Extra Krimi Paket Sommer 2021. A. F. Morland

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Extra Krimi Paket Sommer 2021 - A. F. Morland

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Umgebung zu täuschen, ihre Sucht zu verheimlichen. Und ein Betrüger, der nicht charmant und zuvorkommend auftrat, hatte seinen Beruf verfehlt. Aber wollte sie das alles wirklich hören?

      Charlotte schnitt eine ironische Grimasse: »Hiermit ziehe ich meine Frage zurück.«

      »Meine Antwort hätte Sie auch nicht überzeugt.«

      »Ich heiße tatsächlich Charlotte.«

      Er verbeugte sich: »Jens.«

      »Aber eine Verkürzung kann ich nicht leiden.«

      »Charly, nicht wahr?«

      Sonntag, 1. Oktober

      Rogge hatte wie ein Toter geschlafen, und ohne diese Erschöpfung wäre es nicht bei einem Kuss vor der Zimmertür geblieben. Doch so war es besser, sie mussten sich heute trennen und sie konnten sich unbefangen ansehen. Ein böser Traum hatte ihn aufgeweckt, ein junger, gesichtsloser Mann mit zwei Pistolen in den Händen stürmte auf ihn los und schoss an ihm vorbei, traf einen anderen, der ebenfalls bewaffnet war und tot zusammenbrach. Den Wunsch seines Unterbewusstseins, sich für den Tod des Mannes vor dem Bellhorner Motel zu rechtfertigen, verstand er, doch mit diesem Bild würde er noch lange leben müssen. Er fühlte sich nicht schuldig, sondern verantwortlich, ein winziger, doch wichtiger Unterschied, das hatte er sich eingestanden. Doch selbst wenn seine Erinnerung ihm bestätigte, dass er in Notwehr geschossen hatte, bildete das nur einen schwachen Trost.

      »Wenn man zu viel geschlafen hat, ist man schrecklich faul«, begründete Charlotte ihren Wunsch nach einem weiteren Kaffee.

      »Ob die Schiffe auch so denken?«

      »Schon verstanden. Du bist ein Sklaventreiber.«

      »Na prima, dann also auf zum Rudern.«

      Zwanzig Minuten später bremste Rogge vor einem winzigen Häuschen, das mit wildem Wein bis unter das Dach zugewachsen war. Über Nacht hatte es geregnet und die schwüle Feuchtigkeit verursachte Kopfschmerzen. Um diese Zeit war die schmale Gasse menschenleer, in dem grauen Licht wirkte sie trostlos, ja schäbig.

      »Muss ich mitkommen?«

      Das hatte Rogge sich auch schon überlegt. »Nein, ich gehe besser alleine.«

      Das verrostete Gittertor im Zaun klemmte und quietschte lauter als jede Klingel. Ein Dackel kam um die Hausecke gebraust und bellte sich die Lunge aus dem Leib, wurde aber umgehend friedlich, als sich Rogge bückte und ihn hinter den Ohren kraulte.

      »Ja, Sie wünschen?« Sie stand sehr gerade, sehr aufrecht unter der Tür und blitzte ihn an. Wahrscheinlich hatte sie die achtzig erreicht, das Alter hatte seinen Tribut von ihren Kräften gefordert, jedoch nicht von ihrer Wachsamkeit.

      »Guten Tag, Frau Zinneck, mein Name ist Rogge.«

      »Guten Tag.« Ihre Musterung war offenbar zu ihrer Zufriedenheit ausgefallen, denn sie lächelte schwach, und wie Rogge sie einschätzte, verließ sie sich auch auf ihren Dackel, der neben Rogge saß und fröhlich hechelte.

      »Ich würde mich gerne nach Ihrem Sohn Hans erkundigen«, begann Rogge sehr vorsichtig und erschrak über ihr fassungsloses Gesicht.

      Sie schwankte und musste sich am Rahmen festhalten. »Nach - Hans?« Die Stimme wollte ihr nicht gehorchen.

      »Ja«, nickte er zurückhaltend.

      »Was soll denn ... Mein Sohn ist doch tot.«

      »Tot?«, echote er verwirrt.

