Extra Krimi Paket Sommer 2021. A. F. Morland

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Extra Krimi Paket Sommer 2021 - A. F. Morland

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großen Bauchschmerzen übrigens, er traute beiden nicht. Dieter war ein Schönling, charmant und gewissenlos, gerissen, aber nicht intelligent, vor hundert Jahren hätte er als Gigolo wohl ein bequemes Leben geführt. Aus Doro wurde Weinert nicht recht schlau, sie hatte ein hübsches Gesicht mit verhangenen Augen und eine biegsame Figur, die sie gern in engen Kleidern vorführte; das Repertoire unverbindlicher Smalltalk-Sprüche beherrschte sie mit einer Geläufigkeit, die Weinert an eine Prostituierte für gehobene Ansprüche erinnerte. Vorjahren hatten sie sich dem Verfassungsschutz angedient und seitdem magere, aber korrekte Informationen geliefert, doch Weinert hätte nie und nimmer bei einer so großen Sache auf die Wenzels zurückgegriffen, wenn ihm ein anderes Paar zur Verfügung gestanden hätte. Sein Misstrauen ging so weit, dass er sie sogar über die Zielperson täuschte: »Achtet auf den Oberstleutnant von Neumühl. Aber Vorsicht, der Knabe wittert Neugierige zehn Meilen gegen den Wind.«

      Doro Wenzel plauderte mit einem Weißhaarigen, der Millimeter um Millimeter näher rückte, was sie nicht zu bemerken schien, und verzückt auf ihr enges Oberteil mit dem weiten Ausschnitt schielte. Dieser Oberstleutnant könnte sie auch außerdienstlich interessieren, aber leider war vor zehn Minuten eine junge Frau hereingetrampelt, auf die er mit der Heftigkeit einer Kavallerie-Attacke losgegangen war. Rein äußerlich passten sie gut zusammen, beide groß und mager, und wenn er wirklich so gerne ritt, wie ihr Christa Steinberg anvertraut hatte, musste ihn das Pferdegesicht der strubbeligen Brünetten entzücken. Heimlich seufzte Doro und glitt ihrerseits näher an den alten Lüstling heran. Das war ein erprobter Trick; denn jetzt musste er sich entscheiden, wie weit er die Annäherung treiben wollte, und sie hatte richtig kalkuliert, er wurde nervös, stammelte etwas von alten Freunden und entfernte sich hastig.

      Dieter Wenzel erreichte endlich unauffällig die Gruppe um den Hausherrn. Steinbergs Nase glänzte schon rötlich, er hatte sie mit einer halben Flasche Cognac begossen und den Zustand erreicht, alle Welt zu lieben, ausgenommen jene Mitmenschen, die ihm seinen geschäftlichen Erfolg nicht gönnten. Wenn er glücklich schwieg, war Steinberg zu ertragen.

      »Nein, davon habe ich auch einmal geträumt, Herr Nehrling. Aber wie sieht es denn in Wirklichkeit aus? Sie fangen klein in einem Ortsverein an, müssen Kassierer und Schriftführer spielen, die Parteisporen verdienen, bis Sie sich zur Wahl des Ortsvereinsvorsitzenden stellen dürfen. Dann ackern Sie wieder mehrere Jahre, bis Sie den Kreis Vorsitz erreicht haben. Wohlgemerkt, mit viel Glück, denn nebenbei verdienen Sie als anständiger Mensch Ihre Brötchen, während die Pfiffigeren, die schon in der Schule mit ihrer Parteikarriere begonnen haben, die Funktionärsposten besetzen und über viel Zeit verfügen, sich bei den Parteifreunden lieb Kind zu machen.«

      »Gut, das alles bestreite ich nicht, aber Sie geben doch zu, dass wir Unternehmer uns engagieren müssen. Sonst sitzen in den Parlamenten nur noch Berufspolitiker, die keine Ahnung

      von der Wirtschaft haben und unsere Sorgen und Nöte gar nicht kennen.«

      »Engagieren? - Ja, natürlich. Aber müssen es die Parteien sein?«

      »An denen führt nun mal kein Weg vorbei, Herr Schönborn«, warf ein kleiner Brillenträger ein.

      »Das eben bezweifele ich mittlerweile. Es gibt Verbände, Vereine, Presse und Organisationen. Man muss nicht unbedingt die Parteileiter erklimmen, um oben erschöpft festzustellen, dass der Misthaufen noch höher ist.«

      Das beifällige Gelächter ließ Wenzel aufhorchen. Auch Nehrling stimmte ein.

