen, zerrieben und zerfällt schließlich zu Staub. Hinzu kommen die, auch bei Einhaltung aller Umweltauflagen nicht vermeidbaren Emissionen in Form von Stäuben und Gasen aus Gewerbe, Handwerk und Industrie.

      Die nahezu unsichtbare Materie verteilt sich durch Luftbewegungen auf Straßen und Plätzen, bis hinein in unsere Wohnungen und an unsere Arbeitsplätze. Mit jedem Atemzug inhalieren wir feinste Staubpartikel. Zu denen, die aus Abrieb und Verbrennung entstanden sind, gesellen sich die natürlichen Stäube. Mal ist es Staub aus der Sahara und mal der vom Acker vor den Stadttoren, der sich wie ein Schleier über alles legt, und es sind Sporen und Pollen von Pilzen, Farnen und Blütenpflanzen um uns herum.

      Dieses Gemenge kann Menschen belasten, krank machen oder indirekt sogar zu ihrem Tode führen. Stäube dienen oft als Vehikel für andere Stoffe, die sich an die Kerne anlagern und so in den menschlichen Organismus gelangen, als Beispiel hierfür gelten insbesondere die Schwermetalle. Die Zunahme von Allergien wird u. a. auf die zunehmende Luftverschmutzung zurückgeführt. Auch Bronchialerkrankungen, insbesondere bei Kindern und Menschen mit schwachen Abwehrreaktionen, bis hin zur Entstehung von Krebserkrankungen gehen nach Überzeugung von Medizinern auf das Konto des gefährlichen lungengängigen Feinstaubes. Das menschliche Leid in Folge derartiger Erkrankungen und der daraus resultierende volkswirtschaftliche Schaden sind immens.

      „Vielen Städten drohen Klagen wegen schmutziger Luft“ titelt „Die Welt“ (13. 10. 04) in einem Bericht über eine von der Europäischen Union erlassene und im Jahre 2002 in nationales Recht umgesetzte Richtlinie zur Luftreinhaltung. Diese EU-Richtlinie lässt das Ausmaß des Problems erahnen. Da die Politik oft erst bei bereits eingetretenen Schäden reagiert, anstatt vorbeugend tätig zu werden, kann wohl von einer massiven Bedrohung der Gesundheit der Bevölkerung ausgegangen werden.

      Wie auch immer, die Verantwortlichen auch in unserem Lande sind aufgefordert, das lebenswichtige Gut „Luft“ ausreichend sauber zu bewahren oder es sauberer zu „machen“. Bis 2005 müssen die Kommunen die Anforderungen der EU-Richtlinie erfüllen. Ob das allen gelingen wird? „Erst einige Großstädte, wie München, Augsburg, Stuttgart, Düsseldorf und Duisburg haben die vom Gesetzgeber geforderten Luftreinhaltungspläne vorgelegt“ („Die Welt“ 13.10.2004).

      Selbstverständlich ist es am wirkungsvollsten, die Entstehung von Immissionen, so auch z. B. die von Stäuben an ihrer Quelle, zu vermeiden oder zu minimieren, anstatt sie später mit großem Aufwand zu bekämpfen. Die Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs, der Ausbau des ÖPNV und die konsequente Verwendung von Rußpartikelfiltern bei Dieselmotoren u. a. könnten für eine Entlastung des Stadtklimas sorgen. Aber bei allen Anstrengungen, die wir unternehmen: Durch das, was wir „Zivilisation“ nennen, erfolgt eine Verschmutzung unserer Luft in gigantischem Ausmaß. Smogglocken über unseren Städten sind bei bestimmen Wetterlagen nicht zu übersehen und diejenigen, die in diesem fragwürdigen Aerosol leben, spüren das Problem bei jedem Atemzug. Gewiss, Zustände wie in mancher außereuropäischen Metropole, wo die Menschen, wenn sie das Haus verlassen, Staubschutzmasken tragen, gibt es bei uns nicht. Wir sollten auch alles daran setzen, dass es hierzu nicht kommt. Ein wichtiger Faktor hierbei sind die Bäume in unseren Städten.

       1.2 Die Wohlfahrtswirkungen von Bäumen

      Die grünen Riesen begannen vor mehr als 300 Millionen Jahren sich zu entwickeln und gehören heute zu den ältesten Lebensformen auf unserem Planeten. Sie begleiteten die Entstehung der Menschheit und versorgten uns von Anbeginn mit dem Wichtigsten, was wir für unsere Existenz benötigten. Das ist bis heute so geblieben. Ihr Holz begleitet uns von der Wiege bis zum Sarg und ist Bestandteil unserer Häuser. Ihre Früchte tragen zu unserer Ernährung bei und ihr Laub ist für die Fruchtbarkeit unserer Böden von großer Bedeutung.