      »Hans ist vor zehn Jahren ertrunken.«

      »Nein!«

      »Wussten Sie das nicht?«

      »Nei..,ein«, stotterte Rogge. An ihren Worten zweifelte er nicht, dazu hatte sie zu entsetzt und zu spontan geantwortet.

      »Wie kommen Sie dazu - was ist denn passiert?«

      So geriet man in Klemmen und jetzt musste Rogge aufpassen, dass er sich einigermaßen elegant herauswand: »Nein, das wusste ich nicht, Frau Zinneck. Es tut mir Leid, ich wollte nicht ..,«

      »Das ist lange her«, unterbrach sie ihn würdevoll. Der Dackel gähnte.

      »Es muss sich um ein Missverständnis handeln. Ich suche einen Hans Zinneck, von dem ich nur weiß, dass er in Lindau geboren worden ist.«

      »Hans ist in Lindau zur Welt gekommen«, sagte sie, jetzt zeigte sie ihren Argwohn offen.

      »Ja«, stimmte er schnell zu, »aber mein Hans Zinneck hat vor zwei Jahren noch gelebt.«

      »Dann ist er nicht mein Sohn«, behauptete sie fest. Der Dackel konnte ihre Gedanken lesen und schob sich leise knurrend ins Haus. »Auf Wiedersehen.«

      »Auf Wiedersehen«, erwiderte Rogge betäubt und rührte sich nicht, bis er hörte, dass sie den Schlüssel im Schloss drehte. Drinnen verabschiedete sich der Dackel mit einem unfreundlichen Wuff, Rogge drehte sich um und stakste zur Straße zurück. Also hatte Charlotte wohl doch die Wahrheit ... Rogge erstarrte, eine Hand noch am Griff des Törchens.

      Zwei Männer, wie aus dem Boden emporgewachsen, versperrten ihm den Weg und musterten ihn finster. Der linke mochte Mitte zwanzig sein und die Natur hatte ihm wohl mehr Muskeln als Grips mitgegeben. Dagegen besaß der rechte, gut zehn Jahre älter und kleiner, ein intelligentes, aber gemeines Gesicht.

      »Wer sind Sie? Was machen Sie hier?«, fuhr der Gemeine Rogge an.

      Wäre dieser arrogante Tonfall nicht gewesen, hätte Rogge versucht, sich herauszuschwindeln oder sie mit einem Bluff abzuschütteln, doch jetzt schoss die Wut wie eine Hitzewelle in ihm hoch,

      »Ich hab Sie was gefragt!«

      Wenn es sein musste, funktionierten die Reflexe immer noch. Mit aller Wucht trat Rogge dem Arroganten zwischen die Beine und traf, der Mann klappte laut aufschreiend wie ein Taschenmesser nach vorn, der Schläger, eine Sekunde lang von dem plötzlichen Angriff überrumpelt, bewegte sich schon vorwärts, doch Rogge tänzelte bereits zur Seite, aus der Reichweite des Brüllenden, der sich zu Boden fallen ließ, und riss die Pistole aus dem Halfter. Wieder zögerte der Bullige, der über seinen sich windenden Kumpel hinwegsteigen musste, gerade ausreichend lange, dass Rogge entsichern und durchladen konnte. Zwei, drei Sekunden standen sie wie die biblischen Salzsäulen einander gegenüber, der andere wimmerte und presste beide Hände auf seinen Unterleib. Dann senkte Rogge die Waffe auf den Mann am Boden.

      »Zurück!«, befahl er und selbst der Schläger begriff, dass es hier jemand ernst meinte. Millimeterweise schob er sich zurück.

      »Noch weiter. Schneller.«

      Der Mann gehorchte, Rogge wechselte die Pistole in die linke Hand und bückte sich zu dem Arroganten, presste ihm die Waffe an den Kopf: »Sag deinem Freund, dass er abhauen soll, und zwar ganz schnell und ganz weit.«

      »Was soll... ich kann ...«

      »Ich zähle bis drei. Eins ...«

      »Hau ab! Los!« Vor Angst schrillte seine Stimme, der Schläger

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