Schwarzfahrt. Alexander Pelkim

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Schwarzfahrt - Alexander Pelkim

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wirklich in ein Taxi eingestiegen sind. Dafür gibt es leider keine Zeugen oder es haben sich keine gefunden. »Aber …«, sagte Jasmin bedeutungsvoll und machte eine kurze Pause, »… was wäre denn, wenn die drei Opfer in ein Taxi eingestiegen wären.«

      Chris runzelte die Stirn. »Ja und, was soll dann sein?«, fragte er etwas begriffsstutzig.

      »Dann hätte sie das Taxi doch sicherlich bis zur Haustür gefahren und sie wären wohlbehalten angekommen.«

      »Also sind sie nicht in ein Taxi eingestiegen.«

      Jasmin zögerte kurz. »Und wenn doch?«

      »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr«, gestand Rautner. »Wenn sie in ein Taxi gestiegen wären, dann wären sie doch jetzt nicht tot.«

      »Und was, wenn alle drei in dasselbe Taxi gestiegen wären?«

      Wieder entstand eine Pause, in der man merkte, wie es in den Köpfen der beiden Männer arbeitete.

      »Ach, jetzt verstehe ich.« Chris schien es zu dämmern, was Jasmin meinte.

      Auch der Hauptkommissar hatte Jasmins Schlussfolgerung verstanden. »Ich weiß, was du damit sagen willst. Dann müssten wir den Täter unter den Taxifahrern suchen.« Er nickte anerkennend. »Der Gedanke ist gar nicht so verkehrt. Darauf scheint noch keiner gekommen zu sein. Obwohl wir im aktuellen Fall dazu noch keine Aussagen haben, ob unser Opfer nicht doch ein Taxi genommen hat. Das herauszufinden, sollte unsere nächste Aufgabe sein.«

      Die junge Kommissarin wirkte überzeugt, als sie sagte: »Ich wette mit euch, dass wir auch dieses Mal niemand finden, der Tanja Böhmert gefahren hat. Sollte sich das bewahrheiten, wie wahrscheinlich ist dann ein Zufall, dass in allen drei Fällen jeweils ein Taxi benutzt werden sollte und sich keines findet, das die Fahrt gemacht hat? Es wäre ein neuer Ansatz, dem wir unbedingt nachgehen sollten.«

      »Wie detailliert sind dazu unsere vorhandenen Zeugenaussagen?«, wollte Habich wissen.

      Chris half mit und schnappte sich eine Akte. Beide blätterten und lasen, bis sie etwas gefunden hatten. Jasmin war schneller. »Da habe ich etwas. Im Falle von Monika Starke, dem ersten Opfer. Sie war mit zwei Freundinnen in einer Diskothek im Mainfrankenpark. Die Freundinnen haben ausgesagt, dass sie früher gegangen ist und ein Taxi nehmen wollte, weil sie am nächsten Tag zeitig aufstehen wollte. Sie musste scheinbar noch Arbeiten für die Uni fertig machen. Die beiden Begleiterinnen sind noch geblieben. Für die Zeit danach haben wir keine Zeugen.«

      »Okay! Auch ich habe etwas gefunden. Unser zweites Opfer war mit ihrem Partner und mehreren Bekannten in Sulzfeld auf Weinfest. Sie hatte Stress mit ihrem Freund und hat Hals über Kopf das Fest verlassen. Nur zwei der Bekannten hatten mitbekommen, dass sie geäußert habe, mit einem Taxi heimzufahren. Das war das letzte Lebenszeichen von Sylvia Harms.«

      »Warum ist das damals niemand aufgefallen? … Ich meine das mit dem Taxi«, wunderte sich Jasmin.

      Ihr Chef hob hilflos die Schultern und ließ sie mit einem tiefen Seufzer wieder fallen. »Wie ich euch schon erklärt habe, gab es zu der Zeit drastische Personalprobleme. Auch eine Sonderkommission stand nicht zur Debatte, da beide Mordfälle als Einzeltaten gesehen wurden. Aber woran ich mich erinnere, waren in beiden Fällen öffentliche Zeugenaufrufe mit Schwerpunkt Taxifahrer. Es meldete sich niemand. Auf den Aufwand einer Einzelbefragung der Taxifahrer wurde trotzdem verzichtet.«

      »Es könnte ein fallrelevantes Versäumnis gewesen sein«, bemerkte Chris.