      »Wissen Sie, was ich manchmal denke?« Schönborn schaute in die erheiterte Runde. »Diese Flut von Gesetzen und Vorschriften, Regelungen und Ausnahmebestimmungen, alle am grünen Tisch entworfen, signalisieren Angst. Angst unserer Staatsdiener vor der Freiheit, vor individueller Tüchtigkeit. Diesen Sesselhockern fehlt es an Initiative, Selbstbewusstsein, Vertrauen in das, was sie ständig predigen, deshalb wollen sie möglichst alles kontrollieren. Ängstliche Demokraten - ist das nicht ein Widerspruch in sich?«

      Wenzel lächelte zustimmend. Auf sein Gedächtnis war Verlass, er konnte ganze Unterhaltungen wörtlich wiederholen, und was dieser Schönborn da äußerte, würde Weinert interessieren.

      »Manchmal erlaube ich mir den ketzerischen Gedanken, dass wir bald die Demokratie vor denen schützen müssen, die sich zu ihren Gralshütern aufgeschwungen haben.«

      »Oho!« - »Hört, hört!« - »Sie lassen aber auch nichts aus!« Lautes Lachen, aber auch leiser Protest, Schönborn blinzelte siegesgewiss in die Runde. Seine unbändige Lust am Provozieren war allgemein bekannt, aber Schönborn registrierte auch zwei, drei forschende Blicke. Steinberg winkte aufgekratzt einer der hübschen jungen Damen, die sich mit vollen Tabletts durch die Reihen seiner Gäste schoben.

      »Und das, meine Herren, nicht nur in Deutschland, sondern im ganzen demokratischen Europa! Nicht der Euro wird regieren, sondern Paraneuroa.« Schönborns harter Ton wurde durch sein charmantes Grinsen abgemildert.

      Dieses zweibeinige Pferd!, dachte Doro erbost. Nicht die geringste Hoffnung, den Oberstleutnant in ein Gespräch zu verwickeln; er marschierte draußen im Garten auf und ab, diese Marga an seiner Seite und das Ganze im militärischen Gleichschritt. Es fehlte nur noch, dass sie die Hacken zusammenschlugen, wenn sie kehrtmachten!

      »Sie passen gut zusammen, nicht wahr?«

      Doro fuhr herum, sie hatte die Frau nicht kommen hören, die sich neben sie gestellt hatte und stillvergnügt das Paar betrachtete. »Er reitet und sie züchtet Pferde.«

      »Wirklich?« Wenn Doro schon mit ihm nicht reden konnte, sollte sie wenigstens Informationen sammeln.

      »O ja. Mit viel Erfolg übrigens.«

      »Es sieht aber nicht so aus, als unterhielten sie sich ausschließlich über Pferde.«

      »Gut möglich. Georg - der Oberstleutnant weiß sehr genau, dass es auch hübsche zweibeinige Geschöpfe gibt.«

      »Die sich freilich nicht züchten lassen.«

      »Nein. Wenigstens nicht gegen ihren Willen. Ich heiße übrigens Inge Weber.«

      »Angenehm, Dorothee Wenzel.«

      »Dorothee Wenzel... Ach, Sie sind D & D?«

      »Ein Teil davon.«

      »Mein Kompliment. Die Steinbergs können stolz auf ihr Haus sein.«

      »Vielen Dank.« Eine Frau, die nicht viel aus sich machte, urteilte Dorothee geringschätzig. Aber ganz nett. Und eine gute Tarnung dafür, dass sie weiterhin in den Garten schauen und das Paar beobachten konnte, das äußerst lebhaft diskutierte.

      Weinert las den Bericht zwei Tage später und hatte die Blätter schon vor Wut zusammengeknüllt, als er sich besann, sie glättete und in die Akte heftete. Was Dieter Wenzel über Achim Schönborn rapportierte, war längst bekannt, und diese dumme Gans von Doro hatte überhaupt nicht geschnallt, mit wem sie da ins Gespräch gekommen war. Stattdessen kaum kaschierte Anspielungen auf Georg von Neumühl und Marga; er musste den offensiven Offizier einmal anrufen und ihn warnen, dass man ihm eine Beziehung zu Margarete von Wengern andichtete. Einem Kollegen vom MAD half er gerne und ganz und gar nicht uneigennützig.

      Also ein Schuss in den Ofen! Und den musste er zum Teil auf sein eigenes Konto verbuchen, weil er Informationen zurückgehalten hatte.

      Samstag, 16. September

      Die schwarze Schönheit brachte Rogge den Kaffee und sah ihn zum ersten

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