Extra Krimi Paket Sommer 2021. A. F. Morland

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Extra Krimi Paket Sommer 2021 - A. F. Morland

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      »Großartig. Und das ganze Manöver nur, damit ihr in deine Wohnung könnt?«

      Ihr leicht unfreundlicher, anzüglicher Ton entging ihm nicht; sollte Dörte eine leise Regung von Eifersucht verspüren? »Nein. Ich bin’s leid, dass mich alle herumschubsen, ich will endlich Stinkbomben werfen.«

      Dörtes Blick wanderte zwischen ihm und Charlotte hin und her, bis sie schließlich ungehalten die Schultern zuckte: »Für unsere Kripo tun wir doch alles. Also verhaltet euch schön ruhig, ich werd sie in die Wüste schicken.«

      Hinter Dörte fiel die Tür unnötig laut ins Schloss; Rogge zwinkerte Charlotte zu und ging zum Telefon, das er unter einem Berg von Akten ausgrub.

      Hauptkommissar Kierle wollte gerade seine Wohnung verlassen und knurrte: »Ja, Jens, was gibt's?«

      »Tut mir Leid, wenn ich störe, aber ich sitze da in einer Klemme. Ist dir der Name Liga mal untergekommen?«

      »Liga?«

      »Angeblich ein sehr exklusiver Verein von rechten Kapitalisten. Operieren international, Antidemokraten, antisemitisch und weiß der Geier was noch, und damit tarnen sie zum Beispiel Waffengeschäfte und illegale Industrieexporte.«

      Am anderen Ende blieb es lange still, Rogge drückte sich die Daumen, dann räusperte sich Kierle umständlich: »Wie bist du denn darauf gestoßen?«

      »Ach, durch einen Zeugen. Hat bei einer Investmentfirma gearbeitet und wohl was mitgehört, was nicht für seine Ohren bestimmt war. Mit der Folge, dass jemand versucht hat, ihn umzubringen. Behauptet er, aber dafür suche ich noch Beweise.«

      »Sag mal, Jens, diese Liga, die würde mich interessieren. Wo bist du jetzt?«

      »Unterwegs nach Köln.«

      »Köln?«

      »Zum Bundesamt - na ja, für Verfassungsschutz. Da hab ich einen alten Kumpel sitzen, der soll für mich mal herausfinden, ob's diese Liga überhaupt gibt.«

      »So, ja.« Kierle zögerte, aber bevor er sich entscheiden konnte, flötete Rogge freundlich: »Tschüss und danke, Norbert!«, und legte rasch auf.

      Charlotte Bongartz stand in der Tür und sah ihn unsicher an: »Sie können aber sehr flüssig lügen.«

      »Das lernt man, wenn man ein Leben lang schwere Jungens und leichte Mädchen verhört.«

      »Den einen lassen Sie ausrichten, Sie führen nach Wiesbaden, Ihrem Freund flunkern Sie vor, Sie wollten nach Köln ...«

      »Freund? Kierle ist nicht mein Freund«, stellte er klar. »Er ist Leiter des Staatsschutzes. Wenn ich mal ausnahmsweise ganz gute Laune habe, erzähle ich Ihnen, was ich von Staatsschutz und Verfassungsschutz halte.«

      Darauf wusste Charlotte nicht, was sie antworten sollte, und er betrachtete sie erheitert. Die Tragweite dessen, was sie ihm bei dem Spaziergang am Beilhorner See erzählt hatte, konnte sie wohl nicht einschätzen, und Rogge dachte nicht im Traum daran, sie aufzuklären. Aber wenn er nicht ganz falsch lag, wurde sie verfolgt, weil sie bis jetzt die einzige Zeugin war, die Zinneck oder Tepper mit der Liga in Verbindung brachte. Mit seinem Anruf und Dörtes Botschaft hatte er signalisiert, dass jetzt auch mindestens ein Polizist diese Details kannte. Und was ein Polizist wusste, verbreitete sich auf dem Dienstweg nach der schönen Formel: erst zwei, dann vier, danach acht. Zu viele, um alle Mitwisser kaltzustellen oder zum Schweigen zu vergattern.

      »Sagen Sie mal, Frau Bongartz, an dem Montag, an dem ich Ihnen mitgeteilt habe, dass Sie Charlotte Zinneck heißen - haben Sie da anschließend mit jemandem telefoniert oder gesprochen.«

      »Darüber, dass Sie herausgefunden haben ... Nein.«

      Zur selben Zeit hatte Kili per Computer, Faxgerät und Fernschreiber und E-Mail die Neuigkeit an alle möglichen Dienststellen verbreitet. Und von einer Stelle aus war diese Neuigkeit jemandem zu Ohren gekommen, der zwei Männer in Marsch setzte, um Charlotte Zinneck in ihrer Wohnung zu kidnappen.

      »Warum sind Sie nicht mehr zu Ihrer Wohnung gefahren?«

      Zu Rogges Erstaunen rang sie die Hände und schluckte so heftig, dass ihm plötzlich ein Licht aufging.

      »Sie haben befürchtet, Schönborn sei ein Ligist?«

      Sie wurde so bleich, dass er aufsprang, um sie festzuhalten, aber sie fing sich: »Ja, ja, natürlich.«

      So natürlich war das nicht, aber er verstand, welche Zweifel sie an dem Abend überfallen hatten, als sich vor dem Plakat des Reisebüros der Vorhang hob. Ein reicher Mann, der sie an Hans Zinneck oder Wolfgang Tepper erinnerte, bemühte sich um sie, eine hilflose Frau, die nicht wusste, wer sie war. Nahm sie quasi in sein Haus mit, begann ein Verhältnis mit ihr, bot sich als Schutz und Helfer an. Wenn es nun keine Zuneigung war, sondern Kontrolle? Ihrem Ehemann hatte sie nicht vertrauen dürfen, warum sollte sie sich auf Achim Schönborn verlassen?

      »Wann haben Sie Schönborn kennen gelernt? Vor oder nach dieser Fernsehsendung?«

      »Nachher.« Sie schwankte.

      »Setzen Sie sich!«, befahl Rogge und führte sie zu dem einzig freien Stuhl; alle anderen Sitzgelegenheiten hatte Dörte wieder mit Akten belegt. Charlotte weinte nicht, aber hielt die Tränen nur mit Mühe zurück. Daran hätte er eher denken müssen: Mit ihren Erfahrungen musste sie doch allen Menschen misstrauen. Auch ihm. Auch einem Achim Schönborn, der - wie er sich nur zu genau erinnerte - aus seiner konservativen bis reaktionären Gesinnung kein Hehl machte und für Polizei und Gesetze nur Hohn und Spott übrig hatte. Speziell für Staatsanwälte. Wenn es diese Liga tatsächlich gab und sie sie richtig beschrieben hatte, war Schönborn ein Top-Kandidat für diesen Verein.

      Dörte knurrte und knallte den Schlüssel auf den Tisch: »Sie haben’s geschluckt.«

      »Zivilfahnder?«

      »Ja. Halte dich fest - zu deinem Schutz abgestellt!«

      »Wer’s glaubt, wird selig.«

      »Und ich werde nach allem, was ich für dich tue, heilig gesprochen.«

      »Heilige trinken keinen Cognac«, beschied er sie fröhlich. »Danke dir, wir verschwinden.«

      »Und wohin?«

      »Ins Ausland.«

      »Na, dann viel Spaß.«

      Ganz Baden-Württemberg schien auf Achse zu sein und die Mehrheit bewegte sich offenbar Richtung Bodensee. Obwohl Rogge angeboten hatte, Charlotte in ihre Wohnung zu begleiten, lehnte sie ab und deswegen opferten sie eine Stunde in Neuenburg, um das Nötigste für sie einzukaufen, damit die Reisetasche nicht ganz leer blieb. Anfangs sträubte sie sich, Geld von ihm anzunehmen, aber als er sachlich fragte, wie sie denn in der Schweiz die Fahrkarte nach Zürich bezahlen wollte, willigte sie ein; den Schuldschein lehnte er wiederum ab: »Meine Adresse haben Sie ja.«

      »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.«

      »Gar nicht. Außerdem ruinieren Sie mich nicht.«

      »Aber Sie werden fürchterlichen Ärger

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