      Wie oft übersehen „moderne Menschen“ dieses und ärgern sich über die Blätter, die im Herbst vor ihre Haustür fallen, und die sie beseitigen müssen. Lieber gehen sie nach einem Arbeitstag am Schreibtisch in ein Fitness-Studio, um sich zu bewegen. Wir sollten dankbar sein für die Schönheit der Bäume und uns erinnern, dass sie uns mit diesen Organen, die sie nun abwerfen, während der vorausgegangenen Monate gedient haben, indem Kohlendioxid aufgenommen und Sauerstoff produziert wurde, durch die Verdunstung von Wasser die Luftfeuchtigkeit erhöht und die Temperatur im Schatten der Bäume verringert wurde. Und, und, und …

      In Umfragen zur Einschätzung der Qualität der umgebenden Stadtstruktur und zu den diesbezüglichen Veränderungswünschen äußern viele Menschen regelmäßig, dass ihnen das „Grün“ sehr wichtig ist und dass sie sich mehr davon wünschen. Mütter und Väter spüren, was lebenswichtig ist, für ihre Kinder und für sie selbst.

      In einer bundesweiten Bürgerbefragung, die im Sommer 2004 in Zusammenarbeit zwischen der GALK (Gartenamtsleiter-Konferenz beim Deutschen Städtetag) und der KGST (Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung) durchgeführt wurde, haben sich für die Stadt Osnabrück, von deren Stadtgebiet immerhin ca. 31 % als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen und zu etwa 30 % im „Naturpark TERRA.vita Nördlicher Teutoburger Wald/Wiehengebirge“ gelegen ist, die meisten teilnehmenden Personen für eine noch stärkere Durchgrünung ihrer Stadt ausgesprochen.

      Die Menschen wollen eine grüne Umgebung, wollen große, alte Bäume in ihrer Nähe, weil sie deren wohltuende Wirkung für ihr seelisches und körperliches Befinden spüren. Die Schaffung von Grünanlagen sowie die Pflanzung und Pflege von Bäumen sind Maßnahmen der Daseinsvorsorge par excellence. Alle für die Umwelt Verantwortlichen, Politiker und administrativ Tätige, sollten diese Tatsache bedenken und in ihr tägliches Handeln übertragen, auch im Interesse der Wirtschaftskraft ihrer Städte. Als „weicher Standortfaktor“ hat die Durchgrünung einer Stadt einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Bereitschaft zur Ansiedlung neuer Unternehmungen.

      Es sei gestattet, in diesem Kontext den großen Naturwissenschaftler ALEXANDER VON HUMBOLDT zu zitieren, der eine Betrachtung über Menschen und Bäume mit den Worten beginnt: „Habt Ehrfurcht vor dem Baum, er ist ein einziges großes Wunder und Euren Vorfahren war er heilig …“. Und der Maler und Architekt FRIEDENS REICH HUNDERTWASSER hat seinen Mitmenschen in’s Stammbuch geschrieben: „Nur wenn du den Baum liebst wie dich selbst, wirst du überleben.“

      In einem Klassiker der Baumpflegeliteratur, dem Buch „Baum und Mensch“ von A. BERNATZKY (1973), werden neben vielen anderen interessanten Informationen über die Einflüsse der Bäume auf die Menschheit Angaben über deren Wohlfahrtswirkung publiziert. Unglaublich, welche Mengen von Schadstoffen, seien sie gasförmig oder als Staubpartikel vorliegend, von Bäumen und den Gehölzen in Grünanlagen aus der Luft „herausgefiltert“ werden! Messungen in Frankfurt/M. ergaben, dass Gebiete mit Grünflächen und mit Bäumen bestandene Straßen z. T. nur mit einem Sechstel der Stäube belastet waren, die Stadtbereiche ohne Grünflächen oder baumfreie Straßen aufwiesen.

      Da die Messungen viele Jahre zurückliegen, können die Angaben nicht unmittelbar auf die heutigen Verhältnisse übertragen werden. Natürlich haben die vielfältigen Auflagen zum Umweltschutz, die inzwischen realisiert wurden, zur Verringerung von Immissionen beigetragen. Andererseits wissen wir aber auch, dass dort, wo in den Nachkriegsjahren nur wenige Autos fuhren, heute im weiten Umkreis kein freier Parkplatz mehr zu finden ist.... Inzwischen wissen wir, dass die Luftschadstoffe sogar zu einem Problem für die Gesundheit der Bäume werden können.

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