      »So weit würde ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gehen, aber gut. Ihr wisst ja nun, was ihr zu tun habt«, sagte Habich und blickte dabei abwechselnd auf Jasmin und auf Rautner. »Ich möchte eine Liste aller Taxifahrer, die dafür in Frage kommen könnten.«

      »Wie sollen wir das denn anstellen?«, überlegte Rautner laut. »Weißt du, wie viele Fahrer es alleine im Landkreis Würzburg und Kitzingen gibt? Und es ist nicht gesagt, dass er hier aus der Region kommt.«

      »Gerade hast du von Fallrelevanz gesprochen und nun jammerst du. Auf, auf, wir müssen Versäumnisse aufarbeiten. Außerdem glaube ich kaum, dass jemand aus einer fremden Gegend mit einem Taxi hierherkommt, um ab und zu mal zu morden«, gab Jasmin zu bedenken. »Bei einem solchen Fahrzeug mit auswärtiger Nummer wäre die Gefahr groß aufzufallen und wer steigt schon in ein ortsfremdes Taxi.«

      Chris winkte ab. »Du glaubst doch nicht, dass jemand zu solch später Stunde auf das Nummernschild schaut. Da ist jeder froh, wenn er ein Taxi bekommt. Nachts ist das leider immer etwas schwierig und an den Wochenenden erst recht.«

      »Sprichst du aus Erfahrung?«

      »Ja! Ab und zu nutze ich so etwas auch.«

      Der Hauptkommissar wiegte den Kopf hin und her. »Glauben können wir viel, solange wir es nicht wissen, nützt es uns nichts. Den Einwand von Chris, dass der Fahrer nicht von hier stammt, sollten wir nicht ganz von der Hand weisen, da wir im Dunkeln tappen und alles möglich sein kann. Denkt an die Anweisung von Kriminaloberrat Schössler, in alle Richtungen zu ermitteln. Noch ist die Theorie mit dem Taxi eben nur eine Theorie. Warum soll es kein Urlauber sein, der ab und zu mal hierherkommt, oder ein Monteur, der hier zeitlich begrenzte Arbeitseinsätze hat und dann wieder für Jahre verschwindet? Daher vielleicht die großen Zeitabstände zwischen den Morden.« Habich traf eine Entscheidung. »Aber wir konzentrieren uns jetzt zuerst mal auf die Taxis und dabei auf die Bereiche Würzburg und Kitzingen. Sucht die Unternehmer auf, fragt bei den Verbänden nach. Die Behörden wissen, wer alles Taxikonzessionen hat und wer einen Taxischein besitzt. Also ran an die Arbeit.«

      In der Güllegrube

      Das Haus sowie das gesamte bäuerliche Anwesen in Repperndorf standen seit über zwanzig Jahren leer. Die Alten waren verstorben, die Kinder in alle Winde zerstreut und nicht mehr daran interessiert. Potenzielle Käufer oder Kaufinteressenten hatte es bisher keine gegeben. Jetzt endlich hatte sich ein finanzkräftiger Privatmann gefunden, der das marode Bauernhaus samt Nebengebäude gekauft hatte und sanieren lassen wollte. Noch viel länger als das Anwesen selbst war die Güllegrube nicht mehr in Gebrauch gewesen, nachdem die alten Bauersleute ihre Tiere abgeschafft hatten. Nun sollte sie unter den neuen Besitzern als Wasserzisterne genutzt werden. Ein Spezialunternehmen war beauftragt, die alte, unter dem Hof liegende, etwa 80 Kubikmeter große betonierte Grube zu säubern. Der neue Besitzer wollte damit das Regenwasser von den umliegenden Dachflächen auffangen und als Brauchwasser nutzen. Dazu mussten zuerst die jahrzehntealten Hinterlassenschaften von Mensch und Tier sowie der angeschwemmte Schlick, der sich durch Regen angesammelt hatte, entfernt werden. Das Ganze sollte mit Wasser aufgeweicht und abgesaugt werden. Dazu stieg einer der Arbeiter hinab in die Grube, um das Saugrohr zu bedienen. Wegen des Drecks und möglicher lebensgefährlicher Gase ging dies nur mit entsprechender Schutzausrüstung.

      Die Arbeiten hatten kaum begonnen, als man den Mann aus der Grube rufen hörte.

      »Schaltet die Pumpe ab! Stoppt die Maschine!«, klang es dumpf unter seiner Atemschutzmaske hervor.

      »Was gibt es denn? Warum schreist du so?«, kam die besorgte Nachfrage eines Arbeitskollegen von oben, als der Motor schwieg.

      »Verdammt! Oh Scheiße, ich habe was entdeckt.«

      »Scheiße!« Der Mann oben lachte. »Natürlich hast du Scheiße entdeckt. Ist ja auch massenweise da unten. Stehst schließlich knietief drin. Du bist mir ein Witzbold.«

      »Blödsinn! So meine ich das nicht«, hörte man die aufgeregte Stimme aus der Grube. »Ich … Ich habe etwas anderes

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