Schwarzfahrt. Alexander Pelkim

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Schwarzfahrt - Alexander Pelkim

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bekommen hatten, dass eine oder einer ihrer Liebsten gestorben war, über den Toten und dessen Umfeld Informationen zu erhalten.

      In Dettelbach traf Habich auf die verzweifelten Eltern, von denen die Vermisstenanzeige stammte. Der Vater wirkte geschockt, die Mutter war nach der schrecklichen Gewissheit, dass ihre Tochter tot war, in Tränen aufgelöst. Erst nach endlos dauernden Minuten konnte Habich ein Gespräch mit Tanjas Vater führen. Darin erfuhr der Hauptkommissar, dass die Eltern ihre Tochter am Samstag vor acht Tagen zum letzten Mal gesehen hatten. Sie sei auf die Arbeit gegangen, um ihren Nachmittagsdienst anzutreten.

      »Wo arbeitete Ihre Tochter?«

      »Sie kellnerte in einer hiesigen Gaststätte.« Vater Böhmert nannte Namen und Adresse des Lokales, in dem Tanja bedient hatte.

      »Hatte sie einen Freund?«

      »Seitdem sie wieder zu uns gezogen war, nicht mehr.«

      »Was ist vorgefallen?«

      »Tanja ist gelernte Grafikerin. Sie hatte eine Anstellung in Würzburg, wurde aber dort zum Ende des letzten Jahres gekündigt. Personaleinsparung oder so. Na ja, wie das halt so ist. Mit der Arbeitslosigkeit kommt Unzufriedenheit auf. Tanjas Stimmungen waren schwankend, mal zuversichtlich, mal depressiv. Sie schrieb Bewerbungen, erhielt Absagen, ging zu Vorstellungsgesprächen und bekam wieder Absagen. Hinzu kamen die finanziellen Einbußen durch den fehlenden Job. Ihr damaliger Freund war im Elektrohandwerk tätig. Die schöne Wohnung in Würzburg wurde zu teuer. Daraufhin schlug Tanja vor … Nein, eigentlich haben wir vorgeschlagen, sie sollten beide zu uns ziehen. Wir haben oben noch eine kleine Wohnung frei. Die hätte fürs Erste mal gereicht. Ihr Freund wollte nicht, Tanja schon und so kam es zum Bruch.«

      »Gab es seither Probleme mit dem Ex?«, erkundigte sich der Hauptkommissar. »Ich meine, ob er die Trennung anstandslos akzeptiert hat?«

      »So etwas ist nie angenehm, aber nicht dass ich wüsste.«

      »Wissen Sie denn jemand anderen, mit dem Ihre Tochter vielleicht Ärger hatte, von dem sie womöglich sogar bedroht wurde oder der ihr nachstellte?«

      Zuerst wirkte der Vater bei der Frage ratlos, dann meinte er zögernd: »Ja gut, da gab es hin und wieder ein bisschen Belästigung in ihrem Job, durch alkoholisierte Gäste. Ich habe es nicht gerne gesehen, dass sie als Bedienung arbeitete. Aber sie wollte niemandem auf der Tasche liegen und meinte, ihr fiele die Decke auf den Kopf, wenn sie nichts zu tun habe, nur herumsäße und auf bessere Zeiten warten würde. Also haben wir es akzeptiert und sie gelassen. Nebenbei hat sie aber weiter versucht wieder in ihrem alten Beruf Fuß zu fassen.«

      »Dieses gockelhafte Getue von eingebildeten oder alkoholisierten Gästen gegenüber Bedienungen meine ich nicht. Ich denke eher an jemand, der sie vielleicht massiver oder intensiver bedrängte.«

      Böhmert überlegte und nickte dann. »Es gab da tatsächlich jemanden, der Tanja ein bisschen Stress bereitete. Ein ehemaliger Freund, mit dem sie mal vor Jahren zusammen war, fing wieder an ihr nachzustellen und machte sich nach Tanjas Trennung erneut Hoffnungen. Aber ich hielt es für harmlos«, er schüttelte den Kopf, »obwohl Tanja genervt war und eine lautstarke Auseinandersetzung mit ihm hatte. Wir haben es gehört, als er sie mal besuchte. Das alte Haus ist nicht sehr gut isoliert«, meinte er entschuldigend und deutete mit dem Zeigefinger zur Zimmerdecke.

      »Wie heißt der junge Mann?«

      »Peter Lackner.«

      »Wissen Sie auch, wo ich ihn finden kann?«

      »Glauben Sie wirklich, er hat etwas mit Tanjas Tod zu tun?«

      »Nein, so weit sind wir noch lange nicht. Ich will nur mit ihm reden. Wenn er sich so um Ihre Tochter bemüht hat, hat er womöglich etwas mitbekommen, das für uns wichtig sein kann.«

      »Ach so!« Böhmert schien nicht glauben zu können, dass jemand aus dem näheren Umfeld seiner Tochter ihr so etwas angetan haben könnte. Er wirkte weiterhin extrem fassungslos, während seine Frau immer noch schluchzend danebensaß.

      Der Hauptkommissar hatte da ganz andere Erfahrungen. Er wusste, dass man in den meisten Fällen die Täter im Verwandten-, Bekannten- oder Freundeskreis zu suchen hatte. Diese Erkenntnisse behielt er aber lieber für sich, um bei den armen Eltern kein Kopfzerbrechen zu verursachen.

      »Soweit ich weiß, arbeitet er bei einer Baufirma in Kitzingen.« Er beschrieb Habich den Weg dorthin.

      Zuerst fuhr der Hauptkommissar in die Gaststätte, in der die Ermordete gearbeitet hatte. Dort konnte man ihm auch nicht weiterhelfen. Größeren Ärger oder Streit zwischen Tanja und Gästen habe es seines Wissens nach nie gegeben, berichtete ihr Chef. Der Wirt wusste nur, dass Tanja nach ihrem letzten Arbeitstag noch mit einer Freundin in eine Disco wollte, leider nicht mit wem und wohin.

      Bei der Baufirma erfuhr Habich, dass Lackner seit letzter Woche Montag nicht zur Arbeit erschienen war und sich auch nicht krankgemeldet hatte. Zuhause traf er den Gesuchten nicht an. Zumindest öffnete ihm auf sein Läuten niemand die Tür. Weder Wohnungsnachbarn noch der Vermieter wussten, wo sich Lackner aufhielt. Er warf ihm eine Visitenkarte in den Briefkasten mit der Aufforderung, sich bei ihm auf der Dienststelle in Würzburg zu melden. Daraufhin kehrte Habich ins Büro zurück.

      »Seid ihr beiden weitergekommen?«

      »Nein! Bei den Altakten haben wir nichts Auffälliges gefunden, was eventuell übersehen worden wäre, und in unserem neuen Fall gibt es auch nichts Neues.«

      »Dann möchte ich mehr über diesen Lackner und ihren letzten Freund, Dieter Ranko, erfahren«, sagte Habich an Jasmin gewandt. Den Namen hatte er ebenfalls von Tanjas Vater erfahren. »Außerdem müssen wir herausbekommen, wer die Freundin war, mit der Tanja nach ihrem Dienst noch ausgegangen ist«, überlegte er laut. »Vielleicht kennen Tanjas Eltern ihren Namen.«

      Ein kurzer Anruf im Hause Böhmert brachte ihn nicht weiter. Dort ging jetzt niemand ans Telefon.

      Fragen über Fragen

      Trüb und grau wie der Novembertag war die Stimmung am nächsten Vormittag im Büro der drei Kommissare. Es gab keine neuen Erkenntnisse, weder im aktuellen Fall noch bei den alten Fällen. Auch der abschließende KTU-Bericht hinsichtlich der Reifenspuren am Tatort wies nicht viele neue Ergebnisse auf. Es waren Allerweltsreifen, wie man auf Grund des Profils festgestellt hatte, die auf keinen bestimmten Fahrzeugtyp hinwiesen. Zudem konnte man nicht sagen, ob sie tatsächlich vom Wagen des Täters stammten.

      Hauptkommissar Habich machte einen erneuten Versuch, ein Elternteil Tanjas telefonisch zu erreichen. Während es klingelte, beobachtete er, wie Jasmin in der zweiten Altakte las. Chris versuchte derweil Informationen über den gesuchten Peter Lackner zu finden. Eine männliche Stimme am anderen Ende der Leitung holte ihn aus seinen Gedanken.

      »Böhmert!«

      »Hallo, Herr Böhmert, hier ist Hauptkommissar Habich. Ich habe noch eine Frage.« Er zögerte. »Nein! Eigentlich sind es mehrere Fragen. Wussten Sie oder Ihre Frau, dass Ihre Tochter nach der Arbeit noch ausgehen wollte?«

      »Moment bitte.« Am anderen Ende der Leitung wurde miteinander gesprochen. »Ich wusste es nicht, aber meine Frau. Tanja hat es ihr gesagt. An dem Nachmittag war ich nicht zuhause.«

      »Gut! Jetzt zu meiner zweiten Frage. Weiß einer von Ihnen, mit welcher Freundin Ihre Tochter unterwegs war?«

      Wieder ließ Böhmert

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