Verwurzelt in der Caritas. Daniela Blank

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Verwurzelt in der Caritas - Daniela Blank Studien zur Theologie und Praxis der Caritas und Sozialen Pastoral

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Seelsorgehilfe leisten kann. […] Die Erfahrungen, die vielerorts bereits hiermit gemacht worden, sind äußerst günstig. Im Einverständnis mit dem Seelsorger haben caritative Vereine, Vinzenz- und Elisabethvereine, der Dritte Orden solche berufliche Kräfte eingestellt. Ebenso hat der Bonifatiusverein Wanderlehrer für den Religionsunterricht und Diasporahelferinnen angestellt, die neben der Katechese sich auch praktischer Arbeit widmen. Aber auch Pfarrgemeinden, vor allem in größeren Städten, haben Helferinnen angestellt, die sich, soweit wir überblicken, bisher gut bewährt haben.“112

      Der Deutsche Caritasverband sieht bald das Bedürfnis einer Fortbildung in Form eines Einführungskurses für die Seelsorgehilfe. Als Zielgruppe denkt man an berufserfahrene Männer und Frauen, die vor allem bisher als Lehrerinnen und Lehrer oder als Beamte arbeiten: „Jetzt ist der Boden beschaffen für einen Einführungskursus in die Seelsorgehilfe. Zu diesem Einführungskurs sind die vorher genannten Persönlichkeiten sowie andere geeignete Männer und Frauen aus der Gemeinde einzuladen. Im Besonderen achte man auf Beamte, Lehrer und Lehrerinnen.“113

       Die Notwendigkeit von hauptamtlichen Laienkräften

      Auch der Gründer des Deutschen Caritasverbandes, Lorenz Werthmann, ist 1911 der Auffassung, dass die bestehenden Freiwilligen in den sozialen Vereinen nicht ausreichen würden, die Not in der Seelsorge zu lindern:

      „Sorgenvoll schaute man sich nach Hilfe um; man suchte sie bei den bestehenden caritativen, sozialen und religiösen Vereinen. Man fand auch dort zahlreiche hilfsbereite Herzen, aber man mußte doch bald die Erfahrung machen, daß gegenüber der Größe des Problems die freiwilligen Helfer nicht ausreichten.“114

      Swoboda beschreibt 1911 in seinem bereits in der zweiten Auflage (die erste Auflage erscheint bereits 1909) publizierten Werk Großstadtseelsorge als mögliche Lösung berufliche Laienkräfte: „Auch einzelne Laien können und sollen besonders in der Großstadt zur Seelsorge herangezogen und organisiert werden. Ihrem Berufe nach sind die Lehrer, Lehrerinnen, Ärzte, Krankenpfleger und Pflegerinnen hierzu vor allem berufen.“115 Er schlägt also hauptamtlich tätige Laien für die Großstadtseelsorge vor, und – zum ersten Mal werden auch Frauen genannt.

      Warum ist es nicht ausreichend, dass die bisherigen ehrenamtlich tätigen Vereine und die Ordensschwestern als Laienkräfte in der Seelsorgehilfe mitarbeiten? Hierfür gibt es verschiedene Gründe. Zum einen wird die Erfahrung gemacht, dass Laien in manchen Situationen besser angenommen werden als Priester. Diese sollten nicht außen vor bleiben, vielmehr wird die Tätigkeit des Laien als Vorseelsorge verstanden, bevor der Priester seelsorgerlich tätig wird: „Die Notwendigkeit der Laienmitarbeit liegt nicht nur darin begründet, daß zur Erfüllung mancher Aufgaben der katholische Laie sich besser eignet und eher imstande ist, das unmittelbar priesterliche Wirken einzuleiten, oder wenn man will, eine Art Vorseelsorge auszuüben.“116

      Der Begriff Vor-Seelsorge macht deutlich, dass die Laien, ob ehrenamtlich oder hauptamtlich tätig, auf die eigentliche Seelsorge, die lediglich durch den Priester selbst ausgeübt wird, vorbereiten. Die Vorseelsorge steht nicht eigenständig da, sondern gliedert sich an das priesterliche Wirken an und ist eine zuarbeitende, helfende Tätigkeit, was bereits die Begriffe Caritashilfe und Seelsorgehilfe ausdrücken. Sie stellt damit auch keine Konkurrenz zur priesterlichen Tätigkeit dar, sondern soll Unterstützung derselben sein.

      Dass eine solche Befürchtung eines „Laienregiments“ bereits besteht oder es eine solche Angst geben könnte, weist ein Zitat Wiesens aus dem Jahre 1922 auf, in dem dieser eine mit dem Pfarrer gleichwertige Seelsorge gar als „unkirchlich“ bezeichnet. Hingegen sei gegen eine Hilfe zur Seelsorge nichts einzuwenden:

      „Gewiß, das Laienapostolat darf nicht werden zum Laienregiment, darf nicht führen zu einer Laisierung der Seelsorge im Sinne des Protestantismus. Aber es bedeutet doch gewiß einen gewaltigen Unterschied, nur Helfer sein des Seelsorgers und Helfer sein gerade dort, wo der Seelsorger, sei es durch seine Stellung, sei es durch die Verbitterung weiter Kreise, nicht wirkungsvoll für die Seelen sorgen kann, als vollkommen selbständig und unabhängig, gleichberechtigt und gleichwertig Seelsorge ausüben. Das letzte ist unkirchlich, das erste eminent christlich und apostolisch. […] Wenn schließlich dogmatisch keine Bedenken vorliegen gegen eine ehrenamtliche Tätigkeit der Laienwelt, und niemand ist es bis heute eingefallen, dies zu behaupten, dann ist dogmatisch ebensowenig etwas einzuwenden gegen berufliche Laienhelfer und - helferinnen.“117

      Fast strategisch mutet Wiesens Argument hier an, für eine berufliche Seelsorgehilfe mit dem Argument zu stimmen, dass es bisher auch keine Einwände gegen ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gäbe.

      Ein weiteres, sehr gewichtiges Argument für eine berufliche Seelsorgehilfe ist allerdings die notwendige Erstellung und Führung einer Pfarrkartei, die soeben von den Deutschen Bischöfen verabschiedet wurde. Die Umsetzung erfordert neben der Verwaltung derselben vor allem ausgiebige Hausbesuche bei den Mitgliedern der Gemeinde. Diese verantwortliche Tätigkeit soll nicht von ehrenamtlichen Mitarbeitenden durchgeführt werden:

      „Wer soll nun diese Pfarrkartei führen? Wer soll die mit ihrer exakten Instandhaltung verbundenen Hausbesuche und Erhebungen machen? Es ist geradezu unmöglich, daß der Seelsorger selbst diese Aufgaben übernimmt, oder daß die in Schule und Vereinsleben stehenden Hilfsgeistlichen damit belastet werden. Andererseits aber kann es im allgemeinen durchaus nicht empfohlen werden, wenn eine so wichtige Aufgabe, die neben exakter Arbeit auch viel Diskretion verlangt, grundsätzlich von ehrenamtlichen Kräften erfüllt wird.“118

      Trotz des Bedarfes an hauptamtlichen Helfenden soll das Ehrenamt aber nicht verdrängt werden: „Keine hauptamtliche oder berufliche Laienhilfe kann, soll und darf das ehrenamtliche Laienapostolat ersetzen. Aber zugleich muß doch auch gesagt werden, daß dem ehrenamtlichen Laienapostolat in der eigentlichen Seelsorgehilfe doch auch Grenzen gezogen sind.“119 Diese Aussage von Wiesen wird auch von Werthmann unterstützt, welcher die zeitlichen und fachlichen Grenzen von ehrenamtlichen Helfern ebenfalls als Argument für eine hauptberufliche Laienhilfe anführt: „Es mangelte die nötige Vorbereitung, es mangelte die Zeit und die Ausdauer bei den so häufigen trüben Erfahrungen, die man bei der Suche nach den verlorenen Schäflein machen mußte.“120

       Weibliche Helferinnen als sinnvolle Ergänzung zum männlichen Priester

      Die Notwendigkeit von hauptberuflich Helfenden in der Seelsorge erklärt noch nicht die Entscheidung für Frauen in der Seelsorgehilfe. Zunächst ist von männlichen und weiblichen Helfenden die Rede. Tatsächlich denkt man für den Bereich der hauptamtlichen Laienhelfer erst an männliche Laienkräfte, selbst wenn sich in den verschiedenen Vereinen bereits ehrenamtliche weibliche Helferinnen in der Seelsorge verdient machen. Ein Institut für Pastoralhelfer ist geplant, scheitert allerdings an verschiedenen Ursachen.121 Zudem ist für Männer, die hauptamtlich in der Seelsorge tätig werden wollen, der Beruf des Priesters vorgesehen und in dieser Zeit des Priestermangels wird man Männer eher für ein solches Ziel bewerben wollen.

      Die Freie Vereinigung für Seelsorgehilfe nennt 1942 einen weiteren Grund für die Wahl der Frau für diesen neuen Beruf: „Die beredte Sprache der Praxis war indes mächtiger als die Theorie.“122 Während des Ersten Weltkrieges ist man schon „in verschiedenen Städten dazu übergegangen, Frauenkräfte in die pfarramtliche Verwaltungsarbeit einzustellen.“123 Zumal nennt Swoboda 1909 in seiner Publikation Großstadtseelsorge „erstmals auch ausdrücklich Frauen als Mitarbeiterinnen in der Seelsorge. Er führte in seinem Buch weiter an, daß es Frauen eigen sei, nicht nur das deutlich Ausgesprochene zu sehen, sondern auch zwischen den Zeilen mit dem Herz zu lesen.“124

      Immer mehr Pfarrer holen sich Frauen als Helferinnen für die Seelsorge in ihre Pfarreien. So zum Beispiel

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