Schwarzfahrt. Alexander Pelkim

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Schwarzfahrt - Alexander Pelkim

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dachte, wir könnten heute Abend auf berufliche Themen verzichten.« Die kritische Bemerkung musste sich Habich gefallen lassen.

      »Kann ich eigentlich schon«, verteidigte er sich, »aber ab und zu ist die Neugier einfach größer. Verraten Sie mir wenigstens ein bisschen, was die Knochen zu bedeuten haben.«

      »Aber nur damit Sie heute Nacht beruhigt schlafen«, lachte sie angeheitert. »Das Skelett hat man in einer Jauche- oder Güllegrube gefunden. Die Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung angeordnet, um festzustellen, ob es ein natürlicher oder gewaltsamer Tod war …«

      »Und wie lautet Ihr Urteil?«

      Dorothea Wollner schüttelte leicht den Kopf. »So hundertprozentig zweifelsfrei kann ich es nicht sagen. Knochen geben weniger Spuren her als ein intakter Körper, aber«, betonte sie, »ich tendiere dazu, dass da nachgeholfen wurde. Vielleicht auch ein tragischer Unfall, der vertuscht werden sollte. …«

      »Wie kommen Sie zu der Schlussfolgerung?«

      »Die Tote, es handelt sich auf jeden Fall um die Überreste einer weiblichen Person, zeigt mehrere Verletzungen auf. Die eindeutig tödliche Verletzung war der Genickbruch. Dazu kommen aber noch ein Arm- und ein Beinbruch …«

      »Alles zur gleichen Zeit?«

      »Definitiv gleichzeitig entstanden. Ich tippe daher eher auf einen Sturz mit tödlichem Ausgang. Vielleicht von einer Treppe … einer Erhöhung … aus einem Fenster … oder … oder! Es könnte so vieles sein.« Sie hob hilflos die Hände. »Ob mit oder ohne Fremdeinwirkung kann ich genauso wenig sagen.«

      »Hmm!«, brummte der Hauptkommissar. »Die Beseitigung der Leiche in der Grube lässt wohl mehr auf Ersteres schließen.«

      »Jetzt wird es spekulativ.«

      »Natürlich müssen wir Spekulationen und Überlegungen anstellen, solange wir keine Tatsachen und Fakten kennen. Wenn man in Erfahrung bringen kann, wer die Tote ist, kann man vielleicht eher Vermutungen über die Umstände des Todes anstellen.«

      »Im Endeffekt zählen nur Beweise.«

      »Ja, ja, ganz klar. Aber durch das Lebens- und Familienumfeld erschließen sich einem wieder ein paar neue Aspekte und Ansatzpunkte.«

      »Aspekte hin oder her, ich glaube, der Wein steigt mir zu Kopf und in die Beine«, gab Frau Doktor Wollner unumwunden zu. »Wir sollten diesen schönen Abend so langsam beschließen, sonst habe ich morgen früh Probleme.«

      Habich ahnte, von welchen Problemen seine Begleiterin sprach, und lächelte verständnisvoll. »Wenn Sie den fränkischen Wein nicht gewohnt sind, kann er schon unverhofft unangenehme Auswirkungen haben.«

      Während die Pathologin die Toilette aufsuchte, gab Habich der Bedienung ein Zeichen, dass er bezahlen wollte. Als sie zurückkam, war die Rechnung beglichen.

      »Wenn Sie möchten, können wir uns auf den Weg machen«, sagte er und leerte sein Glas.

      »Wir müssen doch noch bezahlen.«

      »Das ist schon erledigt.«

      »So war das aber nicht gedacht«, protestierte Dorothea Wollner, »dass Sie mich zum Essen einladen. Eigentlich sollte es andersherum sein. Sie haben sich schließlich aufgeopfert mit mir auszugehen.«

      »Na ja, eine Aufopferung würde ich es nicht nennen. Es war mir ein Vergnügen, das wir gerne jederzeit wiederholen können. Ich habe noch mehr gastronomische Empfehlungen für Sie. Also können Sie sich immer noch revanchieren.«

      Vor der Tür machte die Rechtsmedizinerin einen ungeschickten Schritt und stieß gegen ihren Begleiter. Mit einem »Hoppla, jetzt bin ich gestolpert« entschuldigte sie sich. Habich lächelte, da er den Grund der Unsicherheit sofort erkannt hatte. Die frische Luft verstärkte die Wirkung des Weines und so bot er Frau Wollner den Arm. Sie nahm dankend an und hakte sich bei ihm ein. Ohne weitere Schwierigkeiten schafften sie die wenigen Schritte bis zu seinem Wagen. Die Fahrt zurück ins Frauenland verlief in andächtigem Schweigen, der Abschied war kurz. Dorothea Wollner verzichtete mit den Worten »Das schaffe ich schon« vehement auf seine Begleitung bis zur Tür. Geduldig wartete er im Wagen, bis sie im Haus verschwunden war, dann erst fuhr er davon.